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gefaßt, in denen fich das Wasser wieder gesammelt hat. Vor unseren Schritten plumpsen die ersten Fröschlein in das glücklich wiederge­wonnene Element. Das ist der Bruchwald. Bald unterbrechen ihn fumpfige Flächen, mit einzelnen Sträuchern darauf. Aber der Wald Schließt sich immer wieder. Wir orientieren uns und schlagen uns mit Hülfe eines Quergestells wieder nach rechts auf die Chauffee Heraus. Bald hebt sich der Weg zu einer Steinbrücke, die den breiten Schlaggraben überwölbt, der vom Havelländischen Buch zur Havel zicht. Ringsum mit Baumgruppen besetzte Wiesen, in der Ferne von Wald eingeschlossen. Einen Kilometer weiter schimmern die weißen Häuschen des Schwanenkruges durch die Bäume. Eine fried­Tich entlegene Landschaft, die nicht das leiseste Anklingen an das mahe Berlin aufkommen läßt. Im Walde stäuben ungezählte Tausende der hängenden Haselblüter und in der milden Sonne flat­ttern verfrühte Zitronenfalter. Fast fühlt man, wie die Knospen in den engen Hüllen sich strecken und dehnen.

Die Chaussee führt meilenweit weiter über Bausin nach Paaren und dann am Fehrbelliner Luch vorüber nach Fehrbellin . Wir selbst wandern auf anderen Weger nach Spandau zurück. Wenn uns dies zu wenig ist, wenden wir uns vom Schwanenkrug westlich zum ein­famen Forsthaus Dammsbrück und von hier auf schönen Waldwegen nach Finkenkrug, wo, wenn wir Glück haben, ein Vorortzug uns gerade erwartet.

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zu einer einstimmigen Entscheidung, und sie beantragte eine Ueber. weisung der Klage. Weniger tragisch waren die Zeugen in der Vers handlung gegen den Drogisten Simeon Minden, der das vertrauens, selige Publikum mit Billen beschwindelt hatte, die er unter einem bes rühmten Namen verkauft hatte. Eine Haussuchung bei Simeon hatte 10 000 000 Billen in 500 000 Schachteln zutage gefördert, und die wurden nun vor Gericht vorgelegt. Sachverständige bewiesen aber, daß sie den echten Billen nur in der Form glichen. Der Verteidiger verlangte nun, der Erfinder und Verfertiger der Originalpillen sellte der Jury sein Rezept angeben; dann würde auch sein Klient sein Rezept sagen. Natürlich weigerte sich der Erfinder, sein Ge­heimnis zu verraten, und Simeon wurde verurteilt. Oft kommt es nicht vor, daß vor Gericht Tänze aufgeführt werden; aber kürzlich fand eine solche Vorstellung vor einem New Yorker Gerichtshof statt. Miß Rosalie Sheldon klagte gegen Mr. John Raymond auf Schaden­ersaß. Er mußte bei ihrem elektrischen Tanz den Lichtapparat be­dienen, der ihr Kostüm auf der verdunkelten Bühne wie von Myriaden funkelnder Sterne übersät erscheinen ließ. Miß Sheldon behauptete, daß Raymond die Bedienung des Apparates nicht genügend fachverständig ausgeführt hätte; da er verabsäumt hatte, die Drähte zu isolieren, trat inmitten ihres Tanzes Kurz­schluß ein. Sie wurde nicht nur von dem elektrischen Strom ver­letzt, als sie den Tanz zur Probe in einem Brooklyner Theater bor­führte, sondern es wurde auch ihr Kontrakt, der ihr eine hohe Gage gesichert hätte, von der Direktion rückgängig gemacht. Um nun ihre Geschicklichkeit zu zeigen, gab Miß Sheldon den Richtern eine Vor­stellung; trotzdem wurde sie mit ihrer Klage abgewiesen und zur Tragung der Kosten verurteilt. Durch die Gerichtsverhandlung war jedoch die Aufmerksamkeit auf ihren Tanz gelenkt worden, und sie er­hielt gleich darauf ein sehr vorteilhaftes Engagement an einer be­liebten Variétébühne, so daß der Prozeß trotzdem große Vorteile für

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Humoristisches.

Ihre Sicheres Mittel. Theaterdirektor: aber man spricht Leistungen, mein Fräulein, sind ganz gut nicht von Ihnen!... Lassen Sie sich doch' mal Ihren Schmud stehlen!"

Große Ehre. Wenn unser Vorstand im Bureau sein Frühstück verzehrt, darf immer einer seinem Bugi die Wursthaut geben!" Wer muß denn das tun?"

Beethovens Arbeitsweise. Ueber die Art, wie Beethoven bei der Komposition seiner Sinfonien zu Werke ging, bringen die Grenzboten" in einem Artikel über seine Eroica " interessante Mitteilungen, denen wir folgendes entnehmen: Beethovens Arbeits­weije war ganz anders, als etwa die Mozarts, der seine Werke im Kopfe vollständig ausarbeitete und dann in einem Zuge niederschrieb. Fast wie eine Biene sammelte Beethoven seine Einfälle und notierte fie immer sofort einzeln. Er trug jederzeit einen oder zwei gefaltete fie gehabt hat. Bogen Notenpapier in der Tasche mit sich, in die er die ihm ein­fallenden musikalischen Gedanken in abgekürzter Form, in einer Art Stenographie, die für andere unleserlich war, eintrug. Wenn ihm Notenpapier einmal fehlte, so wurden wohl auch die Speisenzettel der Wirtschaften, oder was sonst gerade bei der Hand war, der Ehre teilhaftig, mit seinen Einfällen beschrieben zu werden. Zur weiteren Ausarbeitung feiner Gedanken bediente er sich gebundener Skizzen­bücher. In diese notierte er seine Entwürfe meist nur auf ein System, also in einstimmiger Notation; nur zuweilen finden sich besondere Vermerke über Harmonie, und bei Orchesterwerken über die Instrumentation. In dieser Weise sind nicht selten ganz große Teile von Kompositionen im Zusammenhang notiert. Aber solche größere Stizzen sind in der Regel erst wieder das Ergebnis einer berausgegangenen langen und mühevollen Arbeit. Das Kompo­nieren war für Beethoven keine leichte Sache, vielmehr vom Anfang bis zum Ende ein schweres Ringen. Für junge und schnellfertige Komponisten dürfte nichts lehrreicher sein, als Beethovens Stizzen­bücher zu studieren. Was dem Laien wohl am unbegreiflichsten ist, Beethoven mühte sich auch um die Erfindung der Themen. Melodien, von denen man glauben sollte, sie könnten nicht anders lauten, als wie sie dastehen, sie müßten der Eingebung einer glücklichen Stunde entsprungen sein, sind nicht selten langsam erarbeitet, haben sich aus unscheinbaren Reimen stückchenweise entwickelt. Und ebenso mühte sich Beethoven um den Aufbau im großen, tastete und suchte nicht selten lange nach einzelnen Uebergängen und Modulationen. Er entwarf und verwarf wieder, änderte und feilte an einem Werk oft monatelang, ja jahrelang. Anders ausgedrückt, Beethoven arbeitete nicht nur mit der fünstlerischen Inspiration, sondern ihr zur Seite trat wegleitend und bessernd sein hoher Kunstverstand.-

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" Ja was glauben Sie denn da wird abgewechselt!"- - Der junge Rechtsanwalt. Wie geht es Dir in Deiner jungen Praxis?" Ach, von einer hrfeig' leb' ich jetzt schon eine Woche!"- ( Fliegende Blätter ").

Notizen.

-Scheffels Ekkehard" ist vor fünfzig Jahren ers schienen. Der Nomau ist seither in 7 verschiedenen Ausgaben und 214 Auflagen in 312 000 Eremplaren verbreitet und ins Französische, Holländische und Dänische übersetzt worden.-

-Die norwegische Romanschriftstellerin Amalie Stram ist dieser Tage in Kopenhagen im Alter von 58 Jahren ge­storben. Die Neue Welt"( Jahrg. 1903) brachte ihre Erzählung Knut Tandberg".

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Die Rosentempler", eine neue Komödie von k. Seltsame Dinge vor Gericht. Ale stumme Zeugen eines Er- Rudolf Lothar ist vom Deutschen Voltstheater in eignisses, mit dem sie mehr oder weniger im Zusammenhang stehen, wien erworben worden.- werden häufig seltsame Dinge vor Gericht vorgeführt. So sollte Am 30. März erlebt Otto Borngräbers König fürzlich, wie eine englische Wochenschrift erzählt, in New York eine Friedwahn" die Uraufführung an der Dresdener Hof­Klage entschieden werden, bei der es sich darum handelte, ob Marconi bühne.- als Erfinder der drahtlosen Telegraphie das Monopol für sein System- Erfolg hatten bei der Uraufführung" Der reiche habe. Zum Beweise waren Marconi - Instrumente im Verhandlungs- Jüngling", ein vieraltiges Trauerspiel von Carl Roeßler raum und im Postamt aufgestellt worden, und eine Station für im Voltstheater zu München ; M. Schmidis Drama Der drahtlose Telegraphie wurde in Tätigkeit gezeigt. Zwischen den ungerechte Richter" auf der Hofbühne zu Braunschweig ; beiden Instrumenten lagen in weitem Abstande drei dicke Mauern Mascagnis neue Oper Amica" im Theater zu Monte und ebenso viel massive Türen. Fünfzig Sachverständige für Tele- Carlo. graphie und Elektrizität hatten sich eingefunden, und ohne die ge=

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Das Berliner , Nationaltheater" wird am 1. Juli

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- Die Vereinigung der Kunstfreunde, Berlin W., zählt gegenwärtig 16 000 Mitglieder.-

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Im griechischen Theater von Shratus soll eine Aufführung ringste Schwierigkeit gingen Depeschen hin und her. Es war dies des Sophokleischen König Dedipus" veranstaltet wohl das erste Mal, daß Instrumente für drahtlose Telegraphie an werden. einer Gerichtsstelle vorgeführt wurden. Zur richtigen Lösung eines Geheimnisses wurde vor kurzem in Amerika das Skelett eines er- ein Tingel- Tangel. mordeten jungen Mädchens, Mabel Page, den Richtern vorgezeigt; man wollte daran Klarmachen, wie dem Opfer des Verbrechens die Verwundungen beigebracht waren. Auch bei der Verhandlung gegen Miß Nan Patterson, die angeklagt war, Cäsar Young in einer Droschte ermordet zu haben, erschien ein Sfelett als stummer Zeuge, und die Aerzte erklärten der Jury, wie die Pistole abgefeuert worden war, welchen Lauf die Kugel genommen hatte, was für eine Wunde sie verursacht hatte und wie die vitalen Organe verlegt worden waren. Gleichzeitig fuhr die Droschke, in der sich die Tragödie ab­gespielt hatte, vor dem Gerichtsgebäude vor, und zwei Personen-Der große, jetzt auf der Sonne sichtbare Fled hat stellten den Vorgang realistisch dar. Trotzdem kam die Jurh nicht leinen Durchmesser von zirka 117 000 Kilometer.-

Der Kiefernbaumschwamm, der die Rotfäule der Kiefer erzeugt und das wertvolle Nutzholz in minderwertiges Brenn­holz umwandelt, verursacht, wie der" Prometheus" nach A. Möllers Erhebungen mitteilt, in den preußischen Staatsforsten jährlich min­destens einen Einnahme- Ausfall von 1161 000 m. Die größten Verluste haben die Regierungsbezirke Potsdam ( 200 000 m.) und Frankfurt a. D.( 210 000 m.).

Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.