Land erzeugt, wird im nördlichen Böhmen , im Elbethal und im Mittelgebirge gewonnen. Die Ernte beträgt hier etwa eine Million Zentner. Von den vier Hauptobstarten, die angebaut werden, haben, wie wir einem Artikel im„Praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau"(Nr. S) entnehmen, Pflaumen und Birnen die gröhte Bedeutung für das Land. Aussig ist der Mittelpunkt des böhmischen Obsthandels. Von den Pflaumen wird hauptsächlich die gewöhnliche Hauspflaume(Zwetsche) gepflanzt. Vor zwanzig Jahren wurden die Früchte fast alle gedörrt. Jetzt sind Serbien und Bosnien die Länder, die gedörrte Zwetschen exportieren, und mit denen Böhmen darin nicht konkurrieren kann. Dagegen hat es die zentrale Lage des Landes in Europa und die Verbesserung des Eisenbahntransportes mit sich gebracht, das; Böhmen frische Pflaumen in großem Matzstabe exportieren kann. Selbstverständlich aber ergibt frische Ware höhere Preise als gedörrte. Da Pflaumen leicht verderben, so werden sie nicht mehr auf dem langen Wasserwege, sondern mit der Bahn versandt. Nur nach Sachsen wird eine geringe Menge der Früchte auf der Elbe transportiert. Die Ausfuhr frischer Pflaumen bis nach England findet nur dann statt, wenn England selbst keine Pflaumen erntet, und auch in Frankreich , in Thüringen und in der Rheingegend die Ernte ausbleibt oder mätzig ist. Im anderen Falle kann Böhmen nicht konkurrieren, da die Bahnfracht bis Hamburg sehr hoch und der Weg sehr weit ist. Die Pflaumen werden in Böhmen von Ende August an exportiert, zuerst natürlich die aus günstigen warmen Lagen, zuletzt, noch im Anfang November kommen die Früchte aus dem Gebirge zum Versand. Sehr geschätzt sind die Birnen Böhmens . Am meisten angepflanzt werden die Sorten Solanerbirne(Salander), Boscs Flaschenbirne(Kaiserkrone), weitze Herbstbuttcrbirne(Beurre blanc), Liegels Winterbutterbirne(Amorette). Wohl werden auch noch verschiedene andere Sorten kultiviert, doch beschränken sich die Obstwirte mehr und mehr auf den Anbau dieser vier Sorten, indem sie dem Erfahrungssatze folgen, Satz nur wenige Sorten, im grohen gezogen, in beliebigen Mengen leicht zu verkaufen sind. Die böhmi» scheu Birnen werden fall alle in frischem Zustande exportiert. Der Transport geschieht mit Eisenbahn und in Obstkähnen. Zillen. Die letzteren können etwa 2000 Zentner bewältigen. Früher, als die Markthallen in Berlin noch nicht bestanden, und als die Eisenbahn- Verbindungen noch weniger gut waren, war der Transport in Zillen größer, heutzutage nimmt die Ausfuhr per Eisenbahn immer mehr zu. Bei schlechten Absatz werden auch Birnen gedörrt. Die Ausfuhr an Aepfeln ist in Böhmen sehr zurückgegangen. Tirol, Steiermark , die Schweiz , Deutschland und Holland haben Böhmen darin den Rang abgelaufen, da in diesem Lande die Sorten entartet sind, und neue geeignete Sorten nicht zur Anpflanzung ge- langten. Bekannt sind vonden böhmischen Apfelsorten besonders die roten Hähnchen(Jungfernapfel), die As Weihnachtsäpfel be- liebt sind. Im Gegensatz zu den Birne; werden die Aepfcl in sehr vielen Sorten angebaut. Die Händler können infolgedessen keine gleichmäßige Ware in großen Mengen bekommen, und das hindert den Absatz überhaupt. Während aber an Aepfeln immerhin noch 100 bis 120 000 Zentner im frischen und 2 bis 4000 Zentner in gedörrtem Zustande exportiert werden, beträgt die Ausfuhr an Kirschen nur etwa 10 000 Zentner. Aber natürlich ist Böhmen in- folge seines milden Klimas besonders für den Anbau von Birnen prädestiniert, derjenigen Obstart. tvelche in warmen Lagen an Güte wesentlich zunimmt.—• en. Eine Fischllberschwemmung. Eine amerikanische Zeitschrift veröffentlicht«ine Photographie, bei deren Anblick einem Angler das Wasser im Munde zusammenlaufen müßte. Sie ruft geradezu die Besorgnisse jenes Naturforschers in Erinnerung, der heraus- gerechnet hatte, daß, wenn alle Heringseier im Ozean wirklich aus- kommen und zu ausgewachsenen Fischen werden würden, es nur wenige Jahre dauern könnte, bis das Weltmeer in seiner ganzen Ausdehnung gleichmäßig von diesen Fischen erfüllt sein würde. Hier handelt es sich jedenfalls um einen tatsächlichen Fall, der übrigens lehrt, daß der Fischreichtnm eines Flusses nicht imnier ein Vorteil ist. Im nördlichen Teil von Kalifornien liegt der Klare See(Law Clear) in einer höchst malerischen Gegend. Er wird von zahlreichen Bächen und Flüssen gespeist, unter denen der Kelsey einer der wichtigsten ist. In jedem Frühjahr steigen die Fische diesen Fluß hinauf, um zu laichen, und zwar in so ungeheueren Massen, daß die Wagen, wenn sie eine Furth im Flusse durchfahren, oft die Fische unter ihren Rädern zerdrücken. Es kommt aber auch vor, daß infolge einer Dürre im Quellgebict des Kelsey die Wasser schnell fallen, und dann bleiben unzählige Fische in den großen Pfützen gefangen, in die sich der Bach auflöst. Dauert die Dürre an, so kommen die Fische ganz aufs Trockene und sterben millionenweise. Die Farmer aus der Umgebung versammeln sich dann mit Wagen, um den von der Natur gelieferten Dünger auf ihre Felder zu fahren, wo er ausgezeichneten Nutzen bringt, wie ja auch die Japaner die Fische in großem Matz- stab zu solchem Zweck benutzen. Unglücklichcrioeise sind aber die Opfer des Kelseh-Flusses so unglaublich zahlreich, daß sie nicht alle fortgeschafft werden können. Dann verpesten sie die Luft der Um- gcbung und machen die Ufer des Flusses ganz unbewohnbar. Im vorigen Jahre mußten sogar die Bewohner der Stadt Kelsey, die 1)4 Kilometer vom gleichnamigen Flusse entfernt liegt, flüchten, weil es in der Ortschaft infolge des von der Fischübcrschwemmung her- rührenden Geruches nicht auszuhalten war.— Verautwortl. Redakteur: Paul Büttner , Verlin.— Druck und Verlag: Zur Geschichte der chinesischen Papierfabrikation. Wiesner teilt in den„Sitzungsber. d. Wien . Akad. d. Wissensch.", 148. Bd., 1904, über die Materialien von vier Manuskripten ostturkestanischen bezw. tibetanischen Ursprungs mit, daß die Resultate von neuem den Beweis liefern, wie die der arabischen vorangegangene chinesische Papiererzeugung mit der Verarbeitung roher Baste dikotyler Pflanzen begann, denen bereits frühzeitig als Surrogat zerstampfte Hadern- masse zugesetzt wurde. Auch daß schon von den Chinesen zur Lcimung des Papieres Stärke zur Verwendung kam, bestätigen die neuen Untersuchungen. Es fei dabei erwähnt, daß die ersten Ver- suche, das Papier beschreibbar zu machen, darin bestanden, es mit einem Schreibgrund(Gips) zu versehen. Hierauf folgte der Ver- such, durch eine aus Flechten bereitete Gelatine das Papier zu leimen. Sodann kam die Imprägnierung des Papieres mit roher, trockener Stärke zur Anwendung(Tibet ?), daran schloß sich die Anwendung eines Gemisches von dünnem Kleister mit unveränderter Stärke, bis man erkannte, daß eS behufs Leimung am zweck- mätzigsten sei, bloß Kleister anzuwenden. Die überwiegende Mehr» zahl des alten chinesischen Papieres ist auf diese Weise beschreibbar gemacht worden. Die arabischen Papiere sind bereits durchweg mit reinem Kleister geleimt. Ein Stärkezusatz diente wohl nur zur sogenannten Füllung des Papieres. —(„Globus ".), Theater. DeutschesTheater. W i lh e l m T e kl von S ch i ll e r. — Die Aufführung bewegte sich im allgemeinen auf mittlerem Niveau, sie blieb in einigen Hauptrollen, im Aufbau der großen Rütliszene und namentlich auch in der malerisch dekorativen, für den Stimmungsreiz so wichtigen Ausstattung beträchtlich hinter der Tell- Vorstellung des Schiller-Theaters zurück. Der Attinghausen des Herrn Holthaus im Schiller-Theater war eine ganz hervorragende, tief der Erinnerung sich einprägende Leistung, der Darsteller des Tell, mochte fein Spiel auch keine besonderen Feinheiten zeigen, wirkte durch eine volkstümliche Heldenerscheinung, und die Feierlichkeit des nächtlichen Volksthings wurde durch keine trivialen Mibklänge, wie es deren im Deutschen Theater gerade in diesem Auftritt so viele gab, gestört.— Der Tell des Herrn Sommer st orff verdiente Achtung, durch den Fleiß und das Verständnis, mit dem der Schau- spieler sich in die Rolle, die ihm nach seiner Natur so wenig lag, hineingearbeitet. Der Kampf der widerstreitenden Empfindungen, als der Landvogt den Apfel vom Haupte des Knaben zu schießen gebietet, die wild ausbrechende Empörung nach dem Meisterfchuß, der Abschied von dem Knaben, das Hin und Her der wechselnden Gedankcnbilder in dem berühmten Monolog des vierten Aktes, das alles kam wohl abgerundet zum Ausdruck, bewies des Künstlers Herrschaft über seine Mittel. Aber das Knorrig-Urwüchsige des schweizerischen Volksmannes, der Grundton des Charakters, aus dem der Glaube an seine Wirklichkeit erwächst, lag außerhalb der Grenzen dieser Mittel. Die Schillernase, die schlank und geschmeidige Gestalt, eine gewisse offenbar nur mühsam verhüllte Eleganz, Dinge, die Sommerstorff als Marquis Posa so treffliche Dienste leisteten, mußten in dieser Rolle notwendig der Illusion entgegenwirken. Schlicht natürlich, voll warmer Herzlichkeit spielte Gertrud Arnold , die Gattin Tells; Paul Askonas hatte in der Rolle Attinghausens einige glückliche Momente, ebenso Herr P a e s ch k e, der für den erkrankten Geisenhöfer eingesprungen, in der Rolle des Melchthal: sympathisch skizzierte Schläger den alten Walther Fürst, in kleinen Episodenrollen zeichneten Klara Rabitow(Armgard), die Herren Arndt und Marx als vor dem Hut postiertes Söldnerpaar sich aus. Was aber im Guten dem Abende die Signatur gab und für viele der Mängel entschädigte, das war die Darstellung des Getzler durch Albert Hein«, dem Gast vom Burg-Theater, der im Herbst des Jahres in den Verband der Lindaubühne eintreten wird. Das blutlose, von vielen feinen Falten durchzogene Geficht mit der wulstig herabhängenden Unter- lippe sah wirklich lvie ein Bild des Schreckens aus; unheimlich huschte in dem flüchtigen Lächeln boshafte Schadenfreude drüber hin, und die Worte klangen hart und ehern, e:i Widerhall des Inneren, der ungebändigten, vor keinem Ffrevr' zurückscheuenden Herrschsucht.— dt. Hnmoristisches. — Vorbehalt. Lehrer:„Wie heißt denn Dein Vater?" Junge:„Mein verstorbener Vater heißt Huberl" Lehrer:„Und Dein jetziger?" Junge:„Die Mitter hat g'sagt: Wenn nix mehr dazwischen kommt. Müllerl"— — Trost.„Mein aufrichtigstes Beileid, gnädige Frauk ... Aber was hat denn Ihrem seligen Herrn Gemahl eigentlich gefehlt?" „Ach, eine schwere Lungenentzündung, Herr Medizinalrat l" „Na na,'s wird nicht so schlimm gewesen fein!"»—> — Ahnungsvoll. Kaufmann(der mit seinem Ge- schäftsfreund im Wirtshaus einen Disput hat. leise zu seiner Frau): „Sobald er„Lump" sagt— da geh'n wir, Rosalie... Ver» standen?!"—(„FlieMnde Blätter".) Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Singer LrCo.. Berlin LIV.
Ausgabe
22 (26.3.1905) 61
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten