das sich wie«ine Mauer zwischen ihn und das Binnenland stellt, zu schleudern. Ich sah diesen Ozean an mehreren Stellen. Trüb grau verlor er sich in endlose Fernen. Weiße Schaumbüschel glänzten matt in der bleichen unheiinlich drohenden Wassermasse. Aber die ganze Wut richtete sich gegen die Küste. In weiter breiter Zone am Strande hin war alles in zischender weiß schäumender hoch- schlagender Aufregung. Als wäre das Wasser zu explodierendem. schneeweißem Gischt geworden, so brauste und toste und rollte es in weiten Wogeureihen, die einander vor sich her jagten, auf das Land. Wo zwischen dem Modebad San Sebastian und den Grenzstationen Jrun und Hendahe wilde Bergfelsen kühn ins Meer hineinsteigen, da schlug es in fürchterlichen! Getöse an die unempfindlichen Stein- wände. Wo aber das Ufer flach war. da liefen die rollenden Wogen- reihen wie brodelnde Dampfmassen, wie gewaltige Rauchwirbel von Geschützsalven pfeilgeschwind hinauf aufs Land. Und ehe noch die Auflösung der vordersten Reihe erfolgen_ konnte, hatte sich mit ihr schon wieder eine neue gewaltige Woge verbunden. Weithin, nicht nur den Strand entlang, sondern auch weit ins Meer hinein war alles ein Schäumen und Wüten und Rollen und Brodeln. Aber dahinter, in graue Ferne sich verlierend, lag düster, doch an- scheinend ruhig, das weite Meer. Zwischen den erwähnten Grenzstationen mündet, aus den Pyrenäen kommend, der Bidafloa. Er bildet an seiner �Mündungs- stelle eine weite Bucht, die am linken Ufer von schönen steilen Felsen eingerahmt ist. Ich ging an dem rechten Ufer des Flufles, der auch an seiner buchtartigen Erweiterung eme sehr ansehnliche Breite besitzt, stromaufwärts dahin. Zunächst kam ich durch freundliche Ortschaften, deren Häuser mit ihren vinrteiligen Dächern, mit ihren schmalen Schornsteinen an allen vier Ecken des Daches, ihrem sauberen_ Putz und ihren hellen Fenstern wohltuend gegen die niederen Steinbauten im Innern Spaniens abstachen. Vom rieselnden Regen waren die Wege aufgeweicht. Der Boden, der aus einem schwarzen Kalkschiefer besteht, wird in der Verwitterung zu einem schmierigen Lehm. Er ist offenbar sehr fruchtbar. Die Felder, die sich in der schmalen Flußaue ausdehnten, zeigten einen guten Stand der Saat. An den Wegrändern wucherte üppig das Gras, ja es gab gar Wiesen, von denen ich am Mittelineer und im Innern Spaniens auch nicht eine zu Gesicht bekommen hatte. Kurzum, überall merkte man hier den Einfluß des Ozeans. An den Wegen und auf Rainen streckten die Weiden eben jetzt um die Wende von Februar und März, ihre Kätzchen aus den Knospen. Die Villengärten machten mit ihren Tannen und Eichen einen fast deutschen Eindruck. Freilich hier und da fehlte es in ihnen auch nicht an Cypressen und immergrünen Magnolien! Aucuba, Oleander, Kirschlorbeer, EvonymuS, Ducca, die für die Mittelmeergärtcn so charakteristisch sind, waren zwar auch hier vertreten, aber sie zeigten doch nicht das üppige Gedeihen wie dort, und sie traten hier doch mehr in den Hintergrund. Die Rebenfelder, die Olivenhaine, die Johannisbrotbäume, die Palinen, alleS das fehlte hier. Der Fluß nahm sich mit seinen hohen Bergen da drüben sehr malerisch ans. Auf dieser Seite führte ein schmaler Weg unter den Hügeln dahin, die ziemlich steil in den Fluß hinabsielen. Alles war mit einer niederen, aber dichten Vegetation von Eichenbüschen, dem gelbblühenden Stechginster, Brombeergestrüpp, Weißdorn und hohem Heidekraut bedeckt.' Zwischen diesen Sträuchern zeigten allerhand Stauden das erste Grün. An den regenfeuchten trüben Tagen war kein Tier zu sehen. Rur in den Ortschaften saßen die Spatzen im Wcidengebüsch und lärmten in gewohnter Weise. Gemächlich trotteten Ochsen vor den in Spanien und Frankreich landesüblichen zwei-' rädrigen Wagen. Auf dem Flusse fuhren lange schmale Kähne, mit Steinen beladen, dahin. Es war ein ruhiger Tag. Alles schien ge- hemmt, beladen, durchzogen zu sein von der Feuchtigkeit, die in dünnen Regenstrichen vom Himmel rieselte. Der Fluß war bis an seinen Uferrand voll dicken grünlichgelben WasserS. Die Saat, die Wiesen, glänzten von Feuchtigkeit. Ich stapfte langsam durch den grauen Schmutz des Weges und drängte mich durch das triefende Gebüsch der Berg- lehnen, behutsam, um nicht allzu naß zu werden und um nicht an den Dornen des Stechginsters, des Brombeergestrüpps und des Weiß- dorns hängen zu bleiben. Der Regen suderte weiter, mir war es aber, als käme er nicht von oben aus der Höhe, sondern als sende ihn der Ozean herein, der von hier aus nicht fichtbar war und der doch offenbar diesen Flecken Erde als ein Land betrachtete, daS ihm ganz und gar Untertan ist. kleines feiulleton. Schnecken und Mäuse. In derReuen Freien Presse" erinnert Friedrich Schütz an eine jene weniger bekannten Auf- zeichnungen, die Lessrng zur Zeit, da er als Sekretär des Generals Tancntzien in Breslau lebte, rasch aufS Papier zu werfen pflegte. Das kleine, in Dialogform gehaltene Fragment trägt die Uebcrschrift:Gespräch über Mönche und Soldaten" und lautet: .Muß man nicht erschrecken," beginnt A, wenn man bedenkt, daß wir mehr Mönche haben als Soldaten V Du willst sagen," erwidert B, daß es mehr Soldaten als Mönche gibt." A.:.Rein, nein, mehr Mönche als Soldaten. B.:Erschrecken? Warum nicht ebensowohl erschrecken, daß«S weit mehr Soldaten gibt als Mönche. In den, und jenem Lande von Europa magst Du recht haben. Aber in Europa überhaupt? Wenn der Landmann seine Saaten von Schnecken und Mäusen ver- nichtet sieht: Was ist ihn» da das Schreckliche? Daß der Schnecke» mehr sind als der Mäuse? Oder daß eS der Schnecken oder der Mäuse so viele gibt?. A.:.Das verstehe ich nicht." B.:Weil Du nicht verstehen willst. Was find den« Soldaten?" A.:.Soldaten sind Beschützer des Staates." B.:Und Mönche sind Schützer der Kirche." A.:Mit Eurer Kirche I" B.:Mit Eurem Staate l" A.:Träumst Du I Der Staat I Der Staat l Das Glück, welches der Staat jedem einzelnen Gliede in diesem Leben ge- währt!" B.:Die Seligkeit, welche die Kirche jedem Menschen nach diesem Leben verheißt I" A.:Verheißt I" B.:Gimpel! " br. Tie Allmenden und ihre Verteilung. Die Mmenden sind Reste des früher allgemein verbreiteten Gemeineigentums an Grund und Boden. Das Wort tritt zuerst in Urkunden des 12. Jahr- Hunderts(1148) auf und zwar zunächst in den allemanischen und fränkischen Gegenden. Jakob Grimm erklärt das Work als gleich- bedeutend mit Allgemcinde, andere leiten das Wort aus dem Kelti- schen ab. In der Schweiz , in Baden, Hessen , Württemberg und im Reichslande finden sich noch viele Reste der früher viel mehr ver» breiteten Allmenden. B. Ellering definiert in der neuesten Schrift über diesen Gegenstand:Die Allmenden im Großherzogtum Baden. eine historische, statistische und wirtschaftliche Studie".(Tübinger » 1902.) die Allmenden als die im Eigentume von Gemeinden be- findlichen Liegenschaften, an denen die Mitglieder dieser Gemeinden ein gemeinschaftliches oder gesondertes, zeitweises oder lebens- längliches, unentgeltliches oder belastetes Nutzungsrecht haben. Das Allmendgut ist wohl zu unterscheiden von dem Gemeindegute schlechthin. Die Allmenden bezeichnen nur einen Teil des Gemeinde« gutes, während der übrige Teil als Kämmereigut oder Kämmcrei- vermögen bezeichnet und ausschließlich für öffentliche Zwecke der Gemeinde verwendet wird. Die Allmenden umfassen Becker, Wiesen, Weiden , Krautgärten und Wald, ferner in manchen Gegenden Wein- berge. Torfgründe, Steinbrüche und Ocdland. Das Nutzungsrecht an der Weide besteht in der Berechtigung, eine gewisse Stückzahl Vieh auf dieselbe zu treiben, das Nutzungsrecht am Wald besteht in dem Bezüge von Holz, und zwar von Nutzholz zum Bauen sowie von Brennholz für Feuerungsbedürfnisse: ferner im Laubsammeln, Harz » gewinn und früher auch im sogenannten Eckerich, d. h. der Eichel- mast für die Schweine. Ucber die Anfänge des Allmendwesens sind Urkunden nicht vor» Händen, desto reichlicher ist die Zahl der aktenmäßigcn Belege über ihre Auflösung. Mit dem Wachstum der Bevölkerung und dem Bedürfnis nach intensiverer landwirtschaftlicher Produktion erschien es unwirtschaftlich, große Strecken Landes, die gemeinsam genutzter» Weiden , fast brach liegen zu lassen, anstatt sie zu kultivieren und in Aecker oder Wiesen umzuwandeln. Dazu kamen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Fortschritte der Technik im landwirt- schaftlichen Betriebe, die Stallfütterung, Anbau von Futterkräutern, wodurch diese Form der Weide mehr und mehr überflüssig wurde. Diese und ähnliche Momente, zu denen aber auch die individualistischen Theorien in der politischen Ockonomie kamen, Hielche die staatlichen Verwalttingen beeinflußten, gaben zu denGemeinheitsteilungen"' im 13. Jahrhundert Anlaß.(Gemeinheit ist in Norddeutschland die Bezeichnung für Allmende.) In Baden geschah die Teilung auf Grund einer Verordnung vom 24. Juli 181V unter alle Ortsburger nach Köpfen, wobei aber Ausnahmen nicht selten waren. Die An» teile wurden nicht zu Eigentum, sondern nur zu Genuß auf Lebens- zeit gegeben, sie vererbten sich nicht, gingen aber auf die Witwe über. Von dem Genußanteil der Witwe fiel jedoch die Hälfte zurück, wenn sie die Gemeinde- und Frondienste nicht mehr leistete. Für den Genuß wurde eine mäßige jährliche Auflage entrichtet, die nach dem Bedürfnisse der Gemeinde bis zu einer an den Wert des Ge» nusscs steigenden Summe erhöht werden konnte. Allmenden, deren Urbarmachung mit besonderen Kosten verbunden war, blieben während der ersten Jahre von der Auflage frei. Interessant ist ein urkundlicher Vertcilungsbcricht aus einer Gemeinde des jetzigen Amtsbezirks Ettenhcim, den Ellering, dem wir auch sonst folgten, wörtlich wiedergibt:Allererstlich wurde der Platz von Schultheiß und Gericht ausgesteckt, so groß man denselben wollte urbar machen, alsdann durch einen Geomete'r vermessen, in so viele Teile, als wirkliche Bürger und Witweiber sich in der Ge-i meinde nach der Anzahl befinden, nach der Vermessung alle Stticke mit Pfählen ausgepfählt: sodann ist Schultheiß und Gericht auf den Platz(gekommen); weil gemeiniglich der Platz nicht einerlei Boden, sondern teils hiervon schlecht, als hatte man zwei Klassen gemacht in Anschlag und jedesmal die Stockfelder vor ein Eigentum an dn? Bürger verlost, und gemeldet, daß zwei Anschlag auf solchen Platz in der Losung auf den guten Platz sein Los erhielte, muhte die G«- meinde mehrers bezahlen, aus den anderer Platz zahlte derselb,