Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 76. p

19]

Sonntag, den 16. April.

( Nachdruck verboten.)

Eine Pilgerfabrt.

Von Johan Bojer .

1905

Und sie ging langsam, wie im Schlaf, hinaus und begann sich die Treppen hinabzuschleppen..

XIX.

Gegen Mitternacht wanderte sie nach dem Hotel durch einen Part, in dem sie mehrere Stunden gesessen hatte. Es hatte geregnet, die Bäume erschimmerten in schwerem nassen Laub, und aus den erhigten Straßen stieg ein nasser, schweißiger Geruch auf.

Autorisierte Uebersehung von A dele Neustädter. As Regina vor dem Hause stand, in dem die ganze erste Etage von einem großen Kolonialgeschäft eingenommen wurde, blieb sie einen Augenblick stehen und sah zum zweiten Ein Artschlag hatte ihren Kopf getroffen und eine Weile Stock hinauf. Dort hingen hinter den Fenstern freundliche, hatte sie halb ohnmächtig gelegen. Aber dann raffte sie sich weiße Gardinen, und man gewahrte Blumentöpfe und wieder auf, denn sie wagte nicht liegen zu bleiben. Etwas blühende Rosen. Dort- dort hatte ihr Kind diese ganze Dunkles folgte ihr und wollte sie fassen, falls sie liegen blieb, Zeit hindurch gelebt, dort war es jetzt. Endlich sollte ihr deshalb mußte sie aufstehen. Und sie faßte sich an den Kopf Leiden aufhören- endlich! und sagte:" Dies ist vorüber. Damit war's nichts. Ja, es ist jetzt ganz vorüber- und ich muß weitergehen." Sie hatte ja noch einen Brief, es war kein Grund vorhanden, den Mut zu verlieren.

Wie eine Trunkene wankte sie die Treppen hinauf, flingelte, nahm sich gar nicht die Zeit, auszudenken, wie sie zu Werke gehen solle, fand mur, es dauere eine Ewigkeit, bis das Dienstmädchen öffnete.

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" Ist die gnädige Frau zu Hause?" ,, Nein, sie ist ausgegangen." " Ist der Herr zu Hause?" „ Nein, er ist in Christiania ."

Ein schneller Entschluß durchflog Regina:„ Da nehme ich es sofort."

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Und sie trat in den Korridor und sagte, während sie ihre Jacke auffnöpfte: Ich will auf die gnädige Frau warten." Das Mädchen führte sie in ein großes helles Zimmer, wo die Luft etwas muffig war. Aber im nächsten Augenblicke hörte sie in dem anstoßenden Zimmer eine Kinderstimme.

Regina faßte sich einen Augenblick an die Brust, als sei sie dem Zerspringen nahe. Aber in der nächsten Sekunde ftürzte sie zur Türe, öffnete sie, trat in ein großes Schlaf­zimmer, wo ein Mädchen sich an einem Tische mit Wäsche Beschäftigte, und wo ein kleines Kind, das ein Kleidchen trug, auf dem Boden herumbalancierte.

Und während sie ins Hotel geht, beginnt sie sich freudig und hoffnungsvoll über den Brief zu erregen. Uebermorgen würde sie in Ronsdalen sein, es würde nur eine herrliche Vergnügungsreise werden und dann! Schon übermorgen würde sie ihr Kind ganz bestimmt haben.

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Und sie verbringt eine neue Nacht allein in einem Hotel in einer fremden Stadt. Die Sonne geht früh auf, deshalb kann sie wohl nicht schlafen, vielleicht stören sie auch ein paar summende Fliegen, oder vielleicht denkt sie zu viel an Rons dalen. Die Haut brennt, die Augen stechen, der Hinterkopf hämmert wie nach einem Schlage, die Augenlider sinken so schwer und müde, aber die Bilder, die vorüberziehen, sind zu mannigfach und lebendig. Weshalb werden Füße und Hände so heiß?

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Wer noch seine Hände falten und sich in die Arme eines erlösenden Gebetes werfen könnte! Aber dann muß sie ja bereuen, und falls sie durch Gottes Wille die volle Vergebung ihrer Sünde durch Nichterlangung ihres Kindes erhalten soll. Das kann sie Regina starrte es an, sagte allerlei zu dem Mädchen, nicht. Nein, erst will sie dieses Kind finden, um dessenwillen beugte sich nieder und hob das Kind hoch, und begann dann sie gesündigt hat, und dann dann kann sie umkehren und plötzlich zu lachen, lachte wie eine Wahnsinnige, während sie ihre Schmerzen ausweinen. am ganzen Körper zitterte. Sie drückte das Kind vorsichtig Aber etwas Dunkles folgt ihr, es will sie packen, und um an sich und füßte es auf den Stopf, aufs Gesicht, aufs Haares in Abstand zu halten, muß sie hoffen und die glückliche und während der ganzen Zeit lachte sie krampfhaft und wild, Ueberzeugung haben, daß sie dieses Kind finden wird. Es während die Tränen rannen und rannen. Das Kind begann hält die Verfolger in Abstand. Man darf nicht zurückblicken → zu schreien. nur vorwärts, vorwärts!

Das Dienstmädchen trat jetzt heran und faßte sie am Arm: Was soll dies?" fagte sie. Sie dürfen das Kind nicht erschrecken. Geben Sie es her!"

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Und als Regina es nicht losließ, rief das Dienstmädchen erschreckt: Was wollen Sie mit dem Kinde- wer sind Sie? Sind Sie ganz verrückt?"

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Aber Regina schob fie fort und lachte weiter.

Lassen Sie mich los!" sagte sie, das ist mein Kind." " Ihr Kind! Aber sind Sie ganz von Sinnen! Geben Sie mir das Kind, hören Sie nicht, wie es sich ängstigt!"

" Ja, es ist wirklich mein Kind!" sagte Regina und be­gann mit dem Kind hin und her zu gehen.„ Sagen Sie mir, wie er heißt. Heißt er Olaf? Wenn er nicht Olaf heißt, so werde ich ihn umtaufen. Pst, pst, süßer Kleiner, mein Junge! Wie geht es Dir? Wie geht es Dir- D- D!"

Das Mädchen war jetzt fest überzeugt, eine Wahnsinnige vor sich zu haben und antwortete heftig:

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„ Er! Er ist ja gar kein Knabe. Es ist ja ein Mädchen. Sie heißt Inga."

Regina blieb plößlich stehen, stierte sie einen Augenblick an und ließ das Kind dann plöglich auf den Boden fallen. Was fagen Sie ein Mädchen! Wollen Sie mir das einreden!... Ha, ha! Sie sagen also, es sei ein Mädchen!"

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" Ja, sehen Sie doch selbst zu!-Aber in Herrgotts Namen, was wollen Sie eigentlich hier? Soll ich die Leute aus dem Geschäft herausholen?"

Und am nächsten Tage ist sie wieder auf der Reise. Während das Schiff vor Jäderen in See sticht, sitzt ste auf dem Hinterdeck und hält sich krampfhaft an einem Eisen­geländer fest. Sie bemerkt nicht, daß sie seekrank ist. Vielleicht kommt eine minder gute Nacht. Aber am nächsten Lage ist man in Bergen und dann fährt man lange Strecken innerhalb der Scheren in stillem Wasser. Es ist wirklich eine Vergnügungsreise. Die tahle dunkle Küste zieht mit tausend kleinen Inseln und Klippen vorüber, umschwärmt von See­vögeln. Senkrechte schwarze Berge erheben sich gen Himmel, hier und da erblickt man kleine Fischerhütten in einem grünen Gehege, durch das die Sonne vielleicht nie dringt, und am Fuße des Verges schaukelt ein kleines Boot am Taue.

Regina saß auf Deck, hatte eine kleine Reisemüße auf­gesetzt und den Kragen des wollenen Capes hochgeschlagen. Diese finstere Natur hauchte eine seltsame Kälte aus und er­regte unwillkürlich finstere Gedanken.

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Angenommen, Du reisest dieses Mal auch vergebens. Vermagst Du eine neue Entäuschung zu überleben?"

Der Hals schien sich zusammenzuschnüren und das Herz erschauerte.

Aber als man in die Bucht in der Richtung nach Molde glitt, brach ein flarer, heller Sommertag an, und alles er­strahlte wie in einer neuen Welt. Alle Passagiere standen am Reling und sahen sich um. Die breite Bucht lief mit lichten leichten Wellen dem freundlichen Strande zu. Die Laubhalden erfüllten die Luft mit frischem fühlen Dufte. Nein, nein," sagte Regina leise und strich sich über die Höher oben erblickte man Schneegipfel, die am strahlenden Stirn. Dann schloß sie die Augen und flüsterte: Nein, ja Himmel erglänzten. Wasserfälle strömten aus Klüften und so, es ist ein Mädchen. Entschuldigen Sie freundlichst. Ich nahmen halbe Felsen in einem Sage. Und im Talgrunde werde gehen. Es war ein- ein Mißverständnis. Verzeihen lagen reiche Ortschaften zwischen Fichten- und Laubwald. Ste! Jett will ich aehen." Dann tauchte die kleine Stadt auf. Eine Menge von Villen