ist nicht zuviel gesagt, wenn man betont, daß Deutschland sich imganzen neben diesen beiden Ländern sehen lassen kann. Die bestenBilder stammen von: Klara Behmle, Dühren. Ehrhardt, Erfurth,Gerhard, Emmh Lange, Hilsdorf, Perscheid, Raubt, Schatz, Stuck,Weimer.Oesterreich-Ungarn besitzt in Henneberg. Kühn, Spitzerdrei Künstler von ausgeprägtem Charakter. Sie alle pflegen dieschwierige Technik des Gummidrucks, in dem sie große, bildartigeEindrücke malerisch festhalten. In umfangreichen Kunstmappen istihr Werk schon gesammelt.Belgien und Frankreich stehen merkwürdig zurück, ja sieVersagen jetzt beinahe vollkommen. Eine gewisse Feinheit ist da. Aberdie Sützlichkeit des Tons, die Gegenwärtigkeit des Anekdotenhaftenstört den künstlerischen Eindruck.Noch eins verdient hervorgehoben zu werden, das Arrangement.Die ganze Ausstellung ist so übersichtlich und geschmackvoll gegliedert,daß unsere Kunstausstellungen, die immer gleich mit Tausenden vonBildern operieren und sich damit nur selbst schaden, sich daran einMuster nehmen könnten. Man geht hier hindurch und nicht eineinziges Mal ermüdet der Blick. Sachlichkeit, strengste Auswahl,Geschmack, denen man überall begegnet, machen den Besuch zu einemVergnügen, das ungewollt manch' tiefere Ueberleaung auslöst. Auchder Katalog ist in seiner Ausstattung ein Muster guter und vor-nehmer Druckart. Der Umfang ist doppelt so groß als der unsererKuustkataloge, das Papier äußerst kräftig, eine Reihe ausgewählterAbbildungen sind je nach ihren, Inhalt in besonderer Art gedruckt,die Type ist sehr schön groß und deutlich, und dennoch kostet dieserKatalog nur 50 Pf.—bL Sensationsgier. Im Pariser„Kasino" ist dieser TageMlle. Marcelle Randal mitten in einem„Todeswirbel", einer Art„looxmg the loop" mit einem Automobil, von einem Schlaganfallbetroffen worden und kurz darauf verschieden. Dieser Vorfall gibtdem„Gaulois" Anlaß zu Betrachtungen über die moderneSensationsgier. Er vergleicht unsere Zirkusschauspiele mit denZirkusspielen der alten Römer und den spanischen Stierkämpfen,die wir so gern als Barbarei verschreien. Wenn man zu einemDuell Tribünen errichten und Plätze für 25 Frank und 5 Frankverkaufte, so würde die Menge sich dazu drängen; mansieht ja bereits, wie sich Leute mit photographischen Apparatendazu einfinden. Aber wir haben ja genug Schauspiele, bei denender Zuschauer seinen Sensationshunger befriedigen kann. Früherdrängte man sich scharenweise herzu, um Löotard, den„fliegendenMann", zu sehen, der hoch oben im Zirkus mit schwindelndemSchwung von einem Trapez zum anderen mit der Leichtigkeit einesBalles flog. Seitdem ftihren viele Akrobaten dieses Kunststück aus;einige machen den Sprung in der Lust, andere lassen sichvon einer Höhe von vier Stock in das Netz fallen. Blondinwurde weltberühmt, weil er auf gespanntem Seil die Niagara-fälle überschritt. Unzählige haben dies Schauspiel genossen.das die Gemüter lange in Aufregung hielt. Man sah ihnzögern, schwanken und wieder weiterschreiten. Es wurde ge-wettet:„Fällt er.— Fällt er nicht." Er ist nie gefallen und hatsogar in einer Schubkarre einen Mann hinübergebracht. AndereLeute wollten ihn noch übertrumpfen. Ein gewisser Smith wolltein einer Tonne die Niagarafälle hinunterfahren. Tausende eiltenherbei und sahen, wie er in die Tonne ging. Dann erschien dasFaß im Strudel oben, in der Mitte und unten, und dann nichtwieder. Man durchforschte alle Sttomschnellen, ohne jenmls wiederetwas zu finden. Gewonnen hatte, wer auf den Tod gewettethatte. Ein anderer wollte die Strudel durchschwimmen, die derNiagara nach dem Fall bildet. Er Ivarf sich tapfer ins Meer, verschwand,tauchte weiterhin wieder auf, verschwand wieder und ward nie mehrgesehen. Eine Akrobatin, die in Paris austrat, hing an den Beinenund trug an einem Lederriemen, den sie zwischen den Zähnen hielt.einen Mann. Gewöhnlich trug sie in dieser Weise mit der Kraftihres Gebisies ihren Ehemann. Einmal aber mußte sie nießen, undder Mann fiel zerschmettert zu Boden. Der„Fischmensch" bliebziemlich lange unter Wasser und hielt eine brennende Zigarette imMunde. Einmal aber bekam er vor den Augen des Publikums einenSchlaganfall und ertrank in seinem Aquarium. Auch die Tierbändigerleben davon, daß die modernen Menschen so sehr Geschmack an starkenNervenerregungen finden. Wenn siedenKopf in den Rachen einesLöwenhalten, haben die Zuschauer eine Empfindung, als ob Knochen zer-malmt würden und das Gehirn herausspritzte. Das Märtyrertumder Tierbändiger ist lang, und man begreift den sagenhaften, phleg-matischen und gelangweilten Engländer, der gleichsam ein Symboldieser Sensattonsgier des Publikums war, der einem Bändigerüberall hin folgte und allen Vorstellungen beiwohnte, in der Hoff-nung, daß er eines Tages von den Tieren zerrissen würde! Undwie traurig sind die Spiele, die man für die am wenigsten gefähr-ltchen hält I In dem alten Pariser Hippodrom machten zwei eng-lische Klowns, zwei Brüder, die tollsten Possen und gefährlichstenSprünge. Plötzlich stürzte der eine zu Boden und blieb langausgestreckt auf dem Boden liegen. Der andere stürzte sich auf ihn,nef ihn, schüttelte ihn und stieß herzzerreißende Schreie aus. AlleZuschauer lachten und klatschten Beifall, die Komödie war wirklichVortrefflich gespielt. Aber der arme Spaßmacher war gestorben...D�r Unterschied zwischen unseren modernen Vergnügungen und denZtrkusspielen im alten Rom ist nicht so groß. Freilich galt damals'Nerantlvortl. Redakteur: Paul Büttner, Berlin.— Druck und Verlag:das Fest nur als bollendet, wenn es Tote gab. Heutzutage sollendie Leute nicht sterben; aber man setzt sie der Todesgefahr aus, undda die Konkurrenz auch auf diesem Gebiete sehr groß ist, muß jederbemüht sein, die Gefahr auf das höchste zu steigern, damit da?Wagnis am aufregendsten wirke...— Zitternde Familien. Dem„Neuen Wiener Tagblatt" wirbgeschrieben:„Die Biologen kämpfen einen erbitterten Kampf ans,um zu entscheiden, ob erworbene Eigenschaften sich vererben lassenoder nicht. Die Prakttker haben diese Frage längst entschieden.Sieht man doch gewisse Eigentümlichkeiten bei bestimmten Familienauftreten, die sich nur durch eine von gemeinsamen Borfahren er-erbte Disposition erklären lassen. So gibt es gichtische Familien,Familien, in denen Migräne heimisch ist, und, wie ObermedizinalratDr. Schmalz in der„Münchener medizinischen Wochenschrift" ausführt. auch„zitternde Familien". Der Laie kennt diese Erscheinungdes Zitterns lehr genau und mißt ihm eine üble Bedeutung bei. diesie gar nicht hat. Es gibt Familien, in denen beispielsweise 45Zitterer nachgewiesen werden konnten, ohne daß deshalb alle diesePersonen krank sein müffen. Es ist einfach eine Eigentümlichkeitwie die Kurzsichtigkeit oder ein schwacher Magen, die diese Zitterereinem zitternden Ahnherrn verdanken. Freilich waren die früherenAerzte der Ansicht, daß diese Ahnherren viel zu häufig und viel zutief ins GlaS geguckt haben. Auch übermäßiger Kaffeegenuß undleidenschaftliches Rauchen des Stammhalters soll die lebhasten Be-wegungen der Nachkommenschast verschuldet haben. Vernünftigerweiseschwimmt Dr. Schmalz nicht mit dem Strome der Zeit, die alleFarben und Freuden des Daseins mit Rücksicht auf ihre Gefahrenverlöschen will. Er weist darauf hin, daß in einer Zitterfamilie, dieer beobachtet hat, gerade die Nüchternheit und der geordneteLebensgang der Vorfahren besonders betont wird. Das Zitternkann eine Generation überspringen und vererbt sich in gleicher Weisedurch männliche wie durch weibliche Personen. Als Kuriosum ist zuerwähnen, daß in der einen Familie eine Zitterin der zweitenGeneration einen mit ihr nicht verwandten Mann heiratete, dergleichfalls von Jugend an geztttert hatte. Von diesem Ehepaarstammten dann noch mehrere Zittercr ab. Das Zittern beschränktsich bei den meisten auf die Hand, ist jedoch nicht bei allen Tätig-ketten gleich. So konnte ein Zitterer kein Glas halten, ohne denInhalt zu verschütten, war aber trotzdem ein guter Schütze. Aufdie Gesundheit hat das Zittern keinen weiteren Einfluß. Die Zittererkönnen jenes hohe Alter erreichen, wo sie aufhören, ein„merk-würdiger Fall" zu sein. Denn im Alter zittern die meisten Menschen.Die Erscheinung des Zitterns ist also kein Grund für die davon Be«troffenen, für ihr Leben zu zittern."—Humoristisches.— Gutes Beispiel.„Papa, was versteht man unterOptimismus?"„Wenn zum Beispiel ein Autler bei der Abfahrt„Auf Wieder-sehenl" sagt."—— Kindermund. Mama:„Seit ihrem letzten Besuche istTante Emma noch dicker geworden."Die kleine Berta:„Ja, die Tante nimmt wirklichüberhand."—— Strafe. Sommerfrischlerin(versuchend, eine Kuhzu melken, die ihr aber den Eimer umwirfts:„UndankbaresVieh, jetzt laß dich wieder von den gewöhnlichen Kuhmägdenmelken I"—(„Meggendorfer-Blätter")Notizen.— Von Heinz TovoteS neuestem Buche„Klein Jnge�erscheint in den nächsten Tagen bereits die sechste Auflage.—— Zu dem vom Verein deutscher Schriftsteller und Künstler inBöhmen„Concordia" in P r a g anläßlich der Schiller-Feiererlassenen dramatischen Preisausschreiben waren78 Stücke eingelaufen. Die Jury hat jedoch keines von ihnen denBedingungen entsprechend gefunden, weshalb von der Zuerkennungdes Preises abgesehen wurde.—— Im Nationaltheater wird während des Junieine italienische Operngesellschaft gastieren.—— In der Wiener H o f o p e r hat ein neues Ballett„ChopinS Tänze", vielen Beifall gefunden.—— Von den zur Großen Berliner Kunst aus st ellung1905 eingesandten Werken wurde nur der vierte Teil an-genommen.— Auf der Feldmark von G r ä b s ch e n bei Breslau ist einaltheidnischer Friedhof aufgedeckt worden. Bisher sindgegen 300 Grabstätten bloßgelegt. In jeder Grabstätte befinden sichmehrere Urnen, Teller, Schüsseln. Töpfe und Schalen, ferner bronzeneNadeln, Broschen und andere Schmuckgegenstände.—— Eine heitere Szene spielte sich dieser Tage bor einerPariser Strafkammer ab. Ein Rechtsanwalt, der einen Weinsälscherzu verteidigen hatte, sagte in der Verteidigungsrede pathetisch:„Nein, mein Klient hat den Wein nicht gefälscht, sein Wein ist echttDiese Rechnung hier beweist, daß er aus ftischen Trauben hergestellt ist.Diese Rechnung ist gewifsermassen die Geburtsurkunde deSWeines..."—„Haben Sie den Taufschein auch hier?" fragteder Präsident unter schallender Heiterkeit der Zuhörer."—_Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer lkCo.,BerlmSiV.