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( Fortfeßung folgt.)

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Röntgenkongreß.

I.

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Surch eine Kluft vom heutigen Abend getrennt, als wäre es genügt. Genauer ging dann Profeffor b. Leyden auf die Ver­unwirklich und unwahrscheinlich während jenes reizende wendung der Röntgenphotographie bei Wirbel- und Rüdenmarts­Mädchen, das gleich vor ihm auftauchen würde, Wirklichkeit erkrankungen ein. Hier hatten, da man es mit einem von außen war. Sie schwebte ihm vor, und er fragte sich, was eigentlich nicht zugänglichen Krankheitsfeld zu tun hat, die sonst üblichen das Hübscheste an ihr sei? Die biegiame und doch volle Ge- diagnostischen Mittel oft völlig bersagt, jest aber hat man mit einem Blick das ganze Krankheitsbild vor sich, man stalt mit dem wunderbar feinen Gliederbau, ihre Augen, deren sieht, ob man es mit einer Quetschung des Rüdenmarts sammetdunkle Sterne so weich und tief in der weißen Netzhaut zu tun hat, ob mit dem Bruch eines Rückenwirbels oder mit welcher ruhten. Ihr Wesen suchte er zu ergründen, die Bedingungen Erkrankung sonst. Charakteristisch ist, daß Professor Leyden selbst ihrer Eristenz, ihre Herkunft, Erziehung doch kaum hatte einen Patienten ein volles Jahr behandelt hatte, ohne zur Klarheit der trockene Verstand diese Fragen gestellt, als eine hastige und darüber zu kommen, woran er litt, bis endlich die Entdeckung der energische Stimme fagte: Sie ist so, wie sie ist! Wie tönnte Röntgenstrahlen zeigte, daß der Bruch eines Wirbels vorlag. Professor Grunmach, der Leiter des Röntgeninstituts der Charité, er­sie wohl anders sein? Reizend ist sie. Ihre Hand man wähnte einen weiteren Fall, in dem man eine später als Bruch der denkt, sie müßte abbrechen vom Arm, so fein ist das Gelenk, Wirbelsäule erkannte Krankheit vorher als Rheumatismus behandelt und doch wie fest ist ihr Druck! Und Friz muß einfach ver- hatte! Dieser Redner führte weiter aus, daß ein wesentlicher Vorzug rückt sein. Ein falter, gefühlloser Unmensch! Ich werde sie des Röntgenverfahrens darin liegt, daß es die Krankheiten in ihrem trösten nachher! Mit aller Kraft meiner Ueberzeugung werde ersten Stadium, wo sie also noch leichter zu heilen find, erkennen ich ihr zureden, daß sie sich losmachen soll von ihm, ihn ver- läßt, und daß es auch da noch nicht im Stiche läßt, wo das Dhr geffen, um nun was um? Um sich in mich zu verlieben? des Arztes, der durch das bekannte Hören der Geräusche im Körper Bin ich denn verrückt? Er blickte nach oben, der Kronleuchter die Diagnose vorzunehmen versucht, versagt. Freilich muß man Be­begann sich zu drehen, die Lichter flossen auseinander und dacht darauf nehmen, daß die Röntgenstrahlen in sentrechter Richtung den Körper treffen, und Professor Grunmach selbst hat einen Apparat wieder zusammen. Ihn schwindelte. Da ertönte ein Klingel- tonstruiert, der den Arzt diese senkrechte Richtung innezuhalten zeichen. Er nahm den Theaterzettel, und während er die Namen zwingt. Darnach legte Professor Soffa vom Berliner orthopädi­durchlas, atmete er bebend und erwartungsvoll, schen Universitäts- Institut dar, daß man zur Feststellung angeborener Knöcheldeformationen nicht versäumen dürfe, die Entwicklung auch der normalen Knochen durch zahlreiche Röntgenaufnahmen zu studieren, weil man nur so zu Vergleichsbeobachtungen kommen fönne. Von den mittels der Röntgendurchstrahlung genauer studierten Knochenmißbildungen find wohl besonders erwähnenswert die bekannten und oft vorkommenden X- und O- Beine; man weiß jett, an welcher Körperstelle die Heilung dieser Deformationen anzusehen hat. Professor Hoffa hatte auch Gelegenheit, den be­Vom Sonntag, den 30. April, bis zum Mittwoch, den 3. Mai, tanntlich fünstlich verfrüppelten Fuß der Chinesinnen mit Röntgen­tagt in der Berliner Ressource, Oranienburgerstr . 18, ein von der licht zu photographieren; in einem hiesigen Zirkus traten mehrere Berliner Röntgenvereinigung zur Feier des zehnjährigen Bekannt- Chinesinnen im Alter von 10 bis 35 Jahren, deren Füße die seins der Röntgenstrahlen einberufener, nicht nur aus Deutschland , Einwirkung der Fußschnürung in verschiedenen Stadien zeigte, sondern auch vom Auslande, ja selbst von Amerika reichbeschickter auf. Die vorgeführten Diapositive und Projektionsbilder Kongreß von Technikern, Praktikern und Forschern auf dem Gebiet ließen erkennen, daß bei dieser Fußschnürung sämtliche in der Röntgenlichtkunde. Mit dem Kongreß ist auch eine Ausstellung Betracht kommenden Knochen statt, wie normal ist, horizontal verbunden. Der Eröffnung des Kongresses am Sonntag wohnte zu wachsen, senkrecht nach unten zu wachsen. In dieser zum allgemeinen Bedauern der zahlreich Versammelten der gefeierte Weise erfahren Ballen, Mittelfußknochen, Zehen eine ungehörige Ent­Entdecker Wilhelm Konrad Röntgen, der seine folgenreiche Entwickelung, und man sah mit Erstaunen, daß die Zehen bis zur Sohle deckung im Dezember 1895 in Würzburg machte, jezt an der des Fußes gewachsen waren, so daß es unbegreiflich ist, wie die Münchener Universität als Professor der Physik wirkt, nicht bei; Chinesinnen mit einem so deformierten Fuß überhaupt nur trippeln man mußte fich begnügen, statt der ihm persönlich zugedachten tönnen. Man muß sofort daran denken, daß auch bei unseren Damen Ehrungen ihm ein Huldigungstelegramm zu senden. Der das fortgesetzte Tragen des Korsetts die Brustwvirbel und namentlich Borfizende der Berliner Röntgenvereinigung, Profeffor Eberlein, die Rippen zu ähnlichen Deformationen führen muß. Dr. Len­gab in feiner Eröffnungsrede eine gedrängte historische Uebersicht harz und Dr. Kißling aus Hamburg besprachen einen recht über die Entwickelung der Röntgentechnik und ihrer Anwendung auf interessanten Fall, in dem die durch Röntgendurchleuchtung festgestellte die praktische Medizin. Unter dem Drange der Notwendigkeit und Diagnose es ermöglicht hatte, einen Kranten völlig zu heilen, bei angespornt von den Forderungen der Aerzte wurde die ursprünglich dem nach einander fünf brandige, schwere Erkrankungen der Lungen einfache Röntgenröhre so vervollkommnet, daß sie heute einen feinen aufgetreten waren. Die Projektionsbilder zeigten die verschiedenen Krant­Apparat darstellt, mittels dessen die feinsten krankhaften Verände heitsstadien sowie das Bild des schließlich völlig wiederhergestellten, rungen im menschlichen und tierischen Körper schnell und mühelos arbeitsfähigen Mannes. Prof. Miller, der Vorsteher des zahn­erkannt und im photographischen Bilde festgehalten werden. Natürlich ärztlichen Instituts der Berliner Universität, führte ebenfalls mit wurden auch andere praktische Verwendungen der X- Strahlen, wie Projektionsbildern Erkrankungen der Zähne vor, die nun mittels fie der bescheidene Röntgen nannte, aufgefunden: Die Durchforschung Röntgenlicht erkannt werden können: Gewisse Wurzelentzündungen, fonst undurchsichtiger Rohstoffe auf ihre Güte, die Unterscheidung die, wenn einmal erkannt, durch Wurzelresektion leicht zu beheben zwischen echten Stoffen und Nachahmungen sind hier an erster Stelle find, ungünstig gelagerte Weisheitszähne, die durch benachbarte Zähne zu nennen. Aber das Hauptanwendungsgebiet bildet doch stets der am Durchbrechen gehindert sind und nicht selten zu tödlichen Blut­lebende Körper. Nun stellte sich bald heraus, daß durch die vergiftungen Anlaß gaben, die aber jetzt leicht zu heben und zu er Einwirkung der Röntgenstrahlen diesen Namen hatte Professor trahieren find, Neubildungen im Bahninnern, die zu sehr schmerzhaften Röllider in Würzburg der neuen Lichtart in der denk- Neuralgien führten, jezt aber einer leichten Behandlung unter­würdigen Sikung des physikalisch medizinischen Vereins in liegen. Aber alle diese schönen Wirkungen der Röntgenstrahlen, die Würzburg am 23. Januar 1896 gegeben das bestrahlte den Menschen die gräßlichen Zahnschmerzen zu lindern berufen und lebende Gewebe selbst tiefgreifende Veränderungen erfährt. Das geeignet sind, können den Berlinern nicht zugänglich gemacht werden hatte zweierlei Folgen. Erstens mußten Vorkehrungen getroffen denn im Berliner zahnärztlichen Institut hat man keinen Raum werden, um die mit dem Röntgenlicht arbeitenden Aerzte und die für einen Röntgenapparat! seiner Einwirkung unterstellten Patienten vor schädlichen Wirkungen zu schützen, und zweitens machte man den Versuch, ob man vielleicht Eine große Reihe der übrigen Vorträge behandelte Einzelfälle durch diese Wirkung der Strahlen frante Gewebeteile so zerstören bon Krankheiten, die durch Röntgenbestrahlung in ganz spezieller fönnte, daß als Effekt eine Heilung resultiert. Beides gelang in Weise studiert werden konnten, die aber nur interesse für Aerzte überraschender Weise, und man braucht sich also heute nicht mehr haben; darunter sind freilich sehr wichtige Neuerungen, so die Ent­vor Verbrennungen durch Röntgenstrahlen zu fürchten, hat aber fernung von Fremdkörpern aus dem menschlichen Körper, chirurgische andererseits viele unangenehme Hautfrankheiten, die früher nicht zu Behandlung von schweren Lungen und Nierenerkrankungen. All­heilen waren, geheilt, ja sogar oberflächlich gelegene Krebsgeschwüre gemeines Interesse hat wohl der Vortrag des Dr. Ludloff aus beseitigt. Königsberg über Verlegungen der Lendenwirbelsäule und des Kreuz­Der erste Verhandlungstag, der Montag, war sowohl in der beins und ihre Erkennung durch Röntgenphotographie. Diese Ver­Vormittags wie in der Nachmittagssigung mit Vorträgen überlegungen treten mit besonderer Häufigkeit bei gewissen Arbeiter­die Anwendung der Röntgenstrahlen zu diagnostischen Zweden aus- fategorien auf, man lonnte fie früher unter feinen Umständen gefüllt, während in einer Abendsigung interessante Demonstrationen diagnostizieren und hielt die Patienten deshalb für Simulanten. Jezt borgeführt wurden. Als erster Redner gab Professor v. Leyden ist das ganz anders geworden; man weiß, daß es hier sich um eine eine leberficht über das Anwendungsgebiet der neuen Untersuchungs- ernste Erkrankung handelt, und der Patient fann nicht nur geheilt methode. Für sie kommen hauptsächlich die Krankheiten der Lungen, werden, sondern kommt auch in Genuß des Krankengeldes. des Herzens, der großen Blutgefäße, des Magens und seiner einzelnen Teile in Betracht. Die Leberkrankheiten lonnte man im allgemeinen auch ohne Röntgenlicht genügend erforschen, nur die in ihrem Gebiet fich bildenden Gallensteine fonnten besser erkannt, namentlich fonnte ficher festgestellt werden, ob im Einzelfall zu ihrer Beseitigung ein sativer Eingriff nötig ist, oder ob die unblutige Behandlung

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Prof. Eberlein von der Berliner tierärztlichen Hochschule be richtete über die Anwendung des Röntgenlichtes in der Tiermedizin. Bei Tieren ist in einer gewissen Hinsicht die objektive Sichtbar­machung noch wichtiger als bei Menschen, denn Menschen können dem Arzt doch auf die gestellten Fragen Bescheid geben und ihr Be­finden beschreiben, Tiere aber sind dazu nicht imstande. Man muß