Besireben hat, die Okerfläche deS StrahenkörperZ eben zu gestalten, fie auszuglätten. Die derart hergestellten Ströhen besitzen eine glatte, este, gleichförmige Oberfläche ohne jegliche Möglichkeit der Staub- mtwickelung. Man hat es hier wohl mit einem passenden Material mr Stratzenbefestigung zu tun, das in seiner Einfachheit den Technikern willkommen sein wird.—(„Globus ".) Theater. s. s. Freie Volksbühne: Metropol- Theater, Hedda Gabler ", Schauspiel in vier Aufzügen von Henrik �bsen.— Was bei diesem Stück besonders auffällt, das ist die Geschlossenheit der Szenenführung. Der Dialog ist natürlich und doch voll zwingender Konzentration. Nichts zerfahrenes, keine allzu kleinliche Naturnachahmung, die höhere Wahrheit des Lebens ist darin. Diese Gestalten, der gutmütig-dumme Privatdozent Tesman, der immer um seine Karriere sorgt und dennoch ein gutes Herz hat, der berechnende Streber Gerichtsrat Brack, die gute Familientante, die Mutterstelle an Tesman vertrat, der sorglos sein Leben weg- »verfende Lövborg, der an der Seite einer sorgenden Frau Besinnung gewinnt, endlich Hedda Gabler selbst, die in sich wie einen Stachel die Ueberflüssigkeit ihres Standes fühlt, aber nicht die Kraft hat, selbst etwas zu sein— dies alles sind Typen. Typen, denen man immer wieder begegnet. Dennoch geht ihnen nicht die packende Lebenswahrheit ab. Sie sind auf die Fühe gestellt als lebende Menschen, als Einzelpersönlichkeiten, die ihr Schicksal, das in sie gelegt ist, vollenden. Besonders fein ist die über allem schwebende Ironie, die dem Dichter gestattet, seine Personen so objektiv zu sehen, daß sie eigent- lich über Sympathie und Antipathie stehen. Sie ziehen an uns vorbei. Der Vorhang hebt sich, und wenn das Stück vorüber ist, haben wir in ein Leben hineingesehen, dessen absolute Notwendig- keit uns einleuchtet. Diese Kühle und Ferne der Betrachtung ist m unserer heutigen Zeit gerade unter den dramatischen Dichtern von erheblichem Wert. Leicht lassen sie sich dazu verführen, das Schicksal ihrer Menschen zu tragisch zu nehmen, so daß wir eine Distanz zwischen Geschehen und Fiibl-,, finden. Hier ist Tragik und doch eisige Ruhe. Ibsen sieht eben de.- Beruf des Dichters nicht darin, mitzu« klagen, sondern zu ergründen. Und darum sind diese Studien nach dem Leben geradezu bewunderungswürdig. Mit wenig Strichen setzt er einen Charakter hin. Er läßt frühere Geschehnisse halb- verhüllt. Er schöpft nicht die Tiefen allzupedantisch aus. Aus Licht und Schatten setzt sich dieses plastische Bild zusammen. Eine grinimige Kritik ist in Ibsens Stücken. Hedda Gabler ist Generalstochter. Ihr Stand ist Tradition. Sie findet nicht den Weg zu eigenen: Sein, selbständiger Taten. Solche Personen, Typen einer absterbenden Kultur, bringen Unglück, da sie ab- geschnitten sind von der Vergangenheit und den Zusammenhang mit der Gegenwart und der Zukunft nicht mehr finden kömren. Darum ist ihre einzige Hülfe das Machtbewußtsein. Sie spielen mit allem Ernsten und stürzen sich schließlich selbst voller Verzweiflung ihrem Ende entgegen. Bei Hedda ist dieses Schicksal noch komplizierter, weil sie Weib ist. Ihr brennender Ehrgeiz, ihre nur in Flackerfeuer sich verzehrende Tatkraft geht unter. Sie ist zur Untätigkeit ver« dämmt, als Anhängerin einer alten Zeit. Das einzige, was noch zu ihren Gunsten spricht, ist die klare Erkenntnis dieser ihrer kulturellen Ueberflüssigkeit, so daß sie sich schließlich den Tod gibt. Die Aufführung war fast in allen Teilen befriedigend. Die Schauspieler verstanden es, das Typische der Gestalten mit persön- kichcn Niiancen zu umkleiden und zu bereichern. Gerade Ibsen stellt ' ja dem darstellenden Künstler große Aufgaben, da er nicht mit klein« lichen Angaben den Charakter beschwert. Der Höhepunkt lag im dritten Akt, der sich zu beinahe antiker Größe erhob in dem Moment, ols Lövborg zusammenbricht. Noch ein Schritt weiter, noch ein wenig Lebensfreude mehr, dann wären die Gestalten noch fteier geworden, und man würde an Shakespeare denken können.— Musik. Die Eröffnung eines neuen Berliner Opernunternehmens, der Wolzogen-Oper, war das Ereignis des vorgestrigen Abends (Montag). Die Vorstellung bestand aus drei unterhaltenden Stücken. Das dritte war eine Dankrede des Direktors, dem das Publikum mit entsprechender Bereitwilligkeit entgegengekommen war. Wenn wir diese Rede unterhaltlich nennen, so sei dadurch nicht verkannt, daß sie aufs beste ernst gemeint war. Emst von Wolzogen will der Stadt eine Komische Oper geben und will dabei die Operette aus ihrer jetzigen Versumpfung herausretten. Dazu kam ein Appell an die Nachsicht, da ja vorerst nur Versuche gemacht werden könnten usw. Wer da weiß, von wie vielerlei fremdartigen Einwirkungen eine Theaterleitung abhängig ist, wird dem nur lebhast zustimmen und das neue Unternehmen soweit fteudig begrüßen. Es ist aber doch merkwürdig, daß gerade die Hauptsache des ersten Abends und seine hauptsächlichste Uuvollkommenheit nicht etwa ein fremdartiges Un- glück, sondern echt Wolzogensch waren. Die angebliche komische Oper„Die Bäder von Lucca" kann als eine„Erlösung der Operette" höchstens in Einzelheiten bezeichnet werden. Im übrigen ist dieses Bühnenstück eine Aneinanderreihung von Stückchen, welche die Descendenz aus dem Ueberbrettl nicht verleugnen. Das Thema lag in dem zweiten Bande der„Reisebilder" von Heinrich Heine vor: ein Ursprung, der einer wirklichen dramatur- gischen Kraft bedurft hätte, um diese Wahl zn rechtfertigen. Die «erantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin . Druck und Verlas: Musik stammt von dem. noch neulich charakterisierten. Bogumll Z e p l e r. ES finden sich in ihr manche nicht belanglose Leistungen, namentlich auf dem Gebiet einer lustigen Polyphonie. Im übrigen geht es so althergebracht zu. daß der örtliche Geist des Thalia« Theaters ebenso wenig endgültig überwunden war, wie die innere Ausstattung des Hauses durch die jetzige Renovierung. Dagegen darf das erste Stückchen, mit welchem das ganze Unter- nehmen eröffnet wurde, als ein recht glücklicher Griff bezeichnet werden. Das„UrteildesMidas".ein Festspiel des Klassikers Wieland, behandelt einen Sangesstreit zwischen den Gottheiten Pan und Apollo. Der vielgeschäftige König Midas ist Richter und erteilt dem Pan für seine gewürzte naturalistische Kunst den Kranz, während Apollon mit seiner andersartigen ernsten Kunst zurückstehen muß. Apollon rächt sich dadurch, daß er dem Midas zwei lange Ohren wachsen läßt. Das Publikum merkte natürlich nicht, daß es mit seiner kühlen Aufnahme dieses Werkes und seiner lebhafteren Be- grüßung des Pan. wollte sagen, des Werkes von Wolzogen und Zepler, selber König MidaS spielte. Die Musik zu jenem Einatter stammt von einem, seit längerem in Fachkreisen wohl angesehenen, jungen Berliner Komponisten. Hans Hermann. Sie ist von einer auffallenden Vornehmheit und Reichhalttgkeit im einzelnen, und namentlich die Ouvertüre ver- dient volle Beachtung. Man darf nur nicht von allen alles ver- langen. Auch Hermann erhebt sich nicht etwa zu irgend welchen großen Höhepunkten, und eine besondere Fähigkeit zum Humor, der gerade hier am Platze sein würde, scheint ihm abzugehen.— Wäre alles, was uns an jener Stätte bevorsteht, wenigstens von der Künstlerschast jenes Komponisten gettagen, so würden wir allerdings hoffen dürfen, einer befferen Blüte der heiteren Theatermusik ent- gegenzugehen. Die Direktion hat im ganzen ein vorzügliches Personal zu- sammengebracht, und namentlich die Gesangsleistungen waren weit besser, als auf dem gewöhnlichen Operettenniveau. Es würde zu- viel sein, die Namen aller Beteiligten zu nennen, und einige heraus- reifen heißt doch nur wieder, das schon begünsttgte noch einmal egünstigen. Trotzdem ist es wohl keine Ungerechtigkeit, wenn wir die Trägerin zweier Hauptrollen, Thekla Hanig, besonders rühmend hervorheben. Das zweite Stück scheint geradezu einer Person zuliebe geschrieben zu sein: der Frau Direttor. Elsa Laura v. Wolzogen spielte und sang eine originelle Tänzerin mit einigen originellen Kunstgriffen und mit einer anerkennenswerten Bemühung, etlvas ganzes zu geben. Möglich, daß sich die Künst- lerin unter derartigen günstigen Umständen besser entwickeln wird, als es so vielen unter ungünstigen möglich ist. Alles in allem: das neue Unternehmen soll um so fteudiger begrüßt werden, als ja in solchen Fällen die Ungunst des Publikums das künstlerische Niveau drücken, seine Gunst es erhöhen kann.— so. Humoristisches. — Keine Menschen. In einer Hotelpension kommt eine Gräfin mit dem Wirt in Streit. „Gnädige verzeihen," sagt der höfliche Mann,„aber ich muß für Ansprüche aller Art vorbereitet sein. Zu mir kommen so viele Menschen..." „Wir sind keine Menschen," schnaubt ihn die Gräfin ent- rüstet an.— — Beruhigung. Mann(zu seiner Frau, die in einer „Othello "-Vorftellung nach der Erwürgung der Desdemona weint): „Beruhige Dich, sie hätte schließlich ja doch nur Mischlinge zur Welt gebracht."—(„Jugend.") Notizen. — D i e Dramen Liliencrons, im 14. Band seiner sämt- lichen Werke vereinigt und vom Dichter nochmals durchgefeilt, beenden die bei Schuster u. Loeffler erschienene Gesamtsausgabe seines Schaffens. Der Band umfaßt fünf Bühnenwerke, von denen vier bereits erschienen waren, das letzte jedoch hier zum erstenmal im' Druck vorliegt. Es ist ein„Drama aus den Kolonien"; betitelt „Pokahontas ": seine Heldin ist eine Indianerin. Das Werk war ursprünglich für Hugo Wolf als Operndichtung angelegt.— — Lothar Schmidts neue Komödie„Die Lebenden" ist vom Lu st spielhaus erworben worden.— —„Salome ", die neue Oper von Richard Strauß , wird Anfang Oktober am Dresdener Hoftheater die Urauf- führung erleben.— — Eine Opern- und Operettenschule errichtet das Zentraltheater. Aufnahmemeldungen täglich von 12—2 Uhr im Theaterbureau Alte Jakobstr. 30.— — Das Anzengruber-Denkmalist vorgestern in W i e n enthüllt worden. Es ist ein Werk von Hans Scherpe.— t. Ein neuer Ausbruch des Kilauea . Der Vulkan Kilauea auf den Hawai -Jnseln ist, wie die New Dorker„Science " erfährt, nach einer Ruhezeit von dreizehn Jahren von neuem tättg geworden. Schon in der letzten Febmarwoche erschienen frische Lava- ströme, die durch ein leichtes Erdbeben angekündigt wurden. Mitte März berichtete das„Vulkanhaus", von dem aus die Beobachtung des Vulkan? geleitet wird, daß sich ein großer Lavasee gebildet hätte, und daß ein schweres Gerumpel und häufige Explosionen daS Bevor- stehen eines neuen Ausbruches anzeigten.— Vorwärts Vuchdruckerei u.VcrlagzaMalt Paul Singer.Berlin S.W.
Ausgabe
22 (3.5.1905) 86
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten