und durch das ganze Zimmer trudelten; die beiden Gymnasiastenließen die Schularbeiten, Erna brach ihre Cernyschen Etüden miteinem schrillen Mißakkord ab, selbst die Köchin kam herbeigelaufen.noch mit dem Handtuch und einer halbnassen Terrine in der Hand.»Nu seht Euch mal die Bescherung anl"Des Vaters Augen flammten, und sein Gesicht war braunrot.Die Mutter und die anderen stießen fast gemeinsam einen Ruf derEntrüstung aus.Es war in der Tat„eine Bescherung", Die Divandecke, vom.Sofa gerissen und durch die ganze Stube geschleift, hatte sich umeinen Nippestisch gewickelt und ihn umgerissen; die kostbare Vase lagin Scherben, der schone Rosenstrauß, der darin gestanden, war ge-knickt und entblättert, auf dem hellen Smyrnateppich aber hatte dasWasser einen großen dunklen Fleck gezeichnet."„Das war Manne," sagte Erna, nachdem, sich der erste Schreckgelegt. Sie sagte es in einem Ton. daß es ebensogut heißen konnte:„Na, gebt Euch drein l"Der Vater warf ihr einen vernichtenden Blick zu:„Jawohl, daswar Manne; ja, das war sie mal wieder. Eure elende Töle! Woist es denn überhaupt, das Vieh? Komm mal her— du verdammterKöter I"Der Zorn übermannte ihm. Er griff nach dem Lineal auf demSchreibtisch und wandte sich nach dem Wohnzimmer; aber da erhobsich plötzlich eine Mauer— sechs Hände streckten sich ihm entgegen,ein Zetergeschrei brach los:„Ach nein, nicht hauen, Papal Du darfst Manne nicht hauen!"„Oskar, Du rührst mir den Hund nicht an! Du wirst immergleich so grob..„Gar nicht grob genug werden kann man! Solche Töle, solcheelende!"„Oskar, Deine Roheiten..„Papa, das ist ja empörend! Das arme, kleine Tierl"„Papachen, ach Papachen, laß doch man Manne zehn!"„Max, bring den Hund weg, damit er ihn nicht kriegt!"Max hatte den Gedanken der Mutter offenbar schon erratenbevor sie ihn ausgesprochen: aus dem entferntesten Teil der Wohnunghörte man seine angstvolle Stimme schrillen:„Manne, Männchen,Teckclchenl Herrchen will hauen! Komm doch, Teckelchcnl"„Papachen, Papachen I" Hans umklammerte des Vaters Knie.Der Vater schlenderte das Lineal auf den Schreibtisch zurückund warf sich in einen Sessel...„Dann macht meinetwegen, was Ihr wollt. Ihr seid ja ver-rückt mit Eurer Töle!"„Unsere Töle? Das ist Deine auch,.''„Jawohl... ja— al"„Wer hat ihn denn ins Haus gebracht. Du oder ich?"„Und wer kann sich nicht von ihm trennen, Ihr oder ich?"„Jawohl, D u könntest es natürlich, Du wärst so roh,'n Hundwegzugeben, den man lieb hatl"„Wenn das Schandvieh alles verdirbt und kaput macht!Vorige Woche zerkratzt es die Betten, gestern knabbert es die Türenan, heute die Vase und die Decken— aber jetzt kommt er raus!..„Jawohl, jetzt kommt er raus!" Die Augen der Mutter be-gcmnen gleichfalls zu sprühen:„Er soll auch raus, schon bloß, um ihn vor Deinen Roheitenzu schützen."„Meine Roheiten— ist gut!" Der Vater lachte krampfhast.Erna schrie auf:„Rein. Mama, Männe darf nicht weg! Wenn meinMännechen wegkommt, dann sterbe ich.".Sie preßte das Taschentuch vor's Gesicht.»Verrückt bistel" sagte der Vater wütend.„Oskar, nun brutalisiere uns auch noch, wie Du den armenHund brutalisieren willst."Die Mutter schlug die Hände zusammen.„Was kann dennüberhaupt das Tier dafür? Solch armes Tier tut nur, wie es klugist. Wer hat denn die Salontür aufgelassen, daß er reinkam? Daswar doch wieder das Schaf, die Auguste."„Wer, ich? Die Köchin stemmte in ihrer Entrüstung die Händeso hastig in die Seiten, daß die Terrine auf den Fußboden kollerteund in hundert Scherben sprang.„Und nun- schlagen Sie auch noch meine Terrine kaputt, SieGans!" Die Mutter machte eine Bewegung, als wollte sie ihr insGesicht springen.„Meine echte Terrine! Ach meine echte Terrine!Die werden Sie ja bezahlen... Sie, Sie niederträchtige Pute..„Nanu? Am Ende auch noch ausschimpfen?" Das Mädchenreckte sich:„Schimpfen Se doch Ihre olle Precktöle, die mit ihreKommodenbeenel Der Herr hat ganz recht..."„Was? Sie wollen sich hier auf den Herrn berufen? Sie,,,Sie... Oskar, was hast Du denn mit dem Frauenzimmer?,,.Oskar I? Du..."�„Aber Maricchen!" Der Vater hielt sich die Ohren zu.„Dasist ja zum Verrücktwerden I"„Jawoll," brummte die Köchin.„Auguste, ich verbitte mir Ihre Frechheiten! Ich..." Siekam nicht weiter. Aus der Nebenstube drang plötzlich ein jämmer-liches Geheule. Max kam herbeigestürmt mit allen Zeichen höchstenEntsetzens:„Mam— rnoo... Mam— maa.... wo ist der— derManne? Uh... hu... hu! Der Männe... ist ja... weg!"„Um Himmels,,, was?" Sie stürzten alle wie elektrisiert aufden Jungen zu.„Der Männe ist Weg-I"Um Gottes willen, nein... der Hund.,, er wird dochnicht...?" Auch der Vater sprang auf.„Manne!" schrie Erna und stürzte davon, kam aber scbon nachwenigen Sekunden mit wildem Schlugen zurück:„Männe istweg.._. natürlich... die Auguste hat die Korridortüre aufgelassen!Uh, Männe, mein... Männe...' Sie warf sich, von einem Wein»krampf geschüttelt, auf den Divan. Die Jungens stimmten ein.Der Vater griff nach seinem Hut:„Aber, dann doch man schnellweg... suchen!... Was heult Ihr denn herum, hier, rasch!...rasch!. So was können Sie auch nur, Sie Gans." Er gabdem Mädchen, das ihm nicht schnell genug Platz machte, einen Schubs.daß sie an den Ofen flogAuguste schrie auf.„Aber dies is ja doll! Ooch noch hauenlassen, um son Biest! Ick zeije Ihnen an! Sie... det derfenSie nich..."„Halten Sie's Maul! Sie... sonst bekommen Sie noch eine."Die Mutter nahm Sie am Arm und schubste sie in die Küche hinaus,„Einem den Hund weglaufen zu lassen, unfern guten Hund—-unfern!" Sie schluchzte.„Mama," wimmerte Erna,„wer weiß, wo er hinkommt, an,Ende wird er geschlachtet!"„Manne!" heulten die Jungens in den herzzerreißendstenTönen.„Manne!,.. Manne!„.."«Auf der Straße und auf dem Hofe ist er nicht." Der Vaterkam wieder herauf und warf den Hut auf den Tisch, er sah aus, alswollte er selber weinen.„Wer weiß, wo der ist."„Vielleicht hat ihn schon'n Auwmobil gerädert."„Oder der Schindcu hat ihn..."„Nein, nein, den stehlen sich Hundediebe, der wird gc-schlachtet.,."„Vor allen Dingen werden wir ihn annoncieren," sagte derVater.„So, ich schreibe gleich die Annonce: Ein gelber, schöner undliebenswürdiger Teckel, auf den Namen Männe hörend, ist ent-laufen... Es kann auch an die Litfaßsäulen: Wie viel Belohnungbieten wir? Ich beule, fünfzig Mark."„Ja, ja; fünfzig Mark. Aber paßt mal auf, wir kriegen ihnnicht wieder." Die Mutter begann zu weinen.„So hübsch undlieb, wie er war..„So drollig," schluchzte Erna.«Ja, unser Männe, unser Teckelchenl" Der Vater seufzte schwerund stützte den Kopf in die Hand. Dann horcht er plötzlich auf:„Aber hört doch mal, da..„Ja, hört doch mal!" Alle Köpfe flogen in die Höhe.„Da blafft ja Männe!"„Er kratzt an der Korridortür!"„Manne!... Manne!... Unser lieber Manne!"Im Triumph, auf seinen eigenen Armen, trug Papa den Hundin den Salon.„Du Racker! Du Ausreißerl"„Wie kannst Du den fortlaufen, Du Schlinget?"„Wenn sie Dich nun geschlachtet hätten?"„Aber diese Nacht schläfst Du bei mir," jauchzte Erna.„Nein, bei uns," schrien die Jungen.„Als ob der überhaupt wo anders im Bett bleibt als wie beiVätern," lachte Mama glückselig.„Wo bist Du denn bloß gewesen, Männe?"„Wo wird er'n gewesen sein," brummte Auguste, die mitWischtuch und Besen hereinkam.„Bei seine Braut in de dritteEtage. Der und Werners Mops, dett wird ja ne Sorte werden!"„Auguste, jetzt seien Sie aber mal endlich still und führen Sienicht solche Reden vor den Kindern."Der Vater warf ihr einen verweisenden Blick zu:„Hier habenSie überhaupt dreißig Pfennige, holen Sie ein Ende Leberwurstfür Männe— weil der liebe Kerl bloß wieder da ist!"—en. Eigentümliche Blitze. Ein Gewitter erzwingt sich schon dieAusinerksainkeit jedes Menschen, der nicht gerade fest schläft odersehr emsig beschäftigt ist. Dennoch ist es nicht leicht, wirklicheBeobachtungen dabei zu machen, namentlich bezüglich der Blitze, daman die Zeit nach dein Orte ihres Erscheinens nie mit Sicherheitvoraussehen kann. Aus dem gleichen Grunde ist auch das Studiumder Blitze mittels der Photographie von Zufälligkeiten abhängig.So komint es, daß unsere Kenntnis über die verschiedenen Eigen»schasten der elektrische» Entladungen in der Atmosphäre noch einerVermehrung bedarf. Manche Blitze, besonders die von großerHelligkeit, scheinen eine gewisse Zeit stehen zu bleiben und erst all«mählickj zu verlöschen. Sehr häufig ist dieses Phänomen nichtgerade sichtbar. Jin allgemeinen zeigt es sich nach sehr glänzen den Linien-blitzen. Man sieht dann ans dem dunkelen Hintergrunde des Himmelsein Bild des Blitzes selbst, der genau die Stelle einnimmt, wo dieserniedergezuckt ist. Die Farbe des Blitzes ist ein grünliches oder rot-lichcs Gelb und verliert sehr rasch ihren Glanz. Man könnteglauben, daß diese Erscheinung lediglich eine Art von Augentäuschungsei, ein nachhaltiger Eindruck des plötzlichen Lichts auf die Netzhaut desAuges. Touchet, der über diesbezügliche Beobachtungen jetztandie PariserAkademie der Wissenschaften berichtcl hat, versichert jedoch, daß demnicht so sei. indem er das Nachbild auf der Netzhaut neben demNachglanz des Blitzes selbst hat unterscheiden können. Da? Nach»leuchten eines Bliyes kann ein bis zwei Sekunden dauern undtreffend mit dem Schweif eines Meteors, mit dem einer Rakete oder