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Aus der Pflanzenwelt.

lk. Wolfs mil ch. Von den Nainen und Bahndämmen, von Wald- und Wiesenrändern grüßen uns jetzt allenthalben grüne fuß­hohe Büsche mit weithin leuchtenden gelben Dolden; die Zypressen­Wolfsmilch. Jedes Kind kennt die Pflanze und vor allem ihre Eigenschaft, bei der geringsten Verlegung weißen Milchsaft austreten zu lassen, der als giftig etwas übermäßig gefürchtet wird. Schmale lange Blätter besetzen die Stengel, bis sie sich plötzlich in einen dolden­artigen Blütenstand auflösen. Jeder der Stiele trägt am Ende zwei breite rundliche Blättchen von gelber Farbe. dann teilt sich der Stiel in weitere Blütenträger, die abermals von ähnlichen gelben Blättchen gestützt werden. Diese Blättchen sind umgewandte Laubblätter, die die fehlenden Blumenblätter ersetzen und dem ganzen Blütenstande durch die vereinte Fernwirkung ihrer gelben Farbe den Eindruck einer großen Plume verschaffen. Derartige Blüteneinrichtungen, die in ihrer Wirkung natürlich auf Insekten berechnet sind, nennt der Botaniker Schau- Apparate. Innerhalb der letzten dieser farbigen Schaublättchen stehen die eigentlichen Blüten, klein und unscheinbar, doch auffallend gebaut und mit eigentümlich halbmondförmigen An­hängseln. Der Milchsaft durchzieht die Pflanze in langen verzweigten Röhren, die keine Scheidewände haben; jede Röhre stellt daher eine einzige berästelte Riesenzelle dar. Die Milchröhren zwängen sich überall zwischen die benachbarten Gewebe ein, so daß man sie schon mit den Fäden eines Pilzes verglichen hat, der einen fremden Or­ganismus überfällt. Der Milchsaft selbst ist eine sogenannte Emulsion, ähnlich wie die echte tierische Milch, nämlich ein Gemenge von Tröpfchen und Körperchen, die in einer wässerigen Grund­flüssigkeit schweben. Es finden sich im Milchsaft u. a. Salze, Eiweiß­förper, Zucker, bei der Wolfsmilch auch Stärke förner. Wie der Jn­halt, so wechselt auch die Farbe des Milchsaftes bei verschiedenen Pflanzen; so ist er bei dem bekannten Schöllkraut unserer Zäune und Hecken gelb wie die Blüten dieser Pflanze. Man benutzt den Saft der Wolfsmilch zum Beizen von Warzen; das Kraut schmeckt sehr gut den bunten Raupen des Wolfsmilchsschwärmers.

geheuer gewachsen; sie bilden nun förmliche Kolonien von Lebewesen, behaglicher fühlen, als im Dunkeln. Wenn man nun aber statt der bie sich zusehends vermehren. Wir töten nun ein fleinstes dieser Sonnenstrahlen Röntgenstrahlen in die eine Hälfte des Kastens fallen Organismen durch Hike, machen es durch einen Farbstoff deutlicher läßt, so bleibt diese für uns eben so dunkel wie die andere, von der fichtbar, und dann sehen wir, daß diese scheinbar sc harmlosen Flecken überhaupt jede Art von uns bisher bekannt gewordenen Lichtstrahlen aus einer ungeheueren Anzahl von Mikroben bestanden, die zum sorgfältig ferngehalten wurde. Werden dann aber in den so vor­großen Teil ungefährlich, zum großen Teil aber auch höchst gefährlich bereiteten Kasten Fliegen hineingebracht, so versammeln sie sich eben­find. Und nun gehen wir weiter hinter einer Dame her, deren lange so prompt in dem von den Röntgenstrahlen getroffenen Raum, wie Schleppe den Boden fegt. An einem solchen Batterienfänger haften fie sich vorher in den von Sonnenstrahlen beleuchteten Teil des immer sehr viele Mikroben; wir machen also zunächst einmal den Kastens begeben hatten. Dafür scheint teine andere Erklärung zu Rock teimfrei, um zu beobachten, was er während eines einzigen existieren als die, daß dem Fliegenauge die Röntgenstrahlen ebenso turzen Ganges alles auflesen wird. Eine Kleinigkeit des vom Kleid sichtbar sind, wie uns die Sonnenstrahlen. mitgenommenen Staubes legen wir dann wieder unter die Lupe, und nun sehen wir Mikro- Organismen von der Art des Diplococcus" und finden solche Bazillen, die Tuberkulose erregen und auf die Straße durch die üble Angewohnheit des Spuckens gelangt sind. Diese unheimlichen Wesen liegen nun auf der Straße, und sie lauern nur darauf, um in die Lunge von Personen zu gelangen, die für die Krankheit eine leichte Disposition haben und nun der schrecklichen Krankheit verfallen sind. Ganz ähnlich diesen Mikroben sind auch bie Keime, die die jetzt so viele Opfer fordernde Genicstarre hervor rufen. Wir gelangen nun nach dem großen Mittelpunkt des Londoner Lebens, der St. Pauls- Kathedrale. Wird die Gottlosigkeit dieser Bazillen so weit gehen, daß sie auch in die heiligen Mauern der Kirche einzudringen wagen? Wir nehmen etwas Staub von einer der Bänke im Schiff. Aber ach, wir begegnen auch hier unserem alten Bekannten, dem Diplococcus" und wir stoßen noch außerdem auf Lange Fäden, die wir allmählich als aus lauter fleinen Stäbchen bestehend erkennen. Diese Stäbchen sind die eigentlichen Bazillen", und diese hier gefundenen sind ziemlich harmlos. Aber gleich an einem anderen Staubteilchen sehen wir den Bazillus" Anthracis ", den Milzbrandbazillus, dann den Tuberkel-, den Diphtheriebazillus. Also auch in der Kathedrale tein Frieden vor diesen unheimlichen Batterien! Nun nehmen wir noch etwas Staub von einem der eisernen Löwen am Grabe Wellingtons. Wiederum finden wir die Sonderbaren Stäbchen, wenn auch von verschiedener Form, und unter Suchen sie. Wir färben sie, und nachdem wir sie deutlich gesehen, Seben wir sie einer scharfen Säure aus, die sie wieder bleicht. Nur bie Tuberkelbazillen behalten ihre Farbe. Doch deshalb, weil wir überall Tuberkelbazillen finden, brauchen wir uns noch nicht zu be­unruhigen, denn einmal bermag der Bazillus nur auf prädisponierte Menschen einzuwirken, und dann gelangt er nicht gleich in die Lunge. Doch nun ist es Zeit zum Lund , geworden; wir begeben uns in ein Cith- Restaurant, und während wir auf das Essen warten, sehen wir uns einmal eine Tischdecke an. Dem bloßen Auge erscheint sie fehr sauber, aber das Mikroskop entdeckt Dinge auf ihr, die wir uns nicht hätten träumen lassen. Auf der glatten Platte sehen wir nun unendlich viele kleine runde Kugeln, die Toccen", eine der einfachsten Formen unter allen Mikroben. Die meisten unter ihnen sind freilich harmlos, aber unter der wimmelnden Ünmenge bemerken wir doch immerhin drei Krankheitserreger. Das könnte uns wohl den Appetit zum Lunch verderber., aber wir müssen uns mit dem Ge­danken trösten, daß auch auf dem Anzug des Kellners Millionen bon fleinsten Lebewesen sind, und daß etwa ein frisch gewaschenes Tischtuch die Möglichkeit einer Ansammlung von Coccen" nur noch erhöhen würde. Wir fliehen also vor den Bazillen und steigen in ein Coupé erster Klasse der Stadtbahn. Sind wir nun unsere Feinde Los? Aber feineswegs! Wir untersuchen die Polster, und wir be­gegnen hier dem furchtbarsten Feinde, der wir bis jetzt noch nicht angetroffen. Es ist der Staphylococcus pyogenes Aureus ", und er bringt allerlei Arten von Geschwüren und Abscessen hervor, setzt fich in geringfügigen Wunden fest und richtet dort großes Unheil an. Doch kommt dieser Bazillus nur selten vor, und er schien sich gerade die Stille eines Coupés erster Klasse ausgesucht zu haben. Damit tvollen wir aber auch die kurze und so ergebnisreiche Jagd nach Bazillen beenden, die wir während eines einzigen Tages unter­nommen haben. Wir haben wenigstens zehn ganz verschiedene Arten von Bakterien kennen gelernt; nicht alle find gefährlich, einige sogar nüblich, und die ganz großen Feinde der Menschheit sind doch nur gering. Diese Mikroben sind eigentlich nun Wesen, die auf der niedrigsten vegetativen Stufe stehen. Nur ihre Tätigkeit entschuldigt es, wenn man von ihnen wie von Tieren spricht."

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Technisches.

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Die Blätter werden aus

t. Aluminiumpapier wird seit einiger Zeit in Deutsch land angefertigt und für die Benutzung an Stelle des alten Stanniol empfohlen. Es handelt sich nicht um das sogenannte Blattaluminium, sondern um wirkliches Papier, das mit Aluminiumpulver überzogen wird und besonders günstige Eigenschaften für die Haltbarkeit von Nahrungsmitteln besigen soll, zu deren Einwicklung es benutzt wird. Chemische Untersuchungen haben gezeigt, daß das Aluminiumpapier nur wenig fremde Stoffe enthält, mnr zuweilen bis 2 v. H. Eisen, Arsenik oder giftige Metalle sind nicht darin enthalten. Daraus geht hervor, daß die zur Herstellung des Papiers benutten Aluminiumpulver verhältnismäßig rein sind und nur zuweilen Tonerde enthalten. Der Grundstoff ist ein künstliches Pergament, das durch Behandlung von Papier mit Schwefelsäure erhalten wird. gebreitet und auf der einen Seite mit einer dünnen Schicht einer Lösung von Harz in Alkohol oder Aether versehen. Die Verdunstung wird durch einen Luftstrom beschleunigt und dann das Papier er wärmt, bis sich das Harz wieder etwas erweicht hat. Dann wird das Aluminiumpulber aufgestreut und das Ganze unter starken Druck gebracht, damit das Pulver auf dem Papier festgepreßt wird. Der so geschaffene metallische Ueberzug wird weder von der Luft noch von fettigen Körpern angegriffen. Das Aluminiumpapier ist weit billiger als Stanniol und wird lezterem jedenfalls ein sehr ernster Nebenbuhler werden, wenn es nicht brüchig ist und wenn es den Flächen der Gegenstände, zu deren Packung es benutzt werden soll, genau folgt.

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Humoristisches.

In der Religionsstunde. Lehrer: Was weißt Schüler: Der hat Sprüch gemacht, Herr Lehrer. "-

u. Röntgenstrahlen und Insekten. Die Röntgenstrahlen sind dem menschlichen Auge direkt nicht wahrnehmbar, und gerade darum, weil fie dies nicht sind, machte es ja so ein gewaltiges Aufsehen, als die merkwürdigen und in ihrer Wirkung so vielfach nützlichen Strahlen uns durch indirekte Methoden erkennbar gemacht wurden. Aber hier zeigt sich wieder, daß in gewisser Hinsicht die Leistungsfähigkeit unferer Sinnesorgane von derjenigen relativ niedrig stehender Tiere Du vom König Salomon?" Bekanntlich gibt es Infekten, die instande sind, übertroffen wird. Töne zu hören, die wegen ihrer schrillen Höhe uns Menschen un­bemerkbar sind; so scheint es auch, daß Insekten, vielleicht nicht Kindermund. Der Vater bringt eine Elektrifiermaschine alle, wohl aber gewisse Insektenarten die Röntgenstrahlen ganz mit nach Hause, um sie den Kindern zu zeigen. Er erklärt dieselbe ebenso wahrnehmen, wie Sonnenstrahlen. Wenn man nämlich Fliegen und schließlich sagt er: Sehet, Kinder, jetzt ist der Strom start ge­in einen Raften bringt, der zur Hälfte durch direkt einfallendes nug, den größten Ochsen tot zu schlagen 1" Da schreit die Kleinste ( Jugend".) Sonnen oder gutes Lampenlicht beleuchtet, zur anderen Hälfte entsetzt: Papa, Papa, greif' nicht hin!" aber dunkel gehalten wird, so begeben sich sämtliche Fliegen sofort in den beleuchteten Teil des Kastens. Daran ist an sich nichts auf­fallendes, denn es ist auch sonst bekannt, daß Fliegen sich im Licht Verantwortl. Redakteur: Franz Rehbein , Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 28. Mai.