428

Wenn die Suppe wirklich etwas bitter ist, fo liegt's am Spargel Uebrigens ist fie gar nicht bitter."

Na, denn nicht. Aber Deine Zunge ist bitter, Lotte. Lotte antwortete nicht. Dann sah sie den entsetzten Blick des Gatten auf die Hühner gerichtet. Die gefallen Dir natürlich auch nicht, trohdem Du noch feinen Biffen gekostet hast, wie?"

Er fah fie besorgt an. Sag' mal, Lotte, bist Du farbenblind?" Wieso?" Das flang drohend. " Du hast mir ein braunes Huhn versprochen. Aber was ich dort sehe, scheinen ungerupfte Raben zu sein der Farbe nach." Emil!" Lotte warf den Löffel hin. Aber sieh doch selbst!"

-

Gewiß, fie find dunkler als gewöhnlich. Aber ich liebe das Knusprige. Es kann ja auch einmal nach meinem Geschmack gehen."

" Sicher! Bloß-", er tranchierte einen der Vögel, daß Du für Holzkohle schwärmst er zupfte etwas aus dem Rumpf für Holzkohle mit gebratenen Bettfedern-"

Emil!" Ein wütendes Schluchzen auf ihrer, ein krampfhaftes Würgen auf feiner Seite.

Na, laß nur," tröstete er dann, ich werd mich am Spargel schadlos halten. Donnerwetter!" Er zog etwas Langes und Bähes aus den Zähnen. Du haft den Spargel zu schälen vergessen.

Lotte."

"

Schälen? Spargel schälen?" Lottens Gesicht flammte. Was soll man denn nicht noch an einem so furzen Vormittag machen? Da!" Sie schob ihm oftentativ den Salatteller hin." Ich bin wirklich neugierig, was Du daran auszuschen findest. Denn finden wirst Du natürlich etwas."

Nicht wahr? Man könnte wirklich beinahe mißtrauisch werden. Aber der Salat ist gut-"

Also doch!" Ein triumphierender Blic.

" Ja. Aber es wäre beffer, wenn Du ihn ohne Kies gemacht hättest. Der Salat muß nämlich gewaschen werden, liebes Kind. Er fnirscht dann nicht so ztoischen den Zähnen."

-

" Emil!" Lotte war aufgesprungen. Du bist impertinent! Ja, impertinent geradezu!" Ein Schluchzen. Wie wild habe ich ge­arbeitet, und nun tommt so ein Mann pfui pfui! Du solltest nur wissen, wo mir der Kopf steht!" " Ja," sagte der Unerbittliche, das möchte ich gern wissen. Aber weine man nicht, Lottchen. Gib mir schnell meine obligate Tasse Raffee"- er sah nach der Uhr ich komme heute wirklich zu spät ins Bureau." Kaffee? Kaffee willst Du auch noch? Ja, meinst Du denn, ich kann heren?"

-

Nee, das meine ich nicht. Lotte."

-

Uebrigens geht's auch so. Adieu, " Mir springt der Kopf!" Lotte warf sich auf die Chaiselongue. Die Tränen lösten die schwarzen Spuren im Gesicht auf und tränkten das weiße Taschentuch.

Als Anna um acht Uhr heim fam, fagte fie nur: Na ja." Dann fegte sie die Scherben fort, scheuerte die innen angebrannte Bratpfanne und wusch das Geschirr abbis fo gegen Mitternacht. Zwischendurch legte sie der gnädigen Frau falte Stom­pressen um den Kopf.

-

-

das Herz des Toten; er ließ es öffnen und etwas von dem Blut in eine Teetasse laufen. worauf er die Tasse austrant! Zwei andere Man­darinen folgten seinem Beispiel, aber die übrigen dankten.

Gesundheitspflege.

-

ie. Eine Warnung vor Borsalbe. Daß die viel­benutzte und sonst als harmlos bekannte Borsalbe nicht immer un­gefährlich ist, lehrt ein von Dr. Dopfer in der Münchener Medizi nischen Wochenschrift" beschriebener Fall. Eine Frau hatte ihrem zweijährigen Kinde durch Uebergießen mit heißer Milch eine Brand­wunde am rechten Unterarm zugefügt und wünschte vom Arzt zur schnelleren Heilung eine Brandfalbe". Es wurde die gewöhnliche Borsalbe verordnet, die sich bisher immer auch bei Verbrennungen gut bewährt hatte. Es sollte täglich einmal ein mit der Salbe bestrichenes Stück Leinwand auf die Wunde gelegt werden. Nach wenigen Tagen wurde der Arzt zu dem Kinde gerufen, da es nach Gebrauch der Salbe am ganzen Körper einen scharlachartigen Aus­schlag bekommen hätte und schwer frant wäre. Die Untersuchung lehrte, daß die Brandwunde eine Ausdehnung von 12 Zentimeter Länge und 3 Zentimeter Breite besaß und sich vom Handgelenk nach dem Ellbogen hinzog. Ihr Aussehen war durchaus nicht bösartig. Dagegen war mit Ausnahme des Kopfes der ganze Körper mit einem scharlachähnlichen Ausschlag bedeckt, der an Händen und Füßen eine bläulichschwarze Verfärbung zeigte. Der Arzt bemerkte sofort, daß das Kind nicht mehr zu retten war. Die Erkundigung ergab, daß der Ausschlag bald nach Auflegen der Salbe aufgetreten war und zwar zuerst am Rücken und an den Oberschenkeln. Dann hatten fich Erbrechen und Durchfall eingestellt und weiterhin ein schneller Ver­fall der Kräfte. Erscheinungen von Vergiftung durch Borsäure bei äußerem Gebrauch sind sehr selten tödlich ausgegangen, doch steht der berichtete Fall nicht ganz einzig da, und daher sollte, auch die gewöhnliche Borfalbe, die man ohne ärztliche Verordnung in jeder Apotheke erhalten kann, namentlich bei frischen Brandwunden von größerer Ausdehnung besonders bei Kindern lieber nicht verwandt

werden.

Humoristisches.

Rentner, früheren Schweinemezger, der beim Kavalier- Rennen Das Kennzeichen Komitee Mitglied( zu einem auch seine Pferde starten lassen will): Bedauere, dieses Rennen ist nur für Kavaliere offen!"

nig!"

Rentner: Ja was bin denn nacha ich? Jch tu' ja auch

-

Einst und jetzt. Sie fommen vom Herrn Direktor, Herr Doktor! Jit er frank?" ,, Nichts von Bedeutung! Ich habe ihm eine Reise nach Kairo   verordnet!" Nach Kairo  ? Der Mann scheint viel Geld zu haben-!" Natürlich! Früher pflegte ich ihm für dieselbe Krankheit Brausepulver zu verschreiben!"

ein

Bestrafte Bigbegierde. Dame: Sagen Sie' mal, wie heißt dem das nette Dörfchen da unten?" Bauer: Hinterhackthicklberg!"

Dame: Woher kommt wohl der merkwürdige Name?" Bauer: Jez' so dumm hat mi' aber no' niemand Fliegende Blätter.  ") g'fragt!"

Notizen.

- Der Ertrag der Werke Gottfried Kellers   fällt zu gleichen Zeilen dem Züricher   Hochschulfonds und der eidgenössischen Winkelried- Stiftung zu. Letztes Jahr bezifferte sich der unter diese beiden Stiftungen zu verteilende Betrag auf 57 788 Frank, davon rithren 2172 grant aus der Ausgabe des Briefwechsels Gottfried Kellers   mit Storm her.

Von der Milde der Machthaber. Aus Schangai, Ende April, wird der Frankfurter Zeitung  " berichtet: Die North China Daily News" bringt aus Kueilin, der Hauptstadt der Provinz Kuangfi, folgende Mitteilung: Vor einiger Zeit gelang es den Regierungstruppen, eine größere Abteilung von Rebellen bei dem Orte Tichongtu zu zerstreuen. Zwei Führer der Empörer kamen dabei um, was für sie ein sehr gnädiges Geschick war, denn einen dritten Häuptling, namens Luh, der gefangen genommen wurde, erwartete ein schreckliches Los. Der Generalgouverneur Tsen hatte sich zu dieser Zeit gerade mit einem gewaltigen Gefolge auf den Weg nach Wutfchou gemacht; doch als man ihm die Ge­fangennahme des lange gesuchten Luh meldete, ließ er seine ganze Kavaltade sogleich umkehren, weil er die Hinrichtung des Häupt­lings selbst leiten wollte. Der Gefangene wurde erst für eine Weile in einem engen Käfig eingesperrt gehalten. Dann führte man ihn auf einen weiten öffentlichen Blab, wo schon alle in der Stadt an­wesenden Mandarinen sowie Zehntausende von anderen Leuten des blutigen Schauspiels harrten. Dies bestand nicht in einer ge­wöhnlichen Hinrichtung, sondern der Generalgouverneur hatte an­geordnet, daß an dem Unglücklichen der sogenannte Cingtschih" zu vollstrecken sei. Wörtlich überscht bedeutet das Berhaden in zehn tausend Stücke". Auf der Ahnentafel des Berurteilten wurde ein­getragen, daß die strenge Strafe als Sühne für die durch die Empörung umgekommenen vielen Menschen dienen solle. Für deren Seelen befahl der Generalgouverneur allen Priestern in sämtlichen Tempeln der Stadt sieben Tage lang zu beten. Es ist unnötig, auf die grausigen Einzelheiten der Hinrichtung einzugehen, wobei dem c. Die Zwerge, die der Forschungsreisende Harrison aus dem Verurteilten ein Glied nach dem andern abgeschlagen wurde. Trotzentralafrikanischen Urwald mitbringt, find bereits in dem entrang sich ihm kein Schrei, sondern er ertrug die Qualen England angelangt.

-

Das von Luise Dumont   und Gustav Lindemann   gegründete Düsseldorfer Schauspielhaus soll am 14. Oftober mit einem Drama des Engländers Stephan Phillips eröffnet werden. Uebersetzer des Stückes ist Paul Ernst  , der Dramaturg des Theaters.

-

Der Schnurrbart  ", Operette in drei Aften von Georg Verö, wird die nächste Neuheit des Neuen tönig­lichen Operntheaters sein.

-

In München   wurde am Donnerstag die 9. inter nationale Kunstausstellung im Glaspalast eröffnet. Der Katalog weist 2300 Nummern auf, von denen 1680 auf Gemälde und Aquarelle entfallen.

-

standhaft und mit erhobenem Haupte, bis auch dieses selbst fiel. hl. In London   wurden dieser Tage für eine Orchidee Der Anblick der langsamen Hinrichtung war so schauerlich, daß fich 18 812 Mart gezahlt. Als die Pflanze in diesem Frühling blühte, manche Zuschauer abwenden mußten, was bei Chinesen mit ihrer hatte sie Blumen und Kelchblätter mit einer reichen, Leuchtenden robusten Empfindung wahrlich etwas fagen will. Schließlich roten Farbe, die in den Kelchblättern durch einen schmalen weißen brachten die henter dem Generalgouverneur Streifen geteilt war.

-

Verantwortl. Redakteur: Franz Rehbein  , Berlin  ,-Drud u. Verlag: Bortvärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.