Oberseiten fehlen. Der Filz und die Umrollung der Blätter, die der Wotmiiker in dieser Form und Art Rollblätter nennt, schützen die Spaltöffnungen vor Nässe in ausgezeichneter Weise. Tauchen lvir n innlich einen Zweig ins Waffer, so bleiben die Unterseiten unbenctzt und die vom Filz und der Umrollung zurückgehaltene Luftschicht er- glänzt unter Wasser wie Quecksilber. Zahlreiche Moorpflanzen haben solche Rollblätter, so die Moosbeere, die Gränke. auch unser Heide- kraut, dann die alpinen Rhododendren oder Alpenrosen, mit denen unser Mottcnkraut sogar recht nahe Verlvandt ist. Der Schutz, den die Rollblätter den Spaltöffnungen gewähren, haben die betreffenden Pflanzen sehr nötig. Feuchter Dunst lagert über den Mooren, wie Aber alpinen Höhen lange Zeiträume hindurch, und er würde in kurzer Zeit die Pflanzen und ihre Atemborrichtungen durchnässen, wenn die Nollblätter ihnen nicht ausgezeichnete Dienste leisteten. Sobald einmal die Sonne durchbricht und der Nebel zerreißt, sind die Spaltöffnungen sofort wieder dienstbereit.— — Die Zunahme der Blitzgefahr in Deutschland . Im Elektro- technischen Verein machte Dr. O. Steffens von der Deutschen See- warte in Hamburg in längerem Vortrage Mitteilung von den Er- gebnissen seiner sich auf das gesamte Deutschland erstreckenden Unter- suchungen über die Blitzgefahr, welche sich den das Königreich Baheru betreffenden Arbeiten W. v. Bezolds anschließen. Vor allem hat sich der Vortragende den beiden Hauptfragen zugewandt, welche Unterschiede in der Blitzgefahr, d. h. in der Gefährdung des einzelnen Gebäudes, die verschiedenen Gegenden aufweisen, und ferner wie es sich mit der Gefährdung der Baulichkeiten in einem längeren Zeit- räum(betrachtet wurden die Jahre von 1354— 1901) verhält. Was die erstere Frage betrifft, so erwies sich die bisherige Kenntnis über das Maß der Blitzgcfahr in den einzelnen Teilen Deutschlands völlig unzureichend, sogar zum Teil irreführend. Man war bisher genötigt, sich bei der Beurteilung der fraglichen Verhältnisse an eine von dem Direktor Kästner der öffentlichen Fcucrverstchcrungsanstalten ent- worfene Karte der geographischen Verteilung der Blitzschläge, welche zu Schadenersatz führten, zu halten. Auf Grund dieser Karte gc- langte man vielfach zu irrtümlichen Ansichten, indem mau übersah, daß ganz selbstverständlich die meisten Blitzschäden überall dort ent- stehen müssen, wo die meisten Gebäude zu finden sind, also z. B. im Königreich Sachsen und in der Provinz Westfalen , wo die starke Rauchentwickelung für die zahlreichen Blitzschäden verantwortlich gemacht wurde. In Wahrheit sind jedoch die zahlreichen Gebäude, welche in diesen Industriezentren vorhanden sind, die Ursache für die unverhältnismäßig große Zahl von Blitzschäden. Man muß des- halb stets die Zahl der in einem Lande vorhandenen Gebäude in Betracht ziehen. Hierbei ergab sich, daß die ganze nördliche Zone Deutschlands annähernd gleich stark durch Blitze gefährdet ist, in- dem in Oldenburg , Hannover , Mecklenburg , Schleswig-Holstein , Pommern , Ost- und Westpreußen vor. je 1 Million Gebäuden etwa 350 jährlich vom Blitze getroffen werden. Weniger gefährdet als Norddeutschland ist die mittlere Zone, am geringsten Süddeutschlaich. Baden, Württemberg, Bayern und Hessen sind alle merklich gleich stark, jedoch nur halb so stark gefährdet wie Norddeutschland. Als Ursache dieser Erscheinung läßt sich unter anderem die nach Süden zunehmende Bodenerhebung anführen. Ferner ist die Gefahr der Gebäude, vom Blitze getroffen zu werden, in dem untersuchten Zeitraum der letzten 50 Jahre keines- Wegs stets die gleiche geblieben. Vielmehr Zeigten sich eigentümliche, gesetzmäßige Schwankungen von OVbjähriger Tauer, so daß es fort- dauernd wellenartig auf- und abgeht. Dieser wellenartige Verlauf zeigt merkwürdige Beziehungen zu der jelvciligen Zahl der Sonnen- flecken, welche die Entladungen zwischen Wellen und Erdoberfläche in bestimmter Weise zu beeinflussen scheint. Weiterhin zeigt sich, daß sich die ganze Wellenlinie innerhalb des betrachteten 50jährigen Zeitraumes immer mehr anhebt, so daß eine anhaltende Zunahme der Gefahr zu konstatieren ivar. Von 1850 bis 1360 kamen jährlich auf je eine Million Gebäude in Deutschland 90 Fälle von Blitz- schäden vor. Diese wuchsen allmählich— von Jahrzehnt zu Jahr- zehnt gerechnet— auf 116, 189, 254 und schließlich auf 318 Fälle an. Die Ursachen dieser hochinteressanten, auch in wirtschaftlicher Hinsicht wichtigen Erscheinung sind noch wenig aufgeklärt. Alle bis- herigen Erklärungsversuche für diese schon früher für einzelne Teile Teutschlands nachgewiesene Tatsache erwiesen sich als nicht stichhaltig. Dagegen mehren sich die Anzeichen, daß die Ursachen in atmosphä- rischcn Bedingungen zu suchen sind.—(„Techn. Rundschau.") en. Auf der Platiujagd. Von allen im großen Maßstab benutzten Metallen ist das Platin jetzt das kostbarste geworden. Physik und Chemie und die mit ihnen in Zusammenhang stehenden Industrien haben ihren Verbrauch an Platin derart gesteigert, daß man von einer wahren Platinnot zu sprechen berechtigt ist. Der Umstand, daß die einzigen ertragreichen Platinminen auf russischem Boden, nämlich im Ural , gelegen find, spricht nicht dafür, daß die Ausbeute in nächster Zeit eine größere werden wird. Es liegt daher nicht nur im besonderen, sondern auch im allgemeinen Interesse, wenn jetzt die LandeZuntcrsuchung der Vereinigten Staaten beschlossen hat, über die nutzbaren Schätze von Platin innerhalb ihres Gebietes eine Art von Inventar aufnehmen zu lassen. Um zu einem ver- wertbarcn Ergebnis zu gelangen, ist der Vorschlag gemacht worden, von allen Plätzen, wo das Vorkommen von Platin durch frühere Ver- Verantwortl. Redakteur: Franz Rehbein , Berlin.— Druck u. Verlag: suche bekannt geworden ist, Proben von Erz und Sand einzufordern und zu prüfen. Die Proben sollen planmäßigen Experimenten unter» warfen werden, und man hofft umsomehr auf einen Erfolg, als sich! dabei nicht nur die besten Mittel zur Gewinnung des Platins an den verschiedenen dafür in Frage kommenden Stellen, sondern auch die Möglichkeiten der Abscheidung anderer wichtiger Metalle ergeben werden, z. B von Gold, Zirkon, Iridium , Ruthenium usw., die mit dem Platin gemeinschaftlich vorzukommen pflegen. Unter diesen Umständen würde der Platinbergbau durch die Nebenerzeugnisse möglicherweise auch dann noch lohnend fein, wenn er sich für sich allein nicht halten könnte. Zunächst wird die geologische Landes- Untersuchung alle Besitzer von Erzminen zur Einsendung von Proben ihrer Erze auffordern und dabei sicher Entgegenkommen finden, weil der Nachweis von Platin den Eigentümern der betreffenden Stellen nur Vorteil bringen kann. Nach den bisherigen Kenntnissen findet sich Platin innerhalb der Vereinigten Staaten in Kalifornien . Oregon , Idaho , Montana , Wyoming , Carolina, Georgia , Pennsyl- vanien, New Dork und in Alaska , außerdem ist es aus Canada , Mexiko . Mittelamenka und Südamerika angezeigt worden.— Astronomisches. — Die photographierten Marskanäle. Der „Franks. Z." wird geschrieben: Mars steht jetzt abends bei Dunkel- werden schon im Südosten im Sternbilde der Jungfrau(ganz in der linken Ecke des Sternbildes nach der Wage zu), und man er- kennt ihn dort sofort an seiner roten Farbe. Er wird, da er in ziemlicher Nähe bei der Erde steht, bereits eiftig beobachtet, namentlich von den mit großen Instrumenten ausgerüsteten amerikanischen Sternwarten, und hier besonders von dem Marsforscher L o w e l l. Ihn, und seinem Assistenten L a m p l a n d ist es jetzt auch zun, ersten- mal gelungen, von dem Kanalsystem des Mars Photographien zu erhalten, die den leicht sichtbaren Nilo Syrtis. aber auch die gewöhn- lichen Kanäle, Thoth, Cerberus, Helicou, Styx, Chaos und andere wiedergeben. Im ganzen sind mehr als zwanzig Photographien erzielt worden. Die Wichtigkeit der photographischen Festlegung der seinen Marsgebilde liegt darin, daß ihre Realität damit wahrscheinlicher wird. Noch jüngst hat der italienische Marsforscher C e r il I l i in Teramo eine längere Studie veröffentlicht, deren Resultat kurz war, alle Wahrnehmungen auf unserem Nachbarplaneten für Augentäuschung z» erklären. Eine Anzahl dunkler Flecke, die nahezu auf einer geraden Linie liegen, solle das Auge in eine genau gerade Linie hineinverlegen, und, indem eS die zwischenliegenden Lücken übersieht, solle es den Eindruck einer zusammenhängenden geraden Linie, eines„Kanals" erhalten. Die Photographie ist nun weit objektiver als das Auge, das so leicht Täuschungen unterliegt, und es ist deshalb eine starke Stütze für die Wirklichkeit wenigstens einiger„Kanäle", daß es zum erstenmal auf dem Flagstaff-Observatorium in Arizona gelungen ist, sie zu photographieren.— Notizen. — Ernst H a e ck el läßt die Vorträge, die er vor kurzem in Berlin gehalten hat, unter dein Titel„Der Kampf um den E n t w i ck e l u n g s g e d a n k e n" bei Georg Reimer, Berlin , als Buch erscheinen. Preis 2 M.— — Die Romauschriftsteller Richard zur Magede und Robert Kohlrausch haben ein modernes, vicraktiges Drama geschrieben, das nach der weiblichen Hauptfigur den Titel„Monika von Warran" führt.— — Das Wiener Konservatorium hat ein Defizit von 100 000 Kronen. Man will die Zahl der Freistellen vermindern. Stifter und Gründer sollen auf ihre Vorrechte verzichten. Das Institut besteht beinahe hundert Jahre.— — An Stelle des verstorbenen Bildhauer? Heinrich Epler ist der Bildhauer August H udler zum Vorsteher des Aktsaales au der Dresdener Kunstakademie ernannt worden. Hudler stammt aus Oberbayern . Eine Wiedergabe seines schönen Bildwerks„Ruhender Mann" brachte die„Neue Welt" im Jahrgang 1004, Nr. 27.— — Die Japaner haben fünf Geologen nach der Mandschure' gesandt, die besonders nach Moutanschätzen forschen sollen. Aehnliche Untersuchungeniwerden im nächsten Frühjahr in K o r e a vorgenoinmen werden.— o. Eine Ausgrabung der Sphinx. Unter der Leitung des französischen Gelehrten Maspero, dem ein Stab ausgezeichneter Aeghptologen untersteht, werden auf Veranlassung der ägyptischen Regierung demnächst Arbeiten unternommen werden, um den Sand wegzuräumen, der sich seit Jahrhunderten um die Pyramiden ge- lagert hat und auch einen Teil der Sphinxe in ihrer Rachbarschaft bedeckt. Angefangen wird mit der kolossalen Sphinx, die sich in der Nähe der Eheopspyramide befindet. Sie mißt 47 Meter und ist fast ganz unter dem Wüstensand begraben. Die Ausgaben werden aus 75 000 Fr. geschätzt. Man erwartet, daß man bei den geplanten Ausgrabungen wichtige Altertümer zutage fördern Ivird. Es ist übrigens nicht das erstemal, daß mau den Versuch macht, die Pyramiden und Sphinxe von dein Wüstenstaub zu befreien.— Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSaustaltPaul Singer 8cCo..Berlin S W.
Ausgabe
22 (9.6.1905) 111
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