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bes Erhalters der Familie die traurigsten Gedanken zurüdgehalten Am eindrucksvollsten war noch die mit dieser Handlung mir werden mußten, zurückgehalten mit der ganzen Wucht eines Mannes, ganz lose verbundene Schilderung des Streiffomitees, das mitten in der sich vorgenommen hat, seinen Lieben das schöne Fest nicht zu feiner Beratung von dem junkerlich unverschämten Brüggemann fen. berderben". Denn damals hatte Mikulicz schon seine Diagnose unterbrochen wird. Hier und dann noch in der Figur von Emiliens gestellt. Er wußte schon, welches Leiden an seiner Lebenskraft Vater, des Streitbrechers, der überall sonst feig tuschend, zehrte. Und er war ein bewährter Diagnostifer! So berlebte er sich zu Hause gelegentlich als großer Revolutionär aufspielt, das schöne Fest im Kreise der Seinen, vielleicht mit dem sicheren finden sich Ansäge einer interessanten Charakteristik, freilich Bewußtsein, den letzten Weihnachtsabend mitzumachen. Wie sollten eben mur Ansätze. So bleibt es z. B. vollkommen unverständlich, die Seinen auch erkennen, daß er eine solche fürchterliche Diagnose warum dieser Mann bei seiner niedrig praktischen Denkart die an sich gestellt hatte, wenn er sich so zu beherrschen wußte? Viel- Tochter trotz des hohen Angebotes nicht zur Amme hergeben will. Teicht, daß er ein wenig weicher, ein wenig zärtlicher, ein wenig Die Brüggemanns mit Ausnahme des alten großschnäuzigen„ Knuten gerührter gewesen als gewöhnlich? pascha" sind samt und sonders blaß geraten; insbesondere auch der junge Alfred, der zum Herold humanitärer Ideen ausersehene Hauptredner des Stückes. Seine Ansprachen leiden unter einer höchst undramatischen Ausführlichkeit.
Einige Tage nach dem Feste fuhr er nach Wien zu seinem treuen Freunde Eiselsberg. Beide waren aus Billroths Meister. Schule hervorgegangen. Beide wußten, daß sie sich im Ernstfalle aufeinander verlassen konnten. Als die erste Begrüßung der beiden Freunde vorüber war, zeigte sich Mikulicz als der echte Chirurg, der nicht viel Worte und Aufhebens macht, sondern gleich auf das Wesentliche der Sache eingeht. Er sprach zu seinem Kollegen:" Du mußt mich operieren!" Eiselsberg mußte die Diagnose seines Freundes und Berufsgenossen bestätigen, und schon am 4. Januar fuhr er in Begleitung zweier Assistenten nach Breslau , um Mikulicz zu operieren. Auch eine Tragödie der Freundschaft. Welche Selbst beherrschung gehörte dazu, dieses Werk zu wagen! Aber während der Operation schon sah er, daß es zu spät war. Der Kranke reiste nach dem Süden, nach der Riviera. Von einer Heilung das wußte er war keine Rede mehr. Vor vier Wochen kam Professor Mikulica noch für einen Tag nach Wien , um seinen Freund und ärztlichen Berater Giselsberg aufzusuchen. Es war ihre lekte Begegnung. Dann fuhr er nach Breslau , seiner zweiten Heimat, wo ihn der Tod von seinem schweren Leiden erlöste.
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Theater.
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Die Schauspieler nahmen sich ihrer Rollen mit redlichster Be mühung an. Pittschau als Stammbater der Brüggemanns, Willi Roland als Water Günther standen in erster Reihe. Aber auch die Herren Starnburg( Fabrikant), Schindler( Hausarzt), Mischte und Weigert( Arbeiter) und Fräulein Ida Roland in der Rolle der geängsteten Mutter verdienten alle Anerkennung. Jenny Marba betonte wohl allzu kraß das Abstoßende in der dt. Gestalt der Emilie. Humoristisches.
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- Ein Kaffeehausscherz. Die Hamburger Fachzeitschrift Küche und Keller" läßt sich schreiben: Der Mann, von dem hier die Rede sein soll, gehörte zu jenen unerschütterlichen Individuen, denen es Vergnügen macht, die Ruhe und Geistesgegenwart fried, licher Kellner auf die Probe zu stellen. Vor kurzem betrat er ein Londoner Kaffeehaus und bestellte Kaffee.
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Bitte, bringen Sie mir den Kaffee in einer Schale mit dem Henkel auf der linten Seite," sagte er zum Kellner. Ich bin nämlich linkshändig und ich kann keine andere Schale benügen." " Jawohl, mein Herr," antwortete der Kellner. Ich werde Hierauf bemerkte man, wie er eifrigst mit dem Dberkellner
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Was für eine Art von Schale wünscht der Herr?" Eine Schale mit dem Henkel auf der linken Seite. Ich bin linkshändig," sagte ruhig, aber bestimmt der Gast. Der Oberkellner verschwand und kehrte bald darauf etwas verwirrt wieder.
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Die Schale, die Sie wünschen," begann er zögernd.. " Wie?" rief der Gast. Glauben Sie, Sie können mir weis machen, in einem erstklassigen Kaffeehause gäbe es kein solches Ding, wie eine Schale mit dem Henkel auf der linken Seite. Unsinn! Ich fönnte auch unmöglich aus einer anderen trinken. Sie müssen ja viele solche Schalen haben?"
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Gewiß," sagte der Oberkellner, wir haben sie auch gewöhn lich; aber ich bedauere, gestehen zu müssen, daß die letzte davon gerade diesen Morgen zerbrochen wurde."
Berliner Theater. Sondervorstellung. Geben und Nehmen." Schauspiel in 5 Aufzügen von Martin Langen.-fehen." Das Stück zählt zur dramatischen Anklageliteratur und hat in dieser Eigenschaft die seelsorgerische Aufmerksamkeit der Zensur auf sich sprach. Der Oberkellner näherte sich hierauf mit der Frage: gezogen. Da der Autor den willkürlichen Streichungen dieses Literarischen Vormundschaftsgerichtes sich nicht unterwerfen wollte, ließ er das Drama unverkürzt vor einem geladenen Publikum aufführen. Leider erfüllten sich die günstigen Vorurteile nicht, die jeder Eingriff der Zensur hervorruft. Die Anklage wächst nicht mit stummer packender Gewalt aus dem lebendigen Gemälde menschlicher Zustände und Leidenschaften hervor, sie ist von der rethorischen Manier. Der Autor nuzt die Personen, um durch sie als Mundstück die Reden, die er auf dem Herzen Hat, den Hörern zu verkünden. Aber auch hierbei ber fährt nicht gerade er gerade sehr geschickt. Die Rede, auf welche wesentlich das ganze Stüd zugeschnitten scheint, der Leidenschaftliche Ausbruch Emilie Günthers gegen die reiche Dame und die gesamte hartherzige Sippe der Reichen, wird durch die dramatische Situation, in der Langen die beiden gegenüber stellt, nicht wie durch eine Resonanz verstärkt, vielmehr der Wirkung nach so gut wie aufgehoben. In dieser Situation die Dame bittet nicht. das aus dem Hause gejagte Mädchen fußfällig, als Amme zu ihrem tranten Kinde zu kommen flingen die wilden Worte Emiliens wie leere polternde Tiraden. Der Schlußaft aber, von dem man nach dem Vorhergehenden dann eine nachdrückliche Zuspigung und Das Vermögen der Goethe Gesellschaft bes Busammenfassung der Tendenz erwarten sollte, bringt statt dessen trägt gegenwärtig 90 000 m.; davon gehen 10 000 m. für die nur die betrübliche Nachricht, daß das Babi der übrigens sehr Herder- Stiftung ab. menschenfreundlichen Fabrikantenfrau aus Ammenmangel nun tatsächlich gestorben ist. Man weiß nicht, was der Ausgang soll. Vielleicht, daß der Verfasser dem Gedanken Ausdruck geben wollte, daß der harte Egoismus der Besitzenden, den Haß der unterdrückten Klassen fchürend, hierdurch rückwirkend auch über solche, die von jenem Herrschaftsegoismus frei find, Leiden verhänge. Aber ganz abgesehen von der Belanglosigkeit solcher Nebenwirkungen, die mit Babis Tode endigende Ammengeschichte ist jedenfalls so ausgetüftelt verzwickt, daß sie als einigermaßen anschauliche Illustration dieser Themas nicht gelten kann.
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Daß er die Schale einfach hätte umzudrehen brauchen, um den Gast zu befriedigen und den" Wig" abzufangen, daran dachte er
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Notizen.
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In Dessau ist von der Behörde die Aufführung sämt licher Dramen Gerhart Hauptmanns verboten worden. -Lothar Schmidts dreiaktige Satire Die heilige Sache" wurde vom Lustspielhause erworben.
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, Der Gaukler Unserer lieben Frau", die neue dreiaktige Oper von Massenet , geht als erste Novität der neuen to mischen Oper an der Weidendammer Brücke in Szene. - Jm Künstlerhause wurde am Sonntag eine holländische Ausstellung eröffnet. Vertreten sind unter anderen: ten Cate, Gorter, Krabbé , Ritsema, Therese Schwarze. Die Verlegenheiten, welche das Ammenproblem dem Hause Ein Kongreß zur Bekämpfung der Farben Brüggemann bereitet, ebenso wie die Ausbeutung der Kon- und Malmaterialien Fälschungen wird am Mittwoch junttur durch die Klassenbewußte Emilie baben über in München eröffnet. Professor Dr. Raehmann aus Weimar Haupt einen unwillkürlich komischen Beigeschmack. In der wird Ueber die Technik der alten Meister der klassischen Zeit, ganzen Stadt ist nach Versicherung des Autors nichts Passendes zu beurteilt nach mikroskopischen Untersuchungen von Bruchstücken ihrer finden, und Emilie, die frühere Dienerin, an die man sich in der Gemälde", Professor Dr. Fr. Linke aus Wien Ueber die wichtig Angst gewendet, antwortet mit einem hochpolitischen Ultimatum: feit einer genauen und bestimmten Bezeichnung der Farben- und Sie will mur nähren, wenn der Herr die Forderungen seiner Malmittel", Professor Palmie München„ Üeber die Farbenstreifenden Arbeiter Eewilligt. Dem Fabrikanten leuchtet der Vorfälschung vom Standpunkte des Künstlers aus" sprechen.- Schlag zuerst auch ein, indessen als in letter Stunde ein Telegramm lebendigen Milchersatz von außerhalb her anmeldet, triumphiert er tüdisch und schickt die Arbeiterdeputation ohne Antwort nach Hause. Neuer Konflikt! Die Amme wird erst nachmittags eintreffen. Doch das Kleine fann nach der Mutter Meinung ohne Lebensgefahr nicht mehr so lange warten. Das ist die Einleitung zu der bereits erwähnten großen Szene. Die Dame kniet vor Emilie, die, entrüstet über die Weigerung des Fabrikanten, ihr den lang zurückgehaltenen Haß ins Geficht schreit, nach welcher Absage dem Kindchen nichts anderes übrig bleibt, als schleunig, bevor die Retterin von auswärts anlangt, das Zeitliche zu fegnen.
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Der Tunnel der Jungfraubahn, der die beiden Felsenstationen Eigerwand und Eismeer( 3161 Meter) mit einander verbindet, ist am Sonnabend nachmittag durchgeschlagen worden. Der Tunnel ist 1350 Meter lang, 3,7 Meter breit und 4,35 Meter hoch.
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- In Holland werden in Zukunft die Po st ä mter Brief. marken der verschiedenen Länder des Weltpostvereins feithalten. Die Maßnahme ist darauf zurückzuführen, daß mancher Briefschreiber bisher schriftlichen Anfragen nach dem Aus lande gern eine dort gültige Freimarke für Nüdantwort beigefügt hätte, wenn ihm eine solche Marke zur Hand gewesen wäre.
Berantwortl. Redakteur: Franz Rehbein , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co. Berlin SW.