-

515

-

gefahr ab. So ist in Preußen die Blizgefahr auf dem flachen Lande sieht er ebenso unbewußt links und rechts und verläßt den sicheren fünfmal größer als in den Städten. Es liegt dies wohl daran, daß Bürgersteig oder die Schuzinsel auf einem Platz nicht früher, als fich mit der größeren Häuserzahl auch die elektrische Spannung bis er das bestimmte Gefühl hat, daß er ruhig und sicher über die mehr verteilt. Häuser, die in der Nähe von Gewässern stehen, müssen Straße gelangen wird. Die Disziplin, der sich die Gefährte in einer aus dem oben angegebenen Grunde, wenn möglich, gemieden werden. Großstadt zu unterwerfen haben, ist natürlich die Vorbedingung für Auch das Wasserfassungsvermögen des Bodens fällt ins Gewicht. die Entwicklung des Verkehrsfinnes beim Fußgänger, der nun weiß, Am geringsten ist die Blizgefahr für Kallboden. Wenn man die daß er beim Uebergang einer Straße auf der ersten Hälfte ihrer Häufigkeit der Blikschläge für diesen Boden mit 1 bezeichnet, fo ist Breite die Wagen von links und auf der zweiten Hälfte von rechts diejenige für Neupermergel gleich 2, für Tonboden 7, für Sand- zu erwarten hat, oder, wie es z. B. in Wien   der Fall ist, umgekehrt, boden 9 und für Lehmboden 22. Aus den Bodenverhältnissen er- Ein echter Großstädter geht ohne Zögern in den dicksten Wagenknäuel flärt es sich, warum die Blizgefahr in Süddeutschland   und Dester- hinein, wenn er vorher die Situation überschaut und erfaßt hat, und reich durchschnittlich geringer ist als in Norddeutschland. Innerhalb er wird sich immer in ruhigem Gang hindurcharbeiten, ohne in nennens des Hauses selbst hat man sich während eines Gewitters von allen werte Erregung zu geraten. Der Verkehrssinn scheint übrigens Metallleitungen, wie Gas- und Wasserröhren, sowie den Drahtzügen geschlechtliche Verschiedenheiten zu haben, denn er zeigt sich im all für Klingeln fern zu halten. Auch die Nachbarschaft von größeren gemeinen bei den Frauen weniger gut entwickelt als bei den Metallgegenständen in einem Zimmer ist zu vermeiden, da sich auf Männern. Unsäglich oft kann man Damen beobachten, die mit fie, wie erwähnt, ein einschlagender Blik leicht abzweigt. Spiegel ängstlicher Zusammenraffung ihres ganzen Jch vom Bürgersteig auf nehmen die Stelle von metallenen Gegenständen ein, da fie mit einer die Straße stürzen und dann auf halbem Wege umkehren und im dünnen Quecksilberschicht belegt sind. Endlich ist die Nähe des Rauch- gleichen Tempo zurücklaufen, und das vielleicht mehrmals hinter­fangs und Schornsteins in gewissem Sinne gefahrbringend, da der einander, ehe sie glücklich durch den tosenden Strom der Straße in Ruß einen guten Leiter abgibt. Am vorteilhafteften ist es daher, einen sicheren Hafen des gegenüberliegenden Ufers einzulaufen ver­fich während eines Gewitters in der Mitte des Zimmers aufzuhalten. mögen. Da kann man deutlich erkennen, was der Mangel an Wird man von einem Gewitter im Freien überrascht, so schreite Verkehrssinn bedeutet und wird sich auch flar darüber man in gleichmäßigem Tempo weiter. Schnelles Laufen und noch werden wie sehr darin eine Steigering der Gefahr für mehr Stehenbleiben erhöht die Gefahr. Zu vermeiden ist der Auf- die betreffende Person liegt. Wer läuft, tann selbsts enthalt auf Hügeln und an Gewässern. Bekannt ist die Warnung, verständlich nicht so scharf sehen und hören wie jemand, unter Bäumen einen Unterschlupf zu suchen. Vereinzelt stehende der ruhig steht oder geht, und deshalb ist das erste Gebot, das der Bäume find befonders gefährlich. Die Blizgefahr schvantt übrigens Verkehrssinn dem Menschen auferlegt, inmitten des Wagengetriebes für die verschiedenen Baumarten sehr beträchtlich. Am gefährdetsten der großstädtischen Straße niemals zu eilen. Wenn man in die find die Eichen. Bezeichnet man die Blizgefahr für die Buchen Lage kommen fann, jeden Schritt überlegen zu müssen, so muß mit 1, so ist für die Nadelhölzer die Zahl 9, für die Rüstern, Linden natürlich langsam gegangen werden. Der gut entwickelte Verkehrs­und Platanen 12 und für die Eichen die Zahl 34 anzusehen. Der sinn arbeitet in dieser Hinsicht ganz automatisch und macht es seinem Grund hierfür liegt in der Verschiedenartigkeit der inneren Struktur glücklichen Besitzer ganz unmöglich, einen Schritt zur unrechten Zeit der Bäume. Ist es ausführbar, so soll mar sich stets 5-6 Meter zu tun. Daß durch die Heranbildung des Verkehrssinns bei den von den äußersten Zweigen der Bäume halten. Fußgängern auch den Wagenführern ihre harte und bers Auch einige allgemeine Erwägungen find geeignet, die Ge- antwortungsvolle Tätigkeit außerordentlich erleichtert wird, witterangst zu mindern und zu verscheuchen. Obgleich in den letzten liegt auf der Hand.. Es gibt noch immer Leute, die Jahren die Zahl der Blikschläge nachweislich zugenommen hat, so fich auch einer Stelle wie beispielsweise dem Pots werden von der Gesamtbevölkerung Deutschlands   jährlich doch nur damer Platz in Berlin   darüber wundern, daß ein Wagen sie 200 bis 300 Personen getroffen und davon 50 bis 100 Personen übergefahren hätte, wenn sie nicht rechtzeitig ausgewichen wären, getötet. Auf eine Million Gebäude werden jährlich in Deutschland   als ob es überhaupt denkbar wäre, daß ein Wagen vor jedem Fuß­je nach den Gegenden nur 271 bis 404 durch Blize beschädigt. Es gänger, der nicht aufpaßt, halten oder sein Tempo auch nur wesentlich ist also höchst unwahrscheinlich, von einem Blig getroffen zu werden. berlangsamen fönnte, wenn nicht eine Kollision anderenfalls bereits Blize, von denen man nur den Donner hört, braucht man überhaupt unvermeidlich erscheint. Die Erwerbung und Vervollkommnung des nicht zu fürchten, da der Blizz längst seinen Weg zurückgelegt hat, ehe Verkehrsfinnes ist also nicht nur eine Forderung der Notwehr aus die Schallwellen an unser Ohr gelangen. Aber auch alle Blize, die Gründen der Selbsterhaltung, sondern auch ein allgemeines Be­man sieht, find ungefährlich. Denn da sich das Licht mit einer Ge- dürfnis, dessen Erfüllung eine Vorbedingung für das Wohl und Wehe schwindigkeit von 304 000 Stilometern in der Sekunde fortbewegt, so des Großstadtverkehrs ist.­muß der Blizz auch in demselben Moment, tvo er einem Beobachter sichtbar wird, den Weg bis zu diesem durchlaufen haben, falls er die Richtung zu ihm einschlägt. Ein jeder Bliz, den man sieht, hat daher bereits ein anderes Ziel erreicht. Schließlich gewährt es eine gewisse Beruhigung, zu wissen, in welcher Entfernung die Blitzschläge nieder­gehen. Die Berechnung ist einfach. Denn da, wie bemerkt, die Ge­schwindigkeit des Lichtes 304 000 Stilometer in der Sekunde, diejenige des Schalles in derselben Zeit aber nur ungefähr 340 Meter beträgt, so braucht man nur die Zahl der Sekunden, die zwischen dem Auf­leuchten des Blizes und dem Erschallen des Donners berfließen, mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles, also mit der Zahl 340, zu vervielfachen, um in Metern die Entfernung zu finden, in der der Blitz niederfuhr. Einfacher ist es noch, wenn man auf je 3 Gefunden, die nach der Beobachtung des Blißes vergehen, etwa 1 Kilometer rechnet. Auch in denjenigen Fällen, wo Blik und Donner scheinbar gleichzeitig bemerkt wurden, wird sich gewöhnlich ergeben, daß die Bahn des Blikes doch noch eine beträchtliche Strede entfernt war.- Theo Seelmann.

In mod

Kleines feuilleton.

gc. Esbare Bogelnester auf der Insel Java. Die auch in Europa   bekannten eßbaren oder indischen Vogelnester bilden eine geschätzte Delikatesse bei den Chinesen. Sie sind das Werk einer vorzugsweise auf Java heimischen, aber auch an der Ostseeküste der Bucht von Bengalen, in Assam  , Siam auf Ceylon vor­fommenden Schwalbenart, der Salangane, die in Größe, Gestalt und Färbung viel Aehnlichkeit mit unserer Uferschwalbe hat und sich bes fonders durch ihre start entwidelten Speicheldrüsen auszeichnet. Die Salanganen wohnen entweder in tiefen Höhlen im Innern des Landes, wo sie ihre Nester zu tausenden und abertausenden an die Wände fleben, oder sie nisten an der felsigen Küste. Die Nester haben die Gestalt des Biertels einer Eierschale, fehen weißlich bis bräunlich aus und sind sehr dünn. Sie bestehen aus dem leim­artigen, an der Luft erhärteten Speichel der Schwalben und find mit feinen Pflanzenstengeln ausgekleidet und auch verstärkt. Da die Salanganen jährlich drei bis vier Bruten ausbringen und für jede ein neues Nest bauen, so ist die Ernte an solchen eßbaren Nesterr sehr reichlich, wenngleich mit Lebensgefahr für die Sammler verknüpft. Diese bilden auf Java eine förmliche Zunft. Sie lettern mit Hülfe von Ratangfeilen und Stridleitern in die finsteren Höhlen hinab, die sich besonders zahlreich in den Kallbergen von Peranger und Karang- Bolong befinden, oder ersteigen die schroff gesenkten Felsen der Südlüfte der Insel, wo zwischen wucherndem tropischen Pflanzenwuchs eine Salanganenart, von den Eingeborenen Kusappi genannt, ihre Nefter am Fels baut. Diese holen sie mit einem eigentümlichen Werkzeuge, dem Nesterpflücker", herab. Die Ernte beginnt, sobald die Mehrzahl der Nester Junge aufweift. Erst die Hälfte etwa ist beim Beginn des Einsammelns ausgeflogen, die andere Hälfte geht zugrunde. Trotzdem hat man bisher feine Die Rester, in denen Junge Abnahme der Vögel beobachtet. Wie schon mit teimenden Federn liegen, bilden die feinste Ware. erwähnt, find die Chinesen die einzigen Abnehmer für diese seltsame Delikatesse. Man genießt sie mit Fleischbrühe gekocht und stark gewürzt und hält sie für sehr nährend und träftig, was jedoch auf einem Frrtum beruhen dürfte. Wie gewaltig der Verbrauch im Reich der Mitte an eßbaren Vogelnestern ist, geht daraus hervor, daß ijährlich ettva 80-90 000 Kilogramm, das heißt etwa 8-9 Millionen Nester in China   eingeführt werden, deren Wert sich etwa auf sechs

ie. Der sechste Sinn des Großstädters. Wenn man mit offenen Augen das Bild einer großstädtischen Straße zu einer Tageszeit betrachtet, in der ein lebhafter Berkehr herrscht, so wird man unschwer den Eingeborenen der Großstadt von deren gelegentlichem Besucher an seinem Berhalten unterscheiden tönnen. Trotzdem die Großstadt nach einer ziemlich allgemein geteilten Anficht die Nervosität be fördert, ist der Provinziale begreiflicherweise gegenüber dem ihm ungewohnten Lärm und Treiben weit unruhiger und nervöser als der mehr daran gewöhnte Großstädter. Letterer hat eben mit größerer oder geringerer Vollkommenheit eine Art von sechstem Sinn erworben, für den ein Mitarbeiter des Lancet" die glüdlich gewählte Bezeichnung des Verkehrsfinns" erfunden hat. Dieser Verkehrssinn fann als eine ge­fteigerte Feinfühligkeit des gesamten Nervensystems gegen die Einzel­heiten des großstädtischen Straßenlebens aufgefaßt werden, und feine Ausbildung ist wünschenswert und in gewiffem Grade jogar notwendig. Durch seinen Verkehrsfinn vermeidet der Großstädter Millionen Mark beläuft.- fast instinktiv die Gefahren, die ihm von den zahllosen Vehikeln ver­fchiedener Art auf der Straße drohen. Er hört und sieht die Wagen herankommen, ohne fich deffen bewußt zu sein, daß er Auge und Öhr Die Kunstfalons rüften ab und bereiten sich auf die zu diesem Zwed anwendet. Wenn er die Straße überschreiten will, sommerliche Stille vor Wer will noch Bilder besehen, wenn die

Kunft.