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Harte, schnelle Entschlüsse gerettet worden war, Seren Grau- Darum, mein König, brauchst Dich nicht erbosen: samkeit durch die Not gerechtfertigt wurde. Er hatte Herrn Du bleibst der König auch in Unterhosen 1"

bon Lally gekannt, den Admiral Simeuse, Herrn de Ker- Der Wiener Zenfur gefiel mun dieser lettere Kraftausdruck garouet, Herrn Estaing, Amtmann de Suffren, Herrn Porten- durchaus nicht manchem Freunde des Dichters übrigens auch nicht. duère, Lord Cornwallis , Lord Hastings, den Bater Tippoo- Fulda mußte also ändern. Aber kein Zensor der Welt fann eine Sahibs und Tippoo- Sahib selbst. Sener Savoyarde, der gereimte Renderung erzwingen. Nila schmetterte also seitdem in Madhadji- Sindiah, dem Könige von Delhy, diente und sich wien ins Publikum hinein:

um die Begründung der Mahrattendynastie große Verdienste erwarb, stand mit ihm in Verbindung. Da er längere Zeit in St. Thomas gelebt hatte, so war er auch mit Viktor Hughes und mehreren anderen berühmten Korsaren in nähere Be­ziehungen getreten. Die Ereignisse des amerikanischen Freiheitskrieges waren ihm mehr als vertraut. Wenn er aber von Indien oder von Amerika erzählte was er mir gegen­über nur selten und vor anderen niemals tat so schien es fast, als ob er sich damit eines Verrats schuldig machte und als ob er es bereue.

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,, Darum, mein König, brauchst Dich nicht erbosen:

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Du bleibst der König auch in Unterkleidern 1" Der Polizeipräsident einer großen österreichischen Provinzial Hauptstadt gestattete 1894 die Aufführung von Shakespeares Julius afar" nur unter der Bedingung, daß darin nicht die österreichische tonstatiert zu werden, daß diese klägliche Unbildung auch unter den Militäruniform getragen werde!! Es braucht wohl kaum besonders einseitigsten Verwaltungsbeamten glüdlicherweise nicht allzu häufig fein dürfte. Nach solchen Erfahrungen aber sollte wohl die Re­gierung die Zensur als eine für die höhere Geistesbildung eines Volkes Wenn Menschentum und Geselligkeitsdrang eine Art eminent wichtige Aufgabe nicht in die Hände eines Herrn legen, dessen Religion find, so dürfte er wohl als Atheist bezeichnet werden. literarische Bildung mit dem letzten Primanerauffaze ihren Abschluß Wenn ich mir auch vorgenommen hatte, ihn genau zu prüfen fand. In der Regel dürften die nachträgliche Beseitigung solcher Stellen und zu studieren, so muß ich doch zu meiner Schande gestehen, und ein nachträgliches Berbot folcher Stücke genügen, die zwar nicht daß mir bis zum letzten Augenblic sein Innenleben ein Buch geradezu strafbar sind, aber doch immerhin schädlich für die gute Sitte und die öffentliche Ruhe erscheinen. Der Natur gleichsam mit sieben Siegeln blieb. Oft habe ich mich jogar fragen einen Spiegel vorzuhalten, der Tugend ihre eigenen Büge, der müssen, welchem Geschlechte er eigentlich angehörte. Wenn Schmach ihr eigenes Bild und dem Jahrhundert und Körper der, alle Wucherer ihm gleichen, so glaube ich fast, daß sie zum Beit den Abdruck feiner eigenen Gestalt zu zeigen", ist nach Genus Neutrum gehören. Wat er der Religion seiner Mutter Shakespeare ( Hamlet ) der Beruf des Theaters. Wenn aber auf treu geblieben und betrachtete er die Christen als seine recht- einzelnen Hofbühnen untersagt wurde, Priester auf die Bühne zu mäßige Beute? War er ein Katholik geworden, ein bringen, so ist nicht recht erfindlich, warum die Bühne die Tugenden Mohammedaner, ein Buddhist oder Protestant? Ueber seine und after der Priester weniger zeigen dürfte, als die der Laien und religiösen Ansichten habe ich niemals etwas erfahren können. selbst der Fürsten . Er schien mir mehr indifferent als geradezu ungläubig zu sein.

Eines Abends betrat ich das Zimmer dieses Mannes, der sozusagen einen Goldklumpen aus sich gemacht hatte und den feine Opfer die er mit der Bezeichnung Klienten" ver­sahaus Fronie oder Scherz Papa Gobject" nannten. Er saß unbeweglich wie eine Statue in seinem Lehnsessel. Seine Augen starrten auf die Staminbekleidung, von der er das Wechselregister abzulesen schien. Eine schwelende Lampe, deren Untersatz früher einmal grün gewesen war, strahlte ein schwaches Licht aus, das, weit entfernt sein Geficht zu be­leuchten, seine bleiche Färbung nur noch viel deutlicher hervor­treten ließ. Er sah mich schweigend an und deutete auf den Stuhl, der mich bei ihm immer erwartete.

Woran mag dieser Mensch nur denken, fragte ich mich; weiß er etwas davon, daß es einen Gott gibt, etwas wie ein Gefühl, daß Frauen leben und ein Glück auf dieser Welt vor­handen sein soll? Ich beklage ihn, wie ich wohl einen Stranfen beklagt hätte. Aber ich verstand und begriff auch, daß er, wenn er Millionen auf der Bank liegen hatte, fich in Gedanken im Besitz der halben Erde glauben konnte, die er durchreist, durchpilgert, erforscht, bewertet und ausgebeutet hatte.

( Fortfehung folgt.)

Kleines feuilleton.

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ws. Chinesische Schauspieler. In China nehmen die Schaus führen ein unstetes Leben, die Theater find Wanderbühnen, ab fpieler taum eine bessere Stellung ein als die Scharfrichter. Sie gesehen von den größeren Städten. Solche reifenden Gesellschaften, die nur wenige Tage an einem Orte bleiben, errichten mit Bambus­stangen und Segeltuch in größter Haft das Theater, das oft mehrere tausend Besucher fassen kann. Die Folge der Eile sind häufige Unglücksfälle; nicht selten bricht solch ein Musentempel dem liber den en bricht ein Publikum über den Köpfen zusammen. Die Künstler werden nach Raiser, Brinzen, hohe Beamte, Generale und dergleichen darstellen, den Rollen, die sie spielen, bezahlt. Die Glücklichen, die erhalten für die Spielzeit, die an zehn Monate dauert, 400-600 M. Die Künstler zweiter Klasse, die ehrfame Bürger, niedrige Beamte, Kaufleute, Dämonen usw. darstellen, belommen weniger, und am schlechtesten bezahlt werden Schauspieler, die Frauenrollen spielen, denn diese erhalten nur 25-40 Pf. für die Vorstellung. Die Art­funft einer chinesischen Theatertruppe an einem Drte bewirkt ein wahres Jahrmarktsleben, die Bewohner der ganzen Umgegend tommen angeströmt und in der Nähe des Theaters tun fich Buden schauer solchen Lärm, daß die Schauspieler ihre Lungen aufs äußerste und Teehandlungen auf. Bei der Vorstellung selbst machen die Zu­anstrengen müssen, und die Luft im Theater ist so schwül, daß ein Europäer es nicht lange in einem chinesischen Theater aushält, um so weniger, als die Vorstellung oft bis acht Stunden dauert. Daß das Publikum bei dieser langen Zeit seine Mahlzeiten im Theater abhält, macht die Luft natürlich nicht besser. Während der Vor­ftellung bieten Verkäufer ihre Waren mit lauter Stimme aus, und der Tee wird in unglaublicher Menge ausgeschenkt. Die Bühne iſt so armselig wie möglich ausgestattet. Einige Stühle und Tische ist alles. Wird ein Thron ausgestellt, so wirft man ein Stück Zeug über die Stühle. Berge werden durch einige übereinander ge­worfene Stühle angedeutet.-

Theaterzensur. Dr. Heinzmann, ein Staatsantvalt in 8widan, hat ein Buch über Deutsches Theaterrecht" herausgegeben( München , gc. Die Bierländer. Besonders charakteristische und jedem 6. H. Bed), bas u. a. auch ein Kapitel über die genfur enthält. Fremben zuerst auffallende Gestalten in dem reichen und interessanten Heinzmann verlangt zwar nicht die Beseitigung dieser Institution; Straßenleben Hamburgs bilden die Vierländer Bauern und Bäue­er hat aber immerhin einiges daran auszusehen und fordert Schuß rinnen, die man in ihrer eigentümlichen Volfstracht überall gewahrt, gegen den Mißbrauch dieser behördlichen Vormundschaft. Dann wie fie, das Tragholz auf der Schulter, an dem gefüllte Körbe und schreibt er: Kannen hängen, ihre landwirtschaftlichen Produkte ausrufen. Diese Leute bewohnen einige Elbinseln füdlich von Hamburg , welche außer dem Städtchen Bergedorf die vier Kirchspiele Curslat, Altengame, Neuengame und Kirchwärder umfassen, und daher die Vierlande genannt werden. Der äußerst fette und fruchtbare Marschboden liefert unter der sorgfältigen Bearbeitung der fleißigen Bewohner erstaunliche Erträge und ist in seiner Art ein landwirtschaftliches Baradies: üppige Weizenfelder, große Gemüse, Rosen- und andere Blumengärten, Kirschen- und Pflaumengärten, Erdbeer- und Himbeers plantagen wechseln mit einander ab; die Viehzucht liefert vortreffliche Milchfühe Geflügel und Schlachtvich. Die Vierlande bilden daher gleich­die Speisekammer der großen Hansestadt. So fleißig und gewerb tätig die Bierländer die Woche über find, so freudig geben sie fich am Sonntag dem Bergnügen hin und ihre allgemeine Wohlhaben heit gestattet ihnen dann, etwas darauf gehen zu lassen. In Berge dorf sowohl wie in den vier oben genannten Dörfern sind die Wirts häuser und Tanzfäte stets überfüllt; im Sommer benutzt man vor zugsweise offene Hallen zum Tanzen. Ein Karussell, sowie Kuchen und Würfelbuden draußen im Garten dürfen nicht fehlen, und so

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Wird ferner die Benfur nicht für größere Distrikte zentralisiert, fo fann fie unmöglich in ausreichender Weise durchgeführt werden. Denn welcher Zensor, zumal in fleineren Städten, hätte die Muße, alle Stücke aufmerksam zu lesen? Und woher sollte die Garantie tommen für die Fähigkeit der Zensoren, die Stücke richtig zu be­urteilen? Auch in England hilft man sich mit der Fittion, daß ein Stück, das in Londen erlaubt wurde, überall aufführbar sei, und doch sind zuweilen auch in London lächerliche Bensurstriche vorgekommen. Hat doch ein Zensor aus religiösen Strupeln die Anrede an die Geliebte Mein Engel!" gestrichen, damit nicht die biblische Vorstellung von den Engeln gefährdet werde!- Derartige Beispiele fehlen jedoch auch nicht in der Gegenwart und in unseren Landen. Ein Zensor in einer preußischen Provinzialhaupt­stabt untersagte 1895 ein Stück, weil ein verschuldeter preußischer Offizier im Mittelpunkte stand. Sollte der Herr Zensor der Ansicht sein, daß verschuldete preußische Offiziere eine solche Rarität sind? In Ludwig Fuldas Talisman" ruft ein naives Kind aus dem Wolfe dem verblendeten Fürsten zu:

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