anzeigen, welchen Verlauf diese in normaler Weise nehmen wird. Zur'Unterstützung halten wir uns an einige Beobachtungen, aus denen sich Regeln für den Winter aufstellen lassen sollen. So will unser schon wiederholt genannter Gewährsmann auf Grund seiner viele Jahre hindurch gemachten Beobachtungen folgendes, wenn auch nicht mit absoluter Gewihheit, festgestellt haben: sind die Gänse und Hasen im Herbste recht fett und stark behaart oder befiedert, dann deutet dieses auf einen strengen Winter, während beim Gegenteil ein milder Winter zu erwarten ist. Ein strenger Winter ist auch dann zu erwarten, wenn Eichhörnchen und Erdnager große Vorräte anlegen, und die Waldameisen ungewöhnlich große Haufen von Tannen- und Kiesernnadeln anhäufen. Der Winter soll besonders streng sein, wenn Eicheln und Hagebutten gut geraten, wenn Feldhühner besonders fett und die Pelze der Wald- tiere recht dicht und glänzend werden. Einen mäßig kalten Winter prophezeit man, lvenn Juli und August gleich warm sind, einen milden, wenn der Juli kälter war als der August. Doch wollen wir dieses Thema nicht weiter ausspinnen, da diese Regeln schon etwas nach dem hundertjährigen Kalender riechen. _ I. Wiese. Kleines feulUeton. 1. k. Geister- und Gcspeuftcrglaubcn.(Nachdruck verboten.) Was die sprachliche Herkunft des WortesGespenst" betrifft, so leitet man es ivohl am besten vom altengispensti" ab, wasUeber- redung" bedeutet. Und dieser Ausdruck ist nicht unpassend, denn gleichsam durch Ueberrednng der Sehorgane, durch die überreizte Phantasie nimmt man Gespenster   wahr, das heißt Dinge, die nicht existieren oder doch nicht an Ort und Stelle vorhanden sind. Oft sind solche Empfindungen auch begreiflich, zum Bei- spiel auf Friedhöfen, die besonders in mondhellen Nächten als vermeintliche Lieblingsresidenzen von Geistern und Ge- spenstcrn gefürchtet sind. Da ist es kein Wunder, lvenn Leute mit überspannten Köpfen in jedem Bauin ein Gespenst sehen, jeden Stein als Geist betrachten und Windstöße für Seufzer und Geächze halten. Die Frage, ob es wirklich Gespenster und dergleichen gebe oder nicht, wurde früher gar ernsthaft behandelt und bildete den Gegen- srand zahlreicher gelehrter Streitschriften, Der Geister-, Gespenster-, Aber« und Wunderglaube fand zu allen Zeiten und bei allen Völkern zahlreiche Anhänger, und auch heute ist damit noch lange nicht auf- geräumt. Wenn auch die Aufklärung in den Städten viel allgemeiner wird, so läßt doch das Landvolk in dieser Beziehung noch alles zu wünschen übrig. Da das WortGeist" vielerlei Bedeutung hat, ist auf den Unterschied zwischenGeisterseherei"(Spiritismus) undGeister- glaube"(Dämonologie) zu achten. Hier versteht man unter Geistern gewissermaßen körperliche, wirkende, schaffende oder zerstörende Wesen, dort die Seelen, Schatten oder Manen der Verstorbenen, die durch Anwendung gewisser Mittel mit den Lebenden in zeitweiligen Werkehr gebracht werden sollen. In den Bereich des Spiritus ge- hört der Umstand, daß sich Freunde und Verwandte oft das Versprechen gegeben haben, nach dem Tode einander zu erscheinen, um Kunde über das Jenseits zu geben. Unter Lorenzo di Medici   bestand in Florenz   eine gelehrte Gesellschaft der Platoniler". Zwei Mitglieder derselben, Marsilius Ficieni und Mercato, verabredeten, daß der zuerst Sterbende, wenn es möglich sei, dem Ueberlebenden erscheinen und ihm mitteilen solle, ob die Unsterblichkeit der Seele der Wirklichkeit entspreche oder nicht. Mercato starb, und kurz darauf glaubte der im Kreise seiner Freunde sitzende MarsiliuS dessen Geist an, Fenster zu erblicken. Ein ähnliches Verhältnis finden wir in der kleinen Erzählung Die Harfe  " von Theodor Körner.   Der berühmte Spiritist Swedenborg   war nicht, wie sein nicht minder berühmter Zeit- genösse Cagliostro  , ein Betrüger, sondern ein Selbst- betrogener. Während einer Seefahrt machte er in der Kajüte des Kapitäns vor allen Stühlen Verbeugungen. Auf die Frage des Kapitäns antwortete er:Sehen Sie denn nicht Peter den Großen, Karl XU., Katharina II.   usw.?" Bei der Landung verlangte der Kapitän das Reisegeld für jene fürstlichen Personen oder das Geständnis Swedenborgs  , daß er ein Narr sei. Im Sinne der Dämonologie unterscheidet man böse und gute, reine und unreme Geister. Engel und Teufel.   Während die Heiden des Altertunis mir Poltergeister(Larven) und Rachegeister(Furien und Harphen) hatten, wurden jene Unterschiede erst durch christliche Anschauungen greller. Die ehemaligen Götter wurden auch teilweise zu Teufeln degradiert. So begegnen wir Venus in der Tannhäuser- sage als Tcnselin wieder; so ließ der Volksglaube Wodan   und Odin  als ivilde Jäger in Begleitung des wilden Heeres durch die Luft ziehen. Während die Engel im Himmel, die guten Geister auf der Erde placiert waren, versetzte man den Teufel und die bösen Geister in die Hölle und unter die Erde. Zu den guten Geistern gehörten außer den Engeln die Seelen guter Menschen, die Elfen, die Ahn- srauen in den Burgen, die Heinzelmännchen   in den Bürgerhäusern und die Gnomen oder Kobolde in den Bergen. Der ägyptische Teufel ist Typho», das böse Prinzip, den man als Urheber allen Hebels betrachtete und mit den scheußlichsten Zügen darstellte. Der echte Teufel wurde von den Juden im babylonischen Exil als Satan" kennen gekernt, welches Wort aus dem Griechischen stammt undFeind, Widersacher" bedeutet. Der Satan ist ein Nachbild des persischen Ahriman.   n. Künstlich weiß gemachtes Weizenmehl. Ein deutliches Symptom dafür, daß in einer Zeit oder in einem Volke die Kultur sich ent­wickelt, ist darin zu finden, daß die Ansprüche ausgedehnter Teile der Bevölkerung an die Lebensführung sich steigern. Früher, als man nichts besseres kannte, war auch der Reichste mit grobem Schwarz­brot zufrieden, dann aber, als man feineres Mehl backfähig her- stellen lernte, wollte fast niemand mehr das früher so ivohlschmeckend gewesene gröbere Brot z» sich nehmen. Jetzt ist mancher schon nicht mehr mit Weizenbrot zufrieden, sondern beklagt sich, wenn dies ans Mehl besteht, das nicht ganz so weiß aussieht wie das, welches man vor einiger Zeit bekam, oder wie das, welches der Nachbar bezieht. Die Anforderungen an die weiße Farbe des Mehls gingen schließlich so weit, daß die Mehlhändler sich gezwungen sahen, das ein wenig dunklere Mehl künstlich weiß zu färben. Dazu verlvendet man solche Mittel, die den dunkelen Farbstoff des Mehls zerstören, dieses selbst also bleichen. Hierzu bedient man sich meistens des Zusatzes von Ozon, das ja überall bleichend wirkt, oder die dunkle Mehlfarbe tvird zerstört, indem ein geeigneter elekwischer Strom durch das Mehl geschickt wird. Aber auck diese Mittel, so wenig man bei ihnen von gesundheitsschädlichen Stoffen sprechen kann, sind doch nicht ganz unbedenklich. Sie zer- stören nämlich nicht nur die Farbe des Mehls, sondern sie verändern auch dessen wesentliche Bestandteile, so daß dessen Nährwert und Wohlgeschmack beeinträchtigt werden. Humoristisches. Zur Nachahmung.Nur net auslassen, Herr Meier, sehgn S'. i Hab' mi ja aufg'schwunga vom arma Hausknecht bis zum Rentier!" Ach ja l Wie haben Sie das nur gemacht?" 's groß' Los Hab' i g'wunna."(Simpl.") Wie heißt der Admiral? Uns schreibt ein ver- zweifelter Leser: Nach derKölnischen Zeitung  " heißt der einstige Admiral des baltischen Geschwaders R o s ch e st w j e n s k i, die Vossische" spricht von N o s ch d e st w e n s k y, dieWarschauer Deutsche Zeitung" tauft ihn R o s ch e st w e n s k i, dieNeue Preußische" glaubt R o s h 6 st w e n st k i sei das Richtige. Andere Berliner Zeitungen nennen ihn R o s h d j e st w e n s k y, die Scherl- Blätter machen sich die Sache einfach und sagen: Rojestwensky, und auf einem Bilde imBerliner Blatt" las ich R o d s ch e st- w e n s k i. Seien Sie so gut: wie schreibt sich der Mann? I Notizen. Hidalla", ein fünfaktiges Schauspiel von Frank Wedekind  , soll als eine der ersten Neuheiten im Kleinen Theater in Szene gehen. Wedekind   wird selbst die männliche Hauptrolle spielen. Madame T o r r e r a", ein dreiaktiger Schwank von Ch an cel, wurde vom Tri anon- Theater zur Aufführung angenommen. Die vier Grobiane" heißt eine neue Oper von W o l f f- F e r r a r i-, die zum erstenmal im Münchener   Hof- theater gespielt werden foll. Der Feichten Hof in Goisern  " nennt sich ein drei- aktiges österreichisches Volksstück, das einen Landbriefträger namens L a m p r e ch t zum Verfasser hat. Der junge Autor wird in einem Berichte der Wiener  Neuen Freien Presse" als ein starkes Talent bezeichnet. Eine Schutzvorrichtung gegen Theaterbrände hat der Chef der Feuerwehr zu Nantes  , G o n z s, erdacht. Elek- irische Apparate, die im ganzen Hause verteilt sind, ermöglirfum, daß in dem Augenblick, da die Temperatur an irgend einer Stelle einen gewissen Grad erreicht, ein Läutewerk hier selbsttätig in Bewegung gerät. Das Publikum hört diese Glocke nicht, sondern nur eine Zentralstation, die mit 300 bis 500 Klappen ausgerüstet ist. Diese zeigen genau den Ort des Feuers an. Zugleich treten aber auch die automatischen Feuerlöscher in Aktion und setzen den gefährdeten Raum völlig unter Wasser. Es sind einfache Wasserleitungen, deren Verschlüsse bei 70 Grad Celsius schmelzen. John Pratt, der Erfinder der Schreib- Maschine, ist im Alter von 76 Jahren in Chattanooga  , Tenn., gestorben. c. Aethertrinker in Irland  . Aus einer unlängst der- öffentlichten Statistik geht hervor, daß der Genuß von Acther in Irland   in ganz erschreckender Weise zunimmt. Es gibt besonders in der Grafschaft Londonderry Kneipen, in denen nur Acther getrunken wird. Ein Kaufmann in Dublin   schickt jährlich nahezu 200 000 Hektoliter nach Belfast.   g. Papier-Surrogate. Im Smithsonian-Jnstitut zu Washington   befindet sich ein holländisch gedrucktes Buch ans dem Jahre 1772, worin die Blätter aus den verschieden st en P a p i e r s o r t e n bestehen, z. B. aus Papier von Wespennestern. Sägespänen, Nesseln, Weinreben, Hanf, Maulbeer- und Aloeblättern, Disteln, Stroh. Kohl, Asbest, Wolle, Gras, Tannen-, Pappel-, Buchen- und Weidenholz. Zucker, Kastanien- und Tulpenblättern usw. Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner  . Berlin. Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VcrlagsanstaltPaul Singer LcCo..Berlin   LVV.