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Du mußt ihr nicht mit solchen Dingen den Kopf ver-| Die Pfaffen seiner Beit haben entweder von seiner legerischen Lehre drehen," verwies ihm die Mutter seine Rede. Für ein armes Mädel taugt es nicht, ans Heiraten zu denken."

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" No, hat's Dir vielleicht nicht getaugt, Lina?" " Ja schon; der Meinige, Gott   hab' ihn selig, ist so weit ein guter Mann gewesen. Aber wer weiß, ob ich's nicht leichter gehabt hätte, wenn ich ledig geblieben wäre? Die Pepi hat ihr Auskommen bei der Kathl und ein ruhiges Leben. Mehr braucht's nicht."

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Pepi senkte den Kopf und litt. Aber dann sagte sie leise und errötete über und über:" Ich heirat' nicht." Onkel Anton pfiff durch die Zähne. Ich weiß aber doch einen für Dich."

nichts erfahren oder ihre Gefährlichkeit für das Gebäude ihrer Dogmen nicht erkannt; sonst hätten sie den Leonardo gewiß nicht anders behandelt als den Galilei. Die mönchische Wissenschaft hatte sich von den Versteinerungen die absonderlichsten Vorstellungen gemacht und u. a. sogar behauptet, der allmächtige Schöpfer, den Sie Religion an den Anfang alles Seins stellte, habe sich erst aus Ton vorläufige Modelle geformt, ehe er an die Er­Als schaffung der Organismen herantrat. diese absurden Geschichten gar nicht mehr haltbar waren und man nicht mehr ab­ftreiten konnte, daß die Versteinerungen Ueberbleibsel ehemals existierender Wesen sind, verfiel man auf neue gewagte Hypothesen, Ansicht, daß die nach den Ergebnissen seiner eigenen Forschungen um den Schöpfungsgedanken hochzuhalten. So vertrat Cuvier   die nicht mehr zu leugnenden- Umänderungen auf der Erdoberfläche, deren Spuren uns erhalten geblieben sind, plötzlich durch sogenannte " Da bin ich schon viel älter als Du," meinte der Onkel Katastrophen vor sich gegangen seien: durch gewaltige Ereignisse nach der und rückte sich den Tirolerhut schief ins Gesicht, aber deshalb Art der biblischen Sintflut sei mit einem Schlage alles organische Leben tomm' ich mir doch zum Heiraten noch viel zu jung vor, viel zugrunde gegangen, und da nicht immer ein Noah mit einem Kahn zu jung. Das nötige Alter werd' ich wohl nie erreichen, fürcht' zur Hand war, um eine Aussaat" zu retten, so habe zweifellos ich. Vorläufig bin ich noch zu fesch. Nicht daß es an Mädeln jede der Hauptschichten eine neue Schöpfungsperiode durchgemacht, fehlte, die mich haben möchten. Alle Köchinnen der Nachbar- traft deren fich durchaus von einander verschiedene Tier- und Nachbar- Pflanzenwelten seit Ewigkeit gefolgt seien. schaft sind verliebt in mich. Aber ich tu' ihnen nicht den Ge­fallen, extra nicht..."

Ich bin schon zu alt zum Heiraten."

" Run hör' aber auf mit Deinem Brahlen, Anton. wirst auch nie vernünftig werden."

Du Wo soll denn die Vernunft herkommen, Lina? In unferer Familie ist alle Vernunft auf Dich gefallen; für mich hat's nicht mehr gelangt. Juchu!"

Dann redeten sie von anderen Dingen und Pepi versant wieder in ihre Träumerei.

( Fortsetzung folgt.)

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( Nachdrud verboten.)

Ein vergeffener Vorläufer

Darwins.

Je tiefer unsere Wissenschaft von der Natur vom Entwickelungs­gedanken" durchdrungen wird, um so mehr Vorläufer feines be­rühmtesten Verfechters, Darwin  , entdeden die Gelehrten.

Den schöpferischen Gedanken, dem der englische   Forscher die fiegreiche Form verlieh, den Gedanken der Umbildungsfähigkeit der Organismen, hatten in der Tat schon lange vor ihm, bald be­stimmter, bald unbestimmter, andere Naturkundige vorgedacht. Manche von ihnen, wie Goethe oder Lamarck  , find spät noch deshalb zum Ruhme gelangt, andere schlummern noch in der Vergessenheit und harren des Tages, wo der Zufall ihre Arbeiten einem Forscher in bie Hände fallen läßt, der uns auf sie aufmerksam macht.

Der Hauptfämpe gerade dieser, der sogenannten Katastrophen­oder Revolutionstheorie, war ein Schweizer  , der oben bereits er wähnte Agassiz  . Er verfocht, mit großem Getöse, da er ein Meister der Reklame und Regiekunst war, die Ansicht, daß niemals eine Art ( Spezies) in zwei verschiedenen Erdperioden vorkomme und daß zu Anfang einer jeden neuen Periode sämtliche Organismen plötzlich und an jedem ihrer Wohnorte gleichzeitig und in großer Anzahl vorhanden gewesen seien." Die kleine Schwierigkeit", daß in jeder unferer Gegenwart näher liegenden Entwickelungsperiode höhere Tiere auftreten, wie die versteinerten Reste unwiderleglich dartun, umging er dadurch, daß er sich seinen schöpferischen Herrgott wie einen fich entwidelnden Menschen vorstellte, der seine Pläne all­mählich verbessert habe. Es wächst also, nach Agassiz  , nicht nur der Mensch mit seinen höheren Zweden!

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-An

Diese Wundertheorie, die, wie Dodel einmal mit Recht bemerkte, dem Mosaischen Weltenschöpfer unendlich mehr Arbeit zumutete, als Moses mit seinem einmaligen Schöpfungsprozeß und seiner ein­maligen Sintflut, reizten den Spott Morigis, der in seiner erwähnten Schrift wiederholt biffige Bemerkungen dagegen macht. Er war dem Art­entwickelungsproblem von den verschiedensten Seiten nahe getreten, hatte nicht nur die logische Unhaltbarkeit der bis dahin gebräuchlichen Definition der Art nachgewiesen, sondern auch durch genaueste Beobachtungen an einheimischen Pflanzengruppen seine Zweifel über die Existenz der Art" im Sinne der älteren Naturwissenschaft verstärkt. Professor A. Lang in Zürich  , der sich eingehend mit Morigis Lebensarbeit be­schäftigt hat und uns den ersten, wenn auch noch lückenhaften bio­graphischen Versuch über den eigenartigen Forscher gab, weist darauf hin, daß sich Morizis Untersuchungen auf Pflanzengruppen erstreckt haben, bei denen auch die seitherige Forschung die Unmöglichkeit der scharfen Abgrenzung der Arten festgestellt hat". den Resultaten der vergleichenden Anatomie und der So hat schon in den Jahren 1881 und 1899 der Botanifer S. Geologie ging Morigi ebensowenig ebensowenig achtlos vorüber, wie Botonié darauf hingewiesen, daß in den Werken des schweizerischen an den Erfolgen der Züchtung von Haustieren und Nutzpflanzen. Naturforschers Alexander Morigi aus Chur   ein Hauptteil der Auf die von ihm selbst aufgeworfene Frage, wie es komme, daß die Darwinschen Lehren flar und einwandsfrei dargestellt worden war. Haustiere und Kulturpflanzen die größte Zahl von Varietäten zeigen, Das war in einem kleinen, nur 109 Seiten umfassenden Buche ge- wie sie sich oft durch Merkmale unterscheiden, denen man jonst schehen, das im Jahre 1842, also 17 Jahre vor dem Darwinschen spezifischen oder gar generischen Wert beimißt und die sich auch bei Werke über die Entstehung der Arten, in Solothurn   erschien. ihren Nachkommen erhalten, gab er schon die richtige Antwort: Es ist französisch geschrieben und trägt den Titel: Unter- offenbar haben die viel mannigfaltigeren Veränderungen in suchungen über den naturwissenschaftlichen Begriff der" Art"." den Existenzbedingungen, denen sie ausgesetzt worden find, Die Naturforschung hatte bis dahin behauptet, alle einzelnen Arten diese Variabilität( Veränderungsfähigkeit) hervorgerufen. Als der Lebewesen seien Erzeugnisse besonderer Schöpfungsakte, oder, das Resultat aller seiner Forschungen und logischen Er­wie Agassiz  ( 1807-1873) jagte: berlörperte Schöpfungsgedanken wägungen finden wir bei Morigi eine natürliche Gottes". Bei fast allen Völkern finden wir diese Anschauung, was Schöpfungsgeschichte. Seine zoologischen und botanischen besonders bemerkt zu werden verdient, mit den Religionsurkunden Betrachtungen zeigten ihm, wie die allmähliche Entstehung der bereinigt; der Zweifel an der Lehre wurde deshalb einer Auf­Tehnung gegen die Grundwahrheiten" der Religion gleich geachtet, war eine Ketzerei. Noch Linné  ( 1707-1778), den man den Begründer der neueren Naturgeschichte nennt, schloß sich der Mosaischen Darstellung der Schöpfungsgeschichte fast fritiflos an und stellte den apodiktischen Satz auf: Es existieren so viel verschiedene Arten, wie zu Anfang verschiedene Formen vom unendlichen Wesen geschaffen worden sind." Der verdiente Forscher Cuvier   hielt die Unveränderlichkeit der Arten für wissenschaftlich so unbedingt notwendig, daß er erklärte: Die Beständigkeit der Art ist eine notwendige Bedingung für das Bestehen der wissenschaftlichen Natur­geschichte." Dieser Sag ist, nebenbei gesagt, kennzeichnend für die Geistes­berfassung mancher verfnöcherter Gelehrten, denen das Schema ihrer Wissenschaft zum Heiligtum geworden ist: die Dinge haben sich ihm einzus fügen- tofte es was es wolle! Aber, unberührt vom Fürwig forschender Männer war die geheiligte" Lehre doch immerhin nicht geblieben. Schon der merkwürdige Leonardo da Vinci  , als Maler so berühmt wie als Geometer, hatte behauptet, daß die Versteinerungen, die man so oft in der Erde findet, durch den sich abseßenden Schlamm des Meeres entstanden seien, und daß deshalb die in tiefer liegenden Erdschichten ruhenden Versteinerungen fich mehr von den jezigen Formen der Lebewesen unterschieden, als die in höheren Erd­fchichten. Damit schlug er ein großes Loch in die Lehre, daß jede Art seit ihren ersten Erscheinen unverändert geblieben sei.

Lebewesen vor sich gegangen ist. Daß er nicht allen Seiten dieses Problems gerecht geworden, schmälert sein Berdienst nicht; daß er auch den letzten Konsequenzen nicht auswich, läßt ihn uns nur um so bedeutender erscheinen: er nahm den tierischen Ursprung des Menschen als eine ganz selbstverständliche Tatsache an, so selbst verständlich, daß es sich ihm kaum der Mühe lohnte, darüber erst noch lange zu reden..

Was würde wohl ein solcher Mann, wie Morigi, dazu sagen, daß die selbstverständliche Schlußfolgerung der modernen Natur­forschung noch heute nicht in den Boltsschulen gelehrt wird, sondern daß man dort mit allen Mitteln pfäffischer Verdummungs­fünfte die alten Schöpfungsmärchen als Wahrheiten letzter Instanz vorträgt, statt als das, was sie find, Phantasien aus der Kindeszeit des Menschengeschlechts.

―m.

( Nachdruck verboten.)

Wie das Obft reift.

Der Mensch hat durch Kultur und Züchtung erst unseren Obst­forten in vollendeter Beschaffenheit das verliehen, was wir an ihnen schäßen, das köstliche Fruchtfleisch. Die Stammformen der Obst­gewächse tragen Früchte, deren Fleisch nur schwach entwickelt und