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meist auch sauer und bitter ist. Aber alles menschliche Zutun wäre Diefen Umwandlungsprozessen im Innern des Fruchtfleisches erfolglos geblieben, wenn nicht die Früchte selbst Anlagen besessen entsprechen mannigfache Veränderungen an der Oberfläche des hätten, die der Entwicklung und Ausbildung fähig waren. Gleichen Obstes. Aus dem Holzfaserstoff der Oberhaut, die das Fruchtfleisch sich demnach Wildfrüchte und Kulturobst im Grundplan ihres Baues, umhüllt, entstehen wachsähnliche Fette, die die Oberhaut teils durch so schlägt dieses doch auch, wenn es heranreift, seine eigenen Wege sehen und berstärken, so daß sie zu einer Wachsbaut umgebildet ein, denen nachzuforschen, um so interessanter ist, als die Aus- wird, teils werden diese Wachsfette in winzigen Tröpfchen auss gestaltung der einzelnen Obstarten nicht nach einem einzigen Schema geschieden, die nun die Oberhaut wie ein feiner Reif überziehen. erfolgt, sondern in der Hervorbringung des Fruchtfleisches die größte Sehr ausgeprägt ist die Wachsbaut bei den Aepfeln, der Reif bei den Mannigfaltigkeit herrscht. Pflaument Wachshaut sowohl als auch Reif sind den Früchten ein Die Mutter der Frucht ist die Blüte. Bei einer Blüte in der Schutzmittel gegen die Nässe, da sie die Wassertröpfchen nicht haften einfachsten Form sitt auf dem Blütenstiel der tellerartige und lassen. Die auffälligste äußerliche Veränderung des Obstes ist die becherartige Blütenboden, der den Träger für die anderen Blütenteile Umfärbung aus Grün in Gelb, Rot und Blau und ihre Abtönungen. darstellt. An dem Rand des Blütenbodens entspringen zwei Blatt- Obwohl die Färbung der einzelnen Obstarten recht verschieden von reihen, eine äußere mit den grünen Kelchblättern und eine innere einander ist, so spielen dabei doch nur zwei Farbstoffe mit, das mit den weißen oder bunten Blütenblättern. In seiner Mitte trägt Anthoxanthin und das Anthochan. Das Anthoxanthin verleiht den der Blütenboden die Fruchtblätter, die die Samentnospen umgeben Früchten die gelbe Farbe. Es ist ein fester Farbtörper, der sich in und sich zum Fruchtknoten zusammenschließen. Oberhalb des Frucht- feinsten Körnchen in den Zellen der Oberbaut ablagert. Das Anthos Inotens verdünnen sich die Blätter zu den Griffelstielen, auf deren chan dagegen ist eine gelöste Bellsaftfarbe, die das Gewebe der Obers. Spigen die Narben auffißen. Durch die Uebertragung des Blüten- haut erfüllt. Sie ist die Trägerin des Nots bei Kirschen, Johanniss Aber auch für das Blau der Pflaumen, staubes auf die Narben tritt die Befruchtung und die Samen- beeren und Erdbeeren. bildung ein. Weinbeeren und Heidelbeeren liefert sie den Grundstoff. Nur das durch, daß neben ihr in den betreffenden Früchten auch Säuren ent­stehen, die sich mit ihr vermischen, wandelt sie sich zu einem Blau, dessen Ton um so tiefer wird, je größere Säuremengen mita Gerhard Langhans. wirken.

Kleines feuilleton.

Der Fruchtknoten ist nun derjenige Blütenteil, der am häufigsten beim Obst das faftige Fruchtfleisch entwickelt. Von ihm geht bei spielsweise die Hervorbringung des Fruchtfleisches bei den Kirschen und Pflaumen aus. Je nachdem aber der Fruchtknoten Samen­fnospen einschließt, wechselt auch die Zahl der Früchte, die sich aus ihm entwickeln. Enthält er viele Samenknospen, so werden auch dementsprechend viele fleine Früchte gebildet, die zu einem Knäuel zusammenstehen, wie die Himbeeren und Brombeeren. Aber der Fruchtknoten ist nicht einzig und allein der Erzeuger des Frucht­fleisches. Vielmehr entsteht es bei der einen Obstart an diesem, bei der anderen an jenem Blütenteil. So wird bei den Aepfeln und Birnen das Fruchtfleisch vom Kelch und dem becherförmigen Blüten­k. Die Lawinengefahr in den Alpen. Die große Anzahl von boden angesetzt. Die kleinen vertrockneten Blättchen, die den Aepfeln Unglücksfällen, die in dieser Saison aus der Schweiz berichtet wird, und Birnen auf dem Kopfe fizen, sind die letzten Reste des Kelches und die lange Liste von Opfern, die der Bergiport gefordert, lenten Auch bei den Erdbeeren wird der Blütenboden fleischig. Aber bei die Aufmerksamkeit auf die besonders gefährlichen Schneeverhältnisse, ihnen werden die Fruchtkörperchen, die den eigentlichen Samen in die in diesem Jahre durch die große Hize hervorgerufen worden sich bergen, nicht in das Fruchtfleisch eingebettet, sondern sie lagern sind. Die Lawinen gehen dieses Jahr besonders zahlreich und sich als gelbliche Körnchen in seine Oberfläche ein. Bei den Stachel- furchtbar nieder, und von überall her hört man von gewaltigen beeren endlich sind es die Samentnospen, die das Fruchtfleisch liefern. Stürzen geschmolzenen Schnees, zerbrochenen Eises und von hers Die allmähliche Heranbildung der Frucht läßt sich am besten bei niedergehenden Strömen halb gefrorener Schuttmassen, die mächtige denjenigen Obstarten verfolgen, bei denen das Fruchtfleisch aus dem Steinblöcke, ganze Baumstämme und feste Klumpen von Gletschereis Fruchtfnoten hervorgeht. Als Beispiel sei die Pflaume gewählt. Der mit sich führen. Die Lawinen haben eine besondere Vorliebe, Fahr Fruchtknoten besteht hier, wie auch bei den anderen Steinfrüchten, für Jahr an derselben Stelle niederzugehen, und deshalb sind aus drei Schichten. Die mittlere dieser Schichten ist es nun, die sich an besonders gefährdeten Plätzen Lawinenbrecher aufgebaut, die mehr und mehr zum Fruchtfleisch verdickt. Die innere Schicht da- den Bezirk, den sie umschließen, nach Möglichkeit schützen. gegen wandelt sich zu der harten Steinschale um, die den Samenkern An vielen Stellen sind Lawinenbrecher in der Form von dreis einschließt, während die äußere Schicht zu der derben Oberhaut um- eckigen Steinwällen errichtet, hinter denen sich ganze Dörfer ber gestaltet wird, die die äußere Hülle des Fruchtfleisches abgibt. Beim bergen. Ein Lawinenschutz dieser Art ist zu Frauenkirch, nahe bei: Beerenobst, wie Johannisbeeren und Heidelbeeren, verdict sich außer Dawos, wo die Maner der Kirche so gebaut ist, daß die scharfe, wie der mittleren auch die innere Schicht zum Fruchtfleisch. Die äußere eine Pflugschar zugespizte Ecke der Mauer die Lawine, wenn sie Schicht wird auch hier zur Oberhaut. herabsaust, entzweischneidet, ihre Kraft gerteilt und sie gefahrlos. Anfänglich, so lange das Obst noch klein und grün ist, stimmt weiterstürzen läßt. Rob aufgerichtete Holzzäune, Kleine Steinwälle es in seinen Grundstoffen noch ganz mit den Blättern überein. Wie in Bidzadform, ja sogar Reihen von Stäben, die an den Abgründen die Blätter, so find jetzt noch die äußeren grünen Fruchtschichten von aufgestellt sind, werden von den schweizer Bauern geichidt als Die festen Schneelawinen, die Blattgrünförnern erfüllt, die unter dem Einfluß des Lichtes aus Schutz gegen die Lawinen benutzt. der Luft, die durch die Spaltöffnungen aufgenommen wird, die sich in den Mulden der Eisgletscher bilden, hoch oben auf den Kohlensäure zu Kohlenstoff abscheiden. Mit dem Wasser, das die Bergen, sind, wenn sie in ihrem Lauf das Tal erreichen, aus Steinen, Leitungsbahnen des Pflanzenkörpers durchfließt, und mit den darin Erde, großen Massen von Wurzeln und Bäumen zusammengesezt, gelösten alkalischen Stoffen, die durch die feinen Wurzelhärchen aus die wieder durch die schwere halbgefrorene und zähe Schneemasse Ein Bergsteiger, der dem Boden aufgesaugt werden, verbindet sich der Kohlenstoff zu einem zu einem Ganzen zusammengeballt werden. Kohlehydrat. Einerseits gehen nun aus dem Kohlehydrat die Cellu- bon einer solchen Lawine am Splügen ergriffen ward, entging lose, der Holzfaserstoff, der die Wandungen der winzigen Bellen zwar dem Tode, aber seine Kleider waren so fest von der bildet, sowie die Stärke hervor. Andererseits entstehen durch den Eismasse umgeben, daß er wie eine Mücke an der Leimrute Hinzutritt von Stickstoff und Schwefel, die die Nährgase und Nähr- in der zähen Masse feststeckte und nur mit fremder Hülfe befreit werden falze mit sich führen, die eiweißartigen Körper. Alle diese Stoffe konnte, worauf man die fest mit dem Eise zusammengefrorenen finden ihre Verwertung an den Stellen des Wachstums, wo sie zum leider abriß. Oft findet man die erfrorenen Leiber von Gemſen Aufbau neuer Zellen verwendet werden. Indem nun Bellenlage um in den Ueberresten alter Lawinen, die viele Jahre vorher herab­Bellenlage entwidelt wird, verdict sich der Fruchtteil, der die Grund- gefallen sind. Eine der berühmtesten Lawinen in der Schweiz war lage für das Obstfleisch abgibt, mehr und mehr, und die Frucht die Schwabentobellawine", die im Jahre 1888 nahe bei Glarus . nimmt demgemäß an Größe zu. Der bittere Geschmack, den das Davos niederging und viele Menschenleben vernichtete. Die Masse Obst besitzt, solange es noch grün ist, rührt von Glykosiden. Sie dieser Lawine wurde auf 700 000 Stubiffuß geschätzt, der Tunnel, treten erst zurüd, wenn das Obst im Seifungsprozeß weiter fort- den man durch sie grub, um die Verbindung herzustellen, war geschritten ist und organische Säuren gebildet werden. Als haupt- 300 Fuß lang und 12 Fuß hoch. Wenn nun die Hige des Sommers sächlichste Säuren sind zu nennen die Apfelsäure, die Weinsäure die Eisreservoire auf den Bergen immer mehr mit geschmolzenem und die Zitronensäure. Indem die Säuren auf die Glykoside ein- Schnee anfüllt, dann fließen diese über und schicken die Ströme zu und Schon im Juni wirken, spalten sie von ihnen Zucker ab, so daß jezt, wo der Same Tal. 3. Juli erfolgte Die ges dem Reifezustand entgegengeht, das Obst einen sauer- füßlichen Ge- dieses Jahr plöglich ein furchtbarer Wassersturz. schmack erhält. Jezt werden wieder die Säuren in den Hintergrund frorenen Schuhwehre barsten entzwei unter der Wucht der uns gedrängt. Denn nun erfährt die Stärte eine wichtige Umwandlung. gebeuren drängenden Schneewasser, und in wenigen Sekunden Es bildet sich nämlich die Diastase, ein Ferment, durch das die stürmten Tausende von Tonnen Waffers, mit Eis und Schnee ver Stärketörner in Buder und Stärtegummi gespalten werden. In- mischt, in das Tal hernieder, alles auf ihrem Wege mit sich reißend folgedessen wird der Zuckergehalt des Obstes noch mehr gesteigert. und erst in dem Krumbach - Strudel Ruhe findend, in den sie sich er­Die organischen Säuren werden auf diese Weise gemildert oder goffen und der in unglaublich kurzer Zeit völlig angefüllt war. völlig verdeckt, je nach der Menge des abgespaltenen Zuckers. Am Glücklicherweise wurde kein Menschenleben dabei vernichtet. reichsten an Buder sind die Weinbeeren, denen mit immer fallendem Budergehalt die Kirschen, Birnen, Aepfel, Pflaumen, Johannis­beeren und Stachelbeeren folgen. Buleßt, wenn die Reife abge­schlossen ist, entwickeln sich noch ätherische Oele, die dem Obst seinen Wohlgeruch verleihen. Jetzt hat das Obst den feinsten Geschmad erlangt.

dann am

Kaum

Grundlawinen", die durch das weniger gefährlich als diese Schmelzen des Schnees und durch das Bersten des Eises hervor gerufen werden, sind die Eislawinen", die zu den erhabensten Wundern und zu den schrecklichsten Gefahren der Hochalpen gehören. Diese Eisströme, die in 1000 Lichtern glißern und häufig wie ein. buntes farbenfunkelndes Band erscheinen, bestehen aus großen