Kabeljaus in der Hand eines Trusts sind, der von den Fischern SV bis 70 SR. für die Tonne verlangt; ein einziger Fischer braucht ein Faß täglich, wenn er Erfolg haben will. Jetzt bemüht man sich, einen Ersatz für den Rogen zu finden. Der Köder hat nur den Zweck, die Sardinenschwärme an die Oberfläche zu ziehen, da sie dann ohne Schwierigkeit in Netzen gefangen werden können. Bis jetzt hat sich eine hellbrennende Acetylenlampe als bester Ersatz er. wiesen; einige Fischer halten sie für sehr wirksam. Die Methode ist aber noch nicht genügend erprobt worden, da die Besitzer der Sardinenschiffe sich diese teure Ausgabe nicht leisten können. Die versuche, den Trust zu überwinden, sind bis jetzt völlig mißlungen, und es liegt daher die Gefahr vor, daß die Sardinenuidustrie, die bis jetzt viele tausend Familien ernährt hat, völlig dem Untergange geweiht ist.— „Ringelbäume". Man findet hier und da in den Waldungen einzelne Bäume, die eine Reihe wulstförmiger Ringe zeigen, so daß sie ein bambusähnlichcs Aussehen erhalten, während sie sich im übrigen von völlig gesunden Stämmen nicht unterscheiden. Jene Ringe sind durch Spechte erzeugt worden, die ihren Scknabel an nebeneinander gelegenen Stellen in das Holz einschlugen: durch den Wundreiz wird eine lebhafte Tätigkeit der unverletzt gebliebenen Zellen der Kambiumschicht angeregt, die zur Entstehung einer Ucber- Wallung, eine? die Wunde verschließenden Wulstes führt. Jahraus, jahrein besuchen die Spechte dieselben Bäume und dieselben Ringe, schlagen neue Wunden, und der gleiche Heilungsvorgang setzt von neuem ein. Welchem Ziele dieses sonderbare Verfahre»! der Tiere dient, das ist eine noch immer streitige Frage. Gilbert Fuchs , der sie neuerdings in der„Naturwissenschaftlichen Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft" eingehend erörtert, pflichtet auf Grund eigener Beobachtungen und Untersuchungen der Anficht bei, daß der Genuß des Baumsaftes der Zweck des ganzen Tuns sei. Dafür spricht z. B. der Umstarid, daß die Ningelung nur im Frühjahr erfolgt, wo das Anbohren die größte SaftauSbcute verspricht. Oft finden sich die Ringwulste auch nur an der Soitncnseite des Stammes, wo sich für den Saftfluß besonders günstige Bedingungen darbieten. Aber sind die Spechte wirklich solche Leckermäuler, wie es hier angenommen wird? Es spricht zugunsten dieser Ansicht, daß einige ihrer Verwandten in Amerika gleichfalls„ringeln" und daß auch dort die Meinung verbreitet ist, sie täten es des Sastgcnusses wegen. Die Zunge dieser Spechte hat allerdings keine Widerhaken, wie die der heimischen, sondern ist nur mit Borsten besetzt, so daß sie sich weniger dazu eignet, Würmer aus dem Holze herauszuziehen. Auch nach Obst, Maiskörnern, Erbsen sind manche der amerikanischen Angehörigen der Spechtfamilie sehr begierig, so daß sie als schädlich betrachtet und verfolgt werden.— Medizinisches. br. D i e Eigenschaften des kalten Seebades. Das kalte Seebad reizt viel intensiver als die Seeluft; der bekannte Badearzt Dr. Lindcmann in Helgoland verlangt daher, daß das- selbe mit etwas größerer Vorsicht genommen werden sollte, als dies gewöhnlich geschieht. Die chemische Wirkung des Calz» Wassers(in der Nordsee sind 3—3ü Proz., in der Ostsee 1— 2 Proz. Salze) ist sehr stark. DaS Salz wird zwar nicht durch die Haut aufgesogen, wirkt aber als starker Reiz auf die Nerven, die ihrer- seits wieder die inneren Organe beeinflussen, sie kräftigen und be- leben. Aber auch die mechanische Wirkung durch den Wellenschlag spielt eine große Rolle. Die brandende Woge braust auf den Körper hernieder, auf den in seiner Gesamtheit ein starker Reiz einwirkt. Bald strömt das Blut von der Oberfläche nach den inneren Organen, bald wieder zurück. Durch diese gesteigerte Blut- Zirkulation werden Blutstockungen gehoben, krankhafte Verflebungen im Körper zerrissen. Der Kampf mit der Welle ist immer eine allgemeine Gymnastik des ganzen Körpers. Aus dieser Wirkungs- weise ergeben sich auch die Grenzen für den Gebrauch kalter See- bader. Der Kältereiz auf die Haut wirkt noch außer dem chemischen und mechanischen, und die Summe dieser Reize, die die Blut- Zirkulation so sehr anregen, kann für das leistungsschwache Herz eine Ueberlastung bedeuten, oft so stark, daß ein sogenannter Herz- schlag die Folge sein kann. Deshalb sollte niemand, der sich nicht über die Funktionstüchtigkeit seines Herzmuskels vergewissert hat, kalte Seebäder nehinen, vor allem nicht Bader von langer Dauer.— Aus dem Tierleben. ie. Klettern d e Stachelschweine. Die Stachelschweine xebören trotz ihrer geringen Größe zu den imposant wirkenden Säugetieren. Ihr schön gefärbtes, nach allen Seiten hin strahlendes Stachelkleid verschafft ihnen nicht nur bei den Tieren, sondern auch bei den Menschen einen gewissen Respekt, vielleicht bei letzteren sogar in höhcrem Grade, weil die vierbeinigen Feinde der Stachelschweine besser gelernt haben, die Gefahren der sonderbaren Verteidigungs. Waffen zu vermeiden und ihrem Träger doch zu Leibe zu gehen. Daß die Stacheln nicht nur zur Defensive, sondern auch zum An- griff dienen sollen, indem sie von ihren übrigens zu den Nagetieren und nicht zu den Schweinen gehörigen Besitzern regelrecht abge- schössen werden, ist eine Sage, die eben auch auf der Aengstlichkeft des Menschen beruht. Sie dienen dem Tier einmal dazu, ein rasselndes Geräusch auszuführen und einen unerfahrenen Gegner dadurch zu erschrecken; außerdem selbstverständlich auch dazu, einen verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.— Druck und Verlag: Feind, der sich trotzdem auf den Angriff verlegt, nach Möglichkeit za verwunden. Dabei sträuben sich die langen, harten und spitze» Stacheln ebenso wie bei dem in sehr viel geringerer EntWickelung mit einem gleichen Verteidigungsmittel begabten Igel. Eine be» sonders merkwürdige Gruppe der in allen Erdteilen mit Ausnahm« Australiens vorkommenden Stachelschweine sind die Kletterstachel» schweine, die auf Amerika beschränkt sind. Ihr nordamerikanische« Vertreter ist der sogenannte Urson, dem wegen seines schmackhaften, angeblich auch für einen europäischen Gaumen angenehmen Fleisches seit langem nachgestellt worden ist, so daß die Tiere jetzt ziemlich selten geworden sirid. Der Urson ist ein Stachelschwein von statt, licher Größe und namentlich durch einen ansehnlich entwickelte» Schwanz ausgezeichnet, der fast den vierten Teil der Körperläng» ausmacht und gleichfalls mit starken Stacheln bewehrt ist. Diese» Schwanz dient dem Tier danach hauptsächlich als Waffe, uird zwa» um so besser, als die Stacheln lose sitzen, also im Fleisch d«S ge» troffenen Angreifers haften bleiben. Am häufigsten findet sich de» Urson noch in den Wäldern westlich vom Missouri und erregt bei jedem, der semer zufällig ansichtig wird, durch seine ausgezeich- neten Kletterkunstftücke Aufsehen. Nachdem die Indianer als Ver- folger dieser Baumstachelschwcine wenig mehr in Frage kommen, haben ihre Nachfolger in diesen Gebieten den Kampf gegen den Urson mit ziemlicher Lebhaftigkeit fortgesetzt, und man kann es ihnen nicht verdenken, weil das Tier den Wäldern aufs äußerste schadet. Namentlich im Winter, wenn der Urson sich überhaupt nicht auf die Erde wagt, vernichtet er Hunderte von Bäumen, deren Rinde er mit den Zähnen wie mit einem Messer abschält; und diese Ver» nichtungSarbeit ist um so wirksamer, als sie sich gerade den jüngsten Bäumen zuwendet. Wenn die Amerikaner jetzt im Begriff sind, end- lich eine verständige Forstwirtschast einzuführen, werden sie auf die Klcttcrstachelschweine ein scharfes Auge haben müssen, und dadurch werden die Tiere immer seltener werden. Der Urson muß übrigens eine fabelhaste Kraft in seinem Schwanz besitzen, denn nach Versuchen, die Brehm mit ihm angestellt hat, dringen die Stacheln bei einem Schwanzschlag sogar in festes Holz ein. Ein Tier, das mit einer Pfote oder gar mit seiner Schnauze etwa gerade zwischen den Schwanz und den Rücken eines solchen Stachelschweines gerät, bekommt sicher einen Denkzettel, an den es für sein ganzes LÄien eine Erinnerung zurück- behält. Der Berliner Zoologische Garten besitzt ein paar dieser amerikanischen Tiere.— Humoristisches. — Anknüpfung.„Mein Fräulein, verzeihen Sie meine Dreistigkeit, ich habe Ihnen aber Grüße von meinem Freund Gustav Meyer zu bringen." „Gustav Meyer, den kern« ich ja gar nicht!" „Nicht? Dann gestatten Sie, daß ich Ihnen ein bißchen von ihm erzähle. Er ist so ein lieber Kerl!"— — Zaghaft. Barbierlehrling(nachdem er den Fremden auf der rechten Wange viermal geschnitten hat):„Wollen Sie die andere Hälft' auch noch rasiert haben?"— („Lustige Blätter".)] Notizen. — An der staatswissenschastlichen Fakultät der Universität Zürich tritt im nächsten Semester eine neue Promotions- ordnung in Kraft, wonach künftig mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren neu aufgenommenen Unterrichtsgebiete der Handels- Wissenschaften»md Journalistik statt wie bisher zwei, drei Doktortttel, nämlich: Doktor der Rechte, Doktor des öffentlichen Rechts und Doktor der Volkswissenschaft verliehen werden. Die Zulassung zur Doktorprüfung hängt von einem mindestens zweisemestrigen Studium an der Züricher Hochschule ab.— — Otto Erters Schauspiel„St. Peter" wird in dieser Spielzeit die Uraufführung im Hoftheater zu Dresden erleben.— — DaS romantisch» Soldatenspiel„Der Panzer" von Hermmm HeyermanS ist vom Wiener Volkstheater erworben worden.— — DaS im Bau befindliche Metropoltheater ln BreS- lau wurde von einem Berliner Konsortium von September 190« auf zehn Jahre gepachtet. DaS Theater soll nach dem Vorbild des Berliner Schiller-TheaterS geleitet werden. Witte-Wild wird Direktor.— — Eduard Grützner hat für die Aufführungen des „E ommerna chts traumS" am Hamburger Schau» spielhaus die Figurinen gezeichnet.— — Der Münchener Glasmaler Karl Ule ist als Professor an die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe berufen worden.— — Im St. Andrews » Krankenhause zu Northampton in England ist ein Geisteskranker der tödlichen Wirkung der Eiben« nadeln zum Opfer gefallen. Er hatte heimlich während eines Spazierganges m den Privatanlagen des Asyls Nadeln der Eibe gegessen und sich damit vergiftet. Vorwärts Buchdruckerei u. Verlag San staltPaul Singer LeTo., Berlin SW,
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22 (24.8.1905) 164
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