Coblenz und in der Rheinpfalz werden solche Pfeifen hergestellt. Die schwarzen Tonpfeifen find aber auch aus weißem Ton gebrannt; die schwarze Farbe wird durch Brennen zwischen Kohlenstaub in geschlossenen Gefäßen erzielt.— Kleines f euilleton» t{j. Bekanntschaft. Alles schwitzte. Auch Krabinski, der junge Maschinenbauer. Deshalb bog er heute auf seinem Nachhausewege in den Wald ab, ans Wasser. Hier ging ein frischer Lustzug. Anden Nferabhängen lagerten hunderte, die Kühle durstig einzusaugen. Aus der Badeanstalt scholl vergnügtes Lachen und eiftiges Plätschern. Das lockte Krabinski. Er trat hinein, warf seine Arbeitskleidung ab, befeuchtete sich am inneren Bassin nur Stirn und Brust und stieg auf den Turm. Mit einem gewaltigen Kopfsprung schoß er in den See. Gleich darauf ruderten die Arme und Beine in sickeren Bewegungen, in kraftvollen Stößen. Dort drüben war das Ziel: an der kleinen grünen Insel, die den Umfang einer großen Stube hatte. Der Schwimmer sah als unverrückbares Zielzeichen nur die Krone eines Baumes, des einzigen, den das winzige Eiland trug.„Station Sonnenbad" hieß die Insel im Munde der Schwimmer, Ruderer und Segler. Wer's aushielt bis hierher, der legte sich behaglich zu einer langen Ruhepause ins Gras und ließ sich die Haut bräunen. Mancher Schwimmer, der die Entfernung unter-- schätzte oder die eigene Kraft zu hoch taxierte, mußte seinen Ehrgeiz mit dem Leben bezahlen. Eben noch ein dunkler Punkt auf dem Wasser, vom Ufer gesehen, ging er lautlos unter. Schloß die Bade- anstatt am Abend, dann fand man in einer Zelle noch Klcidungs- stücke, zu denen der Mann fehlte.... Krabinski dachte nicht daran. Er war seiner Kraft sicher, hatte sie oft ausprobiert— und näherte sich eben wieder dem letzten Viertel des Wasserweges zur„Station Sonnenbad" ohne sonderliche Er- inüdung. Aber einem anderen mochten Todesgedanken durch den Kopf schießen— einem schwarzen Kopf mit heller' Katze, der da plötzlich eine Strecke vor Krabinski auftauchte. Em gewaltiges Prusten, Schütteln und Aechzen ging von ihm aus. Unregelmäßig ruderten die Arme, krampfhaft zappelten die Beine. Und zuweilen sah man nur noch die Glatze über dem Wasser. Skrabinski griff aus. Mit einigen schnellen Stößen war er neben dem Kämpfenden.„Geht's nicht mehr?" Ein dickes, vor Erregung feuerrotes Gesicht loandte sich ihm mühsam zu:„Helfen Sie mir! Ich ertrinke! Gott , ach Gott, ich schaff's nicht mehr. Ich geh' unter!" „Ruhe, vor allen Dingen Ruhe", mahnte Krabinski.„Wir haben nicht mehr weit. Legen Sie sich auf den Rücken. Halten Sie sich an meiner Badehose fest. Ich nehm' Sie ins Schlepptau." Der andere folgte der Weisung und ward ruhiger. Zwar schluckte er zuweilen Wasser, aber es ging vorwärts. Nach wenigen Minuten sanken beide erschöpft ins Gras der Insel. „Station Sonnenbad!" Krabinski lachte, aber keuchend qina die Brust. Der Gerettete spuckte und ächzte.„Teufel noch mal. Jetzt Hab' ich wahrhaftig schon die Engel im Himmel pfeifen hören. Ohne Sie hätt' ich jetzt den Bauch voll Wasser, glaub' ich." „Ich glaub's kaum." Krabinski lag auf dein Rücken, die Hände unter dem Kopf gefaltet und blickte gleichmütig in den blauen Himmel.„Weit war's ja nicht mehr. Sie hätten sich schon noch bis hier heran gezappelt." „Wer weiß." Der andere sah nachdenklich aus.„Und denken Sie mal: Drüben am Ufer sitzen meine Frau und die Kinder. Wenn ich nu—" er schüttelte sich entsetzt.„Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet." Und richtete sich halb auf:„Veilchenfeld ist mein Name. Kaufmann. Das Haus da drüben— dort— Sie müssen auch die Bäume sehen— das mit dem blauen Schieferturm— das ist meine Villa. Und Sie— wenn ich fragen darf—" „Krabinski. Meine Villa ist von hier aus nicht sichtbar." Veilchenfeld bemerkte den scherzhaft-ironischen Ton nicht. „Hoffentlich geben Sie mir mal die Ehre. Würd' mich sehr freuen. Auch meine Frau. Und Lucie,— meine älteste Tochter—" Krabinski schwieg. Er beobachtete einige kleine Wölkchen, die mit großer Schnelle über die blaue Himinelsfläche segelten. „Zu großem Dank bin ich Ihnen verpflichtet, Herr Krabinski. Zu riesigem Dank. Meine Familie hätt' keinen Ernährer mehr, wenn—" Er weinte fast. Krabtnski rührte sich nicht und dachte: Hört der Mann denn gar nicht auf? Nein, Veilchenfeld hörte nicht auf. Er war weich gelvorden. Streckte ihm die Hand hin:„Herr Krabinski, lassen Sie mich Ihre Hand drücken. Sie sind'n edler Mensch. Das Leben haben Sie mir gerettet. Das vergess' ich Ihnen nie!" „Unsinn", knurrte Krabinski mit verdrießlichem Gesicht.„Was war'n dabei." „O", Veilchenfeld sah mit nassen Augen vor sich hin.„Hat man schon mal gehört, daß zwei auf solche Weise Bekanntschaft ge- macht haben? Wie'n Roman ist's. Nicht? WaS wird meine Lucie dazu sagen? Meine Aelteste. Das Kind ist die reine Poesie, müssen Sie wissen. Verehren wird sie Sie— verehren!" Krabinski stand auf.„Ich schwimme'rüber und schicke Ihnen ein Boot her. Oder—?" „Ich komm' mit Ihnen. Es geht, eS geht, wenn Sie nebe» mir bleiben. Ich kriegte vorhin bloß plötzlich einen Angstanfall." „Wir haben übrigens auch eine ganze Weile festen Boden hier. Waten wir also, so lange wie's geht." Sie marschierten im Wasser, bis es an den Hals reichte. Dann schwammen sie. Veilchenfeld war sehr aufgeräumt und erzählte in einem fort. Ewige Freundschaft— bald mal besuchen— Frau und Kinder kennen lernen— Fläschchen zusammen leeren— anstoßen auf langes Leben-- „Sparen Sie Ihren Atem. Sie brauchen ihn noch." Aber sie kamen glücklich hinüber. Veilchenfeld verschwand erlig in seiner Zelle, während Krabinski sich noch inr Bassin abseifte und sich dann langsam ankleidete— in der stillen Hoffnung, Herr Veilchenfeld werde sich schleunigst drücken. Nein, Veilchenfeld drückte sich nicht. Vor dem Eingange der Badeanstalt stand er mit Frau und Kindern, seinen Retter zu erwarten. Der kam. Sie erkannten sich kaum. Veilchenfeld im eleganten Sommeranzug— Krabinski in seiner Arbeitskleidung— „Sie sind'S?" Veilchenfeld zögerte einen Moment. „Rebekka. Lucie. Kinder— hier stelle ich Euch Herrn Krabinski vor. Ohne ihn wäre ich nicht mehr. Vielleicht nicht mehr. Mög» licherweise hätte ich mich zwar doch noch herangezappelt. Immerhin — wir sind ihm zu großem Danke verpflichtet." „Wir danken Ihnen sehr," sagte Rebekka. „Wir danken Ihnen sehr," echote Lucie. „Und nun wollten wir eigentlich ein Fläschchen auf die glück- liche Rettung trinken." Veilchenfeld sagte es mit unsicherem Blick auf die Seinen.„Was meint Ihr dazu?" „Danke." Krabinski ward's unbehaglich.„Hab' wenig Zeit. Und's war auch weiter kein Kunststück." „Ja, wenn Sie keine Zeit haben," nieinte Rebekka. „Schade," bedauerte Lucie. „Sehr schade. Aber— Veilchenfeld zog das Portemonnaie. „'n Abend!" Das klang schroff. Krabinski ging. „Den Ivolltest Du einladen, Papa?" fragte Lucie. „Gedanke I" Rebekka warf dem Gatten einen niederschmetternden Blick zu. „Aber, Kinder!" Veilchenfeld machte eine unglückliche Figur. „Ich bin ja selber ganz baff I N a ck t sah der Mcnsch ganz anständig ans. Wirklich!"— gc. Badclcben in Anatolien . Außer Böhmen und den Rhein - landen gibt es wohl wenige Gegenden der Erde, die so reich an heißen, seit altersher zu Heilzwecken benutzten Quellen sind, wie ein Strich Kleinasiens , in den sich einst Phrygier und Bithhnier teilten, und der jetzt fast ganz in den Bereich des türkischen Vilajets Brussa fällt.„Phrygia salutaris ", das heilkräftige Phrygicn, nannten die Römer diesen Bezirk, und diesem Namen macht er noch heute Ehre. Ein echt türkisches Bad ist Jlidscha-Hamam in einem Waldtal, 25 Kilometer von Kutaja entfernt. Von einer Kurtaxe oder einer Bezahlung der Bäder ist keine Rede, nur wer eins der kleinen Häuser mietet, zahlt dafür 75 Pf. für die Nacht an den Tscherkessenbey, der andererseits die Instandhaltung des Bades als eine Ehrenpflicht betrachtet. Mit hochgepackten Wagen kommen die Familien an, schlagen ihre Zelte auf, wo es einem jeden beliebt, holen sich Reisig, so viel als sie brauchen, aus dem Walde, und Hausen drei, vier Wochen in der vollen Freiheit des Nomaden. Schlechterdings alles bringen die Badegäste von Hause mit, Decken und Kissen, Töpfe und Teller, Mehl, Reis, Butter, Salz, Kaffee, Zucker, Eier, manche selbst Hühner. Nur die Milch und das Fleisch liefert'das nahe Tscherkesscngehöft. Auch das Brot bäckt jede Familie selbst in dem Backofen eines spekulativen Griechen aus Kutaja, der dafür fünf Pfennige von jedem Brote erhebt. Den Besuch dieses Bades schildert ein Schriftsteller wie folgt:„Am frühen Morgen mit Sonnenaufgang weckte mich mein freundlicher Wirt zu einem gemeinschaftlichen Besuch des gegenüberliegenden Bades. Wir traten zuerst in eine nach Osten geöffnete Bogenhalle, wohl noch seldschukischen Ursprungs, die als Auskleideraum diente. Dann ging es wenige Schritte über die Steinplatten eines kleinen Hofes, ein paar Stufen hinab in das Badgewölbe, aus dem uns eine dichte Dampfwotte cntgcgenquoll. Der niedrige Raum ist nur zum Teil mit einer gemauerten Wölbung bedeckt, zum anderen Teil ist er eine natürliche Höhle, und so ist auch das Bassin teils in den Felsen geschnitten, teils gemauert. Es war erst schwer, in dem dampf. erfüllten Räume, der von dem eintönigen Gesang der Badenden widerhallte, das geringste zu unterscheiden, aber bald gewöhnte sich mein Auge' daran und ich wagte mich in die 43 Grad Celsius warme, für europäische Begriffe also überheitze Flut. Die Türken lieben so hohe Temperaturen. Auch in den 46 Grad warmen Bädern von Eskeischehir, die den meisten Europäern zunächst ganz unerträglich scheinen, bleiben Kinder und Männer jeden Atters 26 bis 36 Minuten anscheinend ohne Anstrengung. Wohl in wenig Bädern wird man das heilkräftige Wasser so aus erster Hand genießen, wie hier in Jlidscha; einen halben Meter über dem Bassin bricht die Haupt- quelle in einen Strahl von der Stärke eines Biannesschenkels aus dem Fels und fällt brausend herab. Unter ihrem Strahl zu stehen, ist der Hauptrciz des Bades, und dieser Platz ist beständig besetzt. Andere Quellen dringen aus den Seitenwänden eines mehrere Meter langen Stollens, der nur gerade die Höhe hat, daß man bis an den Hals im Wasser aufrecht darin stehen kann; hier ist Dampf und Hitze ganz unerträglich. Von früh bis spät ist das Bad über»
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22 (25.8.1905) 165
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