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mit dem Gelde auch austamen. Bedürfnislos waren sie ja beide. 1 zeitmensch das bearbeitungsfähige Salt- und Fliesgestein, das für Aber er Albinus Hoffmann der lange Elpenor er war ihn allerdings ein nicht so günstiges Material abgab, als es die verlobt. Ganz verschämt sagte er das. Er hatte sich in dem un- Feuersteine der norddeutschen Tiefebene bieten. Der Steinzeitmensch geheueren Berlin so vereinsamt gefühlt; seine einzige Freude waren drang zur Gewinnung des Steinmaterials weit in das Salzachtal die Spaßen gewesen, die genau so aussahen, wie zu Hause. Da hinauf, um die Orte des natürlichen Vorkommens der betreffenden war er in den Freistunden und an den Sonntagen hinausgefahren Gesteinsarten aufzusuchen und vielleicht schon an Ort und Stelle in die Vororte, wo es doch noch Wiesen, Felder und Wälder, wo zu bearbeiten. Alle Spuren beweisen, daß wir es mit einem unes vor allem noch Vögel gab. Und dabei hatte er dann ein Mädchen ermüdlichen und mit Spürsinn ausgestatteten Menschen zu tun getroffen, das auch ein Landkind und von Berlin ganz benommen haben. Denn noch unzugänglicher als das Salzachtal ist das Tal war, eine Waise, und sie hatten sich als ehrliche, stille Menschen nicht die Steine allein veranlaßten den Neolithiker( jüngeren Steinerkannt und sich gefunden. Im holden Leichtsinn der Jugend hatten zeitmenschen), in das Innere der Alpentäler einzudringen, sondern sie sich verlobt, aber da sie alle beide nur ihre Herzen und Hände auch das Salz muß auf ihn eine mächtige Anziehungskraft ausgeübt einzusehen hatten, doch keinen Pfennig Geld, so mußten sie warten. haben. Denn noch unzulänglicher als das Salzachtal ist das Tal Und nun warteten sie noch immer, denn Albinus mußte seinen der Traun . Dennoch findet man im innersten Winkel des Hallalten Vater ernähren und fonnte schwerlich vor seinem Hinscheiden stätter Sees und am Hallstätter Berg die berühmten Hallstattwerkan die Heirat denken. Aus dem Warten in Freudigkeit war all- zeuge. Diese Leute sind also wohl lediglich hierher vorgedrungen, mählich eins in Ergebung geworden. Die Braut war noch immer um zu den Salzquellen zu gelangen und sich des dort lagernden im Geschäft und verblühte schon leise, flagte aber nicht. Durch die Salzes zu bemächtigen. Sie haben zur Erreichung dieses Zieles Tangen Jahre des Brautstandes jedoch war der Schmelz, der offenbar jeden Winkel dieses gefahrstrohenden Gebirges abgesucht. Teuchtende, zitternde, heiße, von ihrer Liebe gestreift. Und Albinus Es setzt dies eine Seelenstärke und einen Unternehmungsgeist vorlitt darunter. Es war ihm, als täte er Unrecht an dem Mädchen, aus, wie diese sich nur bei hoch veranlagten Bölfern finden. das durch ihn um die Jugend kam, aber was sollt' er tun? Da Dieser Invasion nach den Hallstatter Salzquellen ging aller= war sein armer, gelähmter Vater, auf den er schon als Schüler dings voraus die Bearbeitung der Salzlager von Hallein und nichts hatte kommen lassen und um dessentwillen der Lehrer damals Reichenhall . Diese müssen später in der Bronzezeit in einem von dem Pythiastuhl hatte rutschen müssen. Konnt' er ihn auf die geradezu staunenswerten Umfange ausgebeutet worden sein. Wie Straße seßen? Und die langen Jahre des Rechnens und Wartens weit aber auch schon die Neolithiker vordrangen, zeigt die Auffindung hatten ihm den frischen Mut zermürbt: vielleicht hätt' er heut' eines mittelgroßen Serpentilbeiles auf dem schroffen Abhange des schon wagen können, zu heiraten und den alten Herrn bei sich zu Schafberges zum Mondsee . Es war also alles in allem für das behalten. Es wäre vielleicht gegangen. Aber wenn es dann doch Vordringen des Menschen nicht der Wunsch nach Aufschließung von nicht ging? Ackerland und Weidegrund maßgebend, sondern das Streben nach der Ausbeutung der vorhandenen Mineralien. Bei den Mitterberger Erzlagern zeigen alle hinterlassenen Spuren, daß die Menschen schon vor 3000 Jahren in diese unzugängliche und gefahrstrozende Wildnis eingedrungen sind und die Kupfererze ausgebeutet und ausgeschmolzen haben. Jahrhundertelang haben hier etwa 200 bis 300 Menschen bergmännisch gearbeitet, und 2000 Jahre ruhten danach die hier verborgenen Mineralschäße, ehe ihr Abbau von neuem in Angriff genommen wurde. Ein ähnliches Bild von der Tätigkeit des vorgeschichtlichen Menschen dieses Gebietes zeigen auch die übrigen Spuren des prähistorischen Minenbaues in den Alpen. Ueberall handelt es sich dabei um hochgelegene, zumeist auch noch heute schwer zugängliche Orte, an denen von Ackerbau oder Viehzucht nicht die Rede sein kann. Daß die Besiedelung der östlichen Alpen des Salzkammergutes wirklich zu jener frühen Zeit erfolgte, ergibt sich schon daraus, daß der Tätigkeitsdrang nicht zur Ruhe kam, sondern weiter. hin auf die Ausbeutung anderer Minerale, wie Blei und Gold Bedacht nahm. So machten sich die Erzeuger des berühmten norischen Eisens die vorhandenen Bleierze zunube.
Und so trug Albinus Hoffmann eine schwere Last, und wie das mals beim Spaziergang sprachen wir nicht, hatten schwere Herzen, und ich dachte, wie schade es sei, daß nicht auch hier ein Storch uns die alte Fröhlichkeit wiedergeben könne. Das hab' ich dann wohl auch laut ausgesprochen, denn seine Züge belebten sich, gleichsam in freudiger Erinnerung.
„ Ja, der Storch," sagte er.„ Man fann ihn nicht ausstudieren. Ich hab' viel über ihn gelesen und mir in den Bibliotheken alles über ihn geben lassen, was ich kriegen konnte. Nun glaub' ich selber ganz bestimmt, daß ich früher mal einer war."
Als ich ihn verwundert anjah, lächelte er gutmütig ergeben vor sich hin.
Weißt Du, was Aelian sagt?". Nein, das wußt' ich nicht, hatte den Namen dieses Mannes auch noch niemals gehört.
„ Sich, sich, der Herr Akademiker! Claudius Aelianus , mein Junge, stammte aus Bräneste, lebte im dritten Jahrhundert nach Christi und schrieb ein Werk:„ De natura animalium". Darin heißt es, daß die Störche, wenn sie zu Jahren gekommen sind, nach fernen, seligen Inseln ziehen und dort zu Menschen werden. Da hab' ich mich drein verdröselt in diesen hübschen Gedanken. Und wenn ich ganz, ganz weit zurückdent', dann ist mir das doch wahrhaftig auch so, als ob ich auf den Inseln war. Weißt Du noch: ich fann ja sogar noch ein bißchen flappern. Und dann gibt es noch viele andere Geschichten von den Störchen. Früher hab' ich doch Heimlich Not und Ungeduld wegen meines alten Herrn gehabt. Da hab' ich irgendwo zitiert gefunden, was Albertus Magnus erzählt. Die jungen Störche," erzählt er, füttern ihre graugewordenen Eltern so lange, als sie selbst von ihnen genährt worden sind." Dunnerlichting, das ging mir durch alle Glieder. Man muß sich mit seinen schlechten Gedanken vor solchem Tier ordentlich schämen. Na, überhaupt die Störche! Ich bin allmählich auf meine Stelzen fast stolz geworden."
Er sagte das alles in wunderlichem Ton. Halb mit seinem würdigen und nachdenklichen Ernst, halb mit einem durchschimmernden, hinterhältigen, sich nicht trauenden Humor. Es schien beinahe, als hätte er Furcht, ich würde zu irgend einer Gewaltmaßregel raten und als wolle er dem vorbeugen.
oe.
Theater.
Das Thalia Theater ist am Dienstag mit einem neuen Schwant," Biz früh um fünfe", eröffnet worden. Die Firma der Autoren hat eine Aenderung erfahren; während früher jahrlang Stren und Schönfeld gezeichnet wurde, heißt es diesmal ren und Lippschit. Für die Oeffentlichkeit im weiteren Sinne ist das wichtigste an dem neuen Stück, daß es einen zukunftsreichen Gassenhauer in sich birgt:" Der Schuhmann hat' nen Bickel auf der Nas', sonst ist er nett, das kleine Aas". Noch einige andere Schlager enthält das Stück, die gefällig, aber nicht so geistreich sind. Die von Paul Linde zu diesen Einlagen geschriebene Musik ver= leugnet ihren Ursprung nicht, hat aber den schäzenswerten Vorzug, daß sie nirgendwo in sentimentales Geleier ausartet. Für das Theater und sein Bublifum ist wesentlich, daß der Schwank gefallen hat. Nach diesem Geständnis bleibt der Kritik nichts weiter zu tun übrig. Denn den Inhalt so eines Schwantes aufzuzählen wäre zwecklos, da unter den vorliegenden Umständen nicht die Handlung, sondern allerhand Beiwerk erst den Erfolg ausmacht, und an diesem Beiwerk nur rühmend hervorzuheben ist, daß nicht die Schneiderfirma Baruch, sondern ein Mann der Feder, vermutlich der Schwankdichter Lippschib, es geliefert hat. Nicht durch die ruhmreiche Armee der Waden, sondern durch ein Schnellfeuer von Blödsinn wirkt das Stück. Freilich darf nicht verkannt werden, daß auch von diesem Blödsinn das meiste wirkungslos verpuffen würde, wenn Guido Tielscher nicht sein Prophet wäre. Mag dieser Komiker im ersten Aft, der im Kabaret zum Wolfenfeben spielt, einen von der Zunft der Elf Scharfrichter zur Verzweiflung bringen, mag er in den beiden folgenden Aften in der Uniform eines Bollinspektors einem stupiden Vorgesezten erzählen, daß sein Schwiegervater einst in Paris mit der Bettlerin vom Pont des Arts ein Verhältnis gehabt habe, mag er aus Verehrung für seine Schwiegermutter den siame= fischen Amoklauf mimen immer weiß er auch das Verrückteste erträglich zu machen. Auch sonst lappte alles; und wenn wir von co. Ueber die erste Besiedelung der Salzburger Alpen und ihrer den Mitwirkenden nur die Damen Wannowius, Ballot und JunkerNachbargebiete sprach auf dem in Salzburg tagenden Deutsch Schatz und die Herren Olfers und Bartels nennen, so soll gern noch österreichischen Anthropologen Kongreß Dr. fonstatiert werden, daß auch die kleinste Rolle ansprechend besetzt M. Much aus Wien . Er entrollte in seinen Auseinandersetzungen war. Alles in allem darf man wohl annehmen, daß das Thaliaein fesselndes Bild von dem fühnen Wagemut des prähistorischen Theater für einige Monate ausgesorgt hat.-
Später lernte ich auch seine ewige Braut fennen, die er um mehrere Haupteslängen überragte. Es vergingen noch Jahre, ehe der Vater starb und ehe er sie heimführen konnte. Das heiße, goldene, schimmernde Glück der Jugend war ihnen vorübergeflogen, aber sie widelten sich fest in ein freundliches und silbergraues, das wohl, wie mich bedünken will, auch besser für sie paßte, und das Albinus Hoffmann mit seinem ruhigen Herzen festhalten wird, bis er von neuem nach den fernen seligen Inseln" des Claudius Aelianus zicht.
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Kleines feuilleton.
Menschen, welcher unerschroden und allen Gefahren troßend schon vor mehr als 3000 Jahren in die unzugänglichsten östlichen Hochalpentäler eindrang. An den Ufern der Salzach fand der Stein