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denken, wie verschwenderisch

geben konnte. Das Soldatenspiel Der Panzer" ist dramatisch| fich die Zunfthäuser ein­Barum wertvoll, weil es soziale Kritik mit ganz persönlicher Charakter- gerichtet gewesen sein mögen, obschon allein der Mahlzeitenfonds" schilderung verbindet. Es ist eine Harmonie zwischen den Ideen der Weggenzunft mit 10 980 Gulden tief" genug blicken läßt. Es und der Person, die sie vorträgt. Diese wird nicht Schablone, nur muß damals ein tolles, übermütiges Leben unter der Zunftherlich­Sprechrohr, sondern ist ein Mensch von Fleisch und Blut, feit" geherrscht haben, für die Meister wenigstens, denn für die temperamentvoll, eigenwillig, manchmal überschäumend, manch- Handwerksknechte sah die Sache immer ganz anders aus. Des mal umreif und den eigentlichen Kern nicht erkennend, aber Schmausens und Pokulierens auf den Zunftstuben war kein Ende. dennoch rücksichtslos den richtigen Weg suchend, der ihn schließlich, Wohl versuchte der Rat einzuschreiten, wie er denn im Jahre 1599 nach mancherlei Schwankungen und Verlockungen, wieder zurück- die sogenannten Morgensuppen" abzuschaffen versuchte, indem er zukehren in die Kreise, die ihm zuwider sind, aus dem Eltern- erklärte, sintemalen in den Morgensuppen die Jungen Gselln, wie Hause führt. grad auch alte Persohnen das Jr gar liederlich verschund, so söllind alle Morgensuppen und was derglychen Bäch sind ze nemmen ond ze nießen fryg abgestrykt shu". Geholfen hats natürlich nichts.

Für deutsche Verhältnisse ist ja das Thema des jungen Offiziers, der bei ernsthafter Lektüre die Nächte durchwacht, mit dem Freund rücksichtslos kritische Debatten pflegt und mit dem Schuster, der gegenüber im engen Gäßchen wohnt, soziale Kritik übt, der schließ­lich den Gehorsam verweigert, als er auf Streifende schießen soll, den Vorstellungen seiner Borgesetzten, die es gut mit ihm meinen", den verliebten Bitten seiner ebenso oberflächlichen wie jungen Braut gegenüber taub bleibt und mit vollem Bewußtsein den Kampf mit Sem Leben aufnimmt, eine Utopie.

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Es ist Heyermans gelungen, diesen Charakter des jungen Sefondeleutnants Mari glaubhaft zu machen, und er erreicht das durch die feine und fubtile Zeichnung der Charakterlinien. Dieser Mensch ist nicht grob hingestellt. Gerade die Schwankungen, denen er unterliegt, bringen Lebenswahrheit in das Bild. Diese Intimität der Gestaltung findet sich auch bei den anderen Figuren des Dramas, bei dem Vater, dessen harter Egoismus, dessen Wille zum Bösen sich in dem Sohn zum ebenso konsequenten Willen zum Guten umtehrt, bei der Braut, deren spielerischer Sinn alle Klippen umtändelt, ohne daß sie dadurch lächerlich wird, sie ist eben weiter nichts als eine gutmütige und harmlose Puppe bei der Mutter, deren Zusammen­Leben mit dem Vater eine stille Tragödie war, bei dem Freund, der fein tapferes Streben zu Wahrheit mit leichtem Lebenshumor be­Handelt. Auch die komischen Gestalten fehlen nicht, der junge Springins­feld, der gar zu gern den Säbel seines Schwagers umbindet und dessen Bigarrenstummel raucht, der joviale Schwiegerpapa, der als dicker Hauptmann alle tieferen Ergründungen für Unsinn hält und sie mit einem stereotypen Schluß, Schluß!" abivehrt, bis zu dem Burschen hinab, der seine eigene Anschauung vom Leben hat. So rundet sich das Ganze zu einem Lebensbild, dessen Wahrheit eben in der Mannig faltigkeit der lebendig gestalteten Charaktere liegt. Auch hier ist der Schluß ein stiller. Der Schuster drüben hämmert an seinen Schuhen weiter. Sein Sohn ist beim Zusammenstoß der Streifenden mit dem Militär ins Rückgrat geschossen worden. Dennoch darf er seine Kunden nicht warten lassen. Ohne Abschied zu nehmen, ver­läßt der junge Mensch, der den Mut hat, Konsequenzen zu ziehen, auch wenn sie gegen sein augenblickliches Wohlergehen sich richten, das Haus seiner Eltern.

Unter den Darstellern bot das Beste Ferdinand Onno , der die Hauptrolle, den jungen Leutnant, mit temperamentvollem Verständnis wiedergab. Auch die anderen spielten gut.

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Kulturgeschichtliches.

es.

Die mittelalterlichen Zunftmitglieder waren bekanntlich ver pflichtet, abwechselnd die städtischen wachtposten zu beziehen. Jeder achttuende erhielt zu seiner Herzensstärtung von seinem Handwerk 30 Stüber. Welcher Unfug auf den Wachstuben getrieben wurde, erhellt folgender Erlaß des Rates vom Jahre 1576, der den Zünften vorwirft Esseten und Schlaftrunk anrichtend und sich daby mit Wyn überladind und füllind, daß sy volgends ihren bevelch nit ordentlich verrichtend könnind. Auch daß sy vil sygend, die wo sy nachtliechter in hüßern geschürind, anklopfind als luthind". Mit der Ruhe und Ordnung in der guten alten Zeit" war es eben auch niemals weit her.-

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Medizinisches.

hr. Einfluß der Arsenikwässer auf das Blut. Es ist ein altes Mittel der Roßtäuscher, einem Pferde, bei dem zum Zwecke des günstigen Verkaufes Jugend und Feuer vorgetäuscht werden soll, vorher Arsenik einzugeben. Sein Auge blitt frischer, seine Haut wird glatter, seine Formen runder. Es ist eine An­regung des ganzen Stoffwechsels, die durch das Arsenik hervor­gebracht worden ist. Neuerdings hat man diese Wirkung des Arseniks praktisch am Menschen studiert, auf den ja ähnliche Wirkungen schon lange bekannt waren. Gibt es doch in Steiermark viele Menschen, bei denen das Arsenikessen zur Leidenschaft geworden ist, wie anderwärts der Hang zu Tabak und Alkohol. Das Arsenik wirkt auf die Blutbildung, und unter seiner Einwirkung wird aus dem blassen Blut, in dem rote Blutkörperchen und Blutfarbstoff sehr ver­mindert sind, tiefrotes mit der normalen Menge an roten Blutkörperchen und rotem Blutfarbstoff. Nun hat sich herausgestellt, daß diese Wirkung noch sicherer, daß die Einverleibung von kleinen Mengen Arsenik größere sind sehr giftig noch angenehmer ist, wenn man natürliche Wässer, die Arsenik enthalten, trinkt. Und diesem Umstand ist es zu verdanken, daß besonders in Südtirol , in Levico , in Roncegno, in Val Sinestra im Engadin sich eine große Ausfuhr von den dortigen Quellwässern entwickelt hat, die allenthalben von Bleichsüchtigen, Blutarmen und Schwächlichen getrunken werden. Manche dieser Mineralwässer, wie das Levicowaffer, werden nur löffelweise genommen, andere, mit geringerem Arsenikgehalt, wie das Wasser von Val Sinestra, können als Tafelgetränk gegeben werden. Es kommt bei der Wirkung dieser Wasser auf die Blut­bildung hinzu, daß die in natürlichen Quellen gelösten Mineral­substanzen immer wirksamer sind als fünstliche Präparate, wie zum Beispiel Arsenikpillen.-

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Notizen.

e. Reiche Bünfte. Das Schließen der Zünfte und die damit erlangte Monopolstellung sowie die immer höher geschraubten Eintrittsgelder und Zunftbeiträge häuften in den Meisterladen ein­zelner Städte für damalige Zeiten gewaltige Summen auf. Nur wohlhabende Leute konnten in einzelnen Städten das Stadt- und Bunftrecht erlangen. Mußte doch in Zürich im Jahre 1639 ein Bürger von Stein am Rhein , Jakob Schmidt, der in die Züricher Das Kleine Theater hat das dreiaftige Drama Bunft Zum Weggen" eintreten wollte, für das Züricher Stadtrecht König Candaules" von André Gide in der deutschen allein 10 000 Gulden zahlen. Die übrigen Eintrittsbedingungen in Umdichtung von Franz Blei erworben. Das Stück behandelt den­die genannte Zunft entsprachen diesem Präludium. Wer 1600 in ſelben Stoff wie Hebbels Gyges und sein Ring".- Die ehrsame Zunft der Weggen" d. h. der Bäcker und Müller wollte Was wir nicht töten können ein Schauspiel in aufgenommen werden, mußte für diese seine Aufnahme der Junungs- drei Akten von Erich Brüning, ist vom Stadttheater in Dort Tade 43 Pfund 10 Schilling bar Geld zahlen, außerdem zum Silber- mund angenommen worden. Der Verfasser ist ein junger Post­Schatz der Innung 9 Lot Silber beisteuern. Selbst die Meisterföhne, beamter. die doch sonst immer außerordentlich begünstigt waren, mußten Jm Deutschen Bolts- Theater zu Wien fand das noch die hohe Summe von 30 Züricher Pfund bei ihrer Volksstück Eine g'sunde Person" von Stefan Groß Aufnahme entrichten. Da war es denn fein Wunder, mann und May Winter lauten Beifall. Die Autoren sind daß trotz der großen Verschwendung, welche die Inmungen Mitarbeiter der Wiener Arbeiter- Zeitung".- des Mittelalters bei ihren Jnnungsschmäusen und Festen , The White Crysanthemum", eine neue Operette,

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trieben, sich im Laufe der Zeit in ihren Kassen verhältnismäßig die sich à la Geisha ganz in japanischem Milieu bewegt, hatte bei große Beträge ansammelten. Ms in Zürich im Jahre 1798 das der Erstaufführung im Criterion Theater in London Einrücken der Franzosen dem herrschenden Zunftregime ein Ende starken Erfolg. Die Musik stammt von Howard Talbot. machte, und die Inmungsgelder aus Angst vor den leeren Taschen Menzels Bilder und Studien erzielen ungeheure Preise. ber neufränkischen Nachbarn unter die Mitglieder verteilt wurden, Das Théâtre du Gymnase", eine in Paris entstandene befaß die Zunft zum Weggen außer zwei wertvollen Häusern Interieurstudie, hat der Besitzer, ein Dresdener Sammler, für in der Zunftlade 29 213 Gulden, einen Mahlzeitenfonds von 10 980 100 000. weggegeben, nachdem er früher einige 20 000 m. dafür Kleine Atelierwand", eine Gulden, Reisgeld 589 und die sogenannte" Brauchkasse" mit 1084 gezahlt hatte. Die sogenannte Gulden. Der Silberschatz betrug 15022 Lot Silber. Noch reicher Art Stilleben, hat 50 000 m. gebracht, und die Schilderung eines war aber die sich zu gleicher Zeit auflösende Zunft zum Safran Innenraumes aus Menzels Frühzeit ist ebenfalls für 50 000 m. d. h. die Krämerzunft. Sie brachte den für damalige Zeiten ganz weiter verkauft worden. Kolossalen Betrag von 239 639 Gulden zur Verteilung. An zins­Ein Mammuth Hotel" von 42 Stockwerken soll in Es ist für tragendem Kapitale besaß sie allein 202 864 Gulden, daneben bares der 32. Straße in New York errichtet werden. Geld im sogenannten steinernen Behälter" im Betrage von 10 750 2200 Gäste berechnet und wird 500 Zimmer mit Bädern haben. Gulden. Das Silbergeschirr der Jnnung brachte in der Auktion, in Druckfehler. Das Flugblatt über die neue Krant Kriegszeiten, 9650 Gulden, die sonstige Einrichtung des Zunft heit des Stachelbeerstrauches tostet nicht 40, sondern vier Hauses an Mobiliar, Tischzeug usw. 2200 Gulden. Da läßt Pfennige .- Verantwortl. Nedakteur: Paul Büttner , Berlin.- Drud und Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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