spZter ein Gaus hin, groß wie ein Botel, wo's eine Lust ist, o'rin zu schaffen. Dann wird die Straße breit und der Auf- stieg leicht, dann gibt's Leben auf dem Berg. Da drüben im Watschen, da stehen sechzig Kühe zu einer Ferme, warum soll's auf dem Florimont weniger haben! Hab' keine Angst, Berthele, Äü sollst Knecht' und Mägde haben, ich brauch' Dich nicht zum Geschirren und Geschäften. Für sell bin ich da und Du für mich. Für mich allein, Berthele, verstehst Du?" Sie stemmte die Hände gegen seine Brust, aber unwider- stehlich zog er sie an sich. Daniel, ich schrei um Hüls'," stieß sie endlich hervor; da knickten ihre Arme, und sein Mund brannte auf ihren Lippen. Sie wollte es wahr machen und schreien, aber über seinen wilden Küssen verging ihr die Kraft dazu und mit der Kraft auch der Wille. Nun hing sie in seinem Arm, und das blasse Licht, das vom gestirnten Himmel in die Finsternis sickerte, floß über ihr weißes Gesicht. Sie hatte die Arme um seinen Hals gelegt und wußte nicht, ob ihre Füße sie noch trugen. Erst als er sie noch einmal an sich preßte, stammelte sie abgebrochen: Du tust mir weh." Er lachte, ein mitleidiges zärtliches Lachen, und ließ sie frei. Aber ihre Hand hielt er fest, und Berthe war froh, ihre Finger in der starken Faust zu fühlen. Daniel schöpfte die Brust tief voll Atem, ein mächtiger Drang war in ihm, am liebsten hätte er in die fülle Bergwelt hinausgeschrieen, daß der Schall über die Weiden geflogen wäre vom Col du Bonhomme bis zum Kahlen Wasen. Tort unten hockten sie im Tal, feige Lichtlein blinzelten von La Motte durch die Nacht, und auf der Allmend, in den Fermen, lagen sie auf dem Ohr und schliefen. Da kamen sie acht Tage vor Pfingsten herauf und zogen auf Michaeli wieder hinab, nutzten die Weid, grasten und butterten und kästen, mieteten ihr Vieh für den Sommer, um es im Winter wieder den Stallbauern da unten heimzu- führen, und er, er war auf dem Berg geboren, saß Sommer und Winter auf der Weide, wenn sie blühte und grünte und rostete und fror, er hatte keine fremde Klaue im Stall und riß feine Kälber selbst auf die Welt. Und die da unten wollten ihn regieren, ihn und den Berg kommandieren! Er lachte dumpf, ein grimmiges Gelächter, vor dem das Berthele zu Tode erschrak. Aber da packte er die schlanke, jüngfcrlich zarte Gestalt plötzlich um den Leib und hob sie in die Höhe. Siehst Du, Berthele, das alles ist mein, von den Steinen bis hinab zum Wald, hier tanzen die Erdwibele und dort unten, wo der Schlatten sich durch den Wald gefressen hat, haust noch ein Schratzmännle, aber mir tun sie nichts." Jesus Maria, Daniel, was redest Du da!" unterbrach ste ihn und strebte hinab. Aber er schwang sie noch höher, daß seine Arme ihre Kniee umspannten und sein Ohr an ihrer Brust lag und das ängstliche Pochen ihres Herzens hörte, und fuhr fort: He, ihr Stein', he, Mönchsfelsen, alter Schächer und ihr andern lahmen Krotten, und ihr, ihr Küh und Kälber, und Wald und Weid, seht ihr sie, die da, sagt ihr, wem ihr seid und wer Herr ist da oben!" Seltsam hallten die Worte in der füllen Nacht. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) ' Tamtmny. Das Wort Tammany ist jedem bekannt, der sich ein wenig um amerikanische Politik kümmert. Es hat eine ominöse Bedeutung ge-- Wonnen und ist meist gleichbedeutend mit Korruption, Cliquen- Wirtschast und allerlei politischen Schwindel. Vom Tammany-Ning spricht man und denkt dabei an den festen Ring von Politikern der demokratischen Partei, der zum Schaden der Stadt New Uork einen maßgebenden Einfluß ausübt. Tammany Hall sagt man wohl auch, und diese Bezeichnung ist in Amerika die gebräuchliche, in Verbindung mit dem großen Gebäude der Klub- halle Tammanys in New Aork. Wenig bekannt ist die interessante Vorgeschichte dieses politischen Klubs mit den indianischeir Namen. Es war ein guter, gesunder Stainm, dessen entarteter Sproß das spätere Tammany wurde. Der große Häuptling vom Stamni der Delawaren hat es sich nicht träumen lassen, daß die verhaßten Blaßgesichter ihre Schandtaten soweit treiben ivürden, daß sein guter Name besudelt dasteht vor der ganzen Welt und bis auf unsere Tage. Unter CoopersJndiancrgeschichtcn, die in mancherKnabenseele helle Begeisterung erweckten und den sehnlichen Wunsch, hinüberzuziehen in die amerikanischen Wälder, die Wigwams der Indianer zu überfallen, auf den Prairien die Büffel zu Zagen und wunderbare Abenteuer zu erleben, haben sich die Lederstrumpf-Erzählungen stets großer Be- liebtheit ersteut. Darin spielt der alte Häuptling Tamanund eine große Rolle, und Cooper hat eine historische Persönlichkeit sich zum Muster genommen. Von Tamanund erzählt die Ueberlieferung im Stamme der Delawaren, daß er ein großer Weiser und gewaltiger Krieger war, ausgestattet mit allen Eigenschaften, die für den Indianer das Ideal eines großen Mannes oder' eines Halbgottes darstellen. Seine größte Ruhmestat war, wie die Sage berichtet, daß er in einem heißen fiirchterlichen Kampfe denBösen Geist" bezwungen hatte. Die Weißen, die davon hörten, waren überzeugt, daß dieser böse Geist der Indianer nur der Teufel gewesen sein könne und sie teilten den Respekt der Indianer vor dem alten Häuptling, der unter den amerikanischen Soldaten große Popularität gewann. Das zeigte sich, als die Revolution der dreizehn Kolonien gegen England im Jahre 1775 in hellen Flammen ausbrach. Den englischen Truppen hatte man als besonderen Kirchentrost den heiligen Georg, den Drachentöter, mitgegeben; das war ihr Schutzpatron, den sie um Hülfe anrufen konnten, wenn's Not tat. Die Amerikaner aber suchten nach einem größeren Schutzpatron und erkoren sich jenen alten Häuptling der Delawaren, der sogar den Teufel bezwungen hatte und darum weit mächüger sein mußte als ein Drachentöter. Der neue Heilige erhielt den Namen Sankt Tammany und ein Kalendertag wurde ihm geweiht, nämlich der 12. Mai. Dieser Tag wurde lange zur Erinnerung an den alten Häuptling feierlich be- gangen und ganz den indianischen Gebräuchen gemäß. Wenn der 12. Mai kam, so rüstete man bei den pennsylvamschen Truppen wie zu einem großen Feste. Die Pennsylvanier waren es, die zuerst Sankt Tammany zu ihrem Schutzpatron machten und ihm die größten Ehren erwiesen. Alle Teilnehmer am Feste verkleideten sich als Indianer, die sich malerisch in einem hergerichteten Wigwam lagerten und auf das Erscheinen des Häuptlings Tamanund warteten. Diese Rolle spielte ein besonders prächtig gekleideter Alter, der eine kräftige Ansprache halten mußte, nach deren Schluß alle Krieger sich erhoben und mit wildem Geheul und unter komisch schrecklichen Geberden einen indianischen Kriegstanz aufführten. Es war eine Art Maskenfest und gefiel den Soldaten außer- ordentlich. Es dauerte gar nicht lange, so machten die Pennsylvanier Schule, auch die übrigen Truppenkörpcr hatten am 12. Mai ihre St. Tammany - Feier. Von den Soldaten pflanzte sich der Brauch fort auf die Bürger- kreise. In Philadelphia und in kleineren pennsylvamschen Ortschaften entstanden Tammany -Gesellschasten und übertrugen diese Neuheit auf andere Städte. Indianer zu spielen war ein Hauptvergnügen geworden, aber eS wurde oftmals zu viel Feuerwasser dabei ge- trunken und die Friedenspfeife machte nicht immer so ruhig und würdig die Runde wie in den Wigwams der echten Rothäute. Bei den Soldaten kamen besonders viele Ausschreitungen bor und zuweilen lag es nur an dem Mangel der Geschicklichkeit, daß nicht einer den anderen flalpiert hätte. Das wurde schließlich so toll getrieben, daß das Kriegsministerium im Jahre 1812 ein bestimmtes Verbot der St. Tammany -Feier für die Armee erließ. In den Kreisen der Bürger verlor sich der Brauch, nachdem der Reiz der Neuheit vorbei war, und die Tammany -Gesellschaften lösten sich langsam auf, ausgenommen in New Uork. Dort hatte der im Jahre 1789 von William Mooneh gegründete Columbia-Orden sich des St. Tammany angenommen. Der Patron des Ordens,' Christoph Columbus , mußte dem neuen Heiligen weichen. Damman� Society of the Columbia Order nannte sich der Klub und ließ sich unter diesem Namen später, am 9. April 1805, unter die mit bestimmten Rechten ausgestatteten New Dorker Gesell- schaffen eintragen. Die Grundsätze dieser Vereinigung waren Menschensteundlichkcit und Nächstenliebe. Man verband sich brüderlich zur gegenseitigen Hülfe und Unterstützung im Unglück und war auch für gemein- nützige und edle Zwecke außerhalb des eigenen Kreises stets zu haben. Die Mitglieder konnten sich unbedingt auf einander ver- laffen, das Prinzip der gegenseitigen Förderung, besonders in geschäftlichen Dingen machte die Gesellschaft stark, reich und an­gesehen. Bald trat der Klub auch öffentlich hervor. Gleich in der ersten Zeit seines Bestehens, im Jahre 1790, fand er eine originelle Gelegenheit, für das Gemeinwohl einzutreten und der jungen, amerikanischen Nation einen großen Dienst zu leisten. Die Regierung befand sich in schlimmer Verlegenheit; es waren Streitigkeiten mit den Creek-Jndianern ausgebrochen, die im Süd- Westen des Landes zahlreich vertreten waren, und die Rothäute drohten, sich auf den Kriegspfad zu begeben. Das war damals noch eine gefährliche Drohung, die einen Todesschrecken in Hunderte von Ansiedelungen trug. Heute wird nur von einem Aufstand oder einer Auflehnung der Indianer gesprochen, und kein Blaßgesicht zittert um seine Farm, um Weib und Kind oder gar um seinen Skalp. Kaum, daß einige Zeitungsleser sich dafür interessieren; es gilt als selbstverständlich, daß die nächste Militärstation den telegraphischen Befehl erhält, einige Kompagnien nach da und dort zu senden und den Aufstand blutig niederzuschlagen. Mancher mächtige Jndianerstamm ist zu- sammengeschmolzen zu einer kleinen Bande, die ini Elend verkommt. Heute gibt es kaum noch eine Viertelmilliou Indianer in den