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Ur. 272. 16. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 19. November 1899.

Wagnersche Musikdramen beweisen es.

der dramatischen Welt falschesten führt.

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haben. Das ging für 1899 und für Herrn J. Urich nicht mehr hielten sich passabel, nur der Richter des Herrn H. Hobbing war an; da mußte umnumeriert, dramatisch komponiert werden. Und doch gar zu schwach.

dazu reichte es nicht. Was wäre das damals für eine hübsche Alles in allem: eine Warnung, wie man's nicht machen soll. Ouverture geworden! Jezt bekamen wir eine Mischung von volts- Mit Gewalt wird auf die Opernbühne gezerrt, was anderswo ohne liebartiger Sentimentalität, von Kontrapunkt und von Theatermache Gewalt auf seinem richtigen Plaz sein würde. Lassen wir uns nicht 3 hören. Wenn dann wenigstens die Musik geradezu schlecht weiter abschrecken! Wer sich unterhalten und über manches belehren will, gegangen wäre! Aber da zeigte sich, daß der Komponist ganz Nettes wird auch Urichs neue Oper mit Gewinn anhören. Und wer auf herschaffen kann. Er charakterisiert die Figuren: den heroischen Her- befferes hofft, darf sogar darauf rechnen, daß derartige Unglückfälle mann, die liebenswürdige Mutter, usw.; er beschreibt mit seiner vielleicht sogar erst recht rasch irgend ein erlösendes Gegenstück hervor Orchesterbegleitung manchmal recht sinnig das Befungene: zu den rufen werden.- Vorwurfsreden des Vaters ertönen verstockte Bässe, zu den Späßen des Apothekers lustige Figuren u. dgl. mehr. Wendepunkte, wie das erste Auftreten der Vertriebenen, das mitfühlende

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Sociale Rechtspflege.

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SZ.

Kunst und Wissenschaft. Urichs ,, Hermann und Dorothea  ". Es ist kaum glaublich, wie sehr manche Leute das Unglück haben, den falschen Nagel auf den Kopf zu treffen, Die Aufgabe, einen guten Tert für ein musi­talisches Drama zu schaffen, ist allerdings so schwierig und undant­bar, daß sie den Wagenden gar zu leicht in jenes Unglück stürzt. Wie haben sich nicht schon die Dichter gedreht und gewendet, um dieses seit Richard Wagner   erst recht bedeutungsreiche Problem zu lösen, um bald hier und bald dort, bald nahe und bald ferne, bald aus der Wirklichkeit und bald aus der Phantasiewelt und bald aus vorliegenden Dichtungen etwas zur dramatischen Vertonung Geeig netes herauszubekommen. Die Benuzung bereits episch geformter oder wie Der Arbeiter ist nicht der Handwurst des Unternehmers. Stoffe ist keineswegs von vornhein das schlimmste; selbst Herz der Mutter usw., werden mit einfachen, geschickten Zügen Eine wichtige Entscheidung von principieller Bedeutung hat die Slammer VIII des Gewerbegerichts gefällt. Gelegentlich des Buch­Alles kommt dabei auf das illustriert. Die Rolle der Mutter ist mit besonderer Wärme bedacht; Kammer VIII des Gewerbegerichts gefällt. Gelegentlich des Buch­Wie des dramatischen Vorarbeitens an. Selbst wenn die Vorlage ihre melodiösen Trostesworte an den Sohn im zweiten Aft waren binderstreiks bei der Firma Mori u. Kummer( Contobuch­ganz eigens ein Paradigma von specifisch epischer Kunst wäre, selbst so eindrucksvoll, daß das Publikum die nachspielende Zwischenakts- fabrit) kam es auch zwischen dieser Firma und dem Druckereis dann würde die Umwandlung in ein specifisch dramatisches Kunst- musik in Grund und Boden applaudierte. Um so schlimmer ist die Arbeiter C. zu Differenzen. Man hatte C. im Verdacht, daß er werk durchaus nicht undenkbar sein. Das Schlimmste wäre aber Rolle der Dorothea ausgestattet. Was vor dem großen Publikum mit der Lohnkommission der Streikenden Fühlung habe und dann eine treue" lebertragung der Vorlage in das Aeußerliche seinen Effekt niemals verfehlt: die Sentimentalität, davon ist hier die neucintretenden Leute deren Sinne beeinflusse. gerade wie beim Uebersezen aus einer ein Gebrauch gemacht, der einem das Anhören nachgerade in eine C. wurde am 23. September, an welchem Tage er zum 21. Oktober Sprache in die andere, die wörtliche Treue meist zum Aller- Qual verwandelt. Und welche Verschwendung von gutem musika- gekündigt hatte ihm stand eine vierwöchentliche Kündigungsfrist mit dem Bemerken von der Arbeit befreit, daß er seinen Lohn lischem Können wird da z. B. bei dem gebetartigen Finale des zweiten zu Ein solches Paradigma von specifisch epischer Kunst hat Goethe aftes getrieben! Im ersten Aft giebt es natürlich auch eine Steige- weiter erhalten werde. Nach Ablauf von 8 Tagen wurde ihm auch mit seinem Epos Hermann und Dorothea  " geschaffen. Mit Fleiß rung der Sentimentalität bis zum Gipfel eines typischen Quartettes thatsächlich das Geld für die verflossene Woche ausgezahlt. Herr und mit Glück hat er davon alles Dramatische und alles Lyrische fern- mit Chor- daneben wieder ein anderes Quartett inmitten des Dialogs, Moritz forderte ihn dann jedoch auf, sich vom Montag ab täglich gehalten. Und damit ist uns eine unsterbliche Leistung dichterischer von trefflicher Mache des Charakterisierens. Das specifisch Lyrische litt um 10 Uhr vormittags und um 4 Uhr nachmittags im Comptoir Technik gegeben worden. Man steht heute beklommen still vor ſelbſt- rich ei C. tam dem nicht nach, worauf Herr Moritz der bewunderungswürdigen Kunst, mit der Goethe etwas ästhetisch wenigstens unter feinem Hinaufzwingen: der Winzerchor init selbst zu melden. C. kam dem nicht nach vergoldet hat, was wir nachgerade kaum anders als mit Ekel berständlichem Instrumentalvorspiel ist eine der wohlklingenden künst- schriftlich ihn für entlassen erklärte. Nunmehr verklagte C. die Firma betrachten können. Denn erstens hat der Dichter hier eine menschlichen Volkslied- Kompositionen, wie sie Mendelssohn  , Franz u. a. beim Gewerbegericht und beanspruchte 75 M. für die drei letzten Wochen liche Sphäre behandelt, die uns mit ihren abstrakten Typen be- gut vorgebildet haben; ein Arbeitschor der Frauen und Mädchen ist der Kündigungsfrist. Sein Beistand und er selbst machten geltend, schränktester Menschen und mit ihrem naturwidrigen Konservatismus originell gemacht; ein tanzauffordernder Kindersang ist allerliebst; daß er einer Aufforderung zur Arbeit sofort nachgekommen wäre, Dagegen er habe es für unter mindestens recht kalt läßt. Zweitens ist dieses Werk seither beinahe eine Nirenballade Dorotheens ist hinwider ein typisches und nicht wenn der Chef eine solche an ihn erlassen hätte. feiner Würde gehalten, sich einmal gutes Konzertlied. Das alles ein Versuch, uns das zu er­zu einem Fluch deutscher Bildungsmeierei geworden, insonderheit täglich zweimal vorzustellen. Herr Moritz als Vertreter der auf dem Weg durch unsere Gymnasien. Sogar dem Wirklichen sehen, was mun einmal nicht da iſt... Beklagten   vertrat den Standpunkt, daß er zur Entlassung des Klägers Geheimen Ober- Regierungsrat Ludwig Wiese war es zu dumm Nach dem zweiten Akt erschien auch rasch ein paarmal der berechtigt gewesen sei, nachdem dieser es abgelehnt habe, sich zwei­wollte sagen: etwas auffällig geworden, als er auf seinen Schul- Komponist oder vielmehr: er wurde erschienen. Ein älterer, ernster, mal im Tage vorzustellen. Sein ablehnendes Verhalten käme einer inspektionsreisen durch die preußischen Lande von Hermann und bescheidener Herr, der übrigens schon in mehreren Länden Aufführungen Arbeitsverweigerung gleich. Die Beklagte, wurde verurteilt, Dorothea wie von Gespenstern verfolgt wurde. Wenn das dem seiner früheren Opern erlebte. Möge ihm noch alles Gute beschieden die 75 M. an C. zu zahlen. Der Vorsitzende Dr. Meier führte dürren Holz eines W. G. Q.-R.-R. Unbehagen macht, was soll damn sein! Aber es ist eine recht bittere Tragit, daß brave, tüchtige begründend aus: erst das grüne Holz dazu sagen?! Männer durch künstlerisch verfehlte Probleme verunglücken. So ging's Die Kammer fei von Nun hat gerade noch das gefehlt, daß diese Gespenster zu einer im vorigen Jahr dem guten Kienzl   mit dem ebenfalls heillos undra- gegangen. Es möge dahingestellt bleiben, ob der Kläger   Chrischen Oper" materialisiert wurden. Ein litterarisch wohl be- matischen Don Quixote. Damals war der letzte, dritte Aft noch der wegen Aufwiegelung oder agitatorischer Thätigkeit im Betriebe wanderter Mann, Dr. Carl Müller- Rastatt  , hat anno 1897 beste. Allein auf diese Analogie zu hoffen, war uns diesmal zu hätte entlassen werden können, denn der Unternehmer ( wirklich 1897, nicht 1797!) das Wagnis einer solchen Tertierung gewagt. Der Musikkritiker ist auch ein Mensch, sozusagen; zwei Afte habe diesen Grund nicht als Entlassungsgrund ge­unternommen und zwar, wie die Vornotiz der Zeitungen besagte, Marter waren uns genug, und wir schenkten uns den dritten. Sollte nommen. Er habe vielmehr den Kläger zunächst mur dispensiert mit enger Anlehnung an das Goethesche Epos. Thatsächlich ist ihm das wirklich ein Unrecht gewesen sein, so wollen wir es gern dadurch und ihm für die erste Woche vorbehaltlos den Lohn ausgezahlt. diese Anlehnung so forreft gelungen, daß aller Goethe dabei ent- büßen, daß wir uns verpflichten, aus Bossens Luise" oder aus Was nun das Verlangen angehe, der Kläger   solle sich vor­mittags um 10 Uhr schwunden ist. Reflexionen, die dort als Bestandteil des Ganzen Pyrkers Tunisias" einen Operntert zu machen. und nachmittags 1117 4 Uhr beim ganz auf ihrem Blaze sind, wie die Verteidigung der Neugier durch den Pfarrer und die der Geduld durch den Apotheker, müssen hier als Musiktert herhalten. Vermutlich war es nun das Gewissen, das den Librettisten die Hoffnungslosigkeit, dramatisch zu wirken, fühlen ließ und ihn dazu trieb, sich in die Lyrik zu flüchten. Die war allerdings nicht bei diesem Goethe zu holen; die mußte selbständig" kommen. Und sie fam als Winzerchor und als dies und als das. Nun ist der Rückzug gedeckt oder vielmehr so arrangiert, daß es nur mehr eines englischen Siegesberichts bedarf. Ein solcher Text hätte im Jahr 1799 kaum etwas geschadet. Ein damaliger Komponist, ein Mozart oder Dittersdorf, würde frischweg darüber weggesprungen sein und eine Melodienmusik dazu gemacht

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folgenden Erwägungen

aus­

Schade um den aller Förderung werten Eifer im Theater Chef melden, so wäre das nur dann berechtigt des Westens, das am Freitag diese Premiere herausbrachte! gewesen, wv en n der Kläger   Arbeit erhalten Abgesehen von der wiederum trefflichen Regie Herrn Ehrls war follte. Da dies nicht der Fall gewesen sei, könne in der die Aufführung so gedrückt, wie es bei dem Mangel an Schwung in Weigerung des C. eine Arbeits verweigerung nicht geschen diesem Werk schwer anders sein konnte. So recht erfreulich war werden. Aber auch eine beharrliche Verweigerung der dem Kläger  wohl nur Fräulein J. Brackenhammer in der dankbaren nach dem Arbeitsvertrage obliegenden Verpflichtungen im Sinne Mutterrolle, und etwa noch der Tenorduffo, C. Holy s§ 123 Nr. 3 der Gewerbe- Ordnung liege nicht vor, denn eine als Apotheker. Der Heldentenor, E. Borgmann, hatte sowohl solche Meldepflicht könne aus dem Arbeitsvertrage an sich nicht her­mit seiner etwas ungleichmäßigen Stimme, als auch mit der schemen- geleitet werden. Somit sei hier keiner der gesetzlichen Entlassungs­haften Rolle des Hermann einen schweren Stand; aber er spielte, so gründe anwendbar. Die Beklagte sei deshalb verpflichtet, den gut sich's machen ließ. Die Dorothea von Fräulein Selma Kläger für die Zeit bis zum Ablauf der Kündigungsfrist zu ent­v. Scheidt war eine lobenswerte Gesangsleistung. Die übrigen schädigen.

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