-
744
-C
"
" Du, nimm Dein Maul in acht!" Hinrichs Gesicht wurde| zur Aufgabe, gleichermaßen praktisch und künstlerisch zu sein. Sie Feuerrot. will die Vermittlerrolle zwischen dem Künstler, dem Produzenten, Willfried stand, seine Pfeife paffend, ruhig dabei:" Macht doch und dem Konsumenten, den auftraggebenden Firmen, übernehmen. teinen Lärm um die paar Kloben." Sie verwertet dabei die Erfahrungen, die die in unseren Lagen neu aufblühenden graphischen Künste uns gegeben haben und so, indem sie in gutem Sinne modern ist, bringt sie in das Alltägliche, in das geschäftliche Leben ein bißchen Kunst, eine reizvolle Linie, eine angenehme Farbe. Der Prospekt der Ausstellung flingt zwar sehr pessimistisch, und wer die Verhältnisse kennt, muß den humorboll anklagenden Worten recht geben. Die in Frage kommenden Firmen, die Drudaufträge, sei es für Reklame, für Adressen oder sonst was zu vergeben haben, bleiben mit heiligem Eifer und göttlicher Trägheit beim alten. Wozu auch Neuerungen? Es ist einfacher und vor allem billiger so. Und allzu eindringlichen Vorstellungen gegenüber verschanzt sich der Fabrikant hinter den Einwand:" Wir können es nicht ändern, das Publikum will es so." So wendet sich die Leitung der" Monatshefte" an das Publikum selbst und hofft so, einen Druck auf die Fabrikation auszuüben. Damit würde zugleich das Ansehen der Leute steigen, die jetzt in ewig gleicher Fabrikarbeit festgehalten werden, der Lithographen, Drucker, die dann vor neue Aufgaben gestellt würden.
Baar Kloben? Schaffst Du mir mein Holz?" schrie Sletter. Wenn's weiter nichts ist. Eben fällt mir ein Willfried schlug sich an die Stirn, da stand noch ein Haufen an der anderen Wegseite. Genau wie das hier. Die Forstleute mögen auch nicht immer genau nach der Reihe numerieren. Das war Dein's!" " Du," Kletter maß ihn mit mißtrauischem Blick, von Dir adagen, jie auch nichts Gutes, die Leute." Ich schaff
α
" Da 3 Geschwätz!" Willfried paffte gemächlich. Dir ein Holz!"
shut do nrichs ward mutig. Er schrie den Kaufmann an:" Na, soll chanzeigen oder willst Du? Verleumderische Beleidigung, Dul Darauf steht was!"
Sletter wankte in seiner Ueberzeugung. Ich wart' noch bis morgen. Dann zeigt sich das andere. Er ging.
Den Kloben mit der Nummer könntest mir schenken," meinte Willfried zum Bäcker. Der lachte: Rimm ihn und scher' Dich, Du Erzhallunke!" Am Abend fuhr Willfried vorbei.
-
Und am anderen Morgen fand der Krämer einen Holzhaufen vor der Tür. Obenauf ein Stück mit der Nummer 64.
"
Da siehst es," sagte Willfried zu Kletter, mit der Beleidigung hättest eflig' reinfallen können. Ich bin ja nicht so. Ich bin ja nicht so. Aber der Den bat Kletter um Entschuldigung. Aber einen Versöhnungstrant mußte er den beiden Beleidigten doch noch spenden.
Bäcker!.
Theater.
Lustspielhaus." Jahrmarkt in BuIsnib" Schwank in drei Aften von Walter Harlan . Ungrecht verteilt die Gaben ohne Billigkeit das Glück. Während Servaes' " Jungfer Ambrosia" neulich unter allgemeiner Unruhe kaum zu Ende gespielt werden konnte, fand Harlans an Unbehülflichkeit und Langerweile wahlverwandter Schwank ein Premierenpublikum, das ohne eine Regung von Widerstand, ja mit Lachen und Applaus alle Unbilden ertrug. Ob dieser merwürdige Erfolg" sich bei den späteren Vorstellungen wiederholen wird, darf freilich einstweilen wohl mit Fug bezweifelt werden.
"
Die Ausstellung gibt in dieser Hinsicht gute Winte. Sie zeigt, daß die Künstlerschar das Ziel immer im Auge behielt, praktisch und künstlerisch zugleich zu sein. Das erreicht sie oft durch ganz einfache, sinngemäße Anordnungen, durch weglassen unnötiger Schnörkel, durch verständiges Ausnügen des Materials in Form und Farbe. Jedes Blatt zeigt die vernünftige Anwendung ge= wonnener Lehren und Anschauungen. Da finden wir z. B. Gratulationskarten der Bäckerjungen, Milchjungen und der Schornsteinfeger. Dann Etiketts für Bierflaschen, für Honig, für Puddingpulver. Menükarten, Einladungsschreiben, Firmenanzeigen, Weinfarten. Plakate, Ankündigungen, Rechnungen, Kataloge. Kurz eine reiche Auswahl für die Firmen und die Besteller, denen gezeigt wird, was gut ist, damit sie diese Anregungen benutzen. den Fernstehenden interessiert diese Nuzbarmachung künstlerischer Ideen für praktische Zwede.
Und auch
Wir sehen die Künstler die verschiedensten Wege gehen. Sie bleiben rein zeichnerisch und geben in Linien alles. Oder sie verwerten farbige Reize. Wieder andere stilisieren die Farbe und die Linie und geben sinngemäße, logische Ornamente, die den Text umrahmen. Lehrreich sind die Tafeln des Leiters Knab, in denen Schwank in drei Aften von Walter Harlan . Ungerecht verlingsflügels überträgt für fünstlerische Entwürfe, wie er so aus der Natur Anregungen zieht, die er in seinem Sinne verwertet. So liegt von den einfachsten Dingen bis zu komplizierten Erscheinungen ein reiches Material ausgebreitet. Was speziell Drucksachen anlangt, so sind besonders die Blätter lehrreich, die nur durch eigenartige Anordnung, durch besonders gewähltes farbiges Papier und eine einfache Ümrandung künstlerische Physiognomie erhielten. In dieser Hinsicht ist der Prospekt der Ausstellung, der auf gelblich- grauem Papier einfach und zugleich elegant gefekt, ohne viel Aufwand bemerkenswert.
Die Ausstellung dauert bis zum 30. September. Der Eintritt
Humoristisches.
-
Bei einiger humoristischen Erfindungskraft wäre aus der Hauptfigur, dem reichgewordenen unverheirateten Erfabrikanten Aßmann, der den Rest seiner Jahre der Freude" leben will, sich eine Büste des Dionysos ins gute Zimmer stellt und in Ermangelung anderer Unterhaltungen die lieben erbschleichenden Verwandten verhöhnt, gewiß etwas ganz amüsantes, Aftuelles zu machen ein Philifter, der sich an Feuerwein pompöser NietzscheSprüche einen drolligen Rausch getrunken und in dem Löwenfell des Uebermenschen feierlich einherstolzieren möchte! Aber Harlan geht mit geschlossenen Augen an diesem doch so dankbaren und naheliegenden Motiv vorüber. Nicht einmal in Andeutungen weist er darauf hin. Das Gerede vom Dionysos verliert so jede Perspettive, jeden motivierenden Hintergrund. Man versteht nicht, ist frei. wie Aßmann auf diesen Sport berfällt. Ebenso wie man die Verrücktheiten, auf die die anderen Personen verfallen, nicht versteht. Die Narrheit des Businizer Nabob bleibt uninteressant, schablonen= - Leicht zu helfen.„ Glauben Sie, Herr Doktor, daß ich haft und dient auch nur als Ständer, ein paar matte, weit hinter nach der Sachlage den Prozeß gewinnen kann?" ,, Nach der Schlage nicht dem üblichen Schwankniveau zurücstehende Situationsspäße daran aber wir können ja die Sache aufzuhängen. Um nur recht viel Geld aus dem Fenster zu werfen auch anders legen!" und damit die Erben zu kränken, läßt Harlan seinen Helden auf Immer nauser. Mann:„ Das falsche Markstück, dem Jahrmarkt eine Negerin und in Berlin einen ägyptischen das ich gestern vereinnahmt habe, kann ich nur gleich zum Fenster hinauswerfen!" Mumienjarg taufen. Das und ein gereimter Gratulationsvortrag, mit dem die ägyptisch kostümierten Verwandten den Erbonkel bei Frau:„ Wir gehen ja morgen zu der Soiree von Goldbergers! Gib's dem Diener als Trinkgeld!" seiner Rückkehr empfangen, find ungefähr die Hauptpointen zur Erzielung von Heiterkeit. Am Schluß erfolgt dann programmatisch Mann:„ Gleich die ganze Mark?!" die Belehrung. Der frühere Kompagnon Aßmanns hält ihm über den vielberufenen Dionysos einen Vortrag nach dem Konversationslegilon. Dieser alte Griechengott sei ein Symbol der schaffenden Triebfräfte in der Natur. Im Grunde stünden daher die sogenannten Philister, die da fleißig bei der Arbeit und beim Sich Vermehren sind, dem wohlverstandenen Dionysoskult weit näher als ein tatenlofes, räfonnierendes Junggesellentum. Herr Aßmann nimmt sich das zu Herzen ; im Handumdrehen verlobt er sich mit feiner Haushälterin und wird zum Wohl der Welt wie ehemals wieder Hüte fabrizieren.
Die Aufführung war bedeutend beffer, als es die Aermlichkeit des Stückes verdient hätte. Herr Marg nahm sich mit feiner Kunst der Hauptrolle an und stellte aus den Bruchstücken eine Art bon menschenähnlichem Gebilde her. Paulmüller nüßte die Figur des Kompagnons zu einer hübschen, humoristischen Porträtstizze eigener Prägung.- dt.
Kunstgewerbe.
-
"
-
Notizen.
-
Die Londoner Times" haben einen Bücherklub errichtet, aus dem jeder Abonnent, der sich verpflichtet, das Blatt 12 Monate zu halten, fostenlos so viele Bücher entleihen kann, wie er wünscht.-
-
Sudermanns
"
-Im Verlag von Fritz Pfenningstorff, Berlin ist ein brauchbares Vogelhandbuch von Wilhelm Schuster erschienen. Behandelt die einheimischen Vogelarten. 70 Tertabbildungen. Preis 1 Mark. Hermann Stein unter Steinen" geht im Lessing Theater am 7. Oftober zum erstenmal in Szene. Der Polizei chef", eine neue dreiaftige Dperette von Josef Bayer, gelangt mitte Oftober im Theater des estens zur ersten Aufführung.
-
"
-
Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ( Sezession) bleibt bis Sonntag, den 8. Oktober, abends 7 Uhr, geöffnet.-
Jm Dürer Haus, Kronenstraße 18, findet augenblicklich eine Ausstellung von Künstlerdrucksachen statt, die viel Lehrreiches und Interessantes bringt. Sie ist von den Monatsheften für graphisches Kunstgewerbe" arrangiert. Das Material bilden die Entwürfe, die im Laufe von drei Jahren in der genannten Zeitschrift erschienen sind. Diese macht es sich speziell Verantw. Red. Heinrich Wesker, Groß- Lichterfelde . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.