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ein Sinn für Proportionen. Im Schwur der Treue" aber sehen. Wenn es Zeit ist, sind die Lichter aufzusehen und fleißig, ähnlich wie in der Fee Caprice" wird Fee Caprice" wird die Reimgewandt jedesmal beim Platz des Vornehmsten angefangen, zu schnuppen. heit zum bloßen Mittel, ein Nichts durch Wortschwall Zuletzt wird das Tischtuch manierlich wieder abgenommen, und mit endlos zu dehnen. Eine gewisse pifante Ungewöhnlichkeit der einer Reverenz wieder abgetreten, bei Pön sechs italienischer Nasen­stüber. Wer laut lacht, soll 4 Knipzchen auf die Finger empfangen. Wer ein Glas übervoll einschenkt, und es dann mit seinem eigenen Maule abtrinkt, erhält 20 Hiebe nach der Peitschenordnung. Wer unreine Gläser präsentiert, fann wählen zwischen vier Ohrfeigen oder sechs Nasenstübern. Nach Tisch wird jedem Gaste ein Hand­wasser und eine reine Handquehle mit Reverenz dargereicht. Die= weil es auch ein schandloses und unleidentliches Werk sei, wo die Bedienten langsam äßen, so soll denen, die länger als eine Viertel­stunde damit zubringen, das Essen vor dem Maule fortgenommen werden. Wer die vorgesetzten Speisen nicht essen will, fastet dann die folgenden 24 Stunden ganz und gar. Sofern der Statthalter einem Bedienten etwas befiehlt, und dieser läßt sichs beigehen, es wieder einem andern zu befchlen, so soll er von dem, welchem er befohlen, vier Ohrfeigen empfangen, dem andern aber für seine Mühe sechs Ohrfeigen wieder werden. Wer mit schmierigen und zerrissenen Kleidern aufwartet, wird Spießruten gejagt. Laufige und räudige, Kerle sollen ohne Bett und Decke schlafen, am Ende gar davongejagt werden. Haben sich zwei geprügelt, so sollen sie ihre Sache noch einmal mit Stecken fechtend, in Gegenivart des Hofmeisters ausmachen, und wer den andern schont, Prügel er­halten. Wer ohne Erlaubnis ausgeht, oder gegen den Herrn murrt, hat nach Umständen Peitsche, Kette oder Pfahl zu erwarten. Jedes Spiel ist ganz und gar untersagt.

Neime, die sich zuweilen zum Reimwitz steigert, bildet hier das Gesamtinventar, aus dem Akt für Aft die geistigen Unkosten be­stritten werden. Man denke sich die Sache in Prosa übersetzt und fein Publikum würde die Dürftigkeit der Situationen und Figuren, die Fadheit der Sentiments mehr ertragen können. Blumenthal kostümiert seine Puppen Holländisch   und versetzt sie in das Antwerpen des siebzehnten Jahrhunderts. An Veit van Emden, einem Schüler Rembrandts   und Schürzenjäger, über deffen Verführungstünste mit einer Art bewundernder Sympathie und recht fatalem Richern in dem Stück gesprochen wird, vollzieht eine reiche schöne Dame ein Belehrungswerk. Bei seinem Heiratsantrag in die Enge getrieben, bekennt er; den Schwur der Treue nicht leisten zu können; alles ändere sich und wechsele in der Welt, wie könne da ein Mann gut sagen für sein Herz. Trotzdem reicht ihm das Fräulein die Hand zum Chebunde. Die Kuren, die in zahlreichen Komödien fluge Frauen an ihren ungetreuen Männern vornehmen, um sie zur ehelichen Pflicht zurückzulocken, sind allesamt nicht sonderlich glaubwürdig, aber oft doch amüsant- und so leicht wie Blumenthal hat sich's doch kaum ein anderer mit der Erfindung ge­macht. Eine schöne Gräfin, die der zum glücklichen Gatten avanzierte Veit van Emden malt, läd ihn, just während der Onkel der jungen Frau dabeisteht, zu einem Rendezvous am Abend ein. Der Ontel fagt es seiner Nichte, und diese fordert Veit nun selber auf, er solle sich in dem galanten Abenteuer durchaus nicht stören lassen, ihn binde ja tein Eid. Das Rezept schlägt zum Verwundern se. Eine chemische Neuheit ist metallisches Barium in an. Mit dem Reize des Verbotenen verliert die Versuchung für Veit van Emden überhaupt jeden Reiz. Er schickt den unter- reinem Zustand. Das Barium gehört zu den sehr häufigen Ele­nehmungsluftigen Onkel statt seiner zur Gräfin und will in neu- menten, die bis auf die neueste Zeit aller Kunst der Chemie wider­Die aber weist ihn standen haben, wenn es sich darum handelte, sie rein zu gewinnen. entflammter Liebe seiner Frau gehören. Hiermit beginnt die Nachkur stolz und unerbittlich zurück. Das Das berühmteste Beispiel ist freilich das Calcium, das im kohlen­hat den Vorteil, einen dritten Aft, in dem wir die endgültige Ver- fauren Ralf in ungeheurer Verbreitung gesteins- und geradezu ge= föhnung miterleben dürfen, zu ermöglichen. Ein Freund von Veit birgsbildend auftritt und sich als Element doch erst vor dem Genie Das Verfahren zur Abscheidung reinen bringt ihm Grüße von Rembrandt   und das Bild, auf dem der Moissans enthüllt hat. Meister sich abkonterfeit hat, wie er sein Weibchen auf dem Bariums ist von dem französischen   Chemiker Gunz erfunden worden Ein Amalgam, d. h. eine Schoß hält und fröhlich mit der anderen Hand das Weinglas und nimmt die Elektrizität zu Hilfe. in die Luft schwenft. Dies Beispiel, über das der Quecksilberverbindung, die 3 v. H. Barium enthält, wird unter Freund in langer Rede sich verbreitet, verfehlt die Wirkung auf 400 Millimeter Druck in einer Atmosphäre von Wasserstoff elektrisch Claudine nicht. Sie ist gerührt und Veit, der ihre Züge in einem erhitzt, dann über ein eisernes Gefäß gebracht und über einer Luft­Gemälde voll höchster Kunst verewigen will, sinkt ihr zu Füßen pumpe in einem luftleeren Raum allmählich bis auf 950 Grad er­wärmt. Was darin zurückbleibt, besteht zu 98 v. H. aus Barium Die paar Wendungen und Pointen, die Blumenthal dem Thema abgewinnt, Ergebnis liefert das Barium noch nicht in ganz reinem Zustand, doch und zum verschwindenden Rest aus Eisen und Quecksilber. Auch dies tann man über die Eigenschaften des metallischen Elements, das im

und schwört überwunden den Schwur der Treue.

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hätten zu einem kurz gefaßten Einafter faum hingereicht. Es wurde flott und leicht gespielt. Fräulein Arnstädt war eine anmutige Claudine, Pohl sprach die Onkelrolle ausgezeichnet, und auch Herr Christians als Veit van Emden fand sich in den spielerischen Ton.­

Kulturgeschichtliches.

dt.

Naturwissenschaftliches  .

sogenannten Schwerspat gleichfalls massenhafte Mineralien bildet, iezt schon genaueres aussagen. Im geschmolzenen Zustand löst es die meisten Metalle leicht auf, von Wasser und Alkohol wird es leicht an­gegriffen. Bei 600 Grad verbindet es sich mit Wasserstoff. Das Metall selbst hat eine graue Farbe, die etwas der des Bleies gleicht.

Humoristisches.

Der Vegetarier. Ich fönnte vor erger aus der Haut fahren! Diese Nacht träumte mir, ich hätte eine Wurst ge­gessen!"

Nun, dafür können Sie doch nicht!" Ja

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aber geschmeckt hat sie mir!"

( Fliegende Blätter  ".)

Eine Hausordnung aus dem 17. Jahr hundert. In der Frankf. 3tg." wird nach den Memoiren" des Geschichtsforschers Lang die Haus- und Hofordnung" mitgeteilt, die der Statthalter Hildebrand Christoph v. Harden berg( 1645-1682) am 10. März 1666 für seine Dienstleute er­ließ. Diese Haus- und Hofordnung begann mit der Erklärung an die Diener des Statthalters, daß sie allzumal grobe, ungehobelte, dumme und unachtsame Kerle wären, denen er nur mit folgenden Lebens-. und Sittenregeln väterlich an die Hand gehen wolle. Es heißt da: Wer nichts aus der Predigt behält, soll wie ein Hund, auf der Erde liegend, sein Mittagbrot fressen; wer flucht, eine Stunde lang mit bloßen Knieen auf einem scharf gehobelten Brett Knieen  . Wer das Heilige Abendmahl, wenn es ihm angesagt wird, dasselbe zu Zu der vom Verein des Deutschen Wolfstheaters empfangen, versäumt, soll mit schwerem Gewicht belastet auf dem in Wien   ausgeschriebenen Preisbewerbung sind 558 Dramen Esel reiten oder auch, nach Umständen, die Peitsche erhalten. Haus- eingelaufen. dieben wird der Galgen versprochen. Wer in Briefe guckt, wenn - Johann Nestroy   soll vor dem Karl- Theater in Wien  sie auch offen daliegen, soll drei Tage hintereinander die Bastonade ein Denkmal errichtet werden. erhalten und als infam fortgejagt werden. Wer die Zeit verschläft,

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Notizen.

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Der neue Kunstsalon Frizz Gurlitt, Potsdamerstr. 113, Villa II, wird am 29. September mit einer Kollektiv- Ausstellung Die Ausstellung wird von Werken Hans Thomas eröffnet. etwa 60 Gemälde aus den Jahren 1860-1905 enthalten.

Das Berliner   Theater unter Direktion Ferdinand dem sollen zwei seiner Kameraden die Hofen glatt anziehen und Bonns wird am 5. Oktober mit dem Schauspiel Andalosia" von ihm jeder sechs Hiebe geben. Ehe der Statthalter aufsteht, müssen Florian Endli eröffnet.- die Kleider rein abgebürstet und in guter Ordnung auf dem Tische Jm Theater an der Wien hat die Operette, Prinz liegen. Schuh und Stiefel gereinigt unter der Bank stehen, frisches Bob" von Eugen Huaszka großen Beifall gefunden. Wasser und Handtuch bereit sein, Se. Erzellenz beim Aufstehen Das Variété- Etablissement Ronacher in Wien   wird zu fubtilstermaßen angekleidet, was sie ablegen, wohl verwahrt werden. einem Thater für Ausstattungsstü de umgebaut. Die Speisen sind in guter Ordnung, ohne etwas zu verschütten auf­zutragen, die Schüsseln mit Reverenz wieder abzunehmen. Wer aber nascht, und Nase, Maul und Finger in allen Schüsseln hat, soll gezwungen werden, zur Vertreibung seines Appetits, heiße und brennende Speisen zu fressen. Jeder ist schuldig, auf erhaltenen e. Ein Altersheim für Künstler. Aus Paris   wird Befehl mit einer Reverenz hervorzutreten und deutlich und laut berichtet: Ebenso wie die Schauspieler, wollen jetzt die Maler, Bild­das Tischgebet zu sprechen. Wer stockt, empfängt sechs spanische hauer und Architekten ihr Altersheim gründen. Tony Robert- Fleury  , Nasenstüber. So einer mit ungewaschenen Händen aufwartet, soll der Vorsitzende der Gesellschaft der französischen   Künstler", hat den fich geberden, als wenn er sich masche, während einer ihm Waffer Plan eines derartigen Gebäudes, in dem etwa 20 alte, arbeits­auf die Hände gießt, ein anderer aber sie ihm mit zwei scharfen unfähige und der Not ausgesetzte Künstler aufgenommen werden Ruthen so lange abtrocknet, bis sie wohl bluten. Desgleichen wer sollen, entworfen. Die Gesellschaft gedenkt eine Million für den ungefämmt aufwartet. solcher soll im Stall mit der Pferdekampel, Plan auszuwerfen.- in harter Aufsetzung des Hofmeisters tüchtig gelampelt werden. Ein Mayer Nest. In dem hohenzollernschen Dorf Das Tischtuch ist in einem Wurf überzubreiten, jeder Teller mit Wessingen, das 465 Einwohner zählt, leben zur Zeit 160 Befizer einer Serviette zu belegen, das Salzfaß mit reinem Salz zu ver- des Namens Mayer mit ah.

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Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.- Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlaasanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.