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Br. 272. 16. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

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Litterarische Rundschau.

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Sonntag, 19. November 1899.

Material für die Lage

& eonhard Müller, Badische Landtagsgeschichte. Erster Teil: Der Anfang des landständischen Lebens im Jahre 1819. 223 Seiten. Berlin   1900. Verlag von Rosenbaum u. Hart. Der füddeutsche Konstitutionalismus der vormärzlichen Zeit ist

Historische Litteratur. überhaupt etwas stiefmütterlich behandelt, hat er über die klassische urteilen, ist es praktischer angelegt, als die Bondische Sammlung, Houston Stewart Chamberlain  , Die Grundlagen des Philosophie und ihren Einfluß auf die schöne Litteratur gar nichts schon weil es viel anspruchsloser ist. Was man von solchen Rüd­neunzehnten Jahrhunderts. 1080 Seiten. München  , Verlags- u sagen, was ungefähr darauf hinausläuft, daß ein Bäder ein blicken verlangt, ist doch in erster Reihe eine möglichst bündige, flare anstalt F. Bruckmann. Brot ohne Sauerteig baden will. Fichte und Schelling sind und zuverlässige Zusammenstellung der entscheidenden Thatsachen; Der Verfasser, der sein Werk dem Wiener   Physiologen Wiesner je einmal, Hegel ist ein paarmal beiläufig erwähnt, etwas besser man kann hier mit Fug sagen: Je einfacher, desto besser! Nun gar als Bekenntnis bestimmter wissenschaftlicher und philosophischer fommt Feuerbach   weg, dagegen ist Bruno Bauer   gänzlich tot die ungeheuren Umwälzungen, die das Jahrhundert auf dem Gebiete Untersuchungen" gewidmet hat, führt sich selbst als Dilettanten" geſchwiegen. Wenn der dem Werke beiliegende Reklamezettel der des Handels und Verkehrs vollbracht hat, sprechen für sich selbst. fienschaftlicher und philoſophiſcher ein, immerhin mehr in einem anspruchsvollen, als einem bescheidenen Verlagshandlung rühmt, daß Herr Meyer in der Weise Scherers" Philippson   schildert sie in ganz schlichter, aber deshalb vielleicht nur Sinne, denn seine Absicht geht offenbar dahin, die Bretter nieder- stellerische Produktion des Jahrhunderts darstelle, insbesondere den liche Deutschland   gekannt und zur ſelben Zeit in Manchester  den Begriff Litteratur im weitesten Sinn fasse und die ganze schrift- um so wirkungsvollerer Weise; er hat noch das vormärz zureißen, die den Zunftgelehrten die Welt vernageln. Leider ist er dort das aber ein Dilettant im schlimmsten Sinne des Worts geblieben, indem charakteristischen Vertretern der Philosophie eine eingehende" gelebt, als Engels er zwar vielerlei gelesen, aber nicht viel gelernt hat. Ihm fehlt die Schilderung widme, so weiß Herr Meyer am besten, daß dem nicht der englischen Arbeiter" sammelte. Freilich ist Philippson  wissenschaftliche Methode, bie etwas ganz anderes ist, als das Scheue o ift. Ein paar abgerissene Bemerkungen über Feuerbach  , Stirner, echter Manchestermann geblieben, wenn auch von jener heute flappenvejen der Fachgelehrsamkeit. Freilich erklärt Herr Chamberlain Schopenhauer, Dührung und Nießsche sind auch nicht im dürftigsten sonst wohl ausgestorbenen Art, die zugleich gut demokratisch gelegentlich das neunzehnte Jahrhundert für den Triumph der Methodik, Sinn des Wortes eine historische Würdigung der deutschen   Philosophie gesinnt war. Das ist kein übler Standpunkt, um die revolutionäre worin mehr als in irgend einer politischen Gestaltung ein Sieg des im ablaufenden Jahrhundert. Umwälzung des Handels und Verkehrs in diesem Jahrhundert zu demokratischen Princips zu erblicken fei. Allein, wenn er dann weiter Biel   schlimmer noch wird es mit der Weise Scherers" in der schildern, und es schadet dem trefflichen Büchlein nicht viel, daß ausführt, daß Volksarmeen im Sinne der heutigen stehenden sondern die Dekonomie und die Politik die erste Geige spielen. Den der vormärzlichen Demokratie noch nebenbei den Socialismus tot­zweiten Hälfte des Jahrhunderts, wo nicht mehr die Philosophie, Philippson   im letzten Kapitel mit den altväterisch- gemütlichen Waffen die universellste, einfachste Anwendung" dieser triumphierenden Methodik und die Hohenzollern   insofern die ton- Einfluß der Revolution von 1848 auf die Litteratur jieht Herr Meher zuschlagen unternimunt. angebenden Demokraten des Jahrhunderts" ſeien, so begreift man Förderung der parlamentarischen Beredsamkeit; nicht nur leicht, daß Herrn Chamberlains Methode sehr absonderlicher Art ist. dem Inhalte, sondern auch der Form nach seien die. Verhandlungen leicht, daß Herrn Chamberlains Methode sehr absonderlicher Art ist. in der Paulskirche vielleicht das Bedeutendste", was die Zeit von Neben dem Mangel einer wissenschaftlichen Methode ist es die un- 1840 bis 1850 hervorgebracht habe, dagegen fämen Herweghs und geheuerliche Verschwommenheit des Biels, die ihn auf seinen mehr als Freiligraths Gedichte, Feuerbachs Wesen des Christentums und tausend Seiten nicht aus dem hilflosen Hin und Her flüchtiger An­deutungen herauskommen läßt. Er will die Weltgeschichte sozusagen Hebbels Dramen nicht auf. Zu Ehren von Herrn Meyers ästhetischem ehedem übermäßig gefeiert worden und wird heute vielleicht umirempeln und kann sich nicht genug thun in herablassender Ver- hat. Da aber die Berliner   Versammlung von 1848 der vormärz- einen urteile hoffen wir, daß er die Reden der Baulskirche nie gelesen mit zu großer Wizachtung betrachtet. Er hatte gewiß achtung der Leute, die von einem Mittelalter, einer Renaiſſance, hen Stealtion etwas härter miipielte, als der Frankfurter   unten her erobert, sondern von oben her verliehen worden; im wenig erhebenden Ursprung, denn er war nicht von einer französischen   Revolution als einschneidenden historischen Perioden Schwatklub, so fommt sie in Herrn Meyers patriotisch entwesentlichen sollte er ein Bollwerk des dynastischen Bartikularismus sprechen. Für Herrn Chamberlain sind die Grundlagen des neun findeten Gemüte entsprechend schlechter fort er neint, fie sein, hinter dem sich die süddeutschen Kronen napoleonischen Ur­zehnten Jahrhunderts griechische Kunst, römisches Recht und die Er habe kleinlicher und altmodischer" Er- zündeten diskutiert. Jedoch tröstet sprungs verschanzten, sei es gegen die Ansprüche der von ihnen ver­scheinung Christi, den er im persönlichsten Sinne auffaßt. Nach habe kleinlicher und altmodischer" Christi Wirksamkeit habe dann zwölf Jahrhunderte lang ein Völker es ihn, daß ihre bedeutenden Redner vor allem, nach unserm schluckten Fürsten   und Städte, sei es gegen die Ansprüche des von chaos bestanden, bis die germanische Rasse, zu der auch Kelten und heutigen Urteil, auf der Seite der konservativen Minorität" geftanden Oestreich und Preußen beherrschten Bundestags. Aus eigener Kraft Slaven   gehören, als Schöpfer einer neuen Kultur in die Welt hätten. Und nun schildert Herr Meyer, wie originell, scharf, auf- tonnte der süddeutsche Konstitutionalismus nichts gegen den Willen geschichte getreten sei, ein lichtes Gegenbild zu dem dunklen Schatten, reizend Bismard, wie tiefgläubig, großartig- folgerecht, eckig- der Fürsten   ausrichten, von deren Gnaden er bestand. Nachdem den der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte geworfen originell Thadden- Trieglaff   gesprochen, wie wirksame Schlagworte ich die füddeutschen Kammerhelden in der Revolution von 1848 als habe. Wir lassen uns gern jede Paradorie gefallen, wenn sie mit tönnen wir in positiver Sicherheit zu Ehren von Herrn Meyers hatten, verfiel er jener Mißachtung, die sich noch steigerte, als die Stahl als Devisen in die Fahnenbänder gestickt habe. Diesmal schwächliche Windfahnen oder gar als offene Berräter entpuppt Geist und Wiz und nicht allzu anmaßend auftritt, aber Herr ästhetischem Urteile behaupten, daß er die Reden, nicht gelesen hat, deutsche Frage durch Blut und Eiſen gelöſt wurde. Chamberlain übertreibt seine Rederei gar so hizig, und in ihrem die er mit so feurigem Schwinge analysiert. Aus dem einfachen Immerhin sind die süddeutschen Landtage ein Menschenalter hindurch uferlofen Sumpfe taucht gar so selten ein flimmerndes Jrr Grunde nämlich nicht, weil sie nie gehalten worden sind: weder die einzigen Orte in Deutschland   gewesen, wo ein freies oder licht auf. So will Herr Chamberlain fein Antisemit des gewöhnlichen Bismard, nach Thadden- Trieglaff  , noch Stahl haben in der Berliner   mindestens ein lautes Wort ertönen durfte, und wenn man weiß, wie sich in den vierziger Jahren selbst Johann Jacoby   und ähnliche Schlages sein, operiert aber mit Schlagworten, die der allergröbsten Bersammlung von 1848 geſeſſent. antisemitischen Demagogie abgemaust find. Er sagt, der große Friedrich" Jahren schwere Bein. Ein anderes Pentagramma macht Herrn Meyer in den fünfziger Männer an den badischen Kammerverhandlungen erbaut haben, so gelegentlich wird auch der große Wilhelm" vorgeführt Er ist ästhetisch viel zu gebildet, um die wird man ihnen einen gewissen historischen Einfluß nicht absprechen jede Freiheit gewährt, nur nicht die Freiheit der Juden; bekanntlich bolgrafpelnde Goldschnittlyrik zu bewundern, die unter der fönnen. Sie lohnen deshalb wohl eine unbefangene Untersuchung jede Freiheit gewährt, nur nicht die Freiheit der Juden; bekanntlich Herrschaft der Gegenrevolution aufwucherte, aber die fünfziger Jahre ihrer Wirksamkeit; nur scheint uns Leonhard Müller die Sache allzu. hat der borussische Despot aber feine andere Freiheit gewährt, als nur den jüdischen Wucherern, die ihm bei seinen Münzfälschungen Reuters  , Storms, Fontanes, überwiegend solcher Dichter, denen die fort, so fürchten wir, daß ihm die Leser, wenigstens außerhalb waren auch das Jahrzehnt Freytags, Kellers, Klaus Groths, I ausführlich, und weitläufig anzupacken. Fährt er in dieser Weise halfen, die Freiheit christlicher Bankiers". Um die Kultur des Christentums zu erhärten, beweist" Herr Chamberlain mit wahrhaft Schererschule einen manchmal übertriebenen, aber an sich nicht un- Badens, bald ausgehen werden; so gehäufte Auszüge aus den da Christentums zu erhärten, beweist" Herr Chamberlain mit wahrhaft talmudistischer Spitzfindigkeit, daß Jesus   und Paulus der jüdischen Nasie demselben Boden eine ganz nichtige und eine verhältnismäßig bedeutende Auch glauben wir nicht, daß auf diesem Wege" die alte talmudistischer Spitfindigkeit, daß Jesus   und Paulus der jüdischen Staffe berechtigten Kultus widmet. Wie mun erklären, daß gleichzeitig aus maligen Alten, Etats und Reden vertragen wir heute nicht mehr. nicht angehört hätten; um die Verwerflichkeit des Socialismus aufzu Litteratur aufsproẞte? Es ist mur möglich, indem man diesen Boden zerschossene Fahne des badischen Fortschritts" wieder auf­decken, ſpediert er umgekehrt den urgermanischen Engels ohne alles auf seinen ökonomisch- politischen Untergrund prüft, und da die gerichtet werden kann, vorausgesetzt, daß dies ziel überhaupt Federlesen ins Judentum hinein. Er nennt Marx und Engels Weise zwei hochbegabte Juden, welche manche der besten Ideen ihres eise Scherers" damit vor eine für fie umslösbare Aufgabe gestellt erstrebenswert ist; gerade die breite Darstellung des ersten badischen Bolles aus Asien   nach Europa   herüber zu pflanzen und modernen wird, so hilft sich Herr Meyer damit, die Freytag, Steller, Groth, Landtages, der mit den überschwänglichsten Hoffnungen begann, um Lebensbedingungen anzupassen" vermocht halten. Mit solchem aus Reuter, Storm, Fantane in die vierziger Jahre vorzuschieben, im elendesten Kayzenjammer zu enden, zeigt den süddeutschen Kon­bündigen Gefasel verföhnt doch nur gelegentlich ein hifing wenig der vormärzlichen Zeit von seiner unvorteil Selbfiftitit, so wenn Herr Chamberlain schreibt: charakteristischen einen Sinn gehabt, wenn er Neuter in die sechziger, Storm in die hätte unser liebes Neunzehnte nicht gezeitigt? Wer es geschickt an­finge, tönnte bei Späteren den Eindruck hervorbringen, das siebziger und achtziger, Fontane   in die achtziger und neunziger Jahre ganze Säculum sei fürs Tollhaus reif gewesen!" Ausgestattet ist der zurückgeschoben hätte. In den sechziger Jahren bekränzt Herr Meyer in drei bequemen und handlichen Lieferungen erschienene Band müden Pessimismus und des platten Materialismus; es ist so, als bas Dreigestirn Dühring, Häckel und Treitschte als Gegner des übrigens vortrefflich, ob ein politischer Historiker das Dreigestien Bismarck, Marg und Richard M. Meyer  , Die deutsche Litteratur des neun- Stöder in einem Atem jeguen wollte, weil sie alle drei zweifellos in seinem Buch ein Wert zum Abschluß gebracht haben will, mit Der Verfasser drückt sich etwas sehr hyperbolisch aus, wenn et zehnten Jahrhunderts. 966 Seiten. Berlin  , Georg Bondi  , 1900. Gegner des müden Pessimismus und des platten Materialismus Der bevorstehende Wechsel des Jahrhunderts hat in seiner gewesen sind in der Nacht solcher ideologischen Phrasenmacherei dem er sich bereits gegen zwanzig Jahre beschäftigt habe. Denn er Wirkung auf die buchhändlerische Produktion mehrere Sammelwerke werden eben alle Kazen grau. Daß Herr Meyer in den siebziger giebt keine quellenmäßige Darstellung, die für einen Einzelnen hervorgerufen, die sich bemühen, die historische Bilanz der letzten Jahren den berühmten champagnertrinkenden Maurer als Probe der auch unmöglich sein würde, sondern nur eine übersichtliche Zusammen­stellung dessen, was sich in wissenschaftlichen Werken über die Ent hundert Jahre zu ziehen. Das umfangreichste dieser Werke ist wohl gesellschaftlichen Storruption, Lasters mindestens objektiv verlogene ftellung dessen, was sich in wissenschaftlichen Werken über die Ent­Das neunzehnte Jahrhundert in Deutschlands   Entwicklung", das Gründerrede aber als lebhaftesten sittlichen Ernst vorführt, sei nur wicklung der deutschen   Zeitungen bis zum Ende des vorigen Jahrs der Verlag von Bondi in Berlin   veröffentlicht. Als Herausgeber nebenbei notiert. hunderts findet. fungiert Herr Schlenther ,,, t. t. Direktor des Wiener Hofburg- Theaters", Ein Hauptcoup gelingt ihm dagegen wieder in den achtziger Stoff ist dabei abgesehen, was sich ja auch verbot bei einer Schrift, wie ihn die Reklame- Anzeigen der Verlagshandlung preislich nennen. Jahren. In ihnen soll seit Görres und Börne der erste deutsche die ihrer ganzen Anlage nach auf das sogenannte gebildete Publikum Als erster Band erschien vor Jahr und Tag ein dickleibiger Wälzer Journalist entstanden sein, der zu einer Wacht wurde und mit seiner rechnet, dem alles hübsch bequem und mundgerecht beigebracht werden von Theobald Ziegler   über die geistigen und socialen Strömungen des Beitschrift das ganze Journalwesen Deutschlands   in neue Gährung muß. Wie man nun aber immer über derartige Popularisierungen Jahrhunderts, der an dem Fehler lift, daß er nicht diese Strömungen brachte. Herr Meyer meint nämlich, was man lesen muß, um es denken mag, fo ist in jedem Fall anzuerkennen, daß der Verfasser sich von dem albernen Schwindel der preußischen Preßfreiheit" schilderte, sondern nur das, was sich ein liberalisierender Professor der zu glauben, Herrn Harden und dessen Zukunft". Dabei schweigt Theologie an der Universität Straßburg darunter vorstellt. Ungleich Here Meher in der ersten Hälfte des Jahrhunderts über die Halliſchen soll. Er ist auch ehrlich genug, zu erzählen, daß der frei hat, die unter dem alten Fritz bestanden haben höher steht der eben erschienene dritte Band, den Herr Meyer über Jahrbücher", in der zweiten über Publizisten, wie Ludwig Walesrode  , die deutsche Litteratur des Jahrhunderts geschrieben hat. Er fanne Guido Weiß  , Franz Ziegler  , deren jeder rein nach der litterarisch geistige" König, als ein Beitungsherausgeber in Köln   sich nicht gießert nicht ins Blaue hinein, sondern beruht auf emfiger Arbeit; stilistischen Seite- denn sie sonst mit Herrn Harden zu vergleichen, hieße 8 preußisch- offiziösen Diensten bequemen ivollte, ihn durch einen für mit einem gewissen Vorbehalte, den wir gleich machen werden, darf sie beschimpfen- ein Dutzend Hardens aufwiegt. Die neunziger preußischen Geschichtswerken ist viel Jammern darüber, daß die 50 Dukaten angeworbenen Strolch durchprügeln ließ. In den loyal man anerkennen, daß Herr Meyer redlich die Dinge studiert hat, Jahre nennt Herr Meyer eine Periode der litterarischen Kon- preußischen Geschichtswerken ist viel Jammern darüber, daß die über die er schreibt. zentration" und giebt dazu die Erläuterung, es sei von symptomatischer tussen, als sie im Jahre 1760 Berlin   besetzten, den Redacteur der Fleiß und auch mancherlei Verdienst läßt sich der Schule Scherers Bedeutung, daß der für die deutsche Politik der Gegenwart maß­nicht absprechen, zu der Herr Meyer sich zählt. Sie hat viel in gebende Staatsmarin die Politik der Sammlung" als Losung ausgegeben ästhetisch- philologischer Kleinarbeit geleistet und versteht sich trefflich habe. Was Herr Miquel unter der Politik der Sammlung versteht, auf die kritische Analyse von Dichtwerten, so weit es sich eben um weiß Herr Meher gar nicht, wie aus seinen weiteren Betrachtungen ästhetisch- philologische Gesichtspunkte handelt; daß Jbsen, Anzen hervorgeht, er preist beispielsweise das Bürgerliche Gesetzbuch als gruber, Hauptmann Poeten ganz anderen Schlages sind, als die eine Frucht dieser Politik und das mag ihm in gewisser Be­Lindau, Lubliner, Wichert, das hat sie in siegreicher und auch ziehung zur Entschuldigung gereichen; nur entschuldigt es feines­dankenswerter Weise wenigstens den intelligenteren Schichten wegs biefes Loyal- unterthänige Gebahren, das nicht den Schimmer der deutschen   Bourgeoisie beizubringen verstanden. Allein eines Lichts auf die litterarische Entivicklung des letzten Jahrzehnts 100 die litterarische mit der allgemeinen historischen, mit wirft.

gesunder wo sie allesam Anfängen Frehtags und Kellers. Cher hätte es noch haftesten Seite.

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udwig Salomon, Geschichte des deutschen   Zeitungs­wesend, von den ersten Anfängen bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches. Erster Band( das 16., 17. und 18. Jahr hundert). 265 Seiten. Oldenburg   und Leipzig   1900. Schulzefche Hofbuchhandlung.

Vossischen Zeitung" mißhandeln wollten. Gethan haben sie es schließlich nicht, da sie sich im letzten Augenblick der Schandthat schämten; über dem gekrönten Heros der Aufklärung" standen diese schämten; über dem gekrönten Heros der Aufklärung" standen diese Barbaren doch noch beträchtlich.

G. v. Wilmowali, Meine Erinnerungen an Bismarck  . Aus dem Nachlasse herausgegeben von M. v. Wilmowsti, 208 Seiten. Breslau  , Berlag von Eduard Trewendt, 1900.

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Wir fahen dieser, schon seit einiger Zeit angekündigten Schrift mit einer gewiffen Spannung entgegen, da Wilmowski in feiner früheren Stellung als Rechtsanwalt und Notar bei dem Kreis­der ökonomischen, politischen, philosophischen und sonstigen Ent Diefe Proben werden genügen, um zu erklären, wes gerichte in Schlawe Bismards Generalbevollmächtigter für die widlung zufammenhängt, da ist ihr Verständnis wie mit dem halb wir der Darstellung des Herrn Meyer die historische Barziner Güter gewesen ist. Er hat den ewigen und für Messer abgeschnitten; da verfällt sie in eine Phrafenmacherei, die Berspektive und seinen Gestalten das historische Relief ab- Bismard sehr unrühmlichen Prozeßkrieg gefannt, worin dieser feineswegs durch einen peinlichen Stich ins Loyal- Unterthänige versprachen. Sein Wert ist in vieler Beziehung ein brauch-| wohlwollende Grundherr mit feinen Berivaltern, Förstern fchönert wird. Dieser gänzliche Mangel an Verständnis für die bares Hilfsmittel für die Specialforscher, aber zu einem und selbst Tagelöhnern lebte, und konnte darüber sehr interessante tieferen Zusammenhänge der litterarischen Entwicklung, der schon in sicheren Führer durch die Litteratur des Jahrhunderts taugt es nicht. Mitteilungen machen. Jedoch die Erinnerungen" Wilmowskis ent­der deutschen   Litteraturgeschichte des Meisters Scherer und nicht Da steht ihm die Darstellung weit voran, die Adolf Bartels   vor halten davon kein Sterbenswörtchen. Dies Schweigen mag sehr minder drastisch in Erich Schmidts Lessings, in Brahms Kleist, in Jahr und Tag veröffentlicht hat; bei kaum dem vierten Teil des ehrenwerte Beweggründe haben, aber je besser der Verfasser fährt, Schlenthers Hauptmann- Biographie hervortritt, ist die Achillesferse Umfanges bietet sie eine ungleich flarere Uebersicht, als- Herrn um so schlechter fährt seine Schrift. 8u neun Zehnteln enthält fie der Schererschen Schule, eine Achillesferse zudem, die, wenn wir ein Meyers Wert. Bartels ist der Litterarhistoriker des Kunstwarts", längst bekannte Notizen zu Bismards Biographie oder gar Mitteilungen while ferie bietet tühnes Bild gebrauchen dürfen, das wir jüngst in einer bürgerlichen dessen ästhetisch- kritische Richtung mit ihrem freieren und weiteren über den Anlaß des Krieges von 1870, die genauer und zuverlässiger Zeitschrift lafen, schon bei der Herzgrube beginnt. Blick, und besonders ihrer aufrechten und männlichen Haltung uns schon in hundert Geschichtswerten stehen; nur etwa ein Zehntel der Es ist hier nicht der Ort, ausführlich nachzuweisen, wie sich die überhaupt ein erfreulicher Fortschritt über die ganze Schererei zu sein Schrift füllen private Aeußerungen, die Bismard zu Wilmowali ge­Licht und Schattenseiten dieser Schule aus ihren Ursprungsscheint no a od safe i macht hat, und auch fie enthalten nichts, was nicht seitdem durch bedingungen erflären: genug, das Werk Weyers, das wir an­Busch und Konsorten zehnmal ausführlicher berichtet worden wäre. zuzeigen haben, ist in seinen Licht und Schattenfeiten ihr echtes F. C. Philippson  , Handel und Verkehr im neunzehnten Da die Erinnerungen" im Jahre 1872 geschrieben worden find und Kind. Es trägt viele Spuren reichlicher und in ihrer Art wohl- Jahrhundert. 191 Seitent. Berlin   1899. Verlag Siegfried bei ihrer absoluten harmlosigkeit schon zu Bismards Lebzeiten hätten gethaner Arbeit, und es ist nicht arm an mancherlei anregenden Cronbach. erscheinen können, so hat Wilmowski selbst schwerlich noch an ihre ästhetischen Bemerkungen, aber ber ganzen Darstellung fehlt die Diese Schrift gehört einem anderen Sammelwerke an, das Herausgabe gedacht, und um so eher hätten, seine Erben darauf vers Historische Perspektive und den einzelnen Gestalten das historische unter dem Gesamtitel Am Ende des Jahrhunderts" von Siegfried sichten sollen, die ganz wertlose Ware auf den Büchermarkt zu bringen. Relief. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts, die Herr Meyer Cronbach herausgegeben wird. Nach der vorliegenden Probe zu F. Mehring.

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