-
764
Treppenaufgänge! Den Hof, den Vorgarten sauber halten. Die Miete eintassieren. Mahnen. Bald hierhin rennen, bald dahin rennen nee, Herr Baumeister, es ist wirklich' n Wunder, daß ich nicht noch mehr Schulden habe."
„ So! Sie machen doch noch Privatarbeiten als Tapezierer." Wieviel denn? Muß ich nicht fortwährend in Ihrem Hause Hlcistern?" „ Das bezahle ich auch ertra."
" Ach Gott , was Sie schon bezahlen, Herr Baumeister! Das trägt' ne Sage auf'n Schwanz weg, da braucht sie noch nicht zweimal zu gehn." " Ja, erlauben Sie mal, Bohrs . Wenn ich die Arbeiten so bezahlen soll wie bei irgend einem Meister, dann brauch ich keinen Tapezierer als Hausverwalter. Dann set ich mir'n Schuster oder Schneider hin, geb ihm Stube und Küche im Keller und die Hälfte von dem was Sie kriegen und hab noch' n schönen Dank davon!" Ruprecht fehrte Bohrs mit einer entschiedenen Handbewegung den Rücken und schnaubte heftig. Dann stopfte er das Taschentuch in die Brusttasche:" So geht das nicht weiter. Schuldenmachen, in aller Leute Mäuler sein und
Nee," fiel Bohrs ein, so geht's nicht weiter. Und ich hab mir gleich vorgenommen, als Ihre Karte tam: diesmal sagst du's ihm. Das sogenannte Gehalt muß größer werden, Herr Ruprecht, und für meine Tapezierarbeiten im Hause verlange ich den regulären Lohn."
" Was?" Ruprecht hielt die hohle Hand ans Ohr. Dann tippte er sich mit dem Zeigefinger an die Stirn:„ Ha?"
"
"
Gott ," sagte Bohrs , das kann ich auch machen." „ Sie alter Schuldenmajor, arbeiten Sie doch mehr", riet Ruprecht.
11
Gewiß," entgegnete Bohrs höhnisch,„ vierundzwanzig Stunden und noch zwei Ueberstunden auf'n Tag, was? Nee, Herr Baumeister! Aber, wissen Sie was?" Er fuhr mit dem Finger unter der Nase hin und ließ einen Pfiff ertönen: Zum nächsten Ersten, verstanden?" Sie haben ein Jahr Kontrakt." Es sollte drohend flingen. Dann trat der Baumeister auf den Verwalter zu und sagte freundlich: Machen Sie keine Geschichten, Bohrs . Wir verstehen uns doch ganz gut. Bis auf die verdammten Schulden. Schulden darf ein anständiger Mensch nicht machen. Mehr geben kann ich auch nicht. Ich fann es nicht, Bohrs . Mir bleibt so schon nichts übrig. Also schränken Sie sich ein und retten Sie auf irgend eine Weise Ihr moralisches Ansehen. Denken Sie doch mal: es find schon Mieter hier gewefen, die sich danach erkundigten, ob Sie auch pünftlich die Mieten ablieferten."
"
„ Das ist nicht wahr!" schrie Bohrs .
" So wahr ich hier size!" Ruprecht lächelte verlegen. Gewiß, bis jetzt ist noch nichts passiert."
"
Was soll denn passieren?!"
Sie nehmen an jedem Ersten über tausend Mark ein. Wenn ein Mensch in Verlegenheit ist"; er schwieg, als er dem Blicke Bohrs ' begegnete. Und setzte schnell hinzu:" Gut, gut; ich will nichts gesagt haben. Nicht etwa, daß ich Sie beleidigen wollte, daß ich Ihnen so etwas zutraute, wir bleiben die Alten, was, Bohrs ?" Er streckte ihm die Hand hin.
-
J
-
steht zwischen der sogenannten ural- altaischen Gruppe der sibirischen Jdiome. Daß wir jetzt besser über diese merkwürdige Sprache unters richtet sind, verdanken wir zwei Expeditionen des Forschers Dr. Waldemar Jochelson, welcher 1895 bis 1897 im Auftrage der russischen Geographischen Gesellschaft und 1900 bis 1902 auf Kosten Jesups für das New Yorker Amerikanische Museum der Naturgeschichte sich bei den spärlichen Resten der Julaghiren aufhielt, deren Sprache man schon als erloschen betrachtete. Jochelson fand, daß jetzt noch das Jufaghirische in zwei Mundarten geredet wird, die aber bald ausgestorben sein werden, da das Völkchen je nach der Nachbarschaft die russische, tungusische oder jakutische Sprache an genommen hat. Die eine Mundart des Jukaghirischen wird am Kolymaflusse und einigen Nebenflüssen geredet; die zweite zwischen der unteren Lena und Kolyma . Jochelson hat 150 Terte und ein Wörterbuch von 9000 Wörtern mitgebracht. Globus ").
Medizinisches.
der
hr. Der Heilwert der Weintrauben. Bei einer großen Anzahl von Krankheiten werden die Weintrauben ärztlicherseits in Form der sogenannten Traubenturen verordnet. Als wichtigste dieser Krankheiten sind die Lungentuberkulose, die Lungenblähung, Rebererkrankungen, Magendarmstörungen, sowie Blasentatarrh anzuführen. Eine Traubentur darf aber nicht schematisch durchgeführt werden, sondern, je nach der Art der Krankbezüglich der Menge der zu genießenden Trauben notwendig, weil heit und der Konstitution des Patienten, sind spezielle Vorschriften lettere, je nach der Quantität der genossenen Früchte, physiologisch verschiedene Wirkungen entfalten. So wirkt die Traube, täglich in einer Menge von 1-1½ Stilo genossen, ernährend und das Körpergewicht erhöhend, in größeren Mengen befördert die Traubenkur den bei der Traubentur eine fräftige Diät notwendig, sonst wirkt sie Stoffumfaz und führt mehr oder weniger gelinde ab. Jmmer ist Gehalt an Traubensaft, der neben Wasser hauptsächlich Traubenzehrend auf den Organismus. Ihre Wirksamkeit beruht auf dem weist der Traubensaft Kali, Phosphorsäure, Kalt und Magnesia auf. zucker, etwas freie Säure, Eiweiß und Pektin enthält. Von Salzen will jemand eine Traubentur gebrauchen, so müssen sich seine Ver= dauungsorgane, da an dieselben große Ansprüche gestellt werden, in gutem Zustande befinden. Es sollen nur solche Trauben genossen es fommen daher vor allem die Trauben gewisser Rheinorte, sowie werden, welche sich durch hohen Traubenzuckergehalt auszeichnen; der am Genfersee und in Südtyrol gelegenen Traubenorte in Frage. Die Dauer der Kur beträgt durchschnittlich vier Wochen und es fommen für dieselben die Monate September, Oktober und November in Betracht.-
-
-
Humoristisches.
Der Parben ü. Ihr Fräulein Tochter fah beim Blumen forso recht melancholisch aus 1" „ Nu ja... se hat' n besser'n Weltschmerz!"-
Die hohere Instanz. Polizist:„ Bitte weiter zugehen! An dieser Ecke dürfen Sie nicht stehen bleiben." Bürger: Meine Frau hat aber ausdrücklich gesagt, ich solle hier warten!"
Wenn Sie zulegen." " Ich sage Ihnen doch: Ich kann's nicht! Wahrhaftig nicht! auf Die Häuser sind überlastet! Die Handwerker schreien noch! Die Hypotheken wollen verzinst sein! Es ist zum Rasendwerden, so size ich drin! Bis an den Hals size ich drin!" Er erschrat plötzlich bor seinen eigenen Worten, nahm ein verlegenes Lächeln an und fagte:„ Na ja, was nützt es, Bohrs , zu schwindeln. Unter uns gesagt: ich habe mehr Verpflichtungen als Haare auf dem Kopf!"
„ Was?" Der Verwalter tat sehr entrüstet:„ Sie haben Schulden, Herr Baumeister?"
„ Ach was, Schulden! Schulden ist was anderes." Und als Bohrs lachte, fügte er hinzu:„ Aber das müssen Sie doch einsehen. Ihre Schulden und meine Schulden lassen sich nicht vergleichen." „ Nee," lachte Bohrs ,„ das glaub ich selber. Aber wo bleibt da das moralische Ansehen?"
-
" Ach, quackeln Sie doch-! Noch eins, Bohrs , ehe Sie gehen: bom nächsten Ersten werde ich die Mieten selbst einkassieren „ Ei, sieh da!" Bohrs setzte sich den Hut auf.
„ Es ist bloß, damit die Mieter sich nicht beunruhigen. Nicht etwa, daß ich gegen Sie
"
"
- Bei der Premiere. Sie, Herr Nachbar, wachen S' Ihr Stück fällt durch!"
-
-
Notizen.
Die Tagebücher von Otto Erich Hartleben werden zurzeit für eine nahezu vollständige Herausgabe in Buchform vorbereitet. Herausgeber ist Dr. F. F. Heitmüller.-
"
-Unter dem Titel Hilligen Lei" erscheint im Herbst bei G. Grote, Berlin , ein neuer Noman von Gustav Frenssen. -
"
"
-Erfolg hatten bei der Uraufführung: Ich lasse Dich nicht von Heinz Tovote im Stadt- Theater zu Leipzig ; Dhorns dreiaftiges Schauspiel unlösbar" im Chemnizer Stadt- Theater; die Tragödie Herodes " von Stephan Phillip im Stadt- Theater zu Dortmund . Also selber!" Bohrs streckte die Hände in die Hosentaschen. Die erste Novität des Neuen Theaters wird ein neues " Jekt versteh ich! Angst haben Siel Angst, daß ich durchgehe Schauspiel von Bernhard Shaw," Cäsar und Kleopatra " und Sie mit Ihren Schulden fitzen lasse. Na, also, Herr Bau- fein. meister, dann scheuern Sie man auch vom nächsten Ersten die Treppen! Adjös!"
-
-
Die große, goldene Medaille der Großen Berliner Kunstausstellung 1905 erhielten der Maler und Nadierer Ferdinand Eine Tür fiel krachend vor der Nase des Baumeisters ins Schmuger in Wien und der Maler Franz Skarbina in Schloß.
-
Wölferkunde.
Berlin ; die goldene Medaille: der Bildhauer Artur Lewin Funde in Charlottenburg , der Bildhauer Eduard Beyrer in München , der Maler Hermann Schaper in Hannover und der Maler Moritz Nöbbecke in Berlin .
-
-
Von der aussterbenden Sprache der Juka ghiren im Nordosten Sibiriens hatten wir bisher sehr ungenügende Kunde. Durch russische Reisende und Beamte, namentlich durch Baron v. Maydell( 1870) waren einige hundert Wörter be kannt geworden, welche der Akademiler Schiefner bearbeitete, woraus Jm Salon Cassirer wird heute eine Kollektiv- Ausstellung man schon damals erkannte, daß die Julaghirensprache isoliert da- von Werken von Claude Monet eröffnet.
-