-

788

-

-

zwölf war er mit blutigen Striemen bedeckt. Trotzdem waren drei| sicht, kommen da einzelne sonderbare Posten vor: so 637 900 Gulden, Dußend Schläge eine ganz gewöhnliche Bestrafung, und auch sechs die er an Sold für sein Regiment in den Jahren 1620 und 1621 Dußend zählten noch nicht besonders. Dreihundert Hiebe wurden verwendet haben soll, wobei nach den damaligen Preisen der Kaiser nicht selten verabreicht. Die furchtbarste Strafe war das Kiel - mindestens um ein Drittel übervorteilt worden sein dürfte; so die holen", das an Deserteuren und Widersetzlichen vollzogen wurde. Summe von 182 276 Gulden, auf die er seinen Schaden auf seinen Wer diese Strafe überlebte, war ein gebrochener Mensch, der nur mährischen Besitzungen zurzeit des Aufstandes berechnete und die er noch kurze Zeit sich mühsam hinschleppte. Bei Krankheiten war in- nun dem Kaiser in Rechnung brachte. Allein, wenn man noch so folge der ungünstigen Lebensbedingungen und der Untüchtigkeit der streng die Rechnungen fichtet, so ist doch gewiß, daß er dem Kaiser Aerzte nur selten Rettung möglich. im Laufe der Jahre 1621 bis 1623 mindestens eine Million in Barem zahlte. Eine Million in barem Gelde besaß aber damals kaum ein Fürst in Europa ; einige wenige englische und französische Kaufleute geboten vielleicht annähernd über eine solche Summe, aber gewiß nicht ein böhmischer Edelmann, dessen Gesamterbschaft nach dem Tode seiner ersten Frau sich nur auf einige Güter erstreckte. Für die Erklärung diefes fabelhaften Reichtums Waldsteins haben wir nur eine Vermutung, die allerdings einen schweren Vorwurf be­deutet: er benutzte seine Stellung als Statthalter von Böhmen dazu, um mit Hülfe des Juden Bassevi Silbergeld von minderem Gehalte ausprägen zu lassen, als worauf der Nennwert deutete. Aus dem Silberquantum, aus welchem nach kaiserlicher Verordnung 4% Gulden geprägt werden sollten, wurden 11% Gulden geprägt und diese als vollwichtig verausgabt. Da Waldstein in engen Beziehungen zu den mit der Münzprägung betrauten Per­sonen, namentlich zu dem Genannten stand, so sind wir überzeugt, daß auch er von dem Vorgange in der Münzstätte wußte und daraus feinen Vorteil zog. Unsere Vermutung wird dadurch begründet, daß er sich vom Kaiser im Jahre 1625 ein Privilegium ausstellen ließ, wonach er nie zu Nachzahlungen wegen des schlechten Geldes an­gehalten werden solle, mit dem er die gekauften Güter bezahlt habe. Auf diese Weise brachte es Wallenstein zuwege, daß er auch nach dem Jahre 1624 seine Güterkäufe fortsehen, dazu noch Sagan und Mecklenburg faufen fonnte, daß er sich einen glänzenden Balast in Prag baute und einen Haushalt führte, der den kaiserlichen an Pracht und Glanz überstrahlte. Allerdings boten ihm jezt seine Einkünfte aus seinem riesigen Besize, sein Einkommen als Anführer des kaiserlichen Heeres und als Oberproviantmeister des= selben die hierzu nötigen Millionen. Doch unterließ es Waldstein auch jetzt nicht, bei den jeweiligen Abrechnungen mit dem Kaiser in geschickter Weise seinen Vorteil zu wahren. Gewiß hat der letter, für die an Waldstein verkauften böhmischen Güter, die nach einer äußerst niedrigen Schäßung auf fünf Millionen bewertet wurden, kaum 1 bis 12 Millionen Gulden in echter Münze erhalten; um den Rest des Kaufschillings wurde er einfach übervorteilt. Nichts charakterisiert auch besser die Lässigkeit, mit welcher der damalige Hof seiner eigenen Beraubung zusah, als der Umstand, daß er sich im Jahre 1623 700 000 Gulden von Waldstein auslich und dieselben mit 6 Broz. verzinste, während er doch gleichzeitig ein Guthaben von 1 200 000 Gulden bei Waldstein hatte, von dem dieser keine Zinsen zahlte." Diese Darstellung ist, was den Wiener Hof betrifft, augenscheinlich gefärbt. Wallenstein war damals der Retter", dem man vieles hingehen ließ. Als man ihn nicht mehr brauchte, war er schnell um die Ecke gebracht.

en. Die Juwelen der Pflanzenwelt fönnen die Diatomeen genannt werden. Der Vergleich stüßt sich auf die strahlende Er­scheinung dieser Pflänzchen, aber er hinkt, wie jeder Vergleich, in mehrfacher Hinsicht. Vor allem sind die Diatomeen von so winziger Größe wie nicht einmal die künstlichen Diamanten, die doch gleich falls nicht mehr zu den verwertbaren Edelsteinen gerechnet werden können. Unter den etwa 4000 Arten von Diatomeen gibt es eine, die als ein wahrer Goliath unter den Geschwistern zu bezeichnen ist und daher auch den Beinamen Rex erhalten hat, aber auch sie ist noch nicht einmal so groß wie der Kopf einer gewöhnlichen Steck­nadel. Selbst die größeren Formen unter den übrigen Diatomeen können nur allenfalls noch mit der Spize einer Stecknadel ver­glichen werden, und die meisten sind so klein, daß die Einzelheiten ihres Körperbaues nur unter den stärksten Vergrößerungen des Mikroskopes studiert werden können. Wie prachtvoll aber dieser Bau beschaffen ist, lehrt eine Reihe von herrlichen Abbildungen, die jetzt Dr. Albert Mann nebst einem begleitenden Tert in den Samm­lungen der Smithsonian Institution " veröffentlicht hat. Die Diatomeen gehören zu den Algen, jenen primitiven blütenlosen Wasserpflänzchen, die sich nahezu überall finden, wo das flüssige Element in etwas größerer Ansammlung vorhanden ist. Die Ver­breitung der Diatomeen insbesondere erstreckt sich gleichfalls auf die ganze Welt. Sie beleben alle Gewässer, heiße, warme und kalte, füße, salzige und brackische, stehende und fließende. Es gibt kaum einen Tümpel, einen Sumpf, einen Teich, einen See, einen Fluß oder gar ein Meer auf der Erde, in dem sich nicht Diatomeen auf spüren ließen, es sei denn, daß das Wasser durch irgend welche giftige Stoffe so verunreinigt ist, daß sich überhaupt kein Leben darin halten kann. Die größten und schönsten Formen der Diatomeen wohnen, wie es mit den Tieren und Pflanzen überhaupt der Fall zu sein pflegt, in tropischen Gegenden, aber die erstaun­lichsten Mengen sind gerade im arttischen Gebiete zu finden. An der äußersten Nordgrenze seiner Polarfahrt entdeckte Nansen noch eine unverminderte Fülle von Diatomeen. Was nun die Erscheinung der meisten Diatomeen für das mit dem Mikroskop bewaffnete Auge so anziehend macht, ist der Bau des Gehäuses, innerhalb dessen das eigentliche Pflänzchen lebt. Jede Diatomee scheidet nämlich ein Stelett aus flarer und sehr fester Stiefelsäure aus, das aus zwei Schalen besteht, deren eine über die andere greift, wie ein Deckel über die dazu gehörige Schachtel. Diese Gehäuse sind nun von fast unbegreiflicher Mannigfaltigkeit, bald wie ein Halbmond, bald wie ein Steil gestaltet. Dieser verblüffende Wechsel der Gestalt muß das Studium der Diatomeen bereits fesselnd erscheinen lassen. Dazu tommt nun aber noch eine ganz unerhörte Vielseitigkeit und Fülle der Verzierungen an diesen winzigen Kieselhäusern. Man kann faum eine Art unserer Ornamentik erdenken, die nicht zu der Ver­schönerung dieser kleinen Bauwerke der Natur verwertet wäre. Da sind polierte perlartige Knöpfchen von verschiedener Größe, in Strahlenartigen oder konzentrischen Reihen angeordnet, da sind glänzende Stäbchen, Dornen und Hörner, ferner erhabene Leisten bon wellenförmigem Verlauf, zart ausgefräste Linien, oft in quadratisch verschlungenem Netwerk, dessen Zwischenräume wieder noch wundersam verziert sind, feinste Arabesten, furz ein Reichtum und eine Schönheit der Verzierungen, die diese Pflanzen zu den bestgeschmückten aller Lebewesen erheben. Wer ein Mikroskop sein cigen nennt, kann durch dieses dem Auge kaum einen größeren Genuß gewähren, als durch die Betrachtung eines Diatomeensfeletts unter stärkster Vergrößerung. Es sei noch erwähnt, daß der Name Diatomeen aus dem Griechischen stammt und darauf Bezug nimmt, daß die Fortpflanzung dieser Lebewesen durch Teilung erfolgt, in­dem sich ein Individuum in der Längsrichtung in zwei zerlegt.

-

Geschichtliches.

-

Humoristisches.

- Der Schimmel. Auf das Polizeiamt einer westpreußischen Mittelstadt kommit ein Herr, um sich behufs Abhebung einer Ver­sicherungssumme eine Bescheinigung darüber ausstellen zu lassen, daß er am Tage vorher noch gelebt habe.

Der diensttuende Polizeisergeant betrachtet das ihm überreichte Formular eine geitlang, wirft einen mißbilligenden Blick auf den Abreißkalender und gibt schließlich das Formular dem Herrn topf­schüttelnd mit den Worten zurück: Nee, das jeht nich!! Warum sind Se nich pünktlich jewesen und haben's sich jestern bescheinigen lassen?"

-

-

Ermahnung. Rittmeister:" Wen ich heute in der Borinstruktion frage, springt auf, steht stramm, reißt' s Maul auf und antwortet laut und deutlich. Was, is ganz schnuppe, und wenn's Bibelverse sind!" ( Simpl.")

-

-

"

Notizen.

Das britische Museum enthält gegenwärtig 3 500 000 Bücher und Broschüren. Der Berg des Mergernisses", ein neues fünf­aftiges Drama von Heinrich Lilienfein , wurde vom Stadt­theater in Bremen erworben. Gorkis neues Bühnenwerk DieKinder der Sonne" ist von der russischen Zensur freigegeben worden. Es soll in nächster Beit in Petersburg zur Darstellung gelangen. May Regers großes Drchesterwer! Sinfonietta" hatte bei der Uraufführung in Essen starken Erfolg. - Die Schüßenliesel", eine neue Operette von Edmund Eysler , wurde mit großem Erfolge im Karl­Theater zu Wien zum erstenmal aufgeführt.

Vom Wallenstein . Ueber die Frage, mit was Wallen­ stein die großen Güter bezahlte, die er nach der Schlacht am Weißen Berge zusammenfaufte, stellt Dr. Chr. Meyer in der offiziellen Wiener Zeitung " eine neue Hypothese auf. Er schreibt: Gine Gelegenheit zur Erweiterung und Arrondierung seines Grund befizes, wie sie besser nicht gedacht werden konnte, bot sich Waldstein , als der Kaiser nach dem unglücklichen Ausgange der Schlacht am Weißen Berge die Güter der böhmischen Rebellen einzog. 1622 taufte Waldstein aus den konfiszierten Besitzungen für sich Güter im Werte von 711 266 Gulden, in den folgenden zwei Jahren solche im Werte von 2 453 725 Gulden und 600 110 Gulden. Woher nahm er diese Summen, da hierfür das von seiner ersten Frau ererbte- In den Landecker Nachrichten" vom 30. September Vermögen natürlich nicht ausreichte? Aus einem mit dem Fürsten macht einer bekannt:" Achtung! Diejenigen Leute in Bad Lan­Liechtenstein im Namen des Kaisers abgeschlossenen Vertrage ist. deck, die sich über mich so aufgeregt und von mir so viel Gerede ersichtlich, daß er im Jahre 1623 den Betrag von zwei Millionen für gemacht haben, möchten sich lieber für 10 Pfennige ein Heftyflaster die überlassenen Güter zahlte und sich in der Tat mit den geleisteten auf den Mund legen, denn ein jeder nehme sich lieber selber bei der Bahlungen auswies. Allerdings, wenn man die Rechnungen ein- Naje."

-

Berantivortl. Nebatteur: Haul Büttner Berlin - Drud und Berlaa: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.