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Bergiß aber nicht, ihr Har zu machen, wie lieb und wert| weiß ich nicht; aber fobiel tommt heraus." Jedoch lefen konnte er Mutter die Bilder hielt, und daß sie eigentlich ihr teuerstes Ver­mächtnis sind..."

nicht. Ich schickte ihn zum Arzt. Ja," sagte er, der Loftor weiß auch nicht, was mir fehlt. Zunächst will er mich auf Würmer" behandeln, dann das, dann das usw. Co mochte fast ein Jahr bergangen sein; meine Knaben waren mein Stolz und meine Freude. Plöblich sagte P. S.: Herr N., laffen Sie mich, bitte, einmal lesen." Es geschah. S. las deutsche und lateinische Druckschriften in jedem Buche, Schreibschrift in Heften und Briefen und sein Ge­ficht glänzte vor Freude. Junge," sagte ich, wie hast Du das gelernt?"" Ich weiß es nicht, aber ich kann's!" Was aus dem Stnaben später geworden ist, weiß ich nicht.-

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k. Russische Volkslieder. Eine interessante Arbeit über die Lieder der russischen Bauern wurde fürzlich von der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg veröffentlicht; es ist eine Auswahl von solchen Liedern, die Eugenie Linew mit Hülfe des Phono­graphen gesammelt hat. Sie bilden kein einfaches Melodienalbum, sondern einen kompendiösen Band und bieten außer der sehr sorg­fältigen Notierung der gesammelten Lieder sehr genaue Angaben. Der Gedanke, die Volkslieder zu sammeln, wurde in Amerika in der Verfasserin angeregt. Sie hielt in mehreren Städten, in New a b. Die Temperenzler in den Vereinigten Staaten York, Boston , Chicago Vorträge und ergänzte sie durch Lieder. Da von Nordamerika führen einen verzweifelten Kampf gegen den bei wurde mehrmals die Frage an sie gestellt: Singen Sie echte Teufel Alkohol, der ihren Bestrebungen mit immer neuer, ungeahnter Volkslieder?" Wenn sie dann bejahend antwortete, fühlte sie sich Satanstüde entgegentritt. Sie betriegen ihn in jeglicher Gestalt, ob beunruhigt und fragte sich, ob sie wirklich das Recht zu solcher Ant- er als fröhlicher Bacchus, als würdiger Gambrinus oder als echter, wort hätte. Was jie bis dahin gesungen, stammte aus den besten rechter Schnapsteufel auftritt. Sie bekriegen ihn wohl, aber sie bes Publikationen, aber ihr war noch nie der Gedanke gekommen, selbst fiegen ihn nicht. Wo sie die Macht haben, das heißt die Majorität bis zu den Quellen vorzubringen. Nach sechs Jahren unermüd- in der Gemeinde, da dulden sie keinen Ausschant, wenigstens licher Arbeit hat nun Eugenie Linew dem Publikum eine Samm- feinen öffentlichen. Nur der Apotheker befizt ein wohl lung von Originalliedern vorgelegt, die allen Wünschen, die man assortiertes Lager von Whiskey und Brandy , von Wein und Porter daran stellen kann, entspricht. Die Lieder sind sehr naiv, viele ge- und Ale, als Stärkung natürlich nur und als Heilmittel. Kommt hören dem Gebiet der Parabel an. So wird z. B. in dem Liede ein Fremder in eine solche trockene" Gegend und es ist gerade Lootchina" dem Birkenholz, das ohne Flamme verbrennt, eine Sonntag, so kann er selbst für teures Geld nirgends sein schlimmes junge Frau verglichen, die ohne Liebe geheiratet worden ist und die Gelüste nach einem Gläschen befriedigen. Mit heimtückischem Lächeln nun schmachtend, verfolgt und unverstanden in der Familie ihres verlangt der Apotheker nach einem ärztlichen Attest, welches bezeugt, Mannes lebt. Ein zartes feines Gedicht beginnt mit den Worten: daß der Mensch manchmal sogar am Sonntag ein Schnäpschen not­braucht. Singe nicht, fleine Nachtigall". Der Vogel soll nicht fingen, weil wendig Freilich, wer einen guten Freund im hat, der fan sein freudiges Lied den Schmerz eines jungen Mannes erhöhen Städtchen denn lachen, daheim im würde, der ihn fingen hört, und dessen ungetreue Verlobte in diefem stillen Kämmerlein heiẞa, juchhe! Der anständige" Augenblick am Arm seines Nebenbuhlers in die Kirche geht. In Amerikaner fürchtet den Temperenzler wie ein armer, geängstigter einem anderen melancholischen Liede wird eine Lerche gebeten, einen Sünder den Pfaffen, vor dem er sich als Schuldigen fühlt. Er liebt Gefangenen in seinem finsteren Verließ zu trösten. In einem Re- seinen Whiskey, aber es ist ihm peinlich, wenn es jemand merkt. frutierungslied:" Das Tal" wird das Los der Leibeigenen be- und die Temperenzler passen auf! Keine Nachsicht wird geübt; be­jammert, deren Leben nur ein langes Leiden ist". Alle russischen sonders die Weiber find fanatisch. Carrie Nation ist ja weltbekannt Komponisten schöpfen aus derselben Quelle, alle hängen vom Volts geworden, wie sie vor einigen Jahren mit ihrem Beil durch Kansas lied ab, besonders Glinka, der Schöpfer der russischen National zog, die kostbarsten Bareinrichtungen beschädigte, Spiegel und Gläser oper, und seine Nachfolger. Spuren des Volksliedes findet man in zerschlug; und man mußte sie gewähren lassen, denn sie hatte eine den Stompofitionen von Vertowsky, Seroto, Blaremberg. Selbst Männergarde hinter sich, die zum äußersten bereit war. die Musik Tschaikowskys ist voller Anflänge an die Volkslieder, ob- Ein Schankwirt ist den Temperenzlern ein fürchterlicher Mensch, gleich der Künstler einmal erklärte, daß er diese Lieder sehr wenig eine Art Verbrecher, der auf keinerlei Achtung Anspruch erheben gefannt habe. Harmonisch fügen sich diese russischen Volkslieder darf. Sie machen ihm das Leben sauer, wenn sie ihm die Existenz sehr schwer den Regeln der modernen Musik. Biele werden im nicht untergraben fönnen. Wer einen Ausschank betreiben will, muß Chor gesungen. Die erste Stimme, gewöhnlich ein Mezzosopran dazu eine Lizenz erwerben. Die Lizenz kostet viel Geld und ist um oder ein Alt, bringt zuerst das Thema, und die anderen Stimmen so teurer, je mehr die Temperengler in einem Gemeinderate, der bestimmt, ein Wörtchen mitzureden haben. In vereinen sich darauf, um es aufzunehmen und Harmonien hinein- die Höhe beſtimmt, Gastwirte mit zumischen, die oft den Charakter einer Improvisation haben. Natür- großen Städten überwiegt der Einfluß der lich können nur musikalisch begabte Personen so phantasieren, die ihrem Anhang und ihren Hintermännern, den Brauereien und anderen folgen im Gleichklang oder in der Oftave. Die Brennereien, alle Temperenzbestrebungen, und die Lizenz beträgt Spinnerinnenlieder und die im Hause zur Begleitung Kleiner häus- nur etwa 100-200 Dollar pro Jahr. In fleinen Ortschaften da Ticher Arbeiten gesungenen Lieder haben gewöhnlich ein lebhafteres gegen ist es den Temperenzleru oft gelungen, eine unerschwingliche Da werden 300, 500, 800 Dollar und darüber Tempo und werden mit weicher Stimme kunstvoll vorgetragen. Höhe festzusetzen. berlangt. Der Alkoholkonsum läßt deswegen nicht nach, wohl aber leidet die Güte der Getränke sehr stark darunter, so daß mitunter ein scheußlicher, giftiger Stoff als Whisky zum Ausschant tommt. Im Staate Süd- Karolina sind vor einigen Jahren Staats­fneipen" eingeführt worden, um gute Ware zum Ausschant zu bringen und zwischen Temperenz und Unmäßigkeit zu vermitteln. Der Spirituosenverlauf wurde verstaatlicht, der Verkauf fand in Laden­geichäften statt, wo man nur faufen, aber nicht trinken fonnte. Die Bar wurde abgeschafft. Das war die Temperenzidee von Tillmann, dem Senator von Süd- Karolina. Das Philadelphia Tageblatt" schreibt dazu und über die Verhältnisse in Süd- Karolina: Till­mann ist nicht gegen einen Schnaps, wenn er gut ist, aber er ist gegen das Besaufen. Tillmann bildet sich nicht ein, daß die Bürger feines Staates zu Abstinenzlern gemacht werden können. Das ist gegen die menschliche Natur in Süd- Karolina und meistens auch anderwärts. Budem handelt es sich dort noch um interessante Nebenumstände. In den Bergen von Süd- Karolina gehen keine Eisenbahnen und die Bergbauern fönnen ihren Mais nicht auf den Markt bringen. Folg lich verwandeln sie ihn in Schnaps, wozu fie teine Lizenz haben. Dafür stehen sie in ewigem Krieg mit den Steuerbeamten Onkel Cams und mancher brave Mann aus den Appalonischen Bergen ist darob in seinen Stiefeln gestorben. Wer dort Schnaps haben will, hängt des Nachts den Butterfessel" aus und tut einen Vierteldollar hinein. Am anderen Morgen ist der Vierteldollar weg und der Kessel voll Bergtau". Bei solchen landesüblichen Sitten ist Prohibition oder Temperenz ein leerer Wahn. Ein Staatsmann wie Tillmann mußte einsehen, daß damit nichts auszurichten war." Nun, man zollte dem neuen System in der ersten Zeit viel Lob, So war P. S. mein Schüler und junger Freund. Am ersten dann wurde allerlei gemunfelt, bis schließlich durch eine Inter­Schultage erhielt ich wieder einen Händedruck diesmal sehr zag- fuchung eine große Korruption in der Verwaltung festgestellt wurde. haft. Was willst Du, mein Junge?" Ach, bitte, lassen Sie mich Das war wieder Wasser auf die Mühle der striften Temperenzler, nicht in der Reihe lesen, dann lachen die anderen und ich muß aber gegen den Bergtau" war alle Mühe umsonst. meinen." ,, Gut, mein Junge, die anderen Knaben werden nicht über Dich lachen." Nun habe ich einen so begabten Schüler nie gehabt, obwohl die ganze Klasse vorzüglich gedieh und mir nur Freude gemacht hat. P. S. hatte einen ausgebildeten Verstand, wie wenige Menschen; fürs Rechnen war er ein Hellseher", der jede Bahlenoperation im Stopfe löfte, ohne daß es ihn auch nur an­strengte. Oft fragte ich ihn: Junge, wie machst Du das?" Das

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Angeborene Wortblindheit. Ueber diese Erscheinung( ver­gleiche Unterhaltungsblatt Nr. 193) wird der" Fr. Deutsch . Presse" von einem Lehrer geschrieben: Ich möchte folgenden Fall aus meiner Praris über angeborene Wortblindheit mitteilen, denn ich glaube, daß diese Abnormität häufiger vorkommt, ohne daß der Fall eine jachverständige Beurteilung und Behandlung erfährt. Als Lehrer einer mehrklassigen Volksschule einer größeren Provinzialstadt sollte ich die Kinder zum Michaelistermin aufnehmen und weiterführen, welche die Unterstufe ein Jahr lang mit Erfolg besucht hatten. Unter diesen befand sich ein Knabe Sch., der, wie mir sein früherer Lehrer mitteilte, bereits zwei Jahre in einer Grundstufe Unterricht empfangen hatte. Er konnte aber fein Wort lesen, obwohl er ungewöhnlich begabt war. Der Knabe fam zu mir. Ich sehe den kleinen Kerl mit den flugen Augen noch heute nach 24 Jahren flar im Geiste vor mir stehen. Der dicke Stopf saß auf einem unterſetzten Körper, aber die Gefichtsfarbe war blaß, und ein Schwermütiger, leidender Zug gab dem Knaben das Aussehen eines Erwachsenen." Sage einmal, lieber Junge, ist es denn wirklich wahr, daß Du gar nicht lesen fannst?" Ein paar große Tränen Tiefen über das Gesicht und eine volle Stimme antwortete: Nein, ich kann wirklich nicht lesen und kann es auch nicht lernen." Wie Tommt das? Magst Du es nicht erlernen?"" Ja, ich will es sehr gern, gebe mir auch große Mühe, meine Eltern ebenfalls; aber ich Terne es nicht." Mein Junge," sagte ich, wenn es Herr H. ge­stattet, nehme ich Dich doch in meine Klasse." Ein Blick voll Dank­barkeit und ein Druck einer fleinen, welfen Hand waren eine Be­Johnung für mich, wie ich je faum wieder erhalten habe.

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Medizinisches.

t. Die Nader in der Lunge. Operationen der Lunge gehören zu den allerschwierigsten Aufgaben der Chirurgie und werden daher nur mit großer Borjicht dann vorgenommen, wenn ein Ein­griff unvermeidlich geworden ist. Einen merkwürdigen Fall dieser Art veröffentlicht Dr. Russell im Londoner Lancet". Er betrifft

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