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Humoristisches.

im Hause eines Rabbiners vor, um dort nach traditioneller Ge Die Kuttelfled. Zwei wandernde Scholaren sprachen pflogenheit eine Gratismahlzeit zu erbitten. Da die Frau gerade mit Aufräumen beschäftigt ist, weist sie die Bittsteller in die Küche: eßt se nischt ganz auf, denn es kommen vielleicht noch andere, daß Geht nor hinein, da steht e Schüssel mit Kuttelfleck( Gekröse); aber die auch noch eppes finden."

einen Knaben von zwölf Jahren, der eines Tages ins Krankenhaus verleihen. Erst durch die ausgedehnten Versuche im Betriebs­gebracht wurde. Fünf Wochen zuvor hatte er auf einem Schaufel- laboratorium der Porzellanmanufaktur in Berlin ist es möglich stuhl gesessen, während er in seinem Munde eine große 7% Benti- geworden, technische Gegenstände auch in größeren Abmessungen meter lange Tuchnadel mit schwarzem Knopf hielt. Der Stuhl herzustellen. So können jezt Rohre bis 80 Zentimeter Länge und tippte plötzlich nach hinten, und bei der Anstrengung, fich aufzu- 7 Zentimeter Durchmesser bei einer Wandstärke von 7,5 Millimeter, richten, verschluckte der Knabe die Nadel, die ohne Husten oder sofvie Tiegel bis 50 Zentimeter Höhe von beliebigem Durchmesser Krampf des Zäpfchens hinunterglitt, und zwar nicht in die Speise- und jeder Wandstärke hergestellt werden. Die damit angestellten röhre, sondern in die Luftröhre. Zunächst stellten sich auch keinerlei Versuche bezüglich der Haltbarkeit ergaben, daß sie auch bei plötz= Folge- Erscheinungen ein, bis eine Woche später ein störender Husten lichem Erhiben im Gebläse nicht sprangen und keinerlei Form­begann und dann nach einer weiteren Woche ein blutiger Ausivurf. veränderungen erlitten. Aus dieser Magnesia hergestellte Rohre Wan schritt zu der fürs erste wichtigen Maßnahme, den Verbleib zeigten sogar bis zu einer Temperatur von 1750 Grad im elektri­des Fremdkörpers durch Röntgenstrahlen festzustellen, und entdeckte schen Ofen erhitzt, feinerlei Schwindungserscheinungen, und was das die Nadel im linken Ast der Luftröhre etwa 5 Zentimeter unter wesentlichste ist, feine Spur von Elektrolyse. Das Aussehen dieser deren Gabelung. Der untersuchende Arzt riet einen Versuch zur nur aus reiner Magnesia bestehenden Gegenstände ist dem des ver­Herausziehung der Nadel mit einem Elektromagneten zu machen, den glühten Porzellans ähnlich. Die Versuche werden fortgesetzt, und er selbst konstruieren wollte, zu dessen Anwendung jedoch die vor- es soll später über die Verwendbarkeit, sobald Gutachten wissen­ausgehende Ausführung des Luftröhrenschnitts als notwendig er- schaftlicher Institute und aus der Technik vorliegen, berichtet achtet wurde. Eine zweite Durchstrahlung lehrte jedoch, daß die werden. (" Techn. Rundsch.") Nadel mittlerweile bereits in die Lunge eingetreten war, so daß feine Aussicht darauf mehr bestand, ihrer durch die Luftröhre hin­durch habhaft zu werden. Noch immer litt der Knabe wenig, und auch die Temperatur war nur schwach gesteigert. Da jedoch voraus­zusehen war, daß die durch die Nadel in der Lunge verursachten Verletzungen immer bedeutender und bedenklicher werden würden, wurde die Operation beschlossen. Angesichts der großen Gefähr­lichkeit des Eingriffes unternahm der Arzt zuvor Versuche mit der Lunge eines toten Körpers, in die er eine Nadel etwa in gleicher Lage wie bei dem Patienten hineingebracht hatte. Tief möglichst günstig, indem sich nur ein fleiner Einschnitt in die Die Sache ver­Lunge als nötig erwies, worauf die Nadel mit einer Bange gefaßt werden konnte, ohne daß eine starke Blutung eintrat. Daß die Operation notwendig und unaufschiebbar gewesen war, bewies die Tatsache, daß sich bereits etwas Eiter in der Umgebung der Nadel gebildet hatte, der nur selbstverständlich beseitigt wurde. Nach der Operation litt der Patient an großer Aufregung, dann noch an etwas Atemnot und allgemeiner Uebelfeit, aber nur mäßigem Fieber. Die Operationstunde war nicht völlig geschlossen worden, so daß der Zustand der Lunge an der betreffenden Stelle noch weiter beobachtet werden konnte. Nach vier Tagen trat eine wesentliche Besserung ein, und schon zwölf Tage nach der Operation konnte der Knabe das Krankenhaus bei völliger Gesundheit verlassen. Be­sonders merkwürdig an diesem Bericht ist der Umstand, daß der sehr fleine Einschnitt in der Lunge überhaupt nicht vernäht wurde, son­dern sich von selbst wieder schloß. Uebrigens zeigt der Fall wieder mit großer Deutlichkeit den unschätzbaren Wert der Röntgenstrahlen für die Feststellung von Fremdkörpern im Innern des Menschen­förpers.

Aus dem Tierleben.

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Die beiden Hungrigen machen sich über die Schüssel her und Minuten bis auf den letzten Reſt vertilgt sind. Großartig hat's vertiefen sich dermaßen in die Kuttelfleck, daß diese binnen fünf geschmeckt!" sagt der eine. doch der Rebbezin( Rabbinerin) versprochen, was übrig zu lassen!" Au weih," sagt der andere, wir haben Große Verlegenheit. Endlich öffnet sich ein Ausweg: der eine ent­schließt sich ein Stück seiner Lederhose zu opfern; etwas Sauce ist zum Glüd noch vorhanden, und mit dem zerschnittenen Leder vermischt, sieht die Geschichte genau aus wie Kuttelfled.

Scholaren einstellen. Die Frau überzeugt sich, daß noch ein an­Kaum haben sie das Haus verlassen, als sich zivei andere sehnlicher Rest des Gerichts in der Sauce duftet, und weist die neuen Antömmlinge an die Schüssel.

& Bissele hart is es", meint der eine, worauf der andere bemerkt: Die fangen an zu essen und sich die Zähne auszubrechen. " Hart mög es sein, aber der Schlag soll se treffen, de Rebbezin, was näht se noch Knöpp' an de Kuttelfled!" ( Lustige Blätter".)

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Notizen.

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Schwalben in Not. Aus der Pfalz wird der Neue Zeitschriften. Unter dem Titel Wegenach Frankf. 8tg." geschrieben: Die Natur ist oft grausam gegen ihre Weimar " erscheint seit Anfang Oftober im Verlage von Greiner Kinder. Schon seit dem 20. September herrscht hier in der Pfalz - u. Pfeifer in Stuttgart ein neues Literaturblatt. Herausgeber ist jedenfalls wird es in anderen Gegenden nicht besser sein eine Frig Lienhard. Das Blatt wird jeden Monat in einer Stärke äußerst raube Witterung. Bei einer Temperatur von 7-8 Grad von drei Bogen ausgegeben. Alle wesentlichen Artikel schreibt der gehen Tag für Tag die heftigsten Regenschauer nieder. Wohl noch Herausgeber selbst. Preis vierteljährig 1 M. 50 Pf. Jn Berlin felten hat die Traubenlese bei einer so ungünstigen Witterung statt ist dieser Tage die erste Nummer einer illustrierten Wochenschrift gefunden wie in diesem Jahre. Besonders leiden die Schwalben herausgekommen. Das Leben"( Herausgeber Artur Kirchhoff) unter diesem rauben Wetter. All die Mückenschwärme, die sonst die behandelt soziale, biologische, philosophische und fünstlerische Fragen. warme Herbstluft bevölkerten und den jagdlustigen Schwalben Zahlreiche Illustrationen auf Kunstdruckpapier sind beigegeben. reichliche Beute und Nahrung darboten, fehlen schon seit etwa zwei Die Mustete", eine humoristische Wochenschrift, hat in Wien Wochen vollständig. Die Schwalben sind darob in große Not ge- zu erscheinen begonnen. Unter den Mitarbeitern wird der Zeichner raten. Ihr frohes Gezwitscher ist verstummt. Bis zum Tode er- Hans Schließmann genannt. mattet, fliegen sie dicht über die Erde hin, fallen zu Duzzenden er- Gerhart Hauptmann hat, wie die B. 3. am Mittag" schöpft nieder, und bald schließt sich das müde Auge für immer. erfährt, sein neuestes Wert Die ledigen Jungfrauen von Merkwürdig ist es, daß sich die im Felde umberschweifenden Schwalben Bischofsberg" vom Lessing- Theater zurückgezogen, um fast stets in der Nähe der Traubenleser halten, diese bald ihm eine neue Fassung zu geben. dicht umschwärmen, bald mitten durch die Schar der Winzerinnen Tausend Theaterstücke sind in den letzten drei hinstreichen, bald sich in ihrer unmittelbaren Nähe auf die Weinberg- Jahren bei der Direktion des Görlizer Stadttheaters ein­pfähle und-Drähte zum Ausruhen niederſeßen. Diese auffallende gereicht worden. Tatsache, die ich jezt schon tagelang zu beobachten Gelegenheit hatte, Ninon von enclos, ein einaftiges Drama von Ernst gibt dem Bogelfreund zu denken. Was treibt die Schwalben in Hardt hatte bei der Erstaufführung im alten Stadttheater zu ganzen Scharen so dicht an die Menschen heran? Suchen sie etwa Stöln einen großen Erfolg. in ihrer großen Not, in die sie der Hunger gebracht, Hülfe bei den Menschen? Oder ist es die von den rastlos arbeitenden Trauben­Lesern ausgestrahlte Wärme, die sie anzieht? Oder halten sich viel­leicht hier in menschlicher Nähe noch die letzten Mücken auf, denen fie nachjagen? Auf welche Weise sich auch diese eigenartige Er­scheinung erklären mag, ihr Benehmen muß jedenfalls einen ganz besonderen Grund haben, da im heißen Sommer dergleichen niemals beobachtet wird. Nach den tot aufgefundenen Exemplaren zu ur­teilen, sind es fast ausschließlich junge Schwalben, die noch hier zurückgebliebeu find. Falls die rauhe Witterung noch einige Tage anhält, wird keine von ihnen den warmen Süden erreichen, da ihnen zu dieser Reise die Kräfte fehlen.

Technisches.

-Feuerfeste Gefäße aus Magnesia. Einer der feuerfestesten Sörper, die wir kennen, die reine Magnesia, ist zu physikalischen Arbeiten bei sehr hoher Temperatur wohl schon be­nugt worden, aber nur in kleinem Maßstabe, da es nicht gelang, der Magnesia die für größere Gefäße erforderliche Festigkeit zu Verantwortl. Nedakteur: Paul Büttner , Berlin .

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-Im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums, Pring Albrechtstr. 7-8, wird Dr. Peter Jessen für Angehörige des Buchgewerbes acht Vorträge über die Buchkunst der alten Meister halten. Die Vorträge finden am Montag abends 8 bis 92 hr statt. Beginn: Montag, 30. Oktober.

Die zur Erforschung der Synagogenruinen Galiläas von der Deutschen Orientgesellschaft und dem Palästina­verein ausgesandte Expedition, aus den Archäologen und Architekten Hiller, Kohl und Wazinger bestehend, ist vor kurzem heimgekehrt. Man hat eine sehr reiche Beute angetroffen, nicht nur an altjüdischen, sondern auch an klassischen und islamitischen Baudenkmälern, und gedenkt die Ergebnisse bald zu veröffentlichen.

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Ein dreijähriges Pferd, das über Sommer auf der Pferdeweide bei Welschneudorf ( Westerwald ) gewesen war, wurde vor kurzem nach Niederzenzheim zurückgebracht. In einer der folgenden Nächte entkam das Tier aus seinem heimatlichen Stalle und fand den etwa 30 kilometer langen schwierigen Rückweg zu seiner liebgewonnenen Weide. Es durchbrach von außen die Um­zäunung und wurde morgens bei seiner Herde wieder angetroffen.

- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.