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König beschuldigte, die Verfassung und damit auch den Eid gebrochen zu haben, den er auf die Verfassung geleistet hatte. Endlich aber, wenn sich danach die sehr ungnädige" Erwiderung des Königs Königs menschlich erklärte, so erfolgte fic auch in staatsrechtlich unanfechtbarer Form unter Gegenzeichnung des verantwortlichen Ministers. Wenn gleichwohl die damalige Stadtverordneten- Versammlung in ihrem sehr berechtigten Selbstbewußtsein beschloß, daraufhin alle Adressen und Rundgebungen an das königliche Haus zu unterlassen, so muß selbstverständlich die heutige Stadtverordneten Versammlung sich in gleicher Weise entscheiden, sobald auf eine von ihr an die Kaiserin gerichtete Huldigungsadresse ein unberufener Hofbeamter eine sehr ungnädige" Epistel an sie richtet. Höchstens mit einer durch die veränderten Ilmstände gebotenen Aenderung. Da die Behauptung des Herrn von Mirbach, daß er im Auftrage der Kaiserin geschrieben habe, unbeglaubigt ist, so könnte die Etadtverordneten- Versammlung ihren notwendigen Beschluß in der Form fassen, daß sie so lange auf allen Gratulationsverkehr mit dem Hofe verzichte, bis jene Behauptung von zuständiger Seite unzveideutig verleugnet worden sei. Was nun den Juhalt des von dem Oberhofmeister der Kaiserin erlassenen Schreibens anbetrifft, so ließe sich ließe sich außer dem, was, schon Herr Langerhans treffend dagegen gesagt hat, noch vielerlei vorbringen. Man könnte zum Beispiele folgende Adresse an Herrn v. Mirbach richten:" Frommer Mann! Sie berufen sich auf die Konsistorialordnung von 1573, um den städtischen Steuerzahlern vicle Millionen aus der Tasche zu holen für den Bau von Kirchen, von dem, mäßig gerechnet, mindestens neunzig Prozent diefer Steuerzahler nichts hören wollen. Als genauer Kenner der Kirchengeschichte sollten Sie wissen, daß die Konsistorialordnung von 1573 der Gemeinde Berlin die Kirchenbaulast zuwälzte, weil der Hochselige Surfürst Joachim II. , unter dem Vorgeben, das reine Wort Gottes in die Mark Brandenburg einzuführen, das Märkische Kirchengut einer nichts weniger als gottseligen Verwendung zuführte. mit seinem Hofgesinde in der sündhaftesten Weise verpraßt hatte. Läge es Ihnen als eben so frommer wie hervorragender Hofcharge mun nicht näher, für das vermutlich arg gefährdete Seelenheil jenes selbst
Der ,, sehr gut unterrichtete" Staatssekretär.
In der Reichstagsverhandlung vom 20. tam der Staatssekretär Graf Posadowsth auf das schon im Sommer von ihm erwähnte Urteil eines englischen Gerichts gegen das Streitposten stehen zurück. Das englische Gesez erklärt für strafbar den, der das Haus oder die sonstige Stätte, wo eine andere Person wohnt oder arbeitet oder Geschäfte betreibt oder sich zufällig aufhält, oder den Zugang zu dem Hause oder zu der Stätte bewacht oder besetzt hält.
Das Gesetz fügt aber hinzu:
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Fügen wir, der Wahrhelt gemäß hinzu, daß wir die vorstehende Notiz ein wenig aktualisiert haben, indem wir am Schluß Rede" statt Schrift" setzten. Es handelt sich nämlich nur um eine frühere, von der Berliner Boltszeitung" zur rechten Zeit ausgegrabene Auslassung Werners, als die Offiziösen noch gegen die uferlosen Flottenpläne dieses pensionierten Seehelden schreiben mußten. Heute ist derselbe Mann für dasselbe Blatt eine gewichtige Autorität, und seine uferlosen Flottenphantasien sind zum geistigen Eigentum der Regierung befohlen worden.
Otto Mittelstädt , der frühere Reichsgerichtsrat, hat sich zu Das Warten an dem Hause oder der Stätte oder in der Nähe des Hauses, to jemand wohnt oder arbeitet oder Geschäfte bes Rom in nervöser lleberreizung erschossen. Mittelstädt, ein reaktionärer treibt oder sich zufällig aufhält oder an dem Zugange oder in der Kopf mit oppositionellen Gelüsten, trat nach seiner Pensionierung Nähe des Zuganges zu solchem Hause oder zu solcher Stätte mit higigen politischen Stampfschriften auf den Plan, die Beachtung lediglich zu dem Zwecke, Nachricht einzuziehen oder zu geben, fanden. 1897 erschien sein Buch„ Vor der Flut", das im Stil der gilt nicht ein Bewachen oder Beseythalten im Sinne dieser Vor- Zukunft" den Untergang des goldenen bismärdischen Zeitalters bes jammerte und der Regierung Wilhelms II. düstere Prophezeiungen schrift. In der Reichstags- Sigung vom 19. Juni 1899 Hatte nun der widmete. Bulegt gab er eine Studie über die Dreyfus- Affaire Staatssekretär v. Pojadowsky behauptet, ein neues englisches Urteil heraus. in Sachen Lyon kontra Wilkins habe ausgesprochen, Welcher Art der Mann war, das zeigt vor allem feine 1879 erdaß ein Bevachen zum Zwecke der Ueberredung eines anderen schienene Schrift„ Gegen die Freiheitsstrafen", in der er statt der nicht unter die Ausnahme fällt und daher ungesetzlich ist. Entzichung der Freiheit über die verderblichen Wirkungen der Damals hatte der Abg. Dr. Lenzmann dem Minister erwidert, Freiheitsstrafen findet er manch treffendes Wort als Strafmittel dies Urteil sei bereits durch die höhere Justanz aufgehoben. Das Hunger, Prügel und Galgen empfahl.- war nun allerdings ein Irrtum; das Urteil der Berufungsinstanz, das Lenzmann meinte, betraf eine andere Prozeßsache. Dies gab Der ,, UIt" hat nach der Verurteilung von Dreyfus in jezt Herrn v. Pojadowsky Anlaß zu einigen bissigen Bemerkungen Rennes ein Gedicht veröffentlicht:" Die feige con gegen Lenzmann und zu der Erklärung, daß die Regierung sich über Rennes ." die Frage sehr genau unterrichtet habe. So sehr weit fam es mum mit dieser Unterrichtung nicht her sein. Wir sind in der Lage, die betreffende Stelle des Urteils hier mitzuteilen.*) Der Richter sagt:
Persons might be peacefully persuaded, provided that the method employed to persuade was not a nuisance to other people.
Das heißt:
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Antrag auf Strafverfolgung dieses Gedichtes Folge zu geben. Nach der„ Germania " hat nunmehr der Oberstaatsanwalt den Ersten Staatsanwalt in Berlin veranlaßt, gegen den„ Ulk" die öffentlche Klage zu erheben.
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Aus Heffen, 19. November.( Eig. Ber.) Entsprechend dem Ausfall der Urwahlen hat auch die gestrige Abgeordnetenwahl durch die Wahlmänner keine große Verschiebung in der Zu Man darf andern Personen friedlich( zum sammensetzung des Landtags gebracht. Eoweit bis jetzt Nachrichten Streit zureden, vorausgesetzt, daß die Art und Weise vorliegen, werden in der neuen Kammer ca. 20 Nationalliberale sitzen. der leberredung nicht für andere Personen„ a nuisance" Früher zählte der Landtag unter 50 Abgeordneten jahrzehntelang 40 und mehr Nationalliberale. Der reaktionären Gesellschaft ist enthält. Nach dem Entwurfe cines englischen Strafrechts, der 1879 dem also das Rückgrat gebrochen. Sie haben keine Mehrheit mehr. Das in seiner skrupellosen Zeit übel berufenen Fürsten zu beten, als Barlamente vorgelegt, aber nicht erledigt worden ist, versteht man Centrum wird etwa 8 oder 9 Mann stark vertreten sein. Mehrere wieder nach fündigem Mamunon zu trachten, um das Seelenheil von unter common nuisance eine widerrechtliche Handlung oder Unter- Size gewonnen haben die Antisemiten dank der unbeschreiblichen Leuten zu retten, die zu neunzig Prozent überhaupt nicht, selbst nicht lassung, wodurch die Sicherheit, die Gesundheit, das Eigen Waschlappigkeit der„ Liberalen ". Man wird dem antisemitischen von Ihnen, und am allerwenigsten auf ihre eigenen Unkosten ihre tum oder das Leben oder Wohlbehagen der Gesamtheit gestört Bauernbändler wohl 10-12 Mandate zurechnen können. Genau weiß Seelen retten lassen wollen?" Oder um einen anderen Punkt hervor- wird. Es ist also flar, was hier damit gesagt sein soll: Wenn man bei diesen Leuten nie, wie sie im tiefsten Innern gesonnen zuheben: wenn der Stadtverordnete Preuß wegen seiner harmlosen Streifposten ihre„ Ueberredung" in einer Weise ausführen, die zu- find. Vor den Wahlen schillern sie in allen Farben und versprechen Scherze über diesen oder jenen Gesangbuchvers in seiner Eigenschaft gleich einen strafbaren Zwang enthält, so ist das nicht straflos. alles. Nach den Wahlen hört man nichts mehr von ihnen, abgeschen als Privatdocent wirklich discipliniert werden sollte, so ent- Das ist selbstverständlich und gilt in Deutschland schon längst. Die davon, daß sie sich bei irgend einer Gelegenheit unsterblich blamieren. schuldigt" er sich hoffentlich nicht wieder, sondern reicht als Ver- Behauptung des Staatssekretärs, daß in England etwas strafbar Das freisinnige" Bürgertum wird seine drei Vertreter in der Kammer teidigungsschrift nur eine urkundliche Zusammenstellung dessen ein, was wäre, was bei uns erlaubt jei, wird gerade durch dies behalten. Wie lange noch, ist schwer zu sagen. Urteil widerlegt. der große" Friedrich über kirchliche Dinge zu äußern pflegte: von dem écrasez l'infâme( Bernichtet die Infamen), womit dieser Hochselige König die christliche Kirche meinte, bis zu den Wißen, die er über das Abendmahl und andere kirchliche Ceremonien riß.
Genug, wenn man will, so hat man hundert Mittel und Wege, um innerhalb furzer Zeit jeden Hofmenschen mit der Ueberzeugung zu durchdringen, daß es klüger sei, ein glühendes Eisen anzufassen, als den städtischen Behörden von Berlin an den Wagen zu fahren. Aber freilich handelt es sich hier um ein Entweder Oder! Bleibt es bei dem allgemeinen Schütteln des Kopfes, bei dem räfonnierenden Tuscheln hinter den Stammtischen, bei dem heimlichen Ballen der Fäuste in der Tasche, so werden die städtischen Behörden der Reichshauptstadt mit dem Briefe des OberHofmeisters v. Mirbach den Kelch der Demütigung noch lange nicht bis zur Hefe geleert haben.
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Politische Neberlichk.
Berlin , den 20. November. Offiziöses Mikgeschick.
Auf unseren Leitartikel in Nr. 271, betitelt Offiziöse Wasserfucht", in welchem wir die Unrichtigkeit der Angaben der„ Berliner Korrespondenz" über die Bedeutung unserer Handelsinteressen in Ostasien nachwiesen, fühlt sich diese in Nr. 109 zu einer längeren Erwiderung veranlaßt, die pflichtgemäß von der Nordd. Allgem." und einigen anderen Blättern zum Abdruck gebracht wird. Die " Berliner Korrespondenz" giebt zu, daß die Handelsstatistik ihren Behauptungen nicht entspricht; aber, meint fic, aus der„ chinesischen Handelsstatistit" lasse sich der wahre Umfang „ der Handelsinteressen der einzelnen Staaten" nicht erschen, und deshalb sei für die Beurteilung jener Frage die „ Statistik der chinesischen Aus- und Einfuhr" nicht zu verwerten. Es heißt dann weiter:
" Butreffender werden die unmittelbaren kommerziellen Intereffen der verschiedenen Länder beleuchtet, wenn nach der Schifffahrtsstatistik der Wert der unter den verschiedenen Flaggen in chinesischen Häfen aus und eingehenden Ladung verglichen wird. Auch diese im„ Deutschen Handelsarchiv" veröffentlichte Statistik läßt freilich den Ursprung der Waren außer acht, doch stellt der Schiffsverkehr unter der Flagge der einzelnen Länder offenbar direkte kommerzielle Interessen dar, nach deren Umfang die Juteressen der betreffenden Staaten an der ostasiatischen Stifte besser beurteilt werden können, als nach der vom Vorwärts" benugten Handelsstatistik."
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Als Beweis für die Bedeutung des deutschen Schiffsverkehrs in den chinesischen Häfen giebt die Berliner Korrespondenz" sodann nicht etwa die Statistit des durch deutsche Schiffe vermittelten Fern
verkehrs, sondern des größtenteils dem chinesischen Eigenhandel und
dem englischen Handel dienenden Küstenverkehrs:
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Uebrigens haben die englischen Arbeiter das Urteil trotzdem als eine Beeinträchtigung der ihnen durch das Gesetz und durch frühere Gerichtsurteile verliehenen Freiheiten betrachtet, und die beteiligten Organisationen haben beschlossen Berufung dagegen einlegen zu lassen. Bei den enormen Kosten, die in England ein solcher Prozeß macht, entschließt man sich dazu nur in Fällen von principieller Bedeutung.
Die socialdemokratische Fraktion zieht sechs Mann start in den Landtag ein. Das sicherste Mandat, das sicher erobert worden wäre, ging durch den denkbar schofelsten Kuhhandel verloren. Wir hoffen aber bestimmt, daß der Landtag das Mandat des Kandidaten der freisinnig- antisemitisch- nationalliberalen Koalition für ungültig erklären wird. Bei einer Nachwahl dürfte uns der Streis ficher zufallen.
Alles in allem: Unsere Partei kann mit dem Ausgang der Irrig ist auch die Behauptung, das englische Gesetz drohe weit Landtagswahlen in Heffen zufrieden sein. Ueberall haben wir härtere Strafen an, als das Zuchthausgesetz enthalten haben würde. ganz bedeutend an Stimmen gewonnen und in zahlreichen Orten Das Zuchthausgesetz bedroht solche Handlungen, wenn sie ge- unterlagen unsere Wahlmänner den gegnerischen, für die Bürgerschäftsmäßig vegangen find, mit Gefängnis von mindestens drei meister, Pfarrer und Lehrer häufig genug mobil gemacht waren, nur Monaten bis zu fünf Jahren. Das englische Gesetz kennt Gefängnis mit wenigen Stimmen. bis höchstens zu drei Monaten, und zwar mit oder ohne hard Die in Hessen seit Jahren planmäßig betriebene Landagitation labour. Ganz falsch ist mm die von dem Nationalliberalen ist nicht fruchtlos gewesen. Es geht überall vorwärts! Im Wahlkreis Gießen - Land konnte übrigens gestern nicht ges fänquis mit hard labour foviel fei, wie bei uns zucht wählt werden, weil durch das Fernbleiben unserer Wahlmänner die Professor van der Borght aufgestellte Auficht, daß„ Gc= hans." Gefängnis mit hard labour entspricht nämlich etwa njerer erforderlichen zwei Drittel der Wahlmänner nicht zusammen waren. Gefängnisstrafe, bei der auch regelmäßig ein Arbeitszwang besteht, Nun wird ein zweiter Termin bestimmt, in dem gewählt wird, von dem nur in Ausnahmefällen dispensiert wird. Die Strafe ist einerlei, wie viel Wahlmänner erscheinen. nicht entehrend, wie unsere Zuchthausstrafe.„ Gefängnis ohne hard labour" entspricht dem, was unsere Haft" sein sollte, wenn die Unterschiede von der Gefängnisstrafe, die der Der„ Niederschlesische Anzeiger" in Glogau ist mit Beschlag be Geschgeber machen wollte, nicht bloß auf dem Papier existierten. legt worden wegen angeblicher Majestätsbeleidigung, die in einem unserer Zuchthausstrafe entspricht in England die penal servitude. Leitartikel der Sonntagnummer enthalten sein soll in der Betrachtung Die Behauptung von der sehr viel schwereren Bestrafung" solcher über den Brief des Oberhofmeisters der Kaiferin an die Berliner Fälle in dem angeblich freien England" ist also ein Irrtum des Stadtverordneten- Versammlung.- sehr gut unterrichteten" Herrn Staatssekretärs.
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Hohe Sprüche. Ein Leipziger Verlag fündigt ein Album an: Das Goldene Buch des deutschen Volkes an der Jahrhundertwende". Eine Widmung des Kaisers hat folgenden Wortlaut: Bon Gottes Gnaden ist der König, daher ist er auch mir dem Herrn allein verantwortlich. Er darf seinen Weg und sein Wirken nur unter diesem Gesichtspunkt wählen. Diese furchtbar schwere Verantwortung, welche der König für sein Bolt trägt, giebt ihm auch ein Anrecht auf treue Mitwirkung seiner Unterthanen. Daher muß ein jeder Mann im Volk von der Ueberzeugung durchdrungen sein, daß er für seine Person mit berantwortlich ist für des Vaterlandes Wohlfahrt.
Fürst v. Hohenlohe eignet sich den Wahlspruch an:„ Fortiter in re, suaviter in modo"( Tapfer in der Sache, maßvoll in der Form), während der Minister des Auswärtigen, Graf Bülow, philosophiert:
" Lestes Ziel der Politik ist, den einzelnen dahin zu bringen, daß er seinen Egoismus mit Bewußtsein unter die für die Allgemeinheit als nüßlich erfannten Zwede beugt." Admiral Tirpik sagt furz und bündig:" Grundlage und Endzweck der deutschen Flotte sind die deutschen See- Interessent." Der Aegir- Spruch des Herrn Tirpitz ist recht dunkel, und Herr Bülow ist als Philosoph nicht sonderlich tieffinnig; er ſcheint auch seinen Gemeinplatz an der Sonne zu beanspruchen.
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Außer dem Fernverkehr zwischen europäischen u. a. mit Der Kaiser und die Kanalgeguer. Wie nach dem Hamb. chinesischen Häfen wurden allein im Küstenverkehr zwischen Korreip." verlautet, hat der Kaiser auf der Leglinger Hofjagd den chinesischen Häfen untereinander im Jahre 1897/98 von deutschen Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses v. Kröcher und verSchiffen 1091 Seereisen mit mehr als einer Million Register- schiedene andere Gäste, die als Kanalgegner bekannt sind, zwar betonnen gemacht; der gesamte Verkehr deutscher Schiffe zwischen grüßt, hatjie aber nicht ins Gespräch gezogen.- ostasiatischen Häfen ungerechnet den Verkehr zwischen Europa , Afrika , Westindien 2c. einerseits und Ostasien andererseits Die ,, Norddeutsche" gegen Flottenschwärmer. Am Sonnbelief sich auf 2036 Scereisen mit 1,34 Millionen Registertonnen." abend hat der Viceadmiral a. D. Werner einen Vortrag über Die Ausrede ist durchaus charakteristisch dafür, wie es in ge- die neuen Marinepläne gehalten und war dafür vom Kaiser wissen Kreisen, die so pathetisch den Schutz deutscher Handels- telegraphisch belobt worden. Die offiziöse„ Norddeutsche Allg. 8tg." intereffen verlangen, um die Kenntnis des deutschen Außenhandels hat nun gar kein Vertrauen zu dem Agitator; denn sie schreibt in höherem Auftrag folgendes: bestellt ist. Unsere Angaben über den Wert des deutschen Handels find nicht, wie die Korrespondenz annimmt, der chinesischen Handelsstatistik entnommen, sondern der deutschen . Der chinesischen founten fie, tvie die offiziöſe Berliner Korrespondenz" eigentlich billigerweise wiffen sollte, schon deshalb nicht entnommen sein, weil diese gar nicht die deutsche Einund Ausfuhr gesondert registriert; sondern, soweit Europa in Betracht tommt, nur die englischen und russischen Handelsziffern aufführt, die aller übrigen europäischen Länder aber zusammenwirft.
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Geradezu lächerlich ist es jedoch, die Bedeutung der Handelsinteressen nicht nach dem Handels verkehr, sondern nach dem Schiffsverkehr zu beurteilen. Liefert ersterer fein genaues Resultat, so jedenfalls lekterer noch weniger. Vor allem aber bietet sicherlich der von deutschen Schiffen ber= mittelte Verkehr zwischen chinesischen Häfen dafür keinen Maßstab. Es ist begreiflich, daß die offiziöfe, Berliner Korrespondenz", nachdem sie sich vor die Alternative gestellt sicht, ihre Angabe zu beweisen, zu Verlegenheitsreden greift, aber etwas geschicktet tönnte fie es schon machen,
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Chronik der Majestätsbeleidigungs- Prozesse.
Ausland.
Paris , 19. November. Bei herrlichem Wetter fand heute nach mittag auf der Place de la Nation die Enthüllung des Denkmals Triumph der Republik" statt. Gegen 1 Uhr nachmittags fuhr räsident Loubet , begleitet von den Ministern Waldecks Rousseau, Millerand, Leygues und Decrais, vom Elysée nach dem Plaze. Die Mitglieder des Stadtrates und zahl reiche Bürgermeister aus der Provinz begaben sich zu Fuß vom Rathause dorthin. Die verschiedenen Abordnungen und die Arbeitervereine versammelten sich um die Mittagsstunde mit ihren Bannern und Fahnen und Musikcorps auf der Place de la Rés publique und dem Boulevard Richard- Lenoir zum Zuge nach der Denkmalsstätte. Loubet wurde auf der ganzen Fahrt von der Bes völkerung warm begrüßt, und besonders herzlich auf der Place de la Nation, wo eine gewaltige Menschenmenge versammelt war; auch dem Ministerpräsidenten wurden Ovationen dargebracht. Umgebeu von den Ministern, Senatoren, Deputierten und Gemeinderäten, wohnte Präsident Loubet dem Vorbeimarsch von mehrerer hundert Korporationen, Abordnungen der Arbeitersyndikate und Schulen usw. bei, die dem Präsidenten und den Ministern Huldigunger. darbrachten. Loubet verließ mit seiner Begleitung den Platz um 21/2 Uhr nachmittags unter den Beifallsrufen der Menge. Nach seiner Abfahrt wurde der Vorbeimarsch der verschiedenen Gruppen an dem
Denkmal fortgesetzt.
Bei dem Festmahl, das abends im Rathause zu Ehren der Minister und der zu dem Fest erschienenen Bürgermeister veranstaltet wurde, hielt der Ministerpräsident Walded- Rousseau eine Rede, die er mit den Worten schloß:" Im Gefühle tiefster Dankbarkeit für das von unseren Vätern vollbrachte Werk und mit unerschütterlichem Vertrauen zu dem Werke der Zukunft toaste ich auf das moderne Frankreich , auf seine Bestimmung, ferner darauf, daß die Aufgabe Frankreichs in der Geschichte und in der Menschheit durch die Republik erfüllt werde, und auf den Triumph der Principien der Revolution."
Ferner sprach der Präsident des Stadtrats, Qucipia. Er feierte Qubet, weil ihn diejenigen beleidigt hätten, welche die Bu der Zeit, als Herr v. Werner noch der Marine angehörte, Republik vernichten wollten, und beglückwünschte die Minister, welche mögen seine Ansichten über Erziehung des Marinepersonals, über ungeachtet der drohenden Reaktion ihre Aemter übernommen hätten, Verwendung der veralteten Schiffstypen als Kreuzer unter Segel, den bei der Enthüllung vertretenen Gemeinden seinen Dank aus, dadurch ein Beispiel von Bürgermut gebend. Lucipia sprach sodann als Wachtschiffe vielleicht noch diskutierbar gewesen sein, heutzu welche dadurch, daß sie der Republik zujubelten, ein Unterpfand tage wird seine Vorschläge niemand in der Marine ernst nehmen. geben für das Band, das Paris und ganz Frankreich umschlinge. Es verlohnt sich daher nicht der Mühe, auf dieselben einzugehen, Er begrüßte die Arbeiter und Freidenker und betonte die Pflicht der ebensowenig wie auf die Kritik der Organisation der höchsten Verteidigung der Republik . Sein Trinkspruch galt dem republikanischen Marinebehörden, da dem Kritiker jede Einsicht in die thatsächlichen Frankreich , von welchem dem Menschengeschlecht die Befreiung kommen Verhältnisse fehlt. Er kennt weder die wirklichen Bedürfnisse werde. und den Dienst der obersten Kommandobehörde und der Stationskommandos, noch die verfassungsmäßigen Pflichten und Befug nisse des Staatssekretärs der Marine als Vertreter des Reichstanglers, noch die Zweckbestimmung des Marinekabinetts. Möchte Herr v. Werner seinen Ausspruch wahr machen, daß die vorliegende Rede die letzte dieser Art war!"
*) Nach einem im nächsten Hefte von Brauns Archiv für sociale Gesetzgebung erscheinenden vortrefflichen Auffage, Koalitionsrecht und Strafrecht" von Professor Dr. Theodor Löwenfeld.
über die Entfaltung der roten Fahne, welche in Frankreich verParis, 19. November. Die Polizeipräfeftur hatte die Bestimmung boten ist, gestern durch eine öffentliche Bekanntmachung den Socialisten in Erinnerung gebracht. Durch dieses Verbot hätten die Guesdisten an dem heutigen großen Umzuge zur Einweihung der Statue Triumph der Republtt" nicht teilnehmen können. In letzter Stunde wurde mun noch ein Uebereinkommen getroffen, wonach den Guesdisten die Entfaltung ihrer roten Fahnen zugebilligt wurde, unter der Bedingung, daß ihre Fahnen je eine Aufschrift der betreffenden Vereinigung enthielten.
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