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voran, Tante Klothilde feuchte hinterdrein, ganz erschöpft sant fie[ Jünglinge und Mädchen seine Ausbildung fand. Proben dieses oben in eine Sophaecke.
" Ja, Tantchen, das Treppensteigen ist nicht schön, aber man gewöhnt sich d'ran," tröstete Hedi. Allein Tante Klothilde fuhr empört auf: Das Treppensteigen! Denkt Jhr, ich stöhne über das Steigen? Aber daß Ihr so ordinär wohnen fönnt, das versteh' ich nicht. Nach hinten heraus und noch vier Treppen! Bei uns in Meseritz dürfte das nicht sein. Gott , Kinder, Ihr braucht mir doch nichts vorzumachen fie begann zu schluchzen- wenn es Euch wirklich noch so schlecht geht, will ich's ja gern den Verwandten sagen. Sie legen entschieden alle zusammen und geben Euch im Monat fünf Mark zu, damit Ihr wohnen könnt, wie es sich für Euch paßt."
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" Das ist sehr liebenswürdig von Dir, Tante," Frau Lottes Stimme zitterte ein bißchen und ihre Stirne zog sich fraus, wir müssen für diese Hülfe aber danken, wir haben, was wir brauchen, allein, und sogar reichlich. Wir geben für diese Wohnung nämlich fiebenhundertfünfzig Mark im Jahr."
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Reigentanzes fehen wir auf griechischen Vasen. Es ist die edle, plastische Form, die dabei zum Ausdruck kommt, die Freude der Antike, an der körperlichen Erscheinung fand hier ihr Genüge. Die Schlaftänzerin Madeleine ging innerlicher vor. Ihr Tanz war nicht Anlehnung an griechische Vorbilder die Duncan bekam da durch schon etwas Lehrhaftes, Professorales in ihren Tanz hinein-, sondern eine durch den Rhythmus der Musik angeregte, unmittelbare Darstellung und Uebertragung des Gefühls. Dieses mehr Unmittelbare zeigte sich eben darin, daß das Gesicht, das Mienenspiel auffällig mit hineingezogen wurde, was die Duncan gerade vermied. Wenn auch der Titel Schlaftänzerin nach Reklame schmeckte, so zeigte sich doch in der Art der Darstellung des innerlichen Erlebens der Mufit eine äußerst nervöse, fast krant haft sensible Empfindsamkeit, ein Reagieren auf feinste Gehörreize, wie es in dieser Art felten vorkommt. Die Mimit ergänzt so den Tanz. Fräulein Frene Sanden zeigte weiter nichts, als daß diese Anregungen, namentlich der Duncan, Schule machen. Man merkt, daß sich bald stereotype Bewegungen ausbilden werden, wie es beim Tanz in der alten Form der Fall war. Die Gesten haben etwas Schematisches, Monotones, immerzu kehrt dieses Hüpfen und Springen, dieses Bücken und Knieen wieder. Auch der Gesichtsausdruck ist stereoty, ein erstauntes Blicken, ein Lauschen, ein Lächeln. Allerdings liegt es ja in der Tanzkunst ihre Entstehung rechtfertigt es begründet, daß das Persönliche eigentlich sich nicht so vordrängt. Der Tanz, der den ganzen Körper in Mitleidenschaft Trude versuchte abzulenten, aber Tante Klothilde war vor- zieht, führt notgedrungen zu einer typischen Darstellung, die die läufig noch nicht für anderes zu haben.„ Siebenhundertfünfzig fcharfen Bersönlichkeitsunterschiede unterdrückt und ausgleicht. Dann muß Mark! Ja, wovon bezahlt Ihr denn das aber?" aber das Ganze die Prägung reifer Gestaltungskraft erhalten und nicht den Stempel gelehriger Nachahmung allzu deutlich an der Stirn tragen.
„ Aber Lotte, das ist ja unerhört!" Tante Klothilde sperrte wieder den Mund auf. Rotte, wie tann man denn so vergeuden! Siebenhundertfünfzig Mark, da lebt man bei uns in Meseriß ein halbes Jahr von. Du scheinst Dir ja merkwürdige Anschauungen angewöhnt zu haben."
" Das bringt Berlin so mit sich, Tantchen. Willst Du Dich denn aber nicht mal umschauen, wir haben drei große Zimmer für das Geld und sehen über lauter Gärten."
„ Nun, wir verdienen ja sehr schön. Hedi hat eine feine Stellung bei einem Rechtsanwalt im Bureau, ich mache feine Kunststickereien und habe fast nur Privatkundschaft und.
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" Du nähst für fremde Leute?!" Tante Klothilde war wieder sprachlos. " Erlaub' mal, Mama hat ein Atelier für künstlerische Handarbeiten," sagte Trude gereizt. Das kann nicht jeder."
" Das ist sogar ein hochfeiner Erwerb, wenn den nur mancher hätte," fiel Hedi empört ein. Frau Lotte gab ihnen einen Wint, zu schweigen.
Tante Klothilde schüttelte den Kopf:" Sie näht für fremde Leute! Gott , ist das schrecklich, ist das schrecklich! Das würde bei uns in Meserit feine Dame tun, die was auf sich hält. Und Hedi ist bei einem Rechtsanwalt? Da kommt sie ja aber immerzu mit Männern zusammen?"
" Ich komme mit noch viel mehr Männern zusammen, Tante,"
fiel Trude ein.
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" Ich bin Sekretärin in' ner Redaktion, da kommen fast nur Herren hin." „ Und das leidest Du, Lotte?" Tante Klothilde reckte sich in die Höhe. Solche Stellungen läßt Du Deine Töchter nehmen? Solche unanständigen Stellungen? Das ist ja empörend! Wenn das mein Bruder erlebt hätte." Sie preßte das Taschentuch an die Augen. Bapa wär' sehr froh, daß wir Geld verdienen." Trudes Augen funkelten.
,, Bei uns in Meserit sähe Euch kein Mensch an," schluchzte Tante Klothilde. Bei uns in Meserit verachtet man Mädchen, die so ungeniert mit Männern verkehren. Gott , wie seid Ihr geworden in Berlin !"
" Ja, sieh' mal, das bringt eben das Leben so mit sich!" Frau Lotte lächelte motant.
" Das ist ja aber ein empörendes Leben!" Tante Klothilde wurde tirschrot im Gesicht. Und solch ein Leben führt Ihr hier? Das würde bei uns in Meserit tein Mensch tun. Gott , wenn ich das den Verwandten erzähle.
„ Na, hör' mal, ich meine, Du kannst nur erzählen, daß Du uns bei fleißiger Arbeit und in den besten Verhältnissen gefunden hast." Jetzt wurde auch Frau Lotte böse.
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Und wozu die Musit eines Chopin und Schubert zu solchem Be ginnen bemühen? Sie ist nicht dafür geschaffen, sie erfährt eine Verballhornung dadurch, sie wird gemißbraucht. Was in diesen Tönen lebt, kommt voll in ihnen selbst zum Ausdruck, und es bedarf keiner Tänzerin, um sie zu interpretieren, der es auch um deswillen nicht glücken wird, da ihr das feinere Verständnis der Musik abgehen wird. Es flingt zwar sehr hübsch und einfach, wenn es heißt: Frl. Jrene Sanden wird durch ihre Tanzphantasien den Stimmungsgehalt musikalischer Schöpfungen im Tanze ausdrücken". fächlich aber liegt darin eine ungeheure Anmaßung und, wenn man die Tat nachher sieht, nachher sieht, eine maßloſe Uebertreibung. Spielt nun noch der musikalische Begleiter so schlecht, wie es hier der Fall war, so muß man gegen das Malträtieren musikalischer spruch erheben.
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Schöpfungen zum Zwede sensationeller Ausbeutung energischen Ein
Fehlte der Tänzerin jede besondere Eigenart, so läßt sich von den Dichtungen Irma Goeringers wenigstens sagen, daß sie ehrlich empfunden sind. Es läuft manches Triviale, manches Sentimentale mit unter. Dafür erfreut in anderen Stellen eine gewisse Intimität der Beobachtung, eine Freude an stillen Feinheiten, und im ganzen merft man hinter den Sachen eine vielleicht ein wenig schwächliche aber eigene Anschauung, eine nachgebende Weich heit weiblichen Empfindens, die sympathisch berührt. man allerdings nicht sagen.
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Humoristisches. Neue Bezeichnung. Gast: Tasse Fleischbrühe aber nicht etwa Bouillon!"
Mehr kann
Bringen Sie mir eine wieder Monokel
Kellner:" Was meinen der Herr damit?"
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Gast: Nun solche, auf der nur ein Auge schwimmt!" Boshaft.„ Du, Karl, nachdem wir uns neulich in strömendem Regen getrennt, bracht' ich meiner hübschen Nachbarin noch ein Ständchen!"
" Nun ja... wenn man einmal naß ist!"-
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Ausweg. Da begegnet mir seit einiger Zeit öfter ein Aber Tante Klothilde seufzte und sah gen Himmel." Beste mir, und ich weiß seinen Namen nicht das ist mir so peinlich!" Herr; der grüßt mich immer sehr höflich, spricht auch manchmal mit Verhältnisse? Das nennt sie beste Verhältnisse! Wohnt in einer entlegenen Gegend, hinten heraus, vier Treppen, näht für fremde a' bisserl a' Glad hab'n, damn stimmt's auch!" Nennen S' ihn halt einfach„ Herr Meyer"- und wenn S' Leute und läßt die Mädchen mit fremden Männern arbeiten! Euch würde man bei uns in Meseriß ganz einfach die Verkommenen uennen."
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es. Tanz und Wort gehören zusammen. Das gesprochene, mehr noch das gesungene Wort schlägt einen Rhythmus an, zu dem die Glieder sich taktmäßig bewegen. Die primitive Tanzkunst der wilden Völker war so geartet. An diesen Ursprung knüpft die moderne Tanztumst wieder an. Der ganze Körper fommit zu seinem Recht, zur Mitwirkung. Aus dem sonst üblichen Gehüpfe wird ein Schreiten und schöne Linien und Formen treten an Stelle berzerrter Gesten. Man denkt an dergleichen, wenn man den Titel der im Lustspielhaus am Donnerstagnachmittag stattgefundenen Veranstaltung Tanz und Wort" lieft. Aber die Erwartung erfüllte sich nicht. Die Künste werden hier nur äußerlich zusammen gebracht. Zwei Damen, Irma Goeringer und Frene Sanden hatten sich zu sammengetan, die eine rezitierte, die andere tanzte. Gedichte und Stizzen wechielten mit Tanzimprovisationen.
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Die Tanztunst der Duncan lehnt sich an den griechischen Schrittreigen an, der in den gymnastischen Uebungen der griechischen
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Notizen.
Hermann Heijermans neues Schauspiel„ Ghetto " geht im Kleinen Theater am 9. November zum erstenmal in Szene.Gortis neues Drama„ Sonnenkinder" hatte bei der Uraufführung in Petersburg nur einen mäßigen Erfolg. Musette", Operette von Herblay , ist die nächste Novität des Zentral- Theaters.
Rudolph Lothar' s Freimaurer - Drama„ Die Rosentempler" ist bei der Uraufführung im Wiener Deutschen Voltstheater durchgefallen.
Ueber einen großen Sprottenfang berichtet das Memeler Dampfboot": Durch die in letzter Zeit anhaltend gewesene stürmische Witterung haben sich Sprotten, Breitlinge, Brötlinge, auch Brißlinge genannt, in großen Zügen an unserer Küste eingefunden. So wurden z. B. von Mellneragger Fischern mit einem einzigen Strandgarnzuge sechs Bootsladungen à 100-120 Scheffel gefangen.-