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diefem unerträglichen, unwürdigen Zustand zu retten. Er fann Als er in der Mittagspause feinen Sollefteur besuchte, stellte Nächte lang. Mit einem Wechsel der Stellung durfte er nicht es sich heraus, daß der Gewinn in der Zeitung um zwei Nullen rechnen. Erstens wars nicht leicht für ihn, wo anders unterzu- zu hoch angegeben war. tommen, und am Ende war die Unvernunft ein sehr verbreitetes Er überwand die Enttäuschung, bezivang sich und schwieg. Uebel, das ihn überall plagen konnte. Unabhängig mußte er werden! Und weil es glücklicherweise genug war, um dem Direktor Wie? Das war die Frage, die ihm wochenlang das Hirn zer- viel zu borgen, wie er brauchte, blieb's auch bei der Bea quälte. Die abenteuerlichsten Pläne hedte er aus bei Nacht; im förderung.- Tageslicht besehen, zerflossen sie wie Nebelgebilde, die man nicht greifen fann. Wie er auch grübelte; er fand nichts. Und so flammerte fich feine Hoffnung an den Zufall.

Er kaufte sich ein Lotterielos. Dann war doch die Möglichkeit bei ihm, eine bage Hoffnung. Und von Stund' an faß sie hart nädig neben ihm am Pult und flüsterte, wenn's gar zu arg wurde: Wartet nur, bis der Hauptgewinn kommt! Dann Er kam nicht. Jahre gingen drüber hin. Lange Jahre. Der Spieler verlor und gewann Kleinigkeiten. Meift verlor er. Die Tonsur auf dem Schädel zog immer größere Kreise; die Falten in der Bergamenthaut des Gesichts gruben sich tiefer und tiefer Binsener hoffte.

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Da, eines Morgens, als er bei seinem Frühstück am Bult die Zeitung aufschlug und die Gewinnlifte prüfte, entfuhr ihm ein heller Schrei, ein so freudiger, unwillkürlicher Schrei, daß das ganze Personal an sein Bult stürzte.

Binfener zeigte mit zitterndem, hin- und hergleitendem Finger auf die Lifte und stammelte:" Gewonnen! Gewonnen!" Zwanzig Frager stürmten auf ihn ein. Nummer wissen, die Höhe des Gewinns. Aber sie hörten nur: Man wollte die Viell Viel!"

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Andächtig, interessiert starrten alle auf das Blatt. Doch einen fchnoddrigen With fand merkwürdigerweise niemand mehr. Das Karnidel" war schon tot. Maufetot mit einem Schlag. Der alte, ehrwürdige, reiche Sollege Binsener faß dort am Bult. Saß schweigend wie vorher. Nur mit helleren Augen, mit ge­straffter Gestalt.

Der große, fchwarzbärtige Bureauvorsteher Inidte förmlich zu sammen: Meine Gratulation, lieber Herr Binsener! Meine auf richtige, herzliche Gratulation! Weiß Gott  , wenn ich's einem Menschen gönne, sind Sie's. Sie verdienen es1" Eine Träne blinkte in seinem Auge.

Binsener lächelte. Nicht boshaft. Nicht höhnisch. Das fonnte er nicht. Nur ganz fein spielte es um die dünnen Lippen. Aber die angebotene Hand sah er nicht.

Er fah all die Hände nicht, die sich ihm entgegenstreďten; blickte auf das Papier, auf sein altes Bult und tauchte immer wieder die Feder ein, ohne es zu wissen. Und lächelte dabei.

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Bis im Hin- und Hergeschwätze die Worte fielen:..... zum Besten geben paar Pullen Wein.. Er hörte es nur wie aus der Ferne; aber das lärmende, jauchzende Echo schreckte ihn hoch. Merkwürdig, wie er gewachsen war in der letzten Stundel Und zum ersten Mal wohl im Leben fiel ihm zu rechter Zeit das rechte Wort ein: Meine Herren. Ich wasche teine Mäuler mit Wein, die mich beschimpft haben. Nehmen Sie Seife."

Schweigen. Verlegener Abmarsch auf die Plätze. Dunkles Gegrolle.

Inzwischen hatte der Bureauvorsteher die Mär von einer halben Million auf's Geradewohl in's engere Direktions­zimmer getragen.

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Zwei ehemalige Volontäre tamen im Sturmschritt herein. Sie redeten viel zu dem Gewinner. Gratulation. Alte Erinnerungen. Dankbarkeit. Niemals die Zeit der Lehre vergessen, nie! Alte Freundschaft bei einer guten Flasche gelegentlich aufwärmen. Und so weiter.

Binsener sah ihre Hände nicht.

Als Letter kam der Direktor. Langsam, gemessen, vornehm. Er ergriff einfach beide Hände des Gewinners:" Mein lieber Herr Binsener! Heute ist ein wahrhaft glücklicher Tag für Sie! Wie die Zufälle doch mitunter spielen! Hören Sie: ich bin gerade im Begriff, Ihnen einen vorteilhaften Antrag zu machen, ich gebe gerade meiner Entrüstung, meinem Erstaunen darüber Aus druck, daß man einen so alten, verdienten Beamten seit Jahren auf so unverantwortliche Weise vernachlässigt, ich will Ihnen einen Sib als meine rechte Hand im Direktionsbureau anbieten, da kommt mir die Kunde von diesem verfluchten Gewinn- ent­schuldigen Sie. Hoffentlich haben Sie nicht die Absicht, uns zu berlassen-"

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Binsener ward's schwarz vor den Augen. Gewastsam brach seine Rührung hervor: Nein, Herr Direktor, ich bleibe. Niemand soll mich undankbar schelten.'

" Bravo  ! Sie find ein Charakter, Herr Binsener. Meine Herren!" Der Direktor wandte sich an's Personal:" Ich hoffe, daß gewisse Dinge sich nicht wiederholen. Wer sich noch einen ein­zigen leisen Uebergriff gegen diesen alten, ehrwürdigen Herrn er­laubt, der ist hier gewesen. Im übrigen ist Herr Binsener, den ich Ihnen allen als leuchtendes Muster der Pflichttreue zur Nach­eiferung empfehle, von heute an Ihr Vorgesehier. Was ich zu beachten bitte! Adieu!"

Einige schlichen herbei und baten um Verzeihung: die größten Lärmer.

Binsener stand auf der Höhe seines Triumphes Fast wäre er wieder hinab- und in sich zusammengefunken.

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Reformators, gibt im letzten Heft der vom Züricher   Zwingli  - Verein Zur Erklärung des Namens Zwinglis, des schweizerischen beachtenswerten Deutungsversuch. Dieser Name wurde bisher teils herausgegebenen Zeitschrift Zwingliana" Pfarrer Bruzpacher einen von dem Zeitwort givingen, oder der Bwvinge( Ring), teils auch von dem mundartlichen Zwingli( hochdeutsch Zwillinge) abgeleitet. fich sogar beide auf die Autorität Zwinglis selbst stützen, der seinen Beide Erklärungen haben zwar Verteidiger gefunden und können Namen sowohl im Sinne der ersten Auffassung mit Cogentius als der zweiten mit Geminius überfekte, führen aber, insbesondere der zweite, zu sprachlichen und fachlichen Schwierigkeiten. Der graphische Beobachtung aus der Nähe von Zwinglis Geburtsort Deutungsversuch Bruzpachers knüpft nun an eine interessante topo­Wildhaus an. Dort gibt es auf dem Basse, der über die Krayalp und Teselalp nach Wildhaus   führt, eine fleine Stelle, die nach ur­seiner älteren Form Twing, bezeichnete früher einerseits einen Ges fundlichem Zeugnis früher das Zwingli" hieß. 8wing", in richtskreis( daher die Rechtsformel in Ziving und Bann"), anderers oder Alphof. Nun ist bekannt, daß die Bildung der Famalien­seits einen eingehegten, abgesonderten und abgeschlossenen Guts­namen fie im ganzen übrigen deutschen Sprachgebiet so auch in der Schweiz   häufig in der Weise erfolgte, daß der Wohnort einer Familie auch ohne die Beifügung eines in" oder bon" auf diese selbst übertragen wurde, so 3. B. bei den schweizerischen Namen Gmuer, Moos, Mösli, Egg u. a. m. Bruspacher hält es daher durchaus für möglich, daß auch der Name Zwingli   oder Twingli Twingli" ist die Form des Namens noch in dem Briefwechsel des Glarners Konrad Luchfinger mit dem Reformator von dem Gute oder Hofe, der das Zwingli" hieß, auf einen der Vorfahren des Reformators übertragen wurde. Uebrigens führt noch heute ein Hof bei Hemmental   im Stanton Schaffhausen den Namen" J Zwingli". Trifft diese Namensdeutung zu, so wäre Zwingli   als Familiennamen ziemlich genau das Gegenstück des verbreiteten französischen   Namens Duclos  , der ursprünglich gleichfalls den Be oder Meierhofes, gleich schweizerisch Zwing, bezeichnete. fizer oder Bewohner eines clos, d. h. eines abgeschlossenen Guts ( Köln  . 8tg.")

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ie. Bäume als Seuchenschuh. Früher, als man noch nichta wußte, glaubte man an gewisse Miasmen, unheilvolle Dünste, die von Bakterien und ähnlichen mikroskopischen Krankheitsfeimen im Boden entstehen und die Menschen mit Krankheiten anstecken. Es ist merkwürdig, wie schwer trotz des Fortschrittes der Wissenschaft die alten Vorstellungen auszurotten sind. Allerdings finden diese immer wieder Nahrung durch die Tatsache, daß manche ansteckende Krankheiten in fumpfigen Gegenden, wo derartige Dünste für Auge, Nase und Gefühl besonders merklich verden, ungewöhnlich gefährlich auftreten. Tatsächlich hat dort auch erst die neueste Zeit diesen Zusammenhang aufgeklärt durch die Feststellung, daß In­felten, deren Fortpflanzung an stehendes Wasser gebunden ist, namentlich also die Stechmücken, den Krankheitsteim auf den Menschen übertragen. Mit dem Glauben an die Miasmen eng ver­bunden waren die Vorurteile, die darauf ausgingen, die krankheits­schwangere Atmosphäre durch natürliche Mittel der Luftverbesserung zu reinigen. Insbesondere war die Ansicht weit verbreitet, daß gewisse Bäume die Kraft haben, die Milasmen eines Sumpfes un­schädlich zu machen. Noch jetzt trifft man zuweilen auf Veröffent­lichungen, in denen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes, namentlich in Gebieten, wo die Malaria herrscht, die Anpflanzung folcher Bäume an der Straßen und in öffentlichen Parts dringend empfohlen wird. Zu diesen Bäumen gehört der australische Gummi­baum oder Eucalyptus  , der einen balsamischen Geruch aussendet, der nicht nur im allgemeinen gesund sein, sondern vorzugsweise dem Boden die Malarialuft nehmen soll. So unwissenschaftlich diese Vorstellung erscheint, so halten es selbst Fachleute der Medizin nicht für unwahrscheinlich, daß zwischen dem Wachstum des Eucalyptus und dem Verschontbleiben gewisser Gegenden von der Malaria ein Zusammenhang bestehen könne. Es ist nur fraglich, ob der gerühmte balsamische Duft der Bäume etivas damit zu tun hat. Bon Wichtigkeit ist jedenfalls der Umstand, daß die Eucalypten durch die eigentümliche Anordnung ihres Laubes weniger Schatten geben als andere Bäume, Dadurch vermögen die Sonnenstrahlen nicht nur ihre batterienfeindliche Straft besser zu bewähren, sondern auch den Boden wirksamer auszutrocknen und die längere Ansammlung von Pfüßen oder sogar großer Sümpfe zu verhindern. Ob daneben der Geruch der Eucalypten den Mücken besonders unangenehm ist und diese Träger der Malaria fern= halten, ist noch genauer zu untersuchen. Die Sache erscheint immerhin wichtig genug, daß sie die Amerikaner veranlaßt, sic ernstlich mit der Frage der Anpflanzung von Eucalypten längs des Panamafanals zu beschäftigen. Als die größte Schwierigkeit bei der Ausführung dieses ungeheueren Unternehmens, das die Welt nun schon so lange beschäftigt, haben sich nicht technische Hinder­niffe erwiesen, sondern das häufige, im höchsten Grade gefährliche

Bantam