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Auftreten von Epidemien, namentlich von Malaria und Gelbem nur zu einem neuen Arrangement der hundert Mal gehörtén Fieber. Diese Mächte haben sogar dazu geführt, daß auch die Schlüpfrigkeiten gibt das phantastische Kostüm den Vorwand. Trozz Amerikaner jezt für einige Zeit die Arbeiten haben einstellen dem oder deshalb schien sich das Publikum höchlich zu amüsieren. müssen, um erst noch wirksamere Mittel zum Schutz der Arbeiter gegen die Seuchen zu suchen und anzuwenden. Das Journal der Amerikanischen Medizinischen Vereinigung verspricht sich von der Anpflanzung der Eucalypten längs der Route des Panamakanals sicht gerade die völlige Ausrottung der Malaria, meint aber doch, daß der Versuch gemacht werden müsse, auch diese Bäume als eine glicherweise wirksame Hülfe gegen die Verseuchung des Gebiets heranzuziehen. In jedem Fall werde ein Wald von Eucalypten tveit gesunder sein, als die tropische Vegetation, wie sie die Natur hne Eingriff des Menschen hervorbringe.

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Der Erkönig von Ingra, ein Pumpgenie und Schürzenjäger vom Schlag des feligen Milan von Serbien präsentiert der schönen Königin den gut gewachsenen Sohn als Kandidaten für den ebenso bequemen als lukrativen Posten eines Prinzgemahls Sonja und Kyrill gefallen einander, der Antrag wird akzeptiert, und der Alte läßt sich nun, hoffnungsvoll vertrauend, der wichtigsten Bersönlichkeit, dem Herrn Finanzminister vorstellen. Indes die noch so fleißige Ausübung der ehelichen Pflichten mit Behagen wird dies Thema ausgemalt genügt dem Ehrgeize des Jünglings nicht. Er möchte selbst ein bißchen mitregieren, und als die Königin sich seine Einmischung in die politischen Geschäfte verbittet, als ihn obendrein die Minister durch Aufhängen eines Stammbaumbildes an Kleines Theater. Das vierte Gebot. Wolfsstüd in vier seine einzige Schuldigkeit, für das Zustandekommen eines Thronerben Alten von Anzengruber. Das Kleine Theater, das in seinem zu sorgen, mahnen, da inszeniert er einen Boykott. Den Knall neuen Mitgliede Willy Thaller einen anerkannt hervorragenden effekt bildet die von der Königin befohlene Vorführung des wider. Anzengruberspieler befigt, brachte eine Darstellung des Vierten Gespenstigen, in seinem Schlafzimmer verbarritadierten Gatten durch bots", die auch, abgesehen von der Bravourleistung dieses einen eine militärische Eskorte. Daneben hat die liederliche Tante Xenofa, Künstlers als Ganzes fich sehen lassen durfte. Das Drama mit die einen jungen, in ehrfürchtiger Loyalität erſterbenden Leutnant dem Weihnachtsspiele Heimg'funden", das einzige, in dem der große bergeblich flar zu machen sucht, daß fie feurigere als bloße Unter­Bauerndichter Milieu und Leute feiner Wiener Bater- tanengefühle von ihm erwarte, für weitere Pikanterien zu Stadt entnimmt, steht an Schärfe und Anschaulichkeit der forgen. Am Schluß fehrt der entflohene Prinzgemahl, um eine Charakteristik den besten seiner ländlichen Stücke boll offizielle Scheidung durchzusetzen, zurück. Die Königin räumt Ständig ebenbürtig zur Seite. So schlagend hat die ihm reuig Herrschermacht an ihrer Seite ein und flüstert ihm, als Typen in der verlotterten Wiener Kleinbürgerfamilie getroffen, daß auch dies noch nicht durchschlägt, ein freudiges Geheimnis zu. dieser Name etwas wie eine Gruppenbezeichnung geworden ist. Tante aber, die in ihrer Schäßung junger Leute durch die Erfahrung Freilich bleibt die Art der Szenenführung und des dramatischen mit dem Leutnant irre geworden, tritt mit dem unternehmungs­Aufbaues hier wie durchgehends in seinen Werken weit, sehr weit lustigen Erkönig, zum viertenmal, in den Stand der heiligen Ehe. hinter der glänzenden originellen Künstlerschaft, die sich in dem Das oft recht schleppende Tempo des Schwankes wurde stellen Vermögen der Individualisierung ausspricht, zurück. Anzengruber weise durch ein recht munteres Spiel belebt. Wo die magere Rolle übernimmt da vielfach ganz unbedenklich die Theatermittel, der bummelnden Ermajestät nur irgend eine Handhabe der Komik die Gewaltsamkeit und willkür von dem alten Volksstück; er näht bot, da muzte Alexanders trockener Humor fie trefflich aus. Lappen in ein kostbar feines Gewand und scheint den Unterschied Helene Brahms verstand es, die Dreiftigkeiten der königlichen gar nicht heraus zu merken. Aber vielleicht war es gut so, vielleicht Tante mit einem sehr drolligen Applomb der Selbstverständlichkeit war dieser Mangel an Formgefühl und Selbstkritik, bei allen Ge- herauszuschleudern. brechen, die er mit sich führte, dennoch eine glückliche Mitgift des Anzengruberschen Geistes. Hätte er in dieser Hinsicht schärfer gesehen, penibler gefühlt, fo war es bei der Eigenart seines Talentes, bei den Schranken, die in dieser Eigenart begründet waren, sehr möglich, daß eine erhöhte Einsicht, statt seinem Schaffen größere Vollkommenheit zu verleihen, vielmehr negativ seine Produktivität in ihrer freien Entfaltung gehemmt haben würde. In mal rauskommen!" dem Streben, etwas durchweg und gleichmäßig Geschlossenes zu ers zeugen, wäre es vielleicht dazu gekommen, daß er, Entwurf um Ent­- Wahres Geschichtchen. Ein fleines Mädchen erzählt wurf an diesem Maßstab messend und verwertend überhaupt nichts ihren Schulfreundinnen, daß sie zu Weihnachten einen kleinen Bruder gegeben hätte, daß diese ganze bunte Anzengrubersche Menschenwelt, bekommen würde. Als sie gefragt wird, woher sie das so genau weil sie im Rahmen lückenlos gefügter Bühnenhandlungen feinen wisse, gibt sie zur Antwort:" Boriges Jahr hat meine Mama immer Blaz fand, am Ende ungestaltet geblieben wäre. auf dem Sofa gelegen, und da ist ein kleines Schwesterchen an gekommen. Dies Jahr liegt mein Bapa immer auf dem Sofa, und da bekomme ich dann ein Brüderchen."-

So mag es eine Schutzvorrichtung seiner Natur gewesen sein, daß er im Fluß Ses Produzierens die äußeren mit unterlaufenden Unebenheiten nicht als solche empfand und, ungestört durch sie, den Faden sorglos weiter Spann. Der Kern, den er bietet, entschädigt reichlich für die Risse in der Schale.

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Humoristisches.

strumentenfabrit wurde Durchlaucht auch ein Orchestrion vorgeführt. Neues von Serenissimus. Beim Besuch einer In­möchte gerne- ah- Anerkennung aussprechen. Sagen Sie doch Aeh, wirklich hübsch, lieber Kindermann, wirklich hübsch. lieber Kindermann, äh- Keris sollen

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Ein schwäbisches Sprichwort. Meine Mutter trifft eines Tages die Bäuerin, die ihr in meiner Kindheit die Milch lieferte. Auf die Frage nach meinem Ergehen erzählt ihr meine Mutter, ich sei verheiratet, da und da, mit dem und dem. Darauf die Frau: Ja isch's an gueter?" " Ja ein sehr braver Mann."

" Hat er an ebbes?"

" Ja, fie ist in recht guten Verhältnissen."

" So! Ja' s Glück ischt a Dackel ond suecht Seinesgleiche!!" ( Jugend".)

Notizen.

Das erste der sieben Bühnenbilder, in dem das Primitive der dramatischen Technik am offenkundigsten hervortritt, ging in der Aufführung eindruckslos borüber. Auch ließ das Spiel hier biel zu wünschen übrig. Herr Licho hatte den Hausbefizer Hutterer zu einseitig auf den tyrannischen Boltron hin atzentuiert. Der Einschuß jovialer Wiener Windigkeit, die der Figur nicht fehlen darf, kam nicht zur Geltung. Doch gleich mit dem nächsten Aufzug in der Wohnung der Schalanters jezte die Stimmung ein. Wunderbar frappierend gab Thaller den alten Drechsler­meister, den Trunkenbold, mit der kraftlosen Haltung, den zuckenden und zitternden Bewegungen, der rostig heiseren- Hartlebens Villa Haltyone zu Saló am Gardasee Stimme. Echt waren auch die anderen. Hedwig ist in eine Fremdenpension umgewandelt worden.- bon Lorée als die schwammige blonde kupplerische - Bei einer Versteigerung in Wien wurde ein vorzügliches Mutter, Marietta Dlly in der Figur der leichtsinnigen Exemplar der ersten Ausgabe von Ciceros Officia Tochter, vor allem Rudolf Klein Rohden, der Dar Paradoxa", 1465 von Schöffer und Fust in Mainz auf steller des Martin, des verwahrloffen Burschen, den der Jähzorn Bergament gedrudt, für 37 250 Mark zugeschlagen.- zum Mörder macht. In der großen Gefängnisszene beim Abschied " Dtrun und Ilsebill", ein neues Drama von Otto bon der treuen Großmutter Agnes Werner fand in dieser Ernst, erlebt im Januar im Thalia Theater zu Ham­Rolle manchen warmen, zum Herzen dringenden Ton- gipfelte die burg die Uraufführung. - Leistung. Auch sein Gegenstück, der reiche Stolzenthaler, erhielt durch Die nächste Premiere des Deutschen Theaters ist Julius Brandt eine lebendig wirkende Verkörperung.- Shakespeares Kaufmann von Venedig". Agnes Sorma dt. spielt die Porcia, Rudolf Schildkraut den Shylock.-

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Der Stolz der Stadt", eine dreiaktige Komödie Residenz Theater. Der Prinzgemahl. Lustspiel von Gustav Wied , hatte bei der Uraufführung im Hoftheater in drei Akten von Leon Xanrof und Jules Chancel. Der zu Stuttgart Erfolg. neue Pariser Schwank des Residenz- Theaters spielt diesmal zur Ab--In Wien ( Bezirk Döbling ) wurde am Sonntag ein Dent wechselung statt in Paris in einem imaginären Königreich Corconien, mal Theodor Körners enthüllt. das gewohnte Chambre Separee ist durch das Sterbezimmer des

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Das Delphische Orakel". Der Tägl. Rundsch."

Gründers der corconischen Dynastie, welches der Tante der regierenden wird erzählt: Beim Konfirmandenunterricht in einer fleinen Stadt Königin als Stätte ihrer galanten Abenteuer dient, die gepfefferte Kurlands, an dem auch einige der deutschen Sprache nicht völlig Zweideutigkeit der Boulevardgespräche durch die nicht minder un- mächtige Jünglinge litauischer Nation teilnahmen, fragt der Geist­genierten Anspielungen gekrönter Häupter und ihres Hofstaates ersetzt. liche einen Konfirmanden, ob er wisse, was das Delphische Drakel Weiter hat es feinen Zwed. Nicht zu einer beziehungsreich wißigen gewesen sei. Es erfolgt die Antwort: Delphisches Drakel war, aktuellen Satire des Gottesgnadentums in dem Fall würde wenn man nohm halte Pastorin, setzt ihr auf Schemel und räuchert freilich ja die zuverlässige deutsche Zensur das Stück verboten haben ihr aus."

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Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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