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Die Blumengärten lehnen sich terrassenförmig an das zum Meer gemessenen Schrittes der Fronbote, ihm folgt, von zwei Herabsteigende Gebirge, die Seealpen, an. Zu ihrer Anlage mußten Henfersknechten geführt, der Delinquent, an dem die Strafe des Felsen gesprengt, der Boden tief durchgearbeitet und mit guter Staupenschlages bollzogen werden soll, ein stattlicher, muskulöser Humuserde durchsetzt werden. Schmale Wege führen zu den Gärten, Mann mit entblößtem Oberkörper; seine Hände sind auf dem Rück.: sie sind meist so steil, daß Dünger, Erde und Wasser hinaufge- zufammengebunden. In seinem energischen Gesicht spricht sich wilder tragen werden müssen. Die Anlage von Brunnen, Schöpfwerken und Troz aus. Hinter ihm erblickt man den Scharfrichter, der in furzen Leitungsgräben war erforderlich. Auch mancherlei Schutzvorrich- Zwischenräumen eine mit eisernen Zacken durchflochtene Rute auf tungen mußten ausgeführt werden, und manche Blumenforten wer- den Rücken des armen Sünders niedersausen läßt. Kein Hieb geht den unter Glas gezogen. Ein gefürchteter Feind der Blumenkulturen vorbei, jeder Schlag gräbt sich tiefer in die Haut des Unglücklichen ist ein von Afrifa herüberwehender Wind, der„ Mistral"; er tommt ein. Ist das Marterinstrument nicht mehr scharf genug oder zer in unregelmäßigen Zwischenräumen, ganz plötzlich, und führt bricht es, so läßt sich der Henker von dem neben ihm gehenden trockene Wärme mit sich, die den Blumenkulturen meist zum Ver- Jungen ein frisches reichen und setzt dann mit diesem die Exekution hängnis wird. Nach dem tagelang andauernden Winde pflegt bei fort. Kein Laut entringt sich den festgeschlossenen Lippen des Ges großer Kälte startes Regenwetter einzusehen, was den Blumen marterten, der mit haßerfüllten Blicken die gaffende Menge mustert ebenfalls nicht zusagt. und nur hin und wieder zusammenzuckt. Langsam geht der Zug über den Marktplatz durch die Gassen bis ans Tor. Der erste Teil der Prozedur ist hiermit beendet, und was nun folgt, bereitet dem Gezüchtigten feine förperlichen Schmerzen, aber es beraubt ihn eines der höchsten Güter, die der Mensch sein eigen nennt. Pause nähert sich der Gerichtsschreiber und entfaltet eine Bergaments Nach kurzer rolle, aus der er das Urteil vorliest. Tief erschüttert hört der arme Sünder das Erkenntnis, das ihn aus der Stadt verweist. Er ist einer Ohnmacht nahe und stützt sich schwerfällig auf die Schulter seiner Begleiter, bis der Nichter selbst herantritt und sein Schwert entblößend, dem Gefangenen befiehlt, die beiden Borderfinger der rechten Hand auf die Waffe zu legen und die Urphede zu sprechen. Der Verurteilte weigert sich, die Urphede zu schwören. Stelle leistet der Scharfrichter nun dieselbe und stößt den Sünder über den Grenzstein in das benachbarte Gebiet und verkündet ihm daß er mit Abhauung der Borderfinger und abermaliger Landesverweisung bestraft wird, falls er in die Vaterstadt zurückkehren sollte.
Bu normalen Zeiten ist die Blumenernte eine reichliche. In der Hauptsache werden Rosen und Nelken angebaut. Die erste Ernte von diesen Blumen wird im Spätherbst an der italienischen Riviera gewonnen. Ist hier der erste Flor vorüber, dann seht der Blumenflor auf französischem Gebiete ein, und für die Folge lösen sich beide Länder in der Produktion größerer Mengen wechselweise ab. Außer Rosen und Nellen werden Margueriten, Rebkojen, Reseda, Mimosen, Ranunkeln u. a. m. herangezogen.
Außer für Parfümfabrikation wird an der Riviera selbst nur ein ganz geringes Quantum der gezogenen Blumen berbraucht. Die große Maffe geht ins Ausland, und zwar zur Hauptsache nach Deutschland . Der Export nach hier ist der bedeutendste, weil in Deutschland an und für sich ein großer Blumenkonsum herrscht und weil von hier aus nach Standinavien und Rußland viele Blumen weiter geführt werden. Die Bedeutung und das Anwachsen dieses Blumenerports ergibt sich aus folgenden Zahlen über die Einfuhr von Blumen und Blättern nach Deutschland :
1885
1890
1895
1900
"
"
252 000 765 900 1 746 400
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" 7
Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, daß die Einfuhr aus Frankreich nur aus Blumen besteht, während aus Italien sehr viel Blätter, namentlich Lorbeerblätter nach Deutschland eingeführt werden. Seit die Statistik Blumen und Blätter gesondert aufführt, fieht das Bild folgendermaßen aus:
aus Jtalien
1901
1 020 600 Stilo
226 000 Kilo
1902
1 330 000
"
1903
1 449 200
"
401 300 514 400 552 200
"
1904
1 757 300
"
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"
Die Blumen werden nur zum Teil von den Züchtern direkt versandt, das meiste wandert nach den Blumenmärkten. Drei Städte find es namentlich, deren Blumenmärkte sich im Laufe der Zeit zu wahren Blumenbörsen herangebildet haben. Ospidaletti in Italien und Nizza und Cannes in Frankreich . Der Markt sett in frühester Morgenstunde ein. Um 3 Uhr decken die Engroserporteure ihren Bedarf, die dann sofort mit der Sichtung, Verpackung und Expedition der Blumen beginnen. Später erscheinen Leute am Markt, die am Orte die Blumen zu allerlei Binderei verarbeiten und wieder verkaufen, und endlich stellt sich auch das Privatpublikum, namentlich Fremde, ein. Der Preis für die Blumen ist recht schwankend, da Angebot und Nachfrage stetig wechseln. Oft ist das Angebot so stark und die Nachfrage so gering, daß der Erlös kaum die Kosten des Schneidens und des Transportes zum Markt deckt, und dann steigt der Preis bestimmter Blumen wieder plößlich zu fabelhafter Höhe.
Die nach Deutschland reisenden Blumen gehen entweder direkt mit Gilzügen hierher und treffen in 1½ bis 2 Tagen hier ein oder fie reifen als einzelne Paketsendungen bis zu 2% Tagen. Ein wicht geringer Teil wird jedoch über Paris geleitet, wo eine neue Sichtung und Verpackung des Materials erfolgt. Hierdurch werden die Blumen zwar etwas verteuert, aber sie langen auch in besserem Zustande bei uns an. Nicht selten leidet der Blumentransport sehr, namentlich wenn ein starker Witterungsumschlag plöblich eintritt. Da kommen die Blumen entweder erfroren oder verfault an. Der Versand beginnt in der zweiten Hälfte des Oktober und dauert bis Anfang Mai.-
Kulturgeschichtliches.
e. s.
Kunft.
An seiner
Die schwedische Malerei zeichnet sich durch ein gewisses Maßhalten in der Ausnutzung moderner Malprobleme aus. Ihr Charakter ist immer, trop dem Hinneigen zur reinmalerischen Auffaffung ein ausgeglichener. Sie übertreiben nicht, sie folgen nicht einseitig einem Cliquenprogramm. Alle Ausstellungen, in denen sie vertreten sind, zeigen tüchtige, reife Künstler, die persönliche Sunst ohne pflegen, Hammershöi, der augenblicklich bei Schulte ausstellt, zeigt geschmacklos zu übertreiben. Auch diese gemäßigte, fünstlerische Note. Aber man merkt seinen Bildern sofort an, daß ein energisches, bewußtes Können dahinter steht. Sie find nicht schnell heruntergemalt, darum fehlt ihnen der augenblickliche Reiz vielleicht, der mehr blendet als nachhält. Die lang andauernde Wirkung ist ihnen eigen, den die Werke der alten Meister haben, die ausgereift find und erst nach und nach ihre Vorzüge enthüllen. Erst bei längerem zusehen und Verweilen dringt man tiefer ein und entdeckt allerlei, was man zuerst noch nicht gesehen. So geht es auch bei Hammershöi. Man kann die Bilder lange betrachten, was man von vielen modernen Bildern nicht sagen fann.
Die ausgestellten Bilder lassen sich in drei Gruppen teilen. Da find Landschaften. Hier arbeitet der Künstler bewußt auf den großen Eindruck hin. Er wählt daher die Motive so einfach als möglich und meist so, daß große Gegensäge herauskommen. Die große Fläche einer Wiese, darüber ein weiter Himmel. Diese. beiden Kontraste sind mit ganzer Kraft einander gegenübergestellt, und volle Ruhe, die dadurch über dem Ganzen liegt, wirkt auf den Beschauer ein. Zuweilen führt noch eine fimple Landstraße, zu beiden Seiten mit Bäumen bepflanzt, in die Ferne, so daß dadurch noch die Vorstellung einer unendlichen Räumlichkeit sich steigert. Aber weiter ist nichts auf dem Bilde zu sehen, kein Mensch. Das schlichte einfache Grün der Rasenfläche, das sanfte Blauweiß und Grau des sich wölbenden Himmels stecken voller Feinheiten in den Tönen. Eine fühle, flare Luft liegt über der Landschaft. Dieses Maßvolle, dieses Zurückhalten tut dem Auge wohl.
Danach wendet man sich den Porträts zu. Diese sind fest und ficher gearbeitet. Hammershöi stellt seine Menschen resolut hin. Er meißelt den Kopf energisch heraus. Auch hier bevorzugt er die breiten Gegensäge. Wie solch ein Geficht breitflächig hingesetzt ist, das zeigt bewußte Kraft. Nichts Spielendes, Tändelndes liegt in feiner Art. Aber in allem bleibt der Künstler seinem Material treu. Aus dem Anzuge, dem Kleide holt er breite, farbige Wirkungen heraus. Nichts beschönigt er. Er schmeichelt nicht.
Fein kontrastieren zu diesen Porträts die stimmungsvollen go. Der Staupenschlag! Ein Kulturbild aus der guten, Interieurs, die an holländische Meister denken lassen. Durch mehrere alten Zeit". Goldiger Sonnenschein liegt über der alten, freien Räume sieht man hindurch, die Türen stehen offen und Sonnenlicht Reichsstadt . Auf dem Marktplaß und in den benachbarten Gaffen flirrt leife hinein, sucht seinen Weg bis zu den dämmernden Eden. stehen Kopf an Kopf gedrängt die Menschen, während aus dem Erker Mit sorgfältiger Gründlichkeit geht Hammershöi dem Funkeln solchen der hochgiebeligen Patrizierhäuser stolze Kaufherren und schöne Frauen Strahles nach. Die weißen Türen erscheinen in sanftem Rot von auf das bunte Treiben zu ihren Füßen herabschauen. Stundenlang der Sonne beleuchtet. Die Stille eines Raumes fommt dadurch gut haben die Bürger mit ihren Eheliebsten der Dinge, die, da kommen heraus. Es ist alles in richtiger Raumperspektive malerisch be sollen, geharrt, immer mehr und mehr steigert sich die Aufregung, handelt, so daß das Innere einer Wohnung, ein lang sich hins immer ungeduldiger werden die Zuschauer. Da, endlich, verkündet streckender Flur in vollkommener Ruhe die Abstufungen des Lichts die Kirchturmuhr die achte Morgenstunde, und wie ein Bliz zuckt es bis ins Dunkle zeigt. Einmal läßt sich der Maler daran genügen, durch die Menge, denn nun soll eine jener traurigen Exekutionen er nur einen einfallenden Sonnenstrahl zu malen, und es flimmern folgen, an denen die Strafrechtspflege der„ guten, alten Zeit" so darin tausend Stäubchen, wie man es in der Wirklichkeit oft beüberaus reich ist. Der Lärm verstummt, eine unheimliche Stille obachten kann. tritt ciir. Aus der Gerichtslaube Des im gothischen Stil Betrachtet man mun noch die ausgestellten Zeichnungen, so lernt erbauten Rathauses schreiten sechs Personen. Boran geht man das eingehende Können des Zeichners bewundern. Hier be