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edle Ritter," leierte Wettin schnell die kirchliche Melodie| nehmlich waren es englische Blumengärtner, die vor nunmehr zirka herunter.

" Bope, Küster war'n dabei, mit dem Schreiber waren's drei. Feste, Nitiphor, feste."

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Chryfanthemum.

"

Unter den Blumenpflanzen, die in moderner Zeit in unserem Haus- und Zimmergarten nicht bloß fiegreichen Einzug gehalten, sondern sich auch zu behaupten verstanden, steht unstreitig das Chrysanthemum obenan. Zwar gab es schon vor zehn Jahren Gartenbauschriftsteller, welche dem Chrysanthemum als Modeblume ein schnelles Ende voraussagten, weil die Pflange ohne Blüten mit ihrem steifen Wuchs und charakterlosen Gemüselaub geradezu unfchön" aussehe, aber der Pflanzenliebhaber hat sich von solchen Unfenrufen nicht schrecken lassen, und mit einer solchen Schnellig­keit vollzog sich der Vorgang der Verallgemeinerung, daß wir die Pflanze heute nicht bloß in den Gärten der kleinsten Städte und Dörfer Mittel- und Nordeuropas , sondern selbst in der Mitte Ruß­ lands vorfinden. Die Hauptursache dieser Beliebtheit ist nicht weit zu suchen. Wir dürfen nur die chrysanthemumreichen Gärtchen der Laubenkolonisten Berlins passieren, um dieses Geheimnis zu er gründen. Viel oder wenig Plazz, blauer oder woltenbehangener Himmel, Regen und Frost scheinen diese Pflanze gleichgültig zu lassen. Wenn die anderen Pflanzen Laub und Blüten eingebüßt haben, dann entfaltet das Chrysanthemum seine Hunderte bon Blüten, reich an Farbentönen und elegant in der Form. Das wilde Chrysanthemum der ostasiatischen Flora war nur ein unscheinbares Pflänzchen mit einer famillenartigen Blume, als es die chinesischen Pflanzenzüchter vor zirka 2500 Jahren den Kultur­pflanzen einverleibten und ihre erstaunliche Ausdauer und Fertigkeit an seiner Entwickelung zu betätigen begannen. In der Tat müssen wir heute noch nach China , speziell aber nach Japan gehen, wenn wir die Fähigkeit der Pflanzenzüchter, aus einem gewöhnlichen Un­kraut durch viele Mühe eine herrliche Blütenpflanze zur Entfaltung zu bringen, begreifen lernen wollen. Hier, in Japan , ist das Chrysanthemum zur Nationalblume eines ganzen Wolfes geworden, das mit ihr seine Feste feiert, und der europäische Chrysanthemum züchter kreuzt das Meer, um aus dem Farben- und Formenreichtum der japanischen Chrysanthemumschätze seine eigenen Kulturen zu berbessern.

25 Jahren die Kultur des Chrysanthemums in die Hand nahmen. Mit dem ersten Erscheinen gefüllter Chrysanthemumblumen auf dem Londoner Blumenmarkt war das Schicksal der Neuerung ents schieden. Das gefüllte Chrysanthemum hatte den ersten Schritt auf jenem Triumphzuge getan, auf dem es schließlich die Gärten des gesamten Westens und Nordens Europas sich erobern sollte.

Das augenblickliche Charakteristikum der Chrysantemumwelt aber ist die schier unersättliche Gier nach neuen Sorten. Die Preise, welche Liebhaber willens sind, für neue Sorten zu zahlen, find geradezu erstaunlich. Dabei macht es durchaus nichts aus, ob die Blume sich durch edle Form und herrliche Farbe von anderen vor­teilhaft unterscheidet, oder aber ob sie alle Grundsätze des Schön­heitsgefühls geradezu auf den Kopf stellt. Sie ist neu, eine Novität, und das ist alles, was zahlreiche Chrysantemumliebhaber nur von ihren Pflanzen beanspruchen. Eine Folge der Schnelligkeit, mit welcher die Moden in der Chrysantemumwelt wechseln, ist, daß ges wisse Sorten den einen Tag ein für das Portemonnaie des Durch schnittsmenschen unerschwinglicher Lugus find, während wenige Monate später Pflanzen mit fußballgroßen Blüten für wenige Mark zu haben sind. In dieser Beziehung haben die meisten der soge nannten Liehaber- Chrysantemums beinahe alle dieselbe Geschichte. Für die ersten Exemplare von Monsieur Summers, Rider Haggard , Hairy Wonder, usw. wurden erstaunliche Summen be­zahlt, heute finden wir sie in jedem Pflanzenkatalog der Züchter mit ein paar Groschen verzeichnet. Das trasseste Beispiel gibt jedenfalls Madame Carnot. Diese größte aller weißen Chrysanthe mumblumen, welche bis 12 Zoll im Durchmesser hat und sich neben " Little Bob ", der kleinsten gezüchteten Chrysanthemumblume wie Goliath neben David ausnimmt, brachte bei ihrem ersten Erscheinen die Chrysanthemumliebhaber aller Länder in die größte Aufregung. Ihr Stern erbleichte jedoch an dem Tage, an welchem einer der bedeutendsten englischen Züchter die Tatsache bekannt machte, daß es ihm gelungen sei, aus der Madame Carnot eine Abart zu züchten. Das Größenberhältnis beider Blüten war wohl dasselbe, auch hätten vielleicht manche der reinweißen Carnot den Vorzug gegeben, jedoch die Abart zeigte eine fanariengelbe Farbe, sie war eine Neuheit, und damit war das Schicksal der Madame Carnot Während die Neu­auf dem Chrysanthemummarit entschieden. beit mit Liebhaberpreisen bezahlt wurde, noch 1900 erzielten Pflanzen von ihr 21 Mart das Stück, sank der Preis der Mutterpflanze auf 50 Pf. herab. Gegenwärtig gibt es kaum einen einzigen Fachmann, der die vor acht Jahren zählte ein Spezialist in Lewisham bei London genaue Zahl der kultivierten Sorten anzugeben vermöchte. Schon mehr denn 1000 Varietäten in seinem Kataloge auf, die namens Aber mag die Zahl der Chry echt von ihm zu haben waren. Trotzdem die ersten Chrysanthemumpflanzen schon im Jahre santhemumvarietäten gegenwärtig auch schier unendlich erscheinen, 1790 in den föniglichen botanischen Gärten zu Stew bei London bas blaue Chrysanthemum, dieses herrliche Wunder der japanischen aus dem Osten Asiens eingeführt worden waren, vergingen Jahr- Bucht, ist noch heute nur im ausschließlichen Besize des Mikados. zehnte, bis in England die Pflanzenliebhaber die vielseitige Ent- rozvem englische Büchter speziell zu dem Zwecke nach Japan segelten, widelungsfähigkeit der Pflanze erfannten. Die ersten Anhänger seiner habhaft zu werden, kamen sie doch alle unverrichteter Sache der Chrysanthemumfultur fanden sich in Frankreich , das viele Jahre wieder zurüd und dies blaue Chrysanthemum, welches japanische lang sich im fleinen mit der Anzucht ungefüllter Chrysanthemum Dichter mit überschwänglichen Worten preisen, japanische Gärtner blumen beschäftigte. Aus Frankreich bezogen denn auch die eng- aber am Hofe des Milado mit wahren Argusaugen bewachen, wird lischen Liebhaber anfänglich alle daselbst gezüchteten Sorten. Zu wohl noch für lange Zeit nur ein Traumbild der europäischen und dieser Zeit war im allgemeinen das Gartenchrysanthemum noch der amerikanischen Chrysanthemumliebhaber bleiben. einstmalig eingeführten Stammform ähnlich, es war ein einfacher Chrysanthemumausstellungen, in denen nur Chrysanthemum­Körbchenblütler geblieben. Die aus dem Osten Asiens eintreffenden pflanzen und-Blumen zur Schau gelangen, sind in einzelnen Län­Nachrichten aber, sowie auch eigene Erfahrungen lehrten plötzlich dern, wie z. B. Frankreich und England, zur Modefache geworden. die Entwickelungsfähigkeit der Blumenform. Man erkannte, daß In England haben sie einen Umfang angenommen, der fie alljährlich fich kaum ein anderer Körbchenblütler so zur Erzeugung gefüllter zu einer hortikulturellen Sehenswürdigkeit ersten Ranges macht. Blumen eigne, wie das Chrysanthemum. Diese Füllung bestand Hier wird auch das Schicksal neuer Sorten bestimmt und ihr Markt­darin, daß sich die kleinen, bis dahin der Aufgabe der Fortpflanzung wert festgesetzt. Das Bestreben, sogenannte Preis- Chrysanthemums dienenden Mittelblüten auf die Größe der Randblüten vergrößerten, zu züchten, hat dabei solch eigentümliche Kniffe zur Entwickelung welch letztere bisher die Anlockung der die Befruchtung vermittelnden gebracht, daß wir nicht umhin können, einige hier zu erwähnen. Kerbtiere besorgt hatten. Bei dieser Umwandlung nahmen die Mittelblüten entweder die Zungenform an, wie bei dem älteren Chrysanthemum indicum, oder aber sie behielten die Röhrenform bei, wie bei dem später so beliebten Chrysanthemum japonicum. Im gewöhnlichen Leben einer Blütenpflanze freilich ist die Füllung der Blumenkrone ein Lurus, den sie sich nur dort erlaubt, wo ein Uebermaß von Staubblättern verhanden ist, und durch die Um­wandlung einer größeren Zahl in Kronenblätter die Möglichkeit der Befruchtung und damit die Zweckmäßigkeit der Blüte nicht be­einträchtigt wird. Wird jedoch durch künstliche Zuchtwahl die Zahl der Kronenblätter auf Kosten der Staubblätter vermehrt, d. h. die natürliche Entwickelung von Staubgefäßen gewaltsam unterdrüdt, dann entsteht wohl eine neue Blumenform, eben die gefüllte Blüte, aber sie ist meistens unfruchtbar und kann die natürliche Aufgabe der Fortpflanzung nicht mehr erfüllen. Diese Zwedwidrigkeit der gefüllten Blüte aber war für die Pflanzenzüchter kein Grund, sich nicht mit ihrer Anzucht zu beschäftigen. Im Gegenteil, gerade die systematische Ausbildung dieses Naturgegensates wurde von nun an ihr Ziel, und es dauerte nicht lange, bis die Blumenfüllung des Chrysanthemums einen Formenreichtum schuf, den man vorher der ochfenaugengroßen, ungefüllten Chrysanthemumblüte niemals zu getraut hatte.

Es bedurfte nur dieser Erkenntnis, um die Pflanze aus dem Winkel im Garten, wo sie in halber Vergessenheit bisher gestanden hatte, hervorzuziehen und sie jenen Blütenpflanzen einzuberleiben, mit deren rationeller Kultur sich Spezialisten beschäftigen. Vor­

Mit einer

Um das Preis- Chrysanthemum in den Augen der Preisrichter als absolut fehlerlos und musterhaft erscheinen zu lassen, unter­werfen es die Aussteller in der Regel einem Präparationsprozeß, wodurch es meistens ein weit anderes Aussehen erhält, als seine nicht präparierten Brüder und Schwestern. Die abgeschnittene Preisblume wird zunächst in einen für diesen Zweck eigens ver­fertigten Halter gesteckt, um ihr festen Halt zu geben. Bingette werden darauf alle überflüssigen oder schlecht geformten Blütenblätter unauffällig entfernt. Mit einer Art Brennschere wird hierauf jedes Blütenblatt, das eine solche Behandlung erheischt, gekräuselt und in eine Lage gebracht, daß es den Gesamteindruck harmonisch abschließt. Riesenblumen, deren einzelne Blumen­blätter in unpräpariertem Zustand das Bestreben zeigen, durch das Gewicht ihrer eigenen Schwere umzufallen. werden nicht selten gummiert", d. h. mit einem fleinen Stamelhaarpinsel wird ein H. ganz kleiner Tropfen eines eigens für diesen Zweck hergestellten Gummis an die Basis jedes einzelnen Blütenblattes gestrichen, der Gummi wird hart und verleiht dem also behandelten Blütenblatte einen gewissen Halt. Das Gummieren erfordert jedoch große Fertig feit und kann nur von Sachtennern so ausgeführt werden, daß der Kleine Schwindel dem Auge der Preisrichter verborgen bleibt.­A. G. Grant.