Unterm Fahneneid. Folgende Anzeige bringt eine Provinz zeitung:
Ein junger, schneidiger Ravalier aus bester Familie, mittelgroße schöne Figur, tücht. Kaufmann, auch wissen schaftl. u. musit. geb., Unter- Offizier d. Nei., alleiniger Inhaber eines gutgeh. Engros- Geschäfts in einer Groststadt der Rheinprov., sucht ein sehr hübsches, junges Mädchen im Alter v. 18-23 J., ebenfalls aus tadelloser Familie behufs Heirat. Eltern u. Verwandte von Damen, die eine Mitgift von über 100 000 m. erhalten, wollen fich u. 39740 an die Erped. d. Bl. wenden. Photographien werden erwünscht. Strengste Distr. nach jeder Nichtung hin beim Fahneneid zugesichert.
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zweiten Lesung beschlossene Rechtsweg. Interessant war verordneten Versammlung keine Mitglieder, auf die sich das noch, sowohl nach Inhalt wie nach Ausgang eine Debatte, Lob des Oberhofmeisters beziehen könnte. die ein Nachzucken des gestrigen Gewitters war und durch Jedenfalls gönnen wir den Loyalfreisinnigen eine derart den socialdemokratischen Antrag hervorgerufen ward, daß die begründete Abfertigung. Herr v. Mirbach hätte sie noch Verbreitung von Zeitungen und sonstigen Druckschriften statt wirksamer gestalten fönnen, wenn er die Adresse richtig finden kann auch an Sonn- und Feiertagen gewählt hätte und seine Entrüstung über die Frömmelei auf während der Stunden, in denen die Post die Stadtverordneten beschränkt hätte, die sich mit Vorliebe bestellt. Wie man sieht, ist dieser Antrag nur als die guten und treuen Elemente bezeichnen. eine Modifikation des, durch durch die bekannten mecklen burgischen Vorgänge veranlaßten Antrags Herzfeldt, der in zweiter Lesung nicht durchging. Diesmal waren wir glücklicher. Vergebens wandte und krümmte sich Herr von Podbielski. Vergebens berief er sich auf die LandesDer Leipziger Verlag, der in einem" goldenen Buch" den die Berufung auf den Fahneneid abgelöst. Das ganze militaristischDas große und das kleine Ehrenwort wird jetzt zeitgemäß durch gesege, in die einzugreifen der Reichstag nicht berechtigt sei. deutschen Geist am Ende des neunzehnten Jahrhunderts einzufangen tapitalistische Zeitalter wird durch dieses unter dem Fahneneid mar Vergebens deutete er sogar an, daß das ganze Gesetz an der beansprucht, hat namentlich die mehr Annahme dieses Antrags scheitern könne. Das Haus lachte nur. eine Reihe von dunklen Barlamentariern in diesem Gammelsurium Sehnsucht nach dem Hundert- Tausend- Mark- Mädchen, wenn auch Nullen der Reaktion veranlaßt, Geist von sich zu geben. Man findet schierende Heiratsgesuch des jungen schneidigen Kavaliers mit der Herr Lieber trat entschieden für den Antrag ein. Das Centrum verewigt, die die Gelegenheit des Jahrhundertwechsels wahrnehmen, iüdischer Herkunft, blendend und erschöpfend charakterisiert.-g hat unter seinen zahlreichen Seelen jetzt wieder einmal der um ihre Herzensgeheinmisse entweder zu offenbaren oder zu ver demokratischen den Vorrang, eingeräumt. Und als dann nun hüllen. Vom Polizeikommissar Gottschalk. Aus Kiel wird uns Herr v. Oerzen, das mecklenburgische Bundesratsmitglied, Graf Limburg: Stirum , der Führer der Kanalrebellen, ber
sich von seinem üblen Genius verlocken ließ, in die HofmeisterSchuhe der Herren Posadowsky und Mirbach zu schlüpfen, da war der Weg unferes Antrags gesichert und die Schar der und geschwommen betrübten Lohgerber, denen die Felle davon geschwommen find, hat einen Zuwachs erhalten.
Nächste Sigung Donnerstag 1 Uhr. Zweite Lesung der Gewerbe- Ordnungs- Novelle.-
Mirbachs Rechtfertigung.
Es hat ziemlich lange gedauert, bis Mirbachs, des OberHofmeisters der Kaiserin, Leibblatt seinem frommen Patron zu Hilfe eilt. Am Dienstag hat das„ Kleine Journal" - denn natürlich ist das Organ der Harmlosen auserwählt- Erläuterungen zu dem Schreiben an die Stadtverordneten veröffentlicht, die gar nicht übel sind.
J
Zunächst wehrt das Blatt die hasenherzigen liberalen Organe ab, die ihr Mütchen an dem doch nur vermittelnden Oberhofmeister fühlten:
Herr v. Mirbach ist der Bertrauensmann des Kaisers und der Kaiserin für alle kirchlichen Angelegenheiten, für die mildthätigen Stiftungen und das christliche Liebeswert, welches sich die Kaiserin zur Lebensaufgabe gestellt hat. Mit teinem Schritt ist der Oberhofmeister aus seiner streng umgrenzten Berufsiphäre herausgetreten, ebensowenig hat er sich auf eigene Faust einer Privatpolitik unterfangen. Jenes Schreiben mit der Rüge an einen Teil der Stadtverordneten ist vielmehr im Auftrage der Kaiferin und auf Befehl des Kaisers an die richtige Adresse gelangt."
Die Stadtverordneten- Mehrheit habe, so wird weiter ausgeführt, die desten Absichten, die hochherzigsten Unternehmungen durchkreuzt. Aber nicht dadurch allein sei die„ bündige Absage an die Stadtverordneten" hervorgerufen worden, sondern durch den befremdlichen Ton ihres Huldigungsschreibens" an die Kaiserin. Die Mehrheit der Stadtverordneten haben das Mirbachsche Kompromiß zur Ablösung der Konsistorialordnung bon 1573 verworfen; sie haben den drei Gedächtniskirchen gegenüber einen provozierend verneinenden Standpunkt ein genommen"; die Stadt habe nicht einmal den Bauplatz für die Kirche in Rummelsburg , die aus eigenen Mitteln der Kaiferin erbaut werden soll, unentgeltlich hergeben wollen; dafür hat man die Märzgefallenen verherrlicht, wobei hinter der idealistischen Maske"„ das politische Eselsohr hervorgeguckt habe":
Weiteres aus dem ,, goldenen Buch".
oder minder dicken
wie fein zweiter zur Erschütterung der königlichen Autorität beigetragen hat, schreibt boshaft:
Troß des Parlamentarismus glaube ich an eine großartige Entwicklung des Deutschen Reiches, weil in seinen bedeutendsten Staaten ein starkes Königtum regiert."
Clemens Graf Klindowström- Korklack, der Ehrenbürger der Stadt Gerdauen schreibt bereits dem 20. Jahrhundert sein Pro
gramm:
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Aeußere Politit nur deutsch! Wirtschaftspolitik ge= funder Egoismus! Socialpolitik christliche Liebe! Gegen socialdemokratische Führer und Verführer Gewalt!! Nur dann wird das kommende Jahrhundert bewahren und mehren, was das scheidende an politischer Einsicht und Macht, Kultur, Kunst, Wissenschaft und nationaler Arbeit geschaffen."
Diese Mischung von Deutschtum, gefundem Egoismus, christlicher Liebe und Gewalt ist ein wunderbarer Salat, den nur ein Ehrenbürger von Gerdauen zu verdauen im stande ist.- Mit einem Fluch für das allgemeine Wahlrecht auf den Lippen scheidet der konservative Führer Graf Mirbach aus dem Jahrhundert: „ Das allgemeine, geheime und gleiche Wahlrecht ist der Nährboden der Socialdemokratie. Fast alle Erscheinungen in unserm politischen Leben, die wir heute beklagen, laffen sich auf das Reichstags- Wahlrecht zurückführen. Alle staaterhaltenden erhaltenden Parteien bis zu den Linksliberalen werden durch dasselbe gefährdet. Die gemäßigten Elemente werden überall durch radikalere verdrängt. Wer am meisten verspricht, und sei es noch so unerfüllbar, bleibt überall da der Sieger, wo den gemäßigtern Elementen nicht ganz besonders starke Autoritäten zur Seite stehen."
Zu den Geisteshelden der Gegenwart zählt endlich das goldene Buch" auch den durch die Einkommensteuerlosigkeit berühmten Vorsizenden des Bundes der Landwirte, Freiherrn v. Wangenheim, der also fohlt:
" Der werkthätige Mittelstand ist des deutschen Volkes Jungbrunnen. Ihn gesund und start erhalten, heißt Deutschland unüberwindlich machen."
ein besonders prächtiges Bild in diesem goldenen Buch der unHerr v. Wangenheim als werkthätiger Mittelstand ist sicherlich bewußten Karikaturen.
Aber wo bleibt Ahlwardt , der doch auch ein Vertreter reichsdeutscher Intelligenz am Ausgang des Jahrhunderts ist?
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d. d. 21. November telegraphiert:
Vor der hiesigen Straffammer tam heute die Beleidigungsflage des Kommissars Gottschalt gegen Professor LehmannHohenberg wegen der Aeußerung, daß Gottschalt in schlechtem Ruf gestanden, zur Verhandlung. Die. Aeußerung erfolgte in einem Zeitungsartikel über den Prozeß des Schriftstellers Landauer in der Zietensache. Das Gericht beschloß die tommiffarides in Kommissarische Vernehnning von fünf 8eugen, darunter Lands gerichtsrat hdcs in Berlin , Kreisphyfilus Berger in Elberfeld und Sanitätsrat Bod in Gera hauptsächlich darüber, ob Gottschalk agent provocateur bei dem Niederwald- Attentat Sewejen.pro
Gottschalk agent provocateur bet
Dies das Telegramm. Wer den Prozeß Landauer im Ges dächtnis hat, weiß, daß es sich in demselben darum handelte, den Nachweis zu führen, daß Gottschalt wohl einer Handlung, wie der von Landauer ihm imputierten, fähig sei. Damals wurde der Beweis, soweit die Niederwald- Attentats- Geschichte in Frage war, abgeschnitten. Das Kieler Gericht hat nun den Beweis zugelassen. Die Zahl der zu vernehmenden Zeugen ließe sich jedenfalls ver
mehren.
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Praktische Arbeit. Aus Elsaß- Lothringen schreibt man uns: Die Vertreter des arbeitenden Volkes in den verschiedenen staatlichen und kommunalen Körperschaften sind auch bei uns eifrig thätig. Im Bezirkstage für Untereliaß hat das einzige socialistische Mitglied, Böhle- Straßburg, den folgenden Antrag eingebracht:
Wiit Rücksicht auf die bestehende Fleischteuerung soll die Einfuhr von Schweinen aus Holland und Frankreich seitens der Regierung unter der Bedingung gestattet werden, daß dieselben, um jeder Austedungsgefahr bei Seuchenverdacht vorzus bengen, in geschlossenen Waggons direkt in die Schlachthäuser geliefert und dort bis zur Verwendung untergebracht werden. Dabei muß besonders auf die große Bedeutung hingewiesen werden, die dem Schweinefleisch für die Ernährung der minderbemittelten Stlassen zukommt.
Der Antrag wurde vom Bezirtstag nach lebhafter Diskussion mit allen gegen 5 Stimmen abgelehnt. Im Vorjahre hatte derselbe Bezirkstag den Antrag einstimmig angenommen, allerdings ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen.
Die beiden socialistischen Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Mülhausen , Bneb und Hickel, haben beim Bürgermeisteramit den folgenden Antrag eingereicht:
In Erwägung, daß die Mehrzahl der FeuerversicherungsGesellschaften einen Ring gebildet haben zu dem Zwecke, die Versicherungsprämie auf eine unnatürliche Höhe zu schrauben, in fernerer Erwägung der Schädlichkeit eines solchen Beginnens sowohl für den Einzelnen wie für die Gesamtheit, wolle der Gemeinderat beschließen: Die Versicherung der städtischen Immobilien hat fünftig nur bei solchen Gesellschaften zu erfolgen, die dem erwähnten Syndilat nicht angehören.
Ein Antrag mit derselben Tendenz ist von Bueb bereits im
Der gemißbilligte Dr. Preuß. Die Disciplinaruntersuchung gegen den Stadtverordneten und Privatdocenten Dr. Preuß ist in Und nun unterfängt sich die Stadtverordneten- Versammlung, ganz ungewöhnlich schneller Weise erledigt worden. Die Fakultät die nach Kräften und in purer Böswilligkeit alles gethan hat, die hat Dr. Preuß vernommen und sofort ihre Entscheidung getroffen. hochherzigen Unternehmungen der Kaiserin zu erschweren und zu Diese lautet auf Mißbilligung der gebrauchten Aus durchkreuzen und den religiösen Frieden zu stören, vor das Antlis bride. Es ist dies die mildeste Form des Tabels. Da Dr. Preuß der Kaiserin zu treten mit einer Adresse, deren schwülstig frömmelnder Ton geradezu wie ein Sohn auf die gesunde selbst keine Appellation anmelden wird, so wird es vom Ober- Bezirtstag für Oberelsaß eingebracht und dort zum Beschluß erhoben Vernunft der Thatsachen erscheint. Wie reimt sich die feindselige Hofmeister v. Mirba ch abhängen, ob der Kultus worden. = Haltung im werkthätigen Leben zu dem Wortlaut des Glückwunsch minister eine schärfere Bestrafung durch Einlegung der Berufung 3wei Urteile. schreibens? Man achte auf den Ton dieser Tiraden: verlangen wird.- Aus Straßburg i. E. schreibt man uns: Die Straffammer " In aufrichtiger Treue und Anhänglichkeit sieht an dem heutigen Tage das ganze deutsche Vaterland auf zu dem Throne, Zum Verfahren gegen Dr. Arons. Wie die Berl. Zig." des hiesigen Landgerichts hat dieser Tage zwei Urteile gefällt, die auf welchem an der Seite des Erhabenen Gemahls die hohe erfährt, hat Arons am Sonnabend vor dem Disciplinarhofe erklärt, sich das Rechtsgefühl des Volkes nur schwer zusammenreimen kann. Fürstin waltet, welche hilfreich und Segen spendend ihre Kraft in daß er seine Freisprechung beantrage; follte aber das Gericht Im ersteren Falle hatte sich der Maurer Samfel wegen Ver den Dienst werkthätiger Liebe stellt und allezeit Förderin des zu einem verurteilenden Spruche kommen, so bitte er jedenfalls, gebens gegen die reichsländischen Vorschriften über die Kolportage Von von Druckschriften zu verantworten. Die Verhandlung ergab, Guten und Edlen ist. Uns, die Vertreter der Bürgerschaft der nicht etwa auf eine Verwarnung zu erkennen. Reichshauptstadt, muß diese hingebende Arbeit im Dienste der seiner Ueberzeugung werde er niemals laffen, und ebenso wenig werde daß der Angeklagte, ohne im Besitze der hierzu erforderlichen polizeiBarmherzigkeit mit um so größerem Dante erfüllen, als wir das er sich sein staatsbürgerliches Recht einschränken lassen, diefelbe frei lichen Genehmigung zu sein, am 25. Juni d. Js. die von der Glück haben, unmittelbare Zeugen dieser aufopfernden Thätigkeit zu bekennen und auch agitatorisch zu bethätigen. Eine Verwarnung zu sein und uns an deren Früchten zu erfreuen. Das abge- in dieser Beziehung würde also ihren Zweck vollständig verfehlen.- laufene Jahr ist nicht in allen Beziehungen ein ungetrübtes gewefen. Teilnahmevoll und schmerzerfüllt vernahmen wir die
Nachricht von dem Unfall, der Euere Kaiserliche und Königliche Majestät betroffen, und uns tröstete nur die Hoffnung, daß der Allmächtige, der die Geschicke der Menschen lenkt, alles zum besten wenden werde. Heute danken wir Gott, daß er Euerer Kaiserlichen und Königlichen. Majestät die Gesundheit wiedergegeben hat; heut bitten wir den Herrn, daß er in dem neuen Lebensjahre seine Hand schüßend und behütend über Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät und über Allerhöchst deren Familie halten möge."
Kommt der Wolf im Schafspelz, dann ist es Pflicht, ihn unschädlich zu machen, ihn an den Branger zu stellen. Nach den reichlich gemachten Erfahrungen haben sich die von Ergebenheit triefenden Worte der Stadtverordneten als eitel Lug und Trng erwiesen, und so geschicht es nach dem Willen des Kaisers und der Kaiserin, daß der Stadtverordneten: Majorität die Maske der Heuchelei vom Antlik geriffen wird. Das war der Zweck des Schreibens des Herrn v. Mirbach, der darin lediglich einen Befehl des Kaisers zur Ausführung gebracht hat."
Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands herausgegebene Flugschrift gegen die Buchthausvorlage in mehreren Fällen öffentlich verbreitet hatte. Das Gericht erblickte hierin einen Verstoß gegen die erwähnten Gesetzesvorschriften und verurteilte Samsel zu einer In der Mirbachtade sieht die katholische Kölnische Geldstrafe von 40 Mart. Im zweiten Falle war der Boltszeitung" eine empfindliche Schädigung des monarchischen Gefühls und des kaiserlichen Ansehens. Das Blatt schreibt:
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Angeklagte ein Polizeibeamter, der Polizeidiener Megger in Weitbruch. Am 24. September hatte er sich auf seinem nächtlichen „ Es wäre wünschenswert, wenn die Herren, welche der Kaiserin Rundgange durch das Dorf mit einem Taschenrevolver ausgerüstet, zu diesem Schritt geraten haben, nicht mehr in der Lage blieben, da in der Zeit vorher von den jungen Burschen des Ortes wiederpolitische Einflüsse auszuüben. Was könnte entstehen, wenn sie holt schwere Excesse verübt und mancherlei Schaden an Gebäuden 2c. die hohe Frau noch öfter in die unangenehme Situation brächten, angerichtet worden war. Als Metzger auf seinem Gauge an das Ende folche öffentliche Zurüdweisungen hinnehmen zu müssen! Die des Dorfes fam, sah er dort zwei Personen: ruhig beisammen stehen, Kaijerin hat ihren Zweck nicht erreicht, aber eine Abweisung die er in der Dunkelheit zwar nicht genau erkennen konnte, aber für erfahren, deren Eindruck im Volksgemit lange haften bleiben wird. Burschen aus dem Dorfe halten zu müssen glaubte. Er nahm, wie Zugleich ist das Verhältnis zwischen dem Hofe und dem liberalen er vor Gericht erklärte, an, daß die beiden etwas Böses im Schilde Bürgertum durch diesen Konflikt denn dieser Ausdruck ist gewiß führten und feuerte deshalb ohne weitere Veranlassung zwei nicht zu weitgehend jezt unheilbar vergiftet; der Gegensay Schüsse aus seinem Nevolver auf die beiden Gestalten wird sich um so stärker geltend machen, als es eine Dame, die ab, um erste Dame des Landes, ist, gegen die sich die Ausführungen des Stadtverordneten- Vorstehers wandten, und der Kaiser mit seinem impulsiven Temperament sich in dieser Sache schwerlich auch neutral verhalten wird. Wie die menschliche Natur einmal beschaffen ist, find erfahrungsmäßig gerade solche fleinen Zwischenfälle" oft die Ausgangspunkte großer politischer Aktionen. Um so schärfer sind die höfischen Diplomaten zu beurteilen, welche zu diesem Borgehen geraten haben. Sie haben der Kaiserin zu einer Niederlage verholfen, welche um so empfindlicher ist, als selbst der entfchiedenste Monarchist zugeben muß, daß die Stadtverodneten Versammlung sich auf einen unanfechtbaren Standpunkt gestellt hat." Die unverantwortlichen höfischen Diplomaten, wie Herr v. Mirbach, haben eben dasselbe Pech, wie die verantwortlichen höfischen Undiplomaten von der Posadowsky- Art.
- wie er fagte ihnen zu zeigen, daß er sie gesehen und daß er sich nicht vor ihnen fürchte. Alsbald stellte es sich heraus, daß die also Bedrohten ein harmloses Liebespaar waren, die fich draußen ein nächtliches Stelldichein gegeben hatten. Der erste Schuß hatte den einen der beiden jungen Leute, den Maurer Rubrecht, in den Rüden getroffen und blieb nur deshalb ohne schlinimere Folgen, weil er auf dem Schulterblatt des Verletzten abprallte; immerhin war die Verlegung des Getroffenen eine nicht unerhebliche. Das Gericht kommte in der Handlungsweise des Antgeklagten eine Bedrohung nicht erblicken, verurteilte ihn dagegen wegen fahrlässiger Körperverlegung beim Gebrauch einer Schußwaffe ohne polizeiliche Erlaubnis an einem von Menschen besuchten Orte zu einer Geldstrafe von 50 Mart. Also 40 Markt für die Verbreitung eines jeden strafbaren Inhalts entbehrenden Flugblattes und 50 Mark für frivoles Anschießen eines harmlosen Menschen durch einen Sicherheitsbeamten"! Unter solchen Umständen wundere man sich nicht, wenn das deutsche Volt über die Thaten der deutschen Justiz manchmal bedenklich die Köpfe schüttelt.-
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Wir müssen gestehen, daß Herr v. Mirbach keinen glücklicheren Verteidigungsgrund geltend machen konnte, als diesen Hinweis auf den frommen Schwulst der kommunalen Huldigungsadressen. Hat man sich oben durch den byzantinischfalbadernden Ton dieser Schreiben verlegt gefühlt, so bewiese dieser Unmut, daß man in jenen Kreisen einen besseren Geschmack besitzt als im freisinnigen Bürgertum. Ja, wir geben ohne weiteres zu, daß die moralischen Urheber und Verantwortlichen dieses Bertram Bombastes die Abfertigung ebenso wohl verdient haben, wie Herr v. Mirbach mit einem Wessen Pelz? 3u der Notiz AhIwardts Pelz wird Schein von Recht seine Handlungsweise entschuldigen darf, uns aus Halle a. S. geschrieben: Der Verleger der konservativen wenn ihn wirklich jenes reinliche Motiv des Widerwillens Halleschen Zeitung", Otto Thiele , giebt in seinem Blatte die Erklärung ab, daß nicht AhIwardt, sondern ein anderer gegen die Heuchelei veranlaßt hat. Wegen Majestätsbeleidigung wurde vom Landgericht Hams Indeffen der Rechtfertigungsversuch des„ Kleinen Journals" antisemitischer Abgeordneter derjenige gewesen sei, der leidet an einem Fehler, der das Zutreffende in ihm wieder ihn sowohl um 100 M. Geld als um einen Belz angepumpt hat. burg am Montag der vielfach wegen Bettelns und Eigentums zu nichte macht. Der mit Fug empörende Ton der Glück zugegeben wird jedoch, daß der Zeuge Tischler- Innungsmeister vergebens bestrafte Lederarbeiter Diebrich Karl Otterbom aus Berlin Gurth ein antisemitischer Draufgänger in der Verhandlung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Derselbe war Anfang wunschadressen ist gerade, durch jene guten und treuen Ele- unter dem Eide gesagt habe, daß er wohl wisse, wer dieser Ab- September nach Hamburg gekommen und lumpte hier in allerhand mente" verschuldet, auf die sich Herr v. Mirbach beruft; denn geordnete gewesen sei, nämlich Ahlwardt. Herr Thiele ver- Kneipen niedrigster Sorte umher. Am 15. September, als er sich unsere Kommunalfreisinnigen halten sich durchaus für gute wahrt sich heute mit Entrüstung dagegen, daß er jemals mit arg betrunken hatte, schrieb an das Berliner Polizei einen Brief, in dem et um Uebersendung und treue Elemente". Dagegen haben die entschiedensten Herrn Ahlwardt irgendwie in Verbindung gestanden habe. präsidium Wer ist nun das Pump- und Belzgenie? eines Auslandspasses nach St. Francisco bat. Der Brief Gegner der Kirchenbauerei auf städtische Kosten, die Socialdemokraten und die Demokratisch Gesinnten, stets sich dieser mit zur Aufflärung dieser Frage beizutragen. Eine Andeutung, die man uns von anderer Seite macht, scheint enthielt eine Begründung, die von Beleidigungen Wilhelms II. Danach soll der strogte und im ganzen überaus albern war. Die Verhandlung fand Gratulations- Geschmacklosigkeiten widersetzt. Zwischen ihrem Thun Anfangsbuchstabe von Aylwardts Namen im Alphabet fich brüderlich unter Ausschluß der Deffentlichkeit statt. Der Angeklagte war ge und ihren Worten giebt es keinen Widerspruch. Für die neben dem des eigentlich schuldigen Herrn befinden und dieser außer ständig und erklärte, er müsse fürchterlich einen figen gehabt" haben, Adresse und ihren Ton sind also die guten und treuen Ele- durch die Belzgeschichte in Antisemitentreisen namentlich durch den als er den Brief geschrieben habe. Dieser Ansicht war auch das mente haftpflichtig, oder es giebt überhaupt in der Stadt- Entwurf von urteutschen"" Stammseideln bekannt sein.- Gericht, jedoch zog es den Umstand nur strafmildernd in Betracht.-
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