genau, und jcht behauptete dieser Mensch, es wäre um zwei Uhr gewesen. Das alles tat er nur, um ihm zu einer Strafe zu verhelfen, und um das Getreide zu töten, von dem das Leben seiner Familie abhing. Galt dem Gerichtshof das Wort eines Ehrenmannes etwas? Nun denn, was er sagte, war die Wahrheit, wenn er auch keine Zeugen vorzuführen hotte, es war ja nicht möglich, daß die Herren Richter, die doch so gute Menschen waren, zu so einem Hallunken, wie Piinento, Vertrauen haben konnten. Ter Schuh des Präsidenten klopfte auf die Fliesen und beschwor so die Sturmflut von Protesten, die sich unter den Zuhörern erhob. Schweigt!" Und Batiste sagte nichts mehr, während das siebcnköpfige Ungeheuer sich auf dem Damastsofa zusammendrängte und be- ratend tuschelte. Das Gericht beschließt," sagte derälteste Kanal". Es trat eine tiefe Stille ein. Alle diese Zuhörer, die sich gegen die Schranke drängten, zeigten in ihren Augen eine gewisse Angst, als hätte das Urteil sie persönlich betroffen. Sie hingen förmlich an den Lippen des Richters. Der Batiste Borrull wird zwei Lire für das Vergehen und vier Heller für die Ungebühr bezahlen. Ein Murmeln der Befriedigung durchlief die Anweserrden, und ein altes Weib klatschte sogar in die Hände und rief unter dem Lächeln des Publikums: Bravo ! Bravo!" Batiste verließ den Gerichtshof mit trüben Augen und ge� senktem Haupte, als wolle er sich auf jemand stürzen, und Pimcnto blieb klüglich zurück. Hätte die Menge sich nicht ge- öffnet, um ihn durchzulassen, er hätte sicherlich mit seinen Herkulesfäusten darauf losgeschlagen. Er entfernte sich und begab sich zu seinen Besitzern, um ihnen zu erzählen, was ihm zugestoßen war. Er sprach von der Bosheit dieser Menschen, die ihm mit eigensinniger Hart- uäckigkeit das Leben erschwerten und machte sich eine Stunde später, von den Worten der Herren ein wenig beruhigt, wieder nach seinem Hof auf den Weg. Welche unerträgliche Qual! Auf dem schmalen Wege nach Alboraya begegnete er böswilligen Nachbarn, Leuten, die er niemals grüßte: sie gingen neben ihren mit Mist be- ladenen Wagen oder saßen auf den leeren Sattelkörbeu ihrer Esel. Viele von ihnen hatten seiner Verurteilung beigewohnt. Als er an ihnen vorüberging, schwiegen sie und bemühten sich, ihren Emst zu bewahren, obwohl eine fröhliche Bosheit aus ihren Augen leuchtete: doch sobald er einen Vorsprung ge- Wonnen, ertönte unverschämtes Lachen hinter ihm drein, und er hörte sogar die Stimme eines jungen Burschen, der, den feierlichen Ton des Präsidenten nachahmend, ausrief: Vier Heller Ungebühr!" Er bemerkte aus der Ferne vor der Tür von Copas Schenke seinen Ankläger Pimento, der, den Krug in der Hand, im Mittelpunkte einer Gruppe von Kameraden gestikulierte. als wolle er die Proteste und Klagen des Mannes, den er an- gezeigt hatte, nachmache». Alle lachten, diese Verurteilung war für die Huerta ein Gegenstand allgemeiner Freude. Er begriff jetzt, warum es Menschen geben kann, die töten. Ein Zittern bewegte die Muskeln seiner kräftigen Arme, und er fühlte in seinen Händen ein schreckliches Zucken. (Fortsetzung folgt.) kleines Feuilleton. tg. Der Hausspion. Das kleine spitze Fräulein Schwarz hielt die Nachbarin am Aermel fest:O, liebe Frau Beier, ob ich eS gehört Habel Ganz deutlich, so deutlich wie Ihre Worte, die Sie jetzt zu mir sprechen. Sehen Sic, meine Tür hier geht doch direkt aus den Hausflur. Von meinem Korridor aus verstehe ich jedes Wort, das draußen gesprochen wird. Und wenn ich mein Ohr ans Schlüsselloch lege, könnte keine Katze draußen vorbei, ohne daß ich sie hörte. Nein, liebe Frau Beier, glauben Sie nur nicht, daß ich Mich täusche." Die große, stämmige Frau Beier blickte lächelnd in das erregte Gesicht des spitzen Fräuleins und sagte bedächtig:Nee, nee. Sie find ja dafür bekannt, Fräulein Schwarz, dct Sie die Flöhe husten hören. Und von Ihre Augen sagen de Leute, det se durch de Wände kieken können. Wissen Sie, worüber ick mir bloß wundere: det Sie um zwölfen in de Nacht noch an't Schlüsselloch liegen statt in de Posen." Liebe Frau Beierl Ich sehe die Dinge eben vorher kommen! Gestern mittag hörte ich jemand die Treppe hcruntcrrauschen. Aha, denk ich, die kleine Walterl Richtigl Wie ich durch die Türritze , sehe, ist sie's. Da ist etwas am Werk- sagte ich mir gleich: | dies erwartungsvolle Gesicht; aufgedonnert, Lackschuhe, Rosahut, Glaces ahal Mich täuscht man nicht. Frau Beierl Ich mach also die Tür ganz auf und trete der Kleinen so ganz zufällig in den Weg. sage ganz unschuldig:Na. Fräulein Hedwig, kleinen Spaziergang machen?"Ach nein," antwortet sie, steht auf ihre > Lackspitzen und wird ganz rot:Ich gehe zum Geburtstag einer Freundin." Na, denk ich, mach Tu andere Leute dumml Eine Freundin mit einem Schnurrbart, ja! Und richtig" ,Sie hatten alles schon vorher janz jenau jewußtl" fiel Frau Beier ein und nickte recht niederträchtig. Ob ich es hatte! Ich warte den ganzen Nachmittag, ich warte den ganzen Abend hinter meinem Fenster, hinter der Gardine da kann mich kein Mensch von draußen sehen! Ich warte also und ! warte, die kleine Walter kommt nicht I Zünde extra kein Licht an, und bin bloß im Trab einmal nach der Küche, um mir ein Butter- brot zu holen, im Trab, damit mir das Vögelchen nicht durch das Netz geht und warte weiter. Nicht mal richtig Abendbrot konnte ich essen um das dumme Dingl Gehört das nicht um acht Uhr nach Hause? Nein, es wird neun, es wird zehn Sie können sich meine : Entrüstung denken; ich bibberte vor Frost schon am ganzen Leibe l Es wird elf, es wird halb zwölf na, denke ich, das ist ja ' eine saubere Pflanze! Ich Hab ihr noch ganz andere Namen bei- gelegt! Man meint doch, man wohnt in einem anständigen Hausl Also, wo war ich gleich? Richtig, ich bibberte und kriegte schon ganz blaue Finger, da, drei Minuten nach dreiviertel zwölf seh ich sie ankommen. Arm in Arm mit ihrerFreundin" natürlich l Aber einen schönen Schnurrbart hatte die Freundin, wie ich voraus- gesehen! Zärtlich untergefaßtl Aha. denk ich! Jetzt bist du wirk» lich neugierig, wie sich die Sache weiter abspinnen wird! Es dauert eine Weile, dann dreht sich der Schlüssel im Schloß. Ich steh natürlich schon auf Strümpfen an der Flurtür. Warte und warte. Mindestens fünf Minuten. Endlich geht die Tür. Und in demselben Augenblick schmatzt es ganz laut und deutlich! Sol" Fräulein Schwarz schnalzte mit der Zunge. Ja," sagte Frau Beier,wenn S i e wüßten, wie das gemacht wird. Aber an Ihnen hat sich wohl nie einer vergriffen." Nein, liebe Frau Beierl Ich bin Gott sei Dank so erzogen, daß ich mich nicht in einem dunklen Hausflur küssen lasse." Meinen Sie, daß das einer am hellen Tage tut oder bei der Lampe?" Wenn ich gewollt hätte, liebe Frau Beier I Aber ich bin in Ehren unverheiratet geblieben und niemand kann mir etwas nachsagen. Niemandl" Fräulein Schwarz betupfte sich mit dem weißen Taschentuch erregt das Gesicht.Wenn ich daran denke. werde ich schon rotl Wissen Sie, ich habe bloß darauf gewartet, daß der junge Mann mit hereinkommen würde und daß sie sich dann vor meiner Türe geküßt hätten. Eine Lampe hätte ich heim- lich geholt und wäre plötzlich dazwischen geplatzt." Ja, das war ja nu nichts. Um das Vergnügen find Sie gekommen. Schade!" Eins, zwei, drei war die Kleine die Treppe hinauf pstl" Fräulein Schwarz unterbrach sich und horchte:Da kommt Frau Walter. Ich kenne sie am Schritt. Glaube» Sie, daß ich jeden hier im Hause am Schritt kenne?-- Guten Morgen, liebe Frau Walter. Nun, Einkäufe besorgt? Es ist recht kalt geworden, nicht wahr?" Ja." Frau Walter blieb stehen.Ich Hab eben für mich und meine Hete Filzschuhe gekauft. Bei dieser Jahreszeit" Kriegt man leicht kalte Füße, das ich wahr. Namentlich wenn so ein junges Mädchen im Hausflur steht." Frau Beier stieß Fräulein Schwarz in die Rippen. Tie ließ sich nicht stören:Nun kann man wohl zur Verlobung gratulieren?" Verlobung?" Frau Walter fiel aus den Wolken. Ach was!" Frau Beier faßte sie unter den Arm.«kommen Sie doch. Fräulein Schwarz hat schon wieder mal die Mäuse niesen hören." Die kleinen Augen des Fräuleins funkelten in dem gelben Gesicht:Wenn die Mütter schlafen, muß ein anderer wachen I Hüten Sie Ihre Tochter. Frau Walterl Ein Mann hat sie heute nacht in der Haustür geküßt!". WaS?" Frau Walter erstarrte.Meine Hete ein Mann? Fräulein Schwarz, nehmen Sie sich in acht! Meine Tochter war zum Geburtstag einer Freundin gestern." Ich weiß es nicht." erwiderte das Fräulein.Deshalb ist sie jedenfalls auch so vergnügt heute. Den ganzen Morgen schon singt mir das über dem Kopfe herum." Frau Walter war bereits eine halbe Treppe hinauf, gleich darauf die ganze. Sie hörten eine Tür klappen. Dann einen heftigen Wortwechsel mit der Tochter. Kommen Sw," flüsterte Fräulein Schwarz und schlich wie eine Katze die Treppe hinauf.Ich bin neugierig, wie die Sache sich weiter abspinnen wird." Sie waren kaum oben, da klatschte es. Hete schrie. Wie brutal die Frau ist!" flüsterte Fräulein Schwarz und zog sich ängsilich ein wenig von der Tür zurück. Sie seien man ganz still!" schrie Frau Beier und zog die Glocke. Frau Walter öffnete, erregt, mit rotem Gesicht. Lassen Sie sich doch nicht von der ollen Klatschbase in Wut