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and 17. Jahrhunderts, von denen die meisten aus dem Fichtel-[ Relief und gar keinen Farbenschmuck besitzt, aber doch durch wunder­gebirge und dem Thüringer   Walde stammen. bares Jrisieren des Glases alle bunten Farben des Regenbogens

Obwohl die venetianischen Arbeiten ursprünglich als muster- zeigt, welche je nach unserem Standpunkt wechseln, also jedenfalls gültige Vorbilder galten, schlugen die schlesischen und böhmischen durch die eigenartige Lichtbrechung hervorgerufen werden. Bekannt Hütten bald eigene Wege ein. Im Gegensatz zu den Venetianern, ist jedenfalls, daß man diesen eigenartigen Farbenreiz auch auf welche das farbige Glas bevorzugten und häufig dem Zufall freies blindgewordenen alten Fensterscheiben beobachten kann. Spiel ließen, fuchte man nunmehr möglichst weißes Glas zu er= Bemerkenswert ist, daß die Chinesen, und zwar offenbar schon zielen. in sehr früher Zeit, die von Gallé   angewendete Technik gekannt So entstanden z. B. jene böhmischen Glaswaren, bei deren Her- haben. Das zeigt uns die Sammlung chinesischer Gläser im Kunst­stellung man den natürlichen Kristall nachzubilden strebte. Die gewerbe- Museum. Ta sind kleine Flaschen zum Aufbewahren von Kristallgläser sind ja auch heute wieder sehr beliebt. Man ver- Schnupftabat, mit dem Diamant grabierte Gläser, Schmucksachen stand aber auch in den böhmischen und schlesischen Glashütten   ganz aus Glas usw. Namentlich die dickwandigen Tabakfläschchen zeigen borzüglich die verschiedenen Methoden des Schleifens und Gra- sehr kräftige und recht vollkommene Reliefs. Der Grund ist meistens bierens. Es ist ganz natürlich, daß man zuerst in Böhmen   das in hellen Tönen gehalten, sodaß sich die sehr kraftig geschnittenen Glas zu schleifen begann; denn Böhmen   ist auch die Heimat der Fische, Drachen, Schlingpflanzen in tiefblauen und tiefroten Tönen Steinschleifer. Man fand also hier die Leute, die mit der Technik von weißem, gelbem und hellblauem Grunde abheben. Am inter­bereits gut vertraut waren. Derartige böhmische und schlesische essantesten sind Arbeiten, bei denen zwei verschiedenartige Pflanzen­Gläser, die das Kunstgewerbe- Museum in sehr großer Zahl besitzt, ornamente in starkem Relief übereinander liegen, so daß beispiels= sind meist dickwandiger als die venetianer Gläser. Die meisten sind weise ein rotes Rankenornament über ein anderes von gelber mit Städte- Ansichten, Burgen, Schlössern, Wappen, Devisen und Färbung neßartig hinweggeht. Wertvoll ist diese Sammlung schalthaften Sprüchen geschmückt; ja häufig ist die ganze Fläche namentlich auch deshalb, weil uns hier auch Proben von Roh­mit diesen gravierten und geschliffenen Zeichnungen bedeckt. Wir material und Halbfertigen Arbeiten der Chinesen gezeigt werden, finden hier sehr viele schöne Stücke aus dem 17. und 18. Jahr so daß wir ein vollkommen klares Bild der Technik gewinnen hundert, aber das kostbarste Exemplar ist ein von Gottfried Spiller können. Fred Hood. geschnittener Humpen mit einer Darstellung des Orpheus, dessen Lied wilde und zahme Tiere des Waldes herbeilockt. Dieses auf fleiner Fläche enthaltene gravierte Bild wirkt geradezu plastisch und ist von einer köstlichen Feinheit in der Komposition wie im Detail.

Die Erwähnung der Ehrenfelder   Hütte leitet uns zu den modernen Arbeiten über. In Deutschland   war es an erster Stelle Oskar Rauter  , der Direktor der genannten Hütte, der während der letzten Jahrzehnte die Formen wie die Dekorationen der deutschen  Gläser veredelte. Es war dies nur durch eingehende Studien der benetianischen und altrömischen Gläser möglich. Dazu boten Privat­sammlungen in Köln   ein reiches Material. Es wurden aber nicht allein die alten, guten Gläser kopiert, sondern auch völlig neue Formen gefunden. Auch auf technischem Gebiet hat sich die Hütte ein hohes Verdienst erworben. Sie stellt nicht weniger als sieben verschiedene Nuancen des grünen Glases her, das vorzüglich zur Herstellung von Trinkgefäßen zum Genuß des edlen Rheiniveins Verwendung findet.

Kleines feuilleton.

Zu den wertvollsten Exemplaren der Sammlung gehören ferner t. Die Türkisminen Persiens  . Die unterirdischen Reichtümer die von dem Alchymisten Kundel um das Jahr 1700 hergestellten Persiens   sind bisher in sehr geringem( Grade ausgenußt worden. Rubingläser, die sich durch ein wunderbares Feuer auszeichnen und Die einzige Ausnahme machen die Türkisminen bei Nischapur  , bielfach auch mit eingeschnittenen Wappen, Blattornamenten usw. einem Ort, der an der großen Handelsstraße zwischen dem Kaspischen geschmückt sind, namentlich Kelche, Becher und Schalen. Schon im Meer und Meschhed am Fuße einer beträchtlichen Bergkette gelegen Mittelalter war die Kunst bekannt, Glas durch Zusak von Kupfer ist. Diese Minen werden seit langen Jahren regelmäßig aus­rot zu färben. Diese Technik ging wieder verloren, bis es dann gebeutet. Früher hatte wahrscheinlich die Regierung selbst den Kundel gelang, das prächtige Goldrubinglas zu erzeugen, bei Betrieb in die Hand genommen, während er heute gegen eine welchem die rubinrote Färbung durch Zusatz von Gold erzielt wird. mäßige Abgabe Privatleuten überlassen ist. Das Bergwerkgelände Heute kennt man außer dem Goldrubinglas noch ein hochrotes erstreckt sich über eine Fläche von etwa 36 000 Hektar und liegt von Stupferrubinglas, sowie ein gelbes Silberrubinglas. Es ist ein Ver- Nischapur 60 Stilometer gegen Nordwest entfernt. Außer den dienst der rheinischen Glashütte   zu Köln- Ehrenfeld  , aufs neue die Türkisminen findet sich dort ein Salzbergwert, ein Steinbruch für tadellose Herstellung des Goldrubinglases nach vielen Versuchen auf Mühlsteine und eine Bleimine, doch werden die letzten beiden nicht genommen zu haben; denn nach Kundel war die Technik allmählich mehr ausgebeutet. Die Arbeiter verteilen sich auf mehrere Dörfer, wieder verloren gegangen. Lange Zeit hindurch half man sich durch deren wichtigstes Maadan heißt. Der Pächter ist eigentlich unbe= Herstellung von Ueberfanggläsern, wie sie in der Glasmalerei vor schränter Herrscher dieses Bezirks und erhebt als solcher Steuern von kommen, d. h. durch Aufschmelzen der roten Fritte auf das weiße den Einwohnern, die sich dort niederlassen, aber nicht in Geld, sondern Glas. Dabei erschienen aber alle stärkeren Teile, Füße, Henkel, in Arbeit. Die Türkisminen erstrecken sich einmal auf das vulka­Snöpfe usw. schwarz, wodurch natürlich die Wirkung sehr beein- nische Gebirge Tschurag- Kuh und auf das Schwemmland am Fuße trächtigt wurde. Erst nach vielen Experimenten ist es gelungen, dieses Berges, wo gerade die schönsten Türkisen, die durch den das Material in prächtigem Purpurrot und in allen Teilen durch- Regen ausgewaschen worden sind, gefunden werden. Man nennt sichtig herzustellen. fie Sengi- thati( Erdsteine), und infolge ihrer Seltenheit werden sie mindestens dreimal höher bewertet als entsprechende Steine, die aus dem Gestein des Berges selbst hervorgeholt werden. Das Schwemmland wird von Frauen und Kindern durchsucht, die für ihre Arbeit noch eine Abgabe bezahlen müssen. Im Gebirge selbst sind vier Schachte angelegt, und früher bestanden wahrscheinlich auch regelmäßig angelegte Stollen mit Luftschachten, die aber all­mählich infolge ihrer Vernachlässigung verfallen sind. Die einzige Regel, die beim Betrieb der Minen beobachtet wird, geht darauf aus, mit möglichst geringen Kosten einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen. Es kommt dem Pächter darauf an, die Pachtsumme möglichst rasch herauszuschlagen und der Mine, wie man zu sagen pflegt, die Augen auszureißen, ohne Rücksicht auf die Zukunft. Die Schachte erreichen eine Tiefe bis zu 150 Metern, geben übrigens nicht senkrecht in die Erde hinab, sondern in Winkeln von 30-75 Grad. Das Gestein wird mit Hacken abgelöst und durch eine Kette von Arbeitern von Hand zu Hand herausgeschafft, um unter Tag in roher Weise mit Hämmern zerschlagen zu werden, wodurch oft die schönsten Steine zu Grunde gehen. Das zerkleinerte Gestein wird dann durch Kinder unter Bewachung von Soldaten geschlämmt. Nur Stücke von der Größe einer Nuß, in denen Türkise vorhanden zu sein scheinen, werden gesammelt, gleich in Säcke verpackt und nach Meschhed gesandt, um dort zerschnitten zu werden. Außer den vier regelmäßig bearbeiteten Schächten ist noch eine Anzahl anderer vorhanden, die auf den früher weit größeren Umfang des Bergbau­betriebs hindeuten. Es steht den Bewohnern des Bezirks frei, das Recht ihrer Bearbeitung von dem Bächter gegen eine hohe Abgabe zu erwerben, doch müssen dann alle gefundenen Steine zu natür­lich möglichst geringem Preis an diesen verkauft werden. Der Unternehmer überwacht in Meschhed das Schneiden und den Ver­fauf der gewonnenen Türkise selbst. Man darf sich nicht darüber wundern, daß diese überaus rohe Art des Bergbaues die Qualität der Türkise beträchtlich herabgesetzt hat. Seleine Stücke finden sich bei allen persischen Juwelieren in Ueberfluß und werden zur Aus­schmüdung von Wasserpfeifen und kleineren Silberarbeiten benußt, dagegen sind wirklich gute Stücke selten und werden immer teurer, wenn sie die echte tiefblaue Farbe des orientalischen Himmels be= sigen und keinerlei Flecke oder Risse haben sollen.

Neben diesen rheinischen Gläsern finden wir in der Berliner  Sammlung moderner Arbeiten zarte französische und feine böhmische, sowie schlesische Glaswaren, dann aber auch die Brunkstücke von Lobmehr in Wien  , von Tiffany in New York   und von Gallé   und Daum in Nanch. Die Becher, Kelche und Vasen Tiffanys zeichnen sich durch die wunderbare Harmonie in der Masse gefärbter Glas­flüsse aus, die bei diesem geflammten oder marmorartig gezeichneten Etücke launenhaft durcheinander greifen. Andere Stücke dieses Künstlers haben einen durchaus metallischen Charakter; nur ist der Glanz des Goldes und Silbers hier sogar noch überboten.

Wesentlich anderer Art sind die Dekorationsmittel von Gallé  und Daum. Die Grundlage dieser farbenreichen Reliefgläser bildet das sogen. Ueberfangglas. Dieses Glas kann aus zwei oder auch mehreren Schichten verschiedener Färbung bestehen, und die Grund­lage fann weiß oder auch farbig sein. Durch Fortstechen einer oder mehrerer Farbenschichten kann man bald den einen, bald den anderen Ton zur Erscheinung bringen, aber auch die mannigfachsten Zwischen­töne erzeugen, denn das durchfallende Licht, das hier zwei, dort vier Farbschichten zu durchbrechen hat, bereichert die ganze Farbensfala um neue Töne. Das sind nun die Mittel, mit denen Gallé   und Daum ihre wunderbaren Farbenreliefs bilden, ihre Kompositionen aus naturalistischen Blumen, Vögeln, Käfern und Pflanzen, die nicht nach Willkür über die Fläche gebreitet, sondern im logischen, natür­lichen Zusammenhange durchgebildet werden.

Wieder anderer Art ist der Schmuck der Gläser von Lobmehr. Ta ist z. B. eine Fruchtschale von flarem, weißen Glase, die gar kein Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Bert

lag: Borwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.