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strengende Beschäftigung. Um eine Vorstellung von dem redak- Viktor Fleischer erweist sich als geschickter frischer Erzähler. tionellen Betrieb einer japanischen Zeitung zu geben, erzählt Vielleicht, weil es die eigene Dorfheimat ist, die er diesmal auf Ishikawa von der Redaktion des„ Hochi": sie besteht aus 33 Sie- leuchten lassen kann. Und das darf man von seiner Geschichte sagen: dakteuren und Reportern. Die Redaktion ist in acht Abteilungen sie ist mit Liebe und Wärme gestaltet. Nichts wird da übertrieben; geteilt, in eine Abteilung für das Heer, ie Flotte, eine politische, alles begab sich gewiß so, wie geschildert. Und die Menschen, die eine landwirtschaftliche Abteilung, einen Handelsfeil und einen find echt und leibhaftig in Gestalt, Wesen, Hantierung, Denkweise Lokalteil, Kunst und Wissenschaft und in eine Abteilung für Ueber- und Sprache. Nur jemand, der dort heimisch ist, vermag auch so fegungen. Die Arbeit beginnt sehr früh, denn es ist bei der Art des intim den Ortsdialekt zu behandeln. Das Steinmezendorf" wird Druces nicht möglich, wie bei uns in wenigen Minuten eine Neuig- nicht bloß im Erzgebirge Leser finden. keit zu drucken. Vielmehr braucht eine Nachricht nach ihrem Eintreffen in der Redaktion wenigstens zwei Stunden, um druckfertig Geographisches. zu sein. Der Krieg hat die Unternehmungslust und die Bedeutung der japanischen Presse sehr gefördert, die führenden Zeitungen haben jetzt Korrespondenten in Peking , Soul , Shanghai , Tschifu , San Franzisto, New York , London , Paris und Berlin. -
Die Böhämmer sind wieder da. Aus der Pfalz wird der Frankf. 8tg." geschrieben: In den Wäldern bei Bergzabern ist gegenwärtig wieder die eigenartige Böhämmer- Jagd in großem Betrieb, da dieses Jahr die Bucheln gut geraten find. Der eigen artige, fast geheimnisvolle Strichvogel fommt in der Buchelzeit zu Taufenden und Abertausenden in die Wälder. Die Jagd auf ihn wird zur Nachtzeit abgehalten. Mit Fackeln und Blasrohren ausgerüstet ziehen die Böhämmer- Jäger in den Wald, und im Scheine des roten Fadellichtes, der die Vögel blendet, werden diese erlegt. Geräuschlos fliegt der Bolzen hinauf in die Aeste, wo die Böhämmer in Reihen schlafend fizen; einer um den anderen werden sie sicher Heruntergeholt. Da es der Böhämmer gern auf beiden Seiten warm hat, rückt er, wenn eine Lüde entsteht, sofort an seinen Nachbar, so daß die Reihen immer geschlossen sind und der Schütze dadurch sichere Treffpunkte hat. Die Beute einer Nacht zählt oft nach Tausenden. Fette Böhämmer werden von Feinschmeckern hoch gepriesen. Allerlei Leute nehmen an dieser Jagd teil: Beamte. Bürger, Kaufleute, Handwerker usw.; es ist jedermann gestattet, diese Jagd auszuüben. Der Vogel mit dem sonderbaren Namen Böhammer ist der Bergfint( Fringilla montifringilla ), der etwa 16 Bentimeter lang ist. Er kommt im Herbst oder Winter von Norden her in Scharen nach manchen Teilen Deutschlands . Er wird auch auf Finkenherden in Masse gefangen; sein Fleisch ist etwas bitter, da er ölhaltige Sämereien als Nahrung bevorzugt.
Literarisches.
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ek. Bittor Fleischer: Das Steinmezendorf". ( Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1906.) Der Schauplatz dieser Erzählung spielt in einem Dorfe des Erzgebirges auf böhmischer Seite: Sandberg, mit richtigem( oder fingiertem?) Namen. Seit Alters her waren hier Steinmegenfamilien ansässig; manch einer war laut Nachweisen der Ortschronik ein Künstler in seinem Fache. Ms Bauer bestellte er gleichzeitig seinen Acker. Noch heute stehen die alten Fachwerkhäuser von dazumal. Die ihren Besizer verloren haben, überläßt man dem Verfall. So war es vor Jahren und so wird es wohl bleiben. Heute wohnt dort ein ander Geschlecht: Bauern, Käthner und Fabritarbeiter; die Steinmezenfamilien sind ausgestorben, fortgewandert. Zur Zeit, da diese Erzählung spielt, waren noch sechs Steinmetzen. Sie hatten bis dahin friedlich und einträchtig miteinander gelebt. Aber dann kam es anders. Ein paar Maulschellen, die ein Steinmetz dem anderen verseßt, weil er, dessen Frau soeben wieder Zwillinge und zwar Mädchen statt eines erhofften Knaben bekommen, sich von seinem Kollegen und Nachbar gefrozzelt wähnt, bilden die Ursache zu Prozessen, Streitig feiten und Reibungen unerquicklichster Art. Manch einer kriegt da durch Hypotheken auf sein Anwesen und muß es schließlich verlassen oder er wandert aus, um ferneren Unbilden für immer aus dem Wege zu sein. Einer von den Jungen ist da, der möchte ein wirk licher Künstler werden. Früh hat er zu fneten, zu bosseln und schnigen angefangen. Ist doch auch sein Vater Steinmetz ! Aber der Alte, dem die Tradition der Seßhaftigkeit auf der ererbten Scholle als unverletzliches Heiligtum gilt, weiß den Knaben fest zuhalten, aus väterlicher Autorität und aus angeborenem Bauerntrop. Nein, der Junge darf nicht nach Wien gehen, um da zu studieren. Das wär' ja wohl auch gelungen, wenn jener nicht im Dorflehrer einen Beschüßer und Förderer gehabt hätte. Ist noch ein Mädchen da. Beide Kinder sind zusammen in die Schule gegangen, haben Freundschaft geschlossen und lieben sich nun. Aber bei dem Sieinmeggesellen hat der Entschluß, nach Wien zu entlommen, niemals locker gelassen. Eines Tages, am Begräbnistage der Bachmüllerin, die ihm schon lang zuvor 300 Gulden zu Studienzwecken vermacht hatte, ist Albin verschwunden. Von Prag , dann aus Wien läßt er von sich hören. Bald ruft ihn der Tod des Baters Heim. Er kommt gerade noch rechtzeitig, um auch die Mutter zu Grabe zu bringen. Als einziger Steinmetz will er nun im Dorfe bleiben. Nach einem halben Jahre wird er seine Braut heiraten und die Wirtschaft weiterführen; denn in Wien war es nichts; sein Talent hatte nicht ausgereicht. Aber was hört er? Die Steinschneider- Mahri ist rasch des Wartens müde gewesen und hat einen anderen Dörfler genommen. Drei Wochen noch bleibt Albin in Sandberg. Als er die Grabsteine für die Eltern gemeißelt hat, verkauft er das Anwesen und wandert abermals nach Wien , um dort fortan als Gefelle zu arbeiten.
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Die Vors
Die Forschungen in der Sahara , die in diesem Jahre von den franzöfifchen Gelehrten Gautier und Chubeau vorgenommen worden sind, haben bereits zu Ergebnissen geführt, die ein neues Licht auf die Vorgeschichte der Wüste werfen. Sie zeigen, wie Professor Gautier selbst in den Annales de Géographic" berichtet, daß einst die natürlichen Wafferläufe, die heutigen Queds, noch lange nach der Verbreitung des Büstentlimas Wasser geführt haben müssen bis in die Tiefe der Sahara hinein. Durch die Bildung von Dünen sind sie nach und nach verfandet und ausgetrocknet, und dieser Vorgang dauert mit überraschender Schnelligkeit fort. Dant jener natürlichen Bewässerung scheint sich eine aderbautreibende Bevölkerung, die auf der Kulturstufe der jüngeren Steinzeit stand und mit den Sudanbewohnern verwandt war, bis in die geschicht liche Zeit hinein in der Sahara erhalten zu haben. Ueber die Spuren, die sie zurückgelaffen hat, lagern sich unmittelbar diejenigen der großen berberischen Einwanderung der Eisenzeit. stellung, die man sich von der Sahara in römischer Beit gemacht hat, wird vielleicht geändert werden müssen. für den Verkehr, als man bisher aunahm. Die heutige Sahara bildet ein weniger bedeutendes Hindernis für den Verkehr, als man bisher aunahm. Ihre füdliche Grenze Man hat sich bleibt noch bedeutend nördlich von Timbuktu. anscheinend durch das Vorhandensein ausgedehnter Dünen in der Gegend von Timbuktu täuschen lassen; aber diese Dünen sind höheren Alters und durch Pflanzenwuchs befestigt. Sie geben Beugnis das von, daß zur Diluvialzeit die Wüste schon vorhanden war, aber weiter im Süden lag. Durch die kürzlich zwischen den Regierungen Algeriens und des Sudan vollzogene Teilung ist die ganze eigent liche Sahara zu Algier geschlagen worden. Wenn das Kamel nicht da wäre, so könnten die sudanefischen Tragochsen noch heute, wie zur Zeit der Römer, ihre Lasten nach dem Rorden tragen, wenigstens in der Richtung Hoggar- In Salah. („ Tägl. Rundsch.")
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Humoristisches.
In der Verlegenheit. Herr: Sie haben ein Zimmer zu vermieten?" Vermieterin: Jawohl."
Herr: Ist es auch schön sonnig."
Vermieterin: O, da scheint den ganzen Tag die Sonne
hinein."
Herr:„ Dann kann ich das Zimmer nicht brauchen, denn ich muß als Maler ein sonnenfreies Zimmer haben.
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Ein zweiter Herr: Sie haben ein Zimmer zu ver mieten?"
Vermieterin: Allerdings."
Herr:„ Ein sonniges Zimmer?"
Vermieterin:„ Nein, da scheint den ganzen Tag keine
Sonne hinein."
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Herr: Dann muß ich verzichten, denn wo die Sonne nicht hinkommt, da tommt der Arzt hin." Ein dritter Herr:" Haben Sie ein Zimmer zu vers mieten?"
die
Vermieterin: Jawohl, bitte."
Herr: Hm. Ein Edzimmer. Wahrscheinlich fühlt. Scheint Sonne viel hinein?"
Vermieterin:„ Nach Belieben."
Ein figlicher Auftrag. Arzt: Die zunehmende Schwerhörigkeit Ihrer Frau Gemahlin ist lediglich eine Alterserscheinung, das können Sie ihr sagen." Herr: Sagen Sie ihr das gefälligst selbst, Herr ( Lustige Blätter".)
Doktor!"
Notizen.
Max Halbes neue Komödie Die Insel der Seligen" ist soeben bei Albert Langen , München , in Buchform erschienen. Preis 2,50 M.
„ Der Weg zur Hölle", Kabelburgs neues Luftspiel, geht am 23. Dezember im Lustspielhause in Szene. Die Komische Oper" hat die Aufführung von eoncavallos Boheme" für Montag, den 11. Dezember angesetzt.
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" Jana", die neue Oper des jungen apulischen Komponisten Birgilio, hatte im Theatro dal Verme zu Mailand großen Erfolg.
-Für Kalkreuth wurde der Maler Adolf Hoelzel in Dachau zum Professor für die Komponierschule an der Stutt garter Akademie ernannt.
Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Druck u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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