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Reaktionäre Moral:„ Das Wolt soll entsagen zugunsten jener, die Entsagung prebigen".-

Fast jeder Gebildete glaubt sich verpflichtet, mehr Wissen zu zeigen, als er besitzt. Wenn gewisse Leute dumm sprechen, haben sie dafür ihre ver­nünftigen Gründe.

Es ist traurig: Die meisten Gesanglehrer behaupten, daß die meisten Gesanglehrer nichts taugen. Und noch trauriger: Die meisten Gesanglehrer haben recht  .-

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Der Ausbeuter maskiert sich gern als Wohltäter. 475 Drudseiten umfassenden Lebenserinnerungen" angelangt sind. Während mancher Gerichtsverhandlung kann man feststellen: Es ist ja kaum denkbar, daß der Verfasser auf seinen Wanderfahrten Der Beweis ist schon da; bloß die Schuld fehlt noch." nirgends und wär es auch nur wenigstens einmal!- mit der Wer unter uns hätte nicht wenigstens einmal in seinem modernen, will sagen sozialistischen Arbeiterbewegung in Berührung Leben gehofft, es werde zu seinen Gunsten irgend ein Naturgesez gekommen sei. Vielleicht scheute er sich darüber Andeutungen zu außer Kraft treten? machen; oder aber der Herausgeber dieser Lebenserinnerungen" Julius R. Haarhaus   hat jene aus dem Manuskript getilgt! Würde diese Vermutung zutreffen, so hätte der Herausgeber aller dings dem Verfasser einen schlechten Dienst erwiesen. Möglich ist aber auch, daß dieser durch sein Hineingeraten in die Welt reisender Schausteller und Artisten ganz vom ursprünglichen Wege seiner Ent­widelung abgekommen ist, oder daß ihm Instinkt und Verlangen fehlten, und daß sein Wandertrieb und seine Neigung zu Lierbuden, Starussels und sonstigen Markterscheinungen alles andere überwuchert hat. Thomas wird also da in allen möglichen Beschäftigungen umbergeworfen. Er bereist fast jeden Ort im nördlichen, ie. Phonographische Allotria. Wenige Befißer eines Phono­westlichen und südlichen graphen dürften wissen, wie vielseitige Leistungen dieser Apparat Tirol 2c. Bald greift er als Gelegenheitsarbeiter zu, bald tritt er Deutschland  , wie die Schweiz  , als Humorist zutvege zu bringen vermag. Eine amerikanische als Tierwärter, Karusseldreher, Athlet, Kellner, Transporteur und Wochenschrift gibt diesbezüglich einige Anweisungen. den Apparat auf die größtmögliche Geschwindigkeit bringt und Braut den Laufpaß. Später verheiratet er sich wirklich mit einer Indem man Dompteur auf. Inzwischen verliebt er sich, gibt aber später seiner erst mit tiefer lauter Stimme hineinspricht, dann aber den Gang anderen; aber es dauert nicht gar lange, so muß er, heimgekehrt, plöglich sehr verlangsamt und denselben Saz weiter mit besonders erfahren, daß ihm die Frau mit einem Liebhaber davougegangen. scharfer Aussprache wiederholt, entsteht bei der Wiedergabe bei der Es geht auf und ab; heute ist er hier, morgen dort, jetzt bei diesem, Höchstgeschwindigkeit ein merkwürdiges Duett, indem die laute übermorgen, vielleicht schon über Nacht, bei jenem Tierbudenbesizer. Stimme immer gefolgt wird von einer schnellen leiſen Stimme Abwechselung gibts genug, Heiteres und Trauriges in Hülle und wie von einem Echo. Noch belustigender ist ein auf ähnliche Weise hergestelltes Pfeifduett. Bei einer Geschwindigkeit von 160 Um- bändiger erlebt er zuweilen Zusammenstöße, die ihm die Gesundheit, freilich Arbeit, schwere Arbeit noch mehr. Auch als Tier­brehungen in der Minute wird irgend ein volkstümliches Stüd gepfiffen. nicht selten sogar das Leben gefährden. Das alles lernt man gleich. Wenn die Platte voll ist, so wird der Schreibstift, ohne den Apparat anzu mütig in Kauf zu nehmen. Man hat leichtes Blut; man teilt dies halten, wieder an den Anfang gebracht, und dann wird der zweite Teil Naturell mit dem ganzen Artistenstand. Und es ist gepfiffen. Dies Experiment fann man nach Belieben abändern. Man fann auch zwei Platten von sehr verschiedenem Inhalt entziei ihrer nicht viele. Man bleibt ein armseliger Ritter von Habenichts wahrlich ein ehrlicher Stand. Freilich zu Wohlstand gelangen schneiden und dann die Hälften aufeinander seßen, so daß immer fein Leben lang. Diese einzige Erkenntnis ist der alleinige Gewinn, wieder ein höchst sonderbarer Sprung vom Erhabenen zum Lächer- den man bestenfalls davon trägt. Sie war es denn auch, die Robert lichen gemacht wird, wenn der Stift von der einen Hälfte zur andern Thomas schließlich bewog, eine zwar bescheiden gelohnte, aber sichere übergeht. Noch merkwürdiger wird eine solche Darbietung des Phonographen ausfallen, wenn man die dünne Hälfte einer dieser Stellung anzuftreben. Als ihm dazu die Hand geboten wird, greift Tafeln fortnimmt, so daß auch bei gewöhnlichem Gang des Apparats Garten zu Leipzig  . Wir vernehmen ein buntfarbiges Durcheinander er herzhaft zu. Seit zehn Jahren ist er Tierwärter im Zoologischen alle Aufzeichnungen in umgekehrter Reihenfolge ertönen. Es ist dabei auffallend, daß die Stimme, die man bei dem gewöhnlichen fallen und der Herausgeber hätte sich hier nicht zu scheuen brauchen, von allem, was Thomas erlebt hat. Gar vieles konnte ruhig weg­richtigen Gang des Phonographen   sofort erkannt hat, gänzlich entſtellt alles auszumerzen, was über nadie Aufzeichnung nicht hinausgeht, und untenntlich wird, wenn sie nun in gerade umgekehrter Form oder sich in ähnlicher Weise wiederholt, oder gar jedes Interesses für vorgeführt wird Dritte ermangelt. Denn eine gewisse Eintönigkeit durchzieht doch den ganzen Inhalt. Das Anekdotische hat die leberhand. Auch über e. k. Robert Thomas: Unter Kunden, Komödas Leben der Schausteller wünschte man mehr zu erfahren, als tat­dianten und wilden Tieren". Leipzig  . Fr. Wilh. Grunow fächlich geboten wird. Trozdem wird man sich an dem 1905. Unsere Zeit hat es mit dem Memoirenschreiben. Das ist humoristischen Einschlag und der naiven Frische, mit dem das Ganze tein Fehler. Der Drang, sich seinen Mitmenschen in schriftlicher vorgetragen ist, gern zu erfreuen haben.- Form mitzuteilen, zeugt für den geistigen Fortschritt der Masse. Sie strebt von unten nach oben, vom finstern Dasein zum lichtfrohen. Wir wissen es ja wohl am besten, wie rege unter unseren Arbeitern das Schriftstellern" geübt wird. Diesen treibts von innen heraus, weil er glaubt, daß in ihm ein Talent verborgen stede δαπ haben doch nur wenige-; den anderen reizt die Fülle seiner Er­lebnisse, diese, von denen er immer die Meinung hegt, daß sie ungewöhnlich, ja noch von niemandem ähnlich, geschweige denn inter­effanter und wichtiger durchgemacht worden wären. Alle Schreibenden jedoch das darf zugestanden werden, beseelt wohl der gleiche End­ziveck: ihren Arbeiterkollegen, wenn nicht sogar der Partei zu Der Verein für Kunst veranstaltet am 19. Januar im nügen. Von diesem Standpunkt aus läßt sich eine Art Zweck nicht Caffirer einen Sonderabend, an dem Alfred Mombert  verfennen. Aber der letztere genügt doch nicht allein. Der Leser aus seinen Dichtungen vorlesen wird. sucht noch etwas anderes an einem Schrifttverk: es soll ihm auch Bahrs Münchener   Kontraft lautet auf zwei Jahre. ästhetischen Genuß gewähren. Und ferner sucht er hinter dem Autor Das Deutsche   Theater bereitet für die zweite Hälfte eine Persönlichkeit, die sich interessant zu äußern vermag. Wenn dieser Spielzeit eine Neueinstudierung von, Emilia ich an die Lebenserinnerungen einiger Proletarier erinnere, die Paul Galotti" vor. Göhre und Adolf Wilbrandt   herausgegeben haben, so wird man ver­In Rom   wurde dieser Tage das erste ständige stehen, worauf ich abziele. In diesen Niederschriften steckt mehr als Theater Italiens   eröffnet. Es ist das der dritte derartige bloße Erinnerung". Wir erfahren nicht allein, wie irgend ein Versuch.- Menich Kind gewesen, Jüngling und Mann geworden ist, sondern

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Literarisches.

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Notizen.

Bugegangen ist uns: Karl Hendell, Mein Lied". Mit Beiträgen von Rich. Strauß und Buchschmuck von Fidus  . Berlin  . Bard, Marquardt u. Co. Von Gustav Frenssens neuem Roman, Hilligenlei" find schon über 80 000 Exemplare verkauft worden.

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Salon

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Eine musikalische Boltsbibliothek wurde in und darauf kommt es uns an!- daß er eine geistige und ethische München   durch die Ortsgruppe München   des Allgemeinen deutschen Entwickelung durchmacht, kurz daß er um eine Weltanschauung Musikvereins eingerichtet. Der Katalog weist 2000 Nummern auf. gerungen hat, ein Stämpfer wurde. In dieser spezifischen Der Bibliothekraum ist wohnlich ausgestattet und vorläufig jeden Gattung bon Lebensschilderungen spiegelt sich dann ein Mittwoch von 7 bis 9 Uhr abends und jeden Sonntag von 11 bis wirkliches und wahrhaftiges Stüd zeitlicher und Stück zeitlicher und fultureller 1 Uhr mittags geöffnet. Geschichte, aus dem der Psychologe wie Soziologe und Historifar Whistler Preise. Bei der Versteigerung des Nachlasses mannigfache Aufschlüsse holen lönnen. Das Eingangs erwähnte Buch von Henry Irving   in London   kam u. a. auch Irvings Bildnis in gehört nicht zu dieser Kathegorie. Wohl ist der Verfasser ein der Rolle Philipps II. von Whistler unter den Hammer. Es schlichter Arbeiter Bäcker Wohl hat er als Hand- wurden dafür 4800 Guinen( 100 800 m.) bezahlt. Irving hatte gewesen. werksbursche Deutschland  , einen Teil von Dänemark  , Frankreich   und Whistler dafür seinerzeit 2000 m. gegeben. die Schweiz   durchzogen, in Kunden"-Herbergen, oft auch bei- Der„ Mainzer Anzeiger" bringt folgendes Geschichtchen: In Mutter Grim" Nachtlager genommen, gebettelt, Strafen dafür ab- einem Dörfchen des Odenwald   wurde unlängst die Ge­gesessen, in Arbeit und wieder ohne diese gestanden und so ziemlich meinderats- Ergänzungswahl vollzogen. Das bisherige alles graue Elend durchgekostet, das einem regelrechten Proletarier Gemeinderatsmitglied, Bauer N., wurde von der Kandidatenliste der Landstraße" begegnet. Aber die Aufzählung dieser Erlebnisse" gestrichen. Verwundert fragte ein Freund einen älteren Gemeinde­an sich böte kein Interesse besonderer Art. Ob der Mensch eine rat, ob sich denn N. als Gemeindevorstandsmitglied nicht be­Entwickelung durchgemacht hat: das ist's, was wir wissen währt habe. ,, Durchaus nicht," lautete prompt die Antwort,„ der wollen. Von einer solchen im Sinne unserer sozialistischen oder hat bei den Gemeinderatssitzungen regelmäßig geschnarcht, gewerkschaftlichen Arbeiterschaft erfahren wir nicht das daß der Bürgermeister aufgewacht ist." Und N. fiel

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geringste, auch selbst nicht dann, wenn wir am Ende der durch.

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Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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