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bereits in virtuofer Durchbildung hervor, und dabei verschmäht Donnay| wir ab von den individuellen Zügen, die den Meister Anton schaffen vornehm alle die komplizierten unwahrscheinlichen Theatertricks, zu und seine Wefensart, seine dichterische und darin so vollkommene denen der Verfasser des„ Glück" unbedenklich greift. Ist die Hand- Wesensart ausmachen, sehen wir auch ab von dem kleinbürgerlichen Jung in den Liebesleuten" ohne spezifisch- dramatische Spannkraft, Philistertum, von dem er auch ein Vertreter ist: der Meister Anton so stehen die Etappen derselben doch in einem inneren Zusammen- steht an einem kulturellen Scheidepunkt. An dem Punkte, wo die hang und sind mit großer Einfachheit ohne alle Zwangsmittel einer neuen Wege ins Neue gehen, wo der neue, wachsende, umbildende fünftelnden Konstruktion zur Darstellung gebracht. Die Entwicke- Geist kräftig und mächtig geworden und die alten Säulen einer lung hat für das Milieu, ir welchem sie verläuft, etwas Typisches. ausgelebten Zeit, eines ausgelebten und eng gewordenen In dem Müßiggange und dem Lugus dieser obersten, wohlrangierten Geistes ins Wanken bringt. In Leid und Leiden geHalbweltgeschichten, bei dem Mangel alles ernsten Lebensinhaltes, bunden ist dieser neue Geist im Stück, frei und tätig aller Sorgen und Kämpfe, die zur Disziplinierung des Willens ist er nicht. Der Meister Anton versteht ihn nicht nötigen, muß die Entstehung heftiger Liebesleidenschaften hier noch zu lösen, und versteht ihn nicht. Ich verstehe die Welt nicht mehr." mehr als anderswo der eifersüchtigen Hang entfesseln und das gesuchte Glück in Leid verwandeln. Man weiß, wie skrupellos man selbst betrogen, und setzt bei dem Geliebten naturgemäß die gleiche Sinnesart voraus.
Henriette Jamine hat dies Elend schon einmal durchgekostet und zittert bei der Erinnerung daran. Die Rente, die sie von dem Grafen, dem Vater ihres Kindes, bezieht, genügt, all ihre kostspieligen Launen zu befriedigen; so ist sie dem betagten Herrn, den seine Frau auf Schritt und Tritt betrügt, treu geblieben. Die Ausficht, ihr Töchtercher mitten im Ueberflusse aufzuziehen und dann reich verheiraten zu können, ihre eigene Bequemlichkeit, etwas wie Dank für den Spender, der mit allen Fasern seines Herzens an ihr hängt, zusammen mit jener warnenden Erinnerung, ließen selbst den Gedanken an ein neues Abenteuer nicht aufkommen, bis ihr Bétheuil entgegentritt. Die eigenartige Kleinkunst Donnays markiert fich nach ein paar wibig- charakteristischen Gesellschaftsbildern dann sofort in der Werbeszene des ersten Attes. Vétheuil plaudert mit einer so bestechenden Liebenswürdigkeit, er gewinnt durch die Beweglichkeit des Geistes in seinem Spott und dem verhüllt durch flingenden Akzent zärtlicher Schwärmerei einen Reiz, daß man die Macht, die er auf Jamine ausübt, selbst nachempfindet. Im zweiten Aft erreicht das Stück den Höhepunkt. Wie Jamine den armen demütig liebenden Grafen nachts aus dem Zimmer drängt, um Bétheuil einzulassen, das jähe Durcheinander von hingebendem Gefühl und sinnlos eifersüchtiger Anklage- das ist mit überraschend feiner Nüancierung durchgeführt.
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Wie er als eine der tragenden und hervorragenden Gestalten in unserer Literatur steht, so steht er mit diesem Wort in unserer Kultur. Und wie er in vergangenen Zeiten stand, wird er in künftigen stehen, gleichwie er in der gegenwärtigen steht: eine Personifikation in einem lebendigen Charakter, ein Typus in einem individuellen Menschen. Die Entwickelung schreitet weiter und wirft ihn nieder. Und dann ist in dem Drama die Tragödie des Weibes. Der Titel sagt es schon. Die Tragödie der doppelten Moral, in der die Männermoral die Weltordnung beherrscht und sich immer ein Recht einzureden weiß. Die Tragödie des fitt lichen Makels vor der Welt der„ Gefallenen ". ,, Darüber kommt kein Mann". Man muß sich hüten, dies Wort auf Hebbel zu werfen. wir fangen schon an, es nicht mehr zu begreifen. Hier aber ist diese ganze einseitige Moral damit zusammengefaßt und furchtbar getroffen. Und das Gewaltige ist: während der Dichter aus diefer Moral heraus alles Leid, alle Qual auf ein Weib häuft und alle Last ihres Geschlechts auf sie legt, wächst der Egoismus des Alten riesenhaft darüber empor und schüßt, ohne daß er es weiß, dieſes mißbräuchliche Sittlichkeitsrecht mit seinen großen Händen, und leise läßt er sie sinken und erdrückt sein Kind mit ihnen. Aus diesem großen Sinn wachsen die Forderungen an die Darsteller. Adolf Klein gab den Meister Anton, packend, stark, fest, mehr den Charakter als den Typus, in einer hervorragenden Leistung, die den Künstler ehrt. Elise Pant- Steinert gab in Klara das Weib, Sie begrenzte ihre Aufgabe in dem Leidenden dieses Mädchen, und sie wirkte damit zu einer tiefen Rührung, die mehr das Mitleid als die tragische Zerschmetterung auslöfte. Sie fand Herzenstöne. Die übrigen Rollen wurden angemessen gespielt, z sehr Bühnengestalt Leonhard, nicht gut war der Bruder. Die Juizenierung durch Adolf Steinert ist zu loben. Ein paar Verschleppungen im ersten und letzten Aft, aber ein gutes Ganzes.
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Humoristisches.
hz.
Jamines Ahnung trog nicht; wieder macht die Leidenschaft fie zur willenlosen Beute leerer Einbildungen. Sie möchte den Mann am liebsten abtrennen von aller Welt, nur damit er nicht andere schöne Frauen zu Gesicht bekommt. Sie bebt in ewiger Erregung, ihr zu verlieren und spürt gar nicht, daß die gehässige Borniest heit ihrer Anklagen ihn sicher von ihr entfernen muß. Als er, den selbst die Eifersucht auf den Grafen verzehrt, der entnervenden Last dieser Liebe endlich zu entfliehen sucht, erobert sie ihn noch einmal mit einem Tränenstrom zurück. Aber nun, da sie selber beruhigter erGuter.Rat. Patient: Bei Ihnen werden ja wohl scheint, wirkt das Falsche der ganzen Situation zerstörend. Je auch unentgeltlich Zähne gezogen? Diener( vertraulich): Ja, aber wenn ich Ihnen einen guten tiefer er sie liebt, um so widerwärtiger muß er den fortgesetzten Betrug am Grafen empfinden. Sie aber scheut vor dem Bruch mit Rat geben soll... zahl'n Sie's lieber! ihrem Wohltäter zurück. Den Grafen täuschen, ist nicht böse, weil er es ja doch nicht merkt, aber ihm den Schmerz des Abschieds zu bereiten, das wäre schändlicher Undank! Und dann, Vétheuil ist auch nicht reich genug, sie braucht die Rente für die Tochter! Nach ein paar Wochen stillen Liebesglückes in Italien , reißt er sich, da sie auf ihrer Weigerung beharrt, von der Jammernden los; und als die beiden nach langer Zeit bei einem Pariser Halbweltfeste der Zufall wieder zusammenführt, da zeigt sichs, daß die Wunden gar nicht so lange geblutet haben. Jamine, das herrliche Weib", wird ihren Grafen heiraten und Vétheuil, wenigstens versichert es der Autor, sich aus der schwülen Alfovenatmosphäre in ein tätiges Leben retten. Fern von Paris wf seiner Reise um die Welt hat er zum ersten Male Männer von anderem Schlage als die galanten faulenzenden Pflastertreter kennen gelernt.
dt.
In einer sächsischen Volksschule. Der Herr Schulinspektor revidiert in einer sächsischen Volksschule und ruft einen Jungen auf:" Wandle mal das Zeitwort Haben" ab!" Prompt ertönt von den Lippen des Kleinen:„ Ich habe, du hast, er hat, da hammersch, da habt ersch, da hann ses!"
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Notizen.
( ,, Lustige Blätter".)
May Grube, der bisherige Oberregisseur des SchauspielHauses, hat am 1. Januar einen neumonatlichen Urlaub angetreten, aus dem er nicht mehr an die fgl. Bühne zurückkehren wird. An Die Aufführung brachte alle Feinheiten glücklich zur Geltung. feine Stelle ist, als Direttor des föniglichen SchauHelene Fehdmer in der Rolle Henriettes war ebenso über- spiels, der 64 jährige Ludwig Varna y berufen worden. zeugend in der Leidenschaft, wie in der abgestillten, fast heiteren Rosa Bertens ist für die Titelrolle in der Resignation der letzten Szenen. Steinrüd gab der obenhin Antigone" des Sophocles , die im Februar im Kleinen sfizzierten Figur des Grafen ein ganz individuelles und wirksames Theater in Szene gehen wird, gewonnen worden. Gepräge. Die interessanteste Leistung war der Vétheuil WinterDie erste Urpremiere des Schauspielhauses in steins. Ging ihm die salonmäßige Korrektheit der Bewegungen Düsseldorf wird das vieraftige Lustspiel Eine Nachtin ab, so fiel das neben der herzlichen echten Liebenswürdigkeit, die Florenz " von Paul Ernst sein. sein ganzes Wesen atmete, kaum ins Gewicht. Unter den Episoden- Die Deutsche Jahrhundertausstellung in der vollen stand das naib leichtsinnige Dämchen Lucie Höflichs Nationalgalerie wird Mitte Januar eröffnet. an allererster Stelle. Preise für Erfinder. Das Komitee der im Jahre 1906 Freie Voltsbühne: Maria Magdalena ". Ein in Mailand stattfindenden Ausstellung hat mehrere interbürgerliches Trauerspiel von Friedrich Hebbel . Es ist ein un- nationale Preisbewerbe ausgeschrieben. Die größten sind: bedingtes Verdienst der Vereinsleitung, den Mitgliedern diefes starte ein Preis von 10 000 Frank für diejenige Verfahrungsweise, beMeisterdrama Hebbels vermittelt zu haben. Mit welcher Straft ist ziehungsweise diejenige in der Arbeitshalle im Gange vorgeführte dieses zerschmetternde Drama gemauert! Mit welcher Sorgfalt und Härte ist seine Tragik aufgebaut, mit welcher Festigkeit sind seine Gestalten gemeißelt! Man hört die Hammerschläge, man spürt das Material erzittern. Und man erzittert mit. Vielleicht in keinem Drama mehr nimmt man so teil an dem Gestaltungsprozeß des Tragischen. Und hat auch manches der Zeit den Tribut zahlen müssen, erscheint es uns gebäuft, gewaltsam, wie groß triumphiert das Ganze über das Einzelne, wie ragt das Dauernde über das Bergängliche empor!
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Ein bürgerliches Trauerspiel- und das Trauerspiel des Bürgertums. Sehen wir vom besonderen Geschehen ab, sehen
Maschine, die den Charakter der Neuheit hat und die größtmöglichen Borteile für die Produktion und den Volkswohlstand zu bieten gegeeignet wäre; ein Preis von 5000 Frank für den Erfinder eines einfachen, handlichen und billigen Apparats, der geeignet ist, bei Arbeiten und Reparaturen von elektrischen Stromleitungen das Vorhandensein von Starkstrom anzuzeigen; weiter ein Preis von 5000 Frank für die Erfindung einer neuen Waggonfuppelung, die jede Gefährdung des Verschiebepersonals in Bufunft ausschließen soll.
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