Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 7.
7)
Schwärmer.
Donnerstag, den 11. Januar.
( Nachdrud verboten.)
Autorisierte Uebersehung von Hermann Kiy. Hier steht zweimal hintereinander Straußenfeder. weiß nicht, ob es Absicht ist?"
Ich " Zweimal?" sagte sie. Lassen Sie mal sehen. Herr Gott , Sie haben recht. Leihen Sie mir doch bitte eine Feder." Während sie den Handschuh abzog und schrieb, sprach sie weiter:„ Es ist an einen Kaufmann in der Stadt, der hätte mich sicherlich ausgelacht. Jetzt ist es wohl gut so?" " Jezt ist es gut so."
"
" Und Sie sind immer noch hier," sagte sie und blieb auf dem Stuhle figen." Jahraus, jahrein finde ich Sie hier." Rolandsen wußte wohl, was er tat, wenn er sich nicht von dieser Station fortmeldete und sich um eine andere Stelle bewarb. Da mußte wohl etwas sein, was ihn hier festhielt all die Jahre.
etwas besser?"..
rgendwo muß man ja sein," antwortete er. " Sie könnten nach Rosengaard kommen. Da ist es wohl Doch eine ganz schwache Röte ergoß sich über ihre Wangen, so daß sie vielleicht wünschte, es nicht gesagt zu haben. So eine große Station würde ich nicht bekommen." ,, Nein, Sie sind wohl noch zu jung."
Er lächelte ein kleines armseliges Lächeln:„ Jedenfalls ist es liebenswürdig von Ihnen, zu glauben, daß das der Grund ist."
Wenn Sie zu uns herüberkämen, wir sind ja ein wenig mehr Menschen dort. Doktors, die nebenan wohnen, und der Buchhalter und alle Gehülfen aus dem Kramladen. Und dann kommen immer allerhand wunderliche Schiffer und solche Leute ans Land."
Kapitän Henriffen von dem Küstenboot? dachte Rolandsen.
Was wurde denn eigentlich bezweckt mit diesem Uebermaß von Gnade? War Rolandsen plötzlich seit gestern ein anderer Kerl geworden? Er wußte ja, daß seine törichte Vernarrtheit durch und durch hoffnungslos war, dazu war also nichts mehr zu bemerken. Als sie ging, reichte sie ihm die Hand, und sie hatte unterlassen, erst den Handschuh anzuziehen. Es zischelte von Seide, als sie die Stufen hinunterfegte.
Und Rolandsen setzte sich an den Tisch hinein, abgerackert und niedergebeugt wie er war, und schickte die Telegramme fort. Tausend wundervolle Gefühle durchströmten seine Brust, die Wärme dieser samtenen Hand war in ihn gefahren. Wenn man es recht bedachte, so war es auch nicht gar so jämmerlich um ihn bestellt, die Erfindung konnte schweres Geld einbringen, wenn er nur die dreihundert Taler bekäme. Er war ein bankrotter Millionär. Aber eines Tages könnte er ja doch einen Ausweg finden.
Die Pfarrersfrau kant, sie wollte ihrem Vater telegraphieren. Der vorige Besuch hatte Rolandsen aufgerichtet, er fühlte sich nicht mehr als Taugenichts, sondern als großer Herr, er sprach etwas mit der Frau Pfarrer, wechselte ein paar allgemeine Redensarten mit ihr. Auch die Frau blieb länger, als absolut notwendig war, sie bat ihn, im Pfarrhofe vorzusprechen.
Am Abend traf er die Pfarrersfrau wieder auf dem Wege unterhalb der Station, und sie ging nicht weiter, sondern blieb stehen, und ein Gespräch entspann sich. Sie mußte wohl eigentlich nichts dagegen haben, da sie stehen blieb. ,, Sie spielen ja Gitarre," sagte sie.
1906
im Wege festhielt; es konnte doch sein, daß jemand um die Zeit vorbeispazierte. Es war ja früher auch geschehen. Und wenn die Frau wenig Zeit gehabt hätte, so wäre sie jetzt übel daran gewesen, sie fingen wieder an, miteinander zu sprechen, und eine lange Weile verging. Er sprach anders als ihr Mann, der Pfarrer; es flang, als käme es aus einem ganz anderen Himmelsstrich, und wenn er sich in seinen herrlichsten Phrasen sonnte, so rundeten ihre Augen sich wie die Augen eines lauschenden Mädchens..
" Ja, ja, Gott sei mit Ihnen!" sagte sie, als sie ging. ,, Das ist er wohl auch," antwortete er.
Sie stuzte. Sind Sie dessen so sicher? Wieso?" Schöpfung; doch das kann ja nichts Großes sein, Gott zu „ Er hat ja Grund dazu. Gewiß ist er Gott über alle spielen über Tiere und Berge. Wir Menschen erst machen ihn wirklich zu dem, was er ist. Warum also sollte er nicht mit uns sein?"
Und nachdem er diese prächtige Rede in die Welt gesetzt hatte, sah Rolandsen ganz zufrieden aus. Die Pfarrersfrau dachte über ihn nach, als sie ging. Oho, der kleine Wulst, den er auf den Schultern trug, hatte jene große Erfindung nicht zufällig gemacht.
selbst den Anker von den Schuppen heraufgetragen; er machte feinen Umweg mit seiner Last, sondern trug sie mitten am hellichten Tage unter seinem starken Arm. So beherzt war er. Und nun fam eine Zeit, wo Rolandsen sich für all sein Mißgeschick entschädigte. Und Nächte gab es, in denen er auftrat und allerwegen den regierenden Herrn spielte, in denen er gründlich aufräumte und die Passage unwegsam machte für die fremden Watenfischer, die in gebührender Weise den Mädchen nachstellten:
Aber nun war der Kognak gekommen. Rolandsen hatte
Eines Sonntags erschien eine Watenmannschaft in der Kirche, die Leute waren sämtlich angetrunken. Nach dem Gottesdienst trieben sie sich auf dem Wege herum und fuhren nicht an Bord zurück; sie hatten Branntwein mit, tranfen sich immer munterer und belästigten die Passanten. Oben am Wege hatte der Pfarrer mit ihnen geredet, aber nichts ausgerichtet; später war der Vogt gekommen, und der hatte die Müße mit dem Goldrand auf. Da waren einige von den Leuten an Bord gegangen, aber drei Mann, unter ihnen der große Ulrich, hatten nicht weichen wollen. Es sollte bemerkt werden, daß sie am Lande waren, riefen sie, die Mädchen gehörten ihnen. Sie hatten Ulrich in ihrer Mitte, und Ulrich war bekannt von den Lofoten und von Finnmarken her. Man folle nur kommen!
Es sammelten sich viele Bewohner des Kirchspiels an, sie standen in einiger Entfernung auf dem Wege oder lagen zwischen den Bäumen im Walde, je nachdem sie Mut im Herzen trugen, und sahen begierig dem großen Ulrich zu, wenn er seine Sprünge machte.
"
,, Nun bitt' ich Euch, an Bord zu gehen," sagt der Vogt. Sonst muß ich anders mit Euch reden."
„ Machen Sie, daß Sie nach Hause kommen mit der Müße da," antwortet Ulrich.
Der Vogt erwog, ob er ein paar Leute mitnehmen und den Verrückten fesseln solle.
Hüte Dich nur vor Widerseßlichkeit gegen mich, wenn ich meine Amtsmüße auf dem Kopf habe," sagt der Vogt.
Da lachten Ulrich und seine Kameraden, daß ihnen übek wurde und sie sich den Bauch halten mußten. Ein dreister Fischerbursch ging vorbei, er bekam einen Stoß mit dem Stopfe und wurde übel zugerichtet. Ulrich sagte:„ Der Nächste jetzt!"
,, Einen Fesselriemen!" schrie der Vogt, als er Blut sah. Ein paar von Euch sollen hinspringen und einen Riemen
" Ja. Warten Sie ein wenig, dann sollen Sie hören, holen. Er muß in Gewahrsam." was ich kann."
Und Rolandsen ging, die Gitarre zu holen.
Die Frau wartete. Sie hatte wohl eigentlich nichts dagegen, da sie wartete.
Rolandsen sang ihr etwas vor von seiner Herzallerliebsten und einem Freunde so treu wie Gold, und mit den Liedern war es nicht viel, aber seine Stimme war groß und schön. Rolandsen hatte seine Absicht dabei, wenn er die Frau mitten
,, Wie viele seid Ihr?" fragte Ulrich, der Unüberwindliche. Und wieder wurden die drei Fremden krank vor Lachen.
Aber jetzt kam der große Nolandsen oben den Weg entlang, und er ging gemächlich und schlürfenden Schrittes und hatte glasige Augen. Er war auf seiner gewohnten Runde. Er grüßte den Vogt und nahm einen festen Standpunkt ein. Da ist Rolandsen!" rief Ulrich." Wollt Ihr Rolandsen sehen, Burschen!".