Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 10.

10]

Schwärmer.

Dienstag, den 16. Januar.

( Nachdruck verboten.)

Roman von Knut Hamsun . Autorisierte Uebersehung von Hermann Kit

Das Gras auf den Wiesen war jetzt da, und der Wald war belaubt, milde Nächte weilten über dem Lande. Die Bucht lag leer, alle Watenfischer waren fortgezogen, und

Macks Schuten waren mit Heringen nach dem Süden ge­fahren. Es war Sommer.

1906

Sie sah aus, als wollte sie ans Land waten. Dann fing fie an, aus Leibeskräften zum Walde hin zu winken. Und das Boot verschwand hinter der Landzunge.

Rolandsen ging durch den Wald nach Hause, wie er es in der legten Zeit zu tun pflegte; aber oberhalb der Pfarrhof­hecke suchte er unten den Weg wieder auf und folgte ihm. zu tun, als das Resultat zu erwarten. Nun würde es nicht Siehe da, alle Gummiproben waren versandt, er hatte nichts mehr lange dauern. Und vor lauter guter Laune knipste er im Gehen mit den Fingern.

Ein Stück vor ihm saß des Küsters Olga auf einem Stein

Das strahlende Wetter rief des Sonntags Kirchgänger am Wege. Was hatte sie da zu suchen? Rolandsen über­in Scharen herbei, viel Volk strömte herzu, zu Wasser und legte: fie kommt aus dem Kramladen, und jetzt wartet sie zu Lande, und darunter waren Schiffer aus Bergen und die beiden unzertrennlich geworden? Auch fie setzte sich nieder auf jemand. Kurz darauf kam Elise Mack. Soso, waren Haugesund , die mit ihren Jachten längs der Berge lagen und und schien zu warten. Wir wollen die Damen bezaubern mit Klippfische trockneten. Jahraus, jahrein kamen sie wieder Gefnidtsein und in die Erde sinken, sagte Rolandsen zu fich und wurden an Ort und Stelle alt. An der Kirchtür traten selbst. Und er sputete sich in den Wald hinein. Doch unter fie in vollem Butz auf, in farbigen Hemden aus seinem sattun feinen Füßen knackte das trockene Reisig, seine Schritte und mit Uhrketten von Haaren über der Brust; sogar Gold- waren zu hören, es war eine verfehlte Flucht, und er gab sie ringe trugen einige in den Ohren, und sie brachten Leben auf. Vielleicht könnte man sich wieder auf den Weg begeben, und Farbe unter die Kirchgänger. Aber das trockne Wetter dachte er, wir wollen sie nicht allzu sehr bezaubern. Und er war auch der Grund, daß man von einem betrüblichen Waid- dachte er, wir wollen sie nicht allzu sehr bezaubern. Und er brande von drinnen aus den Fjorden hörte, die Sommer­trat auf den Weg hinaus. wärme schaffte nicht immer nur Gutes.

Enoch hatte sein Amt angetreten und war des Pfarrers Gehülfe in ernster Gründlichkeit mit einem Tuch um die Ohren. Das junge Wolf weidete sich an diesem Anblick, ältere Leute aber nahmen Aergernis daran, daß die Chortür durch einen Affen von Menschen entheiligt werde, und sie gingen zum Pfarrer hinein mit einem Anfinnen um Abhülfe. Konnte Enoch sich die Ohren nicht mit Baumwolle ver­stopfen? Aber Enoch antwortete dem Pfarrer, daß er die Ohrenbinde nicht entbehren fönne und all der Gicht willen, die in seinem Schädel hause. Da hatte der verabschiedete Gehülfe Levion eine schadenfrohe Lache über seinen Ersatz­mann Enoch angeschlagen und geäußert, es müsse einem doch recht warm machen, jetzt am Tage eine Ohrenbinde zu tragen. Der Lump Levion hatte seit seiner Erniedrigung nicht abgelassen, seinen Nachfolger Enoch mit seinem Neide zu ver­folgen. Keine Nacht konnte er draußen sein und Flundern stechen, ohne daß er sich gerade vor Enoch Strand niederließ und den Flunder stach, den zu fangen Enoch der Nächste war. Und brauchte er ein Bootsteep oder Material für ein Desfaß, so mußte er es ausgerechnet in Enochs Fichtenwald unten am Meere aufstöbern.

Es wurde bald ruchbar, daß Jungfer van Loos mit ihrem Verlobten gebrochen hatte und um der großen Schande willen unverzüglich den Pfarrhof verlassen würde. Kaufmann Mack mochte den verlorenen Telegraphisten bedauern, und er be­Schloß, einen fleinen Versuch zu machen, ob sich der Bruch nicht heilen lasse. Eigenhändig nahm er Rolandsens Ge­ständnis von dem Heckenpfahl herunter und äußerte, es sei überhaupt gegen seinen Willen da oben angebracht worden. Darauf begab er sich zum Pfarrhof hinunter. Mad hatte qut wohlwollend sein, er hatte schon von dem überwältigenden Eindruck gehört, den seine Behandlung des Diebes auf die Leute gemacht hatte, jetzt grüßten sie ihn alle wieder wie in alten Tagen, ja, achteten ihn höher als je. Es gab doch nur einen Mack an der ganzen Rüste!.

Aber ein Gang zum Pfarrhof war zwecklos. Jungfer van Loos weinte vor Nührung, daß Mad in eigener Person erschien; aber das sollte keiner fertig bringen, daß sie nun alles wieder vergessen sein ließe mit Rolandien, nie im Leben sollte das geschehen. Mad gewann den Eindruck, daß der Pfarrer hinter dieser bestimmten Aussage stünde.

Als die Jungfer sich zu den Bootsschuppen hinunter begab, begleiteten sie der Pfarrer und seine Frau. Beide wünschten ihr eine glückliche Reise und sahen sie ins Boot steigen. Gott , nun bin ich sicher, daß er da oben im Walde liegt und alles bereut," sagte Jungfer van Loos und zog ihr Taschentuch.

Das Boot stieß ab und unter kräftigen Ruderschlägen glitt es von dannen.

Da seh ich ihn," schrie die Jungfer und erhob sich halb.

Aber es war jetzt doch ein gewagter Schritt, von An­gesicht zu Angesicht mit Elise Mac zusammenzutreffen. Sein Herz flopfte in schwerfälligen Schlägen, eine warme Welle durchflutete ihn, und er blieb stehen. Vorher schon hatte er nichts erreicht, und später war eine große Missetat hinzu­gekommen. Rückwärts gehend zog er sich wieder in den Wald zurück. Wäre er nur schon wohlbehalten über diese Rodung weg, so würde das Reifig aufhören und das Heidekraut be­ginnen. Er nahm die Rodung in ein paar Sprüngen und war erlöst. Plötzlich blieb er stehen. Was zum Kudud ließ ihn hier herumhüpfen? War er nicht Ove Rolandsen? Trokig fehrte er über die Rodung zurück und stampfte auf dem Reisig umher, so viel er Lust hatte.

Als er auf den Weg hinunterfam, sah er, daß die Damen noch an demselben Fled saßen. Sie plauderten, und Elise bohrte mit dem Regenschirm in der Erde. Wieder stand Rolandsen still. Es gibt feine vorsichtigeren Menschen als die Waghälse. Ich bin ja ein Dieb, dachte er; wie kann ich die Frechheit haben, mich zu zeigen? Soll ich denn grüßen und von den Damen ein Kopfniden erzwingen? Und noch einmal glitt er in den Wald hinein. Ein großer Narr war er, daß er noch immer ging und Gefühle hatte; hatte er nicht an andere Dinge zu denken? In ein paar Monaten oder so würde er ein reicher Mann sein; fort mit den Liebeleien! Und er machte fich auf den Heimweg.

Sollte man glauben, daß sie noch da saßen? Er fehrte um und spähte aus. Friedrich war dazugekommen, alle drei famen sie ihm nun entgegen. Er stürmte zurück, das Herz schlug ihm bis zum Halse hinauf. Wenn sie ihn nur nicht gesehen hatten! Sie bleiben stehen, er hört Friedrich sagen: Pit, mir ist, als hörte ich einen im Wald."" Es wird nichts sein," antwortete Elise.

Und vielleicht sagte sie es nur, weil sie ihn gesehen hatte! dachte Rolandsen. Ihm wurde falt und bitter ums Herz. Natürlich war er nichts, noch nicht; aber wir wollen uns wieder sprechen in zwei Monaten! Und was war sie selbst? Eine Jungfrau Maria aus Eisenblech, die Tochter des bekannten Lutheraners auf Rosengaard. Friede sei mit dir!

Auf dem Dache der Station stand ein Wetterhahn auf seiner Eisenstange. Rolandsen kam nach Hause, stieg auf das Dach und brachte der Eisenstange mit eigenen Händen einen Knacks bei; der Hahn krümmte sich hintenüber, es sah aus, als ob er krähe. Und so sollte er stehen. So war es recht.

11.

Nun ist die Zeit, wo träge Tage anbrechen für die Leute: nur den kleinen Fischfang für den Hausbedarf betreiben sie in sonnenwarmen Nächten als winzigen Ersaz. Brombeeren und Kartoffeln wachsen, und das Wiesengras wellt sich, jedes Haus hat Ueberfluß an Heringen, und Kühe und Ziegen geben eimerweise Milch und bleiben doch feist und fett.

Mad und seine Tochter Elise sind nach Hause gereist,