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blieben. Die Mariann, die mit großem Staunen ihren Ka- Jaufweist, nie ermüdend. Endlich einmal befinnt sich die Berliner meraden an Weisheit wachsen sah, machte sich die Sache leicht und schrieb einfach ab, was auf seiner Schiefertafel stand.
Der Tod der Doßheimern warf auf diese sonnenhellen Tage einen dunklen Schatten. Die Unermüdliche hatte sich auf dem Feld erkältet, und ein trockener Husten zerriß ihr die Brust. Der Säuhirtekarl, der ein halber Doktor Eisenbart war, wandte verschiedene Mittel an. Als die nichts fruchteten, fagte er:„ Ich hab's gleich gewußt, so ein trockener Husten is dem Tod sein Trompeter." Ein paar Wochen schleppte sich die Bäuerin hin, dann wurde sie bettlägerig. Jetzt erst rief man den Arzt aus der Kreisstadt. Der schimpfte: Immer die alte Geschichte bei Euch Bauern. Wenn's zu spät ist, soll ich helfen." Rasch nahmen die Kräfte der Kranken ab. Gines Abends litt sie so schrecklich unter ihrer Atemnot, daß es der Bauer nicht mehr mit ansehen konnte. Da ließ er den alten Bickelmaier kommen. Der sprach ein„ Gesan"*), worauf die Doßheimern sanft verschied.
Bei Tagesanbruch holte ein Bote die Totenfrau, daß sie ihres Amtes walte. Ehe die Horlig ihre Hütte verließ, trat fie an das Lager des Fried, rüttelte ihn aus dem Schlaf und rief:„ Daß Du Dich heut net unterstehst, ins Doßheimers zu gehn." Der Bub schlüpfte schnell in die Hosen und schlich der Mutter nach.
In der Edstube beim Bernhard Dozheimer lag die Bäuerin im Himmelbett, und ihr Gesicht war weiß wie Linnen. Menschen gingen aus und ein. Und der Doßheimer raufte fich das Haar und schrie:„ Womit hab ich das verdient?"
Der Fried stieg die Treppe hinauf, die Mariann zu suchen. Die hatte sich in ihr Bett verkrochen. Als sie den Gespielen bemerkte, schob sie die Decke zurück und sagte unter heißen Tränen: Fried, die Mutter is tot."
wundert.
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Ei' s steht in unserm Gebetbuch deheim," versette der Fried. Nun war die Mariann beruhigt. Und der Fried wich nicht von ihrer Seite und war liebreich zu ihr und gut.
Die Bäuerin lag noch kein halbes Jahr unter der Erde, da redeten Verwandte und Bekannte in den Witmann hinein, er solle wieder heiraten. Er sei das seinem Kind schuldig. Und nicht zu vergessen: wo eine Frau wirtschafte, wachse der Speck am Balken. Der Doßheimer sette allen Ratschlägen und Ermahnungen ein hebarrliches Nein entgegen und blieb für sich.
Galerie, die seit langem in so üblem Ruf stand, auf die Aufgabe, die ihr ihrer Stellung und Bedeutung gemäß gegeben ist. Endlich eirmal ein Versuch, hinter den anderen, modernen Galerien des Reichs nicht zurückzustehen. Kunsttendenzen, die offiziell in Berlin gelten, der Versuch gemacht Besonders ist zu bemerken, daß, entgegen den reaktionären worden ist, die schönen und wertvollen Objekte in ein geschmackvolles Milieu zu stellen. Dieser Verfuch, einen würdigen Hintergrund zu schaffen, ist gelungen. Zu diesem Zwed hat es sich die alte Galerie gefallen lassen müssen, sich im Innern ein ganz neues Gewand anziehen zu lassen. Das Uebermaß an Architektur und Wandschmuck, das sonst so störend wirkte und ablentie, ist verschwunden. Große einheitliche Flächen zeigen die Wände, die mit Stoff bespannt find. Ruhe verbreiten diese diskret getönten Flächen, die nur der ornamentalen Gliederung wegen einen leichten Linienschmud erhielten. Am kräftigsten sind die dekorativen Atzente unten im ersten Stock. Da ist durch die Bespannung der Wände mit braungelbem Stoff, der oben breit und ecig abschließt, eine neue Architektur geschaffen. Das Mittelrondell, von dem sternförmig die kleinen Kabinette abgehen, ist durch ein Gitterwerf weißer Holzstäbe, die fich in Biereden schneiden, ein Arrangement, das sich bis zur Dede hinaufzieht, außerordentlich luftig gehalten und macht zu fammen mit dem grünen Hintergrund einen modernen, beinahe wienerischen Eindruck. Sehr gut wirkt auch der erste Stock( die früberen Corneliusfäle), der mit grauem Stoff bespannt ist, den sparsames Linienornament in Gold schmüdt. In richtiger Erfenntnis wurde so der Eindrud immer auf die Bilder gesammelt. Es lenft nichts ab. Nur in seltenen Ausnahmen begegnen wir einem plastischen Wert. Es dominiert das Bild, und alles ist getan werden, ihm die Wirkung zu sichern.
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Die Reihenfolge richtet sich nach historischen Gesichtspunkten. Sie beginnt mit dem zweiten Stod. Dennoch ist es gelungen, die treckene Aufeinanderfolge abwechselungsvoll zu gestalten. Zu diesem Zwed empfängt den Besucher beim Eintritt nicht eine endlose Zahl fleinerer Geister, sondern es sind die großen Künstler, von denen Deine Mutter is alleweil im Himmel," tröstete er fie, jeder einen Raum für sich hat, die ihn begrüßen. So vorbereitet, ,, da tun sie ihr ein weiß Kleid an. Und sie kriegt eine Kron geht man willig den einzelnen Richtungen nach, die in der Kunst auf von lauter Gold. Und der Herr Jesus führt sie zum nebeneinander laufen, sich durchkreuzen, lokal bedingt sind und nicht lieben Gott seinem Thron. Da stehn alle heiligen Engel so allgemeine Geltung haben. Jedes Bild ist mit Namen, Titel und singen. Gleich singt Deine Mutter mit und is seelenfroh." Wert darauf gelegt wurde, die charakteristischen Gruppen zuſammenund Jahreszahl versehen, so daß eine Orientierung leicht ist, zumal Woher weißt Du dann das?" fragte die Mariann ver- zubringen. Und meist dominiert auch in den Kabinetten entweder ber- Wert ein Künstler oder es geht durch die Haltung des Ganzen ein gemeinfamer Bug. Mit außerordentlichem Geschick ist die Maffe( es find wohl an tausend Bilder, die aus allen Teilen des Reichs zusammen gebracht worden sind, aus Galerien und Privatbefit) einheitlich gegliedert. So sehen wir die Zentren des Kunststrebens in den Jahren 1775-1875, Düsseldorf , Hamburg , Berlin , Wien , München , Andererseits kommen die Größen zu einer markanten, gesammelten Weimar , und jede Schule zeigt sorgfältig ausgewählte Vertretung. Darstellung ihres Schaffens. Eine wirkliche Ueberraschung für weite Streise wird Feuerbach sein. Wir erhalten hier die Bestätigung, daß er zu den ganz großen Künstlern gehörte, deren Reichtum uns mit höchster Freude erfüllt. Wie ein Leitmotiv zieht sich sein Schaffen durch die ganze Galerie. Ueberall begegnen wir seinen Werfen, er hat einen Raum für sich, er füllt das Treppenhaus, und jedes Werk ist eine Schönheit. Er ging an der Enge und Kleinheit seiner Mitwelt zugrunde. Jezt aber kann ein jeder sehen, wie unbeirrt dieser Pfadfucher in der Kunst seinen weg ging. Einen anderen, der ebenso einsam war, werden viele hier zum erstenmal sehen, Marées, dessen Werke sonst in dem stillen Schleißheim bei München hängen. Es ist schade, daß ihm nicht ein größerer Raum zugebilligt worden ist. Denn er ist noch weniger gekannt als Feuerbach. Nicht annähernd ist der große Eindruck erreicht, den die monumentalen, dekorativen Gemälde, in denen ein ganz neuer Stil sich zeigt, in dem alten Schloß zu Schleißheim hervorrufen. Immerhin sieht der Besucher gleich beim Eintritt rechts bedeutsame Proben seines Schaffens. Dann kommt Feuerbach, wie erwähnt, und Böcklin schließt sich mit drei Kabinetten an. Thoma, Trübner, Leibl, Schuch haben je einen Raum( Leibl fogar zwei) für sich. Lenbach und Tefregger schließen sich an ( Lenbach ist spärlich vertreten; die Ausstellungen des vorigen Jahres in München zeigten viele eigenartige Proben aus den frühen Jahren des Anfangs, als Lenbach noch nicht der Porträtmaler berühmter" Leute war). Mit Liebermann schließen die Näume des ersten Stods ab.
Die Mariann, im Kindesalter mutterlos, gelangte zu früher Selbständigkeit. Wenn der Vater auf dem Feld war, hatte sie die Aufsicht im Haus, und ihrem scharfen Blick entging so leicht nichts. Knechte und Mägde begegneten ihr mit Respekt. Indessen war sie feineswegs stolz, und ihr treues Gemüt zeigte sich auch darin, daß der Fried nach wie vor ihr„ Allerbester" war.
( Fortsetzung folgt.)
Die deutsche Jahrhundert
Ausstellung
in der Nationalgalerie, die heute eröffnet wird, war seit Montag mittag den Vertretern der Presse zugänglich. Die Leitung der Ausstellung lag in den Händen der Galeriedirektoren Tschudi ( Berlin ), Reber( München ), Lichtwark ( Hamburg ), Seidlik( Dresden ), Regierungskommissar Dr. Schmidt. Vom 25. Januar ab ist die Ausstellung täglich von 10-4 Uhr geöffnet.
Im zweiten Stod fommen wir tiefer in die Vergangenheit zurüd. Die Corneliusfäle füllt die alte Münchener Schule. Das Arrangement ist übersichtlich und geschmackvoll. Die Ar- Namentlich landschaftlich bieten sie Gutes, entsprechend der schönen, beit war teine leichte. Es ist ein Material zusammengetragen, das farbig so reizvollen Umgebung Münchens . Gabriel Mag erinnert in dieser Reichhaltigkeit noch nie beisammen war, und in absehbarer daran, daß er Dinge gemalt hat, die man später über seinen schwächZeit nicht wieder zusammenkommen wird. Auf irgend welche außer- lichen Sachen vergaß. Danach zeigt sich uns die Berliner Schule fünstlerische Rüdichten ist nicht Bedacht genommen worden. Man mit vielen träftigen Porträte. Den Abschluß bilden die drei großen ficht fast kein Militärbild, und das Genremäßige, Anekdotenhafte Werke Mengels, das Flötenkonzert, die Tafelrunde Friedrichs II. erscheint nur da, wo es fünstlerisch behandelt worden ist. So ist und das Eisenwalzwerk. Die fich anschließenden Kabinette zeigen der Gang durch diese Säle( die ganze Nationalgalerie ist in Be- Menzel mit einer aparten Auswahl feinmalerischer Werke fleinen schlag genommen einschließlich dreier Räume des Neuen Museums ) Formates. Franz Krüger imponiert, Knaus gefällt, Geb= ein Genuß fondergleichen und, da jedes Bild fünstlerische Qualitäten hardt fesselt, Schrödter ergötzt. Waldmüller, der erst jüngst wieder Entdeckte, führt uns nach Bien. Mit Landschaften *) Zauberspruch. aus Pommern fällt Kaspar Friedrich auf. Lichiwark, der