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gram, fa fie verwünschte es. Troß der schlechten Behandlung. die ihm widerfuhr, betrug der Kleine sich musterhaft. Für jeden Muffel, den die Mutter ihm gab, hatte er ein dankbares Lächeln. Stundenlang lag er in seinem Bettchen allein und mudste sich nicht. Eines Tages erschien die dicke Seiberten von Rennerod und sprach, ihre Ehe sei nicht mit Kindern gesegnet, darum erbiete sie sich, den Fried an Kindes Statt anzunehmen, er solle es gut haben bei ihr. Da stieg der Horlig die Schamröte ins Geficht, und sie wies die Seiberten ab. Bon Stund an ließ sie ihrem Buben eine beffere Pflege angedeihen. Ihrem Charakter gemäß hätte sie am liebsten gleich dafür Gottes Lohn eingeheimst. In der Tat führte der Kalmud sie bald darauf zum Altar. Ihre Hoffnung aber, daß dieser als Ehemann jetzt ein anderes Leben beginnen werde, wurde zuschanden. Er blieb ein Tagedieb nach wie vor und überließ es seiner Frau, sich mit dem Buben durchzubringen. Der Fried schoß in die Höhe und gab sich rechtschaffen Mühe, seiner Mutter zu Gefallen zu leben. Mit der Zeit sah sie auch ein, was sie an ihm hatte, und sie hörte es gern, wenn der Lehrer Reiß und später der Meister Unberzagt ihn rühmten. Das erste Goldstück, das er in der Stadt verdiente, schickte er ihr. Sie zeigte es mit großem Stolz. Als er nun gar seine Werkstatt bei ihr aufschlug und sie der drückenden Sorge enthob, wurde sie weich wie Butter und sang sein Lied in allen Tonarten.
In dem Schneider Unverzagt hatte der Fried einen Lehrherrn gefunden, der sein Handwerk aus dem ff verstand. Während der Arbeitszeit hielt er unnachfichtig darauf, daß jeglicher seine Pflicht erfüllte. Kam aber die Feierstunde, verschwand der strenge Ausdruck aus seinem Gesicht, und er war die Gemütlichkeit selbst. Der Lehrer Reiß, der zu seiner Kundschaft gehörte, hatte ihm erzählt, welch guter Schüler der Fried gewesen sei. Daher glaubte er für die Weiterbildung seines Lehrbuben sorgen zu müssen. Dies tat er freilich nur in der Art, daß er ihm seine Geschichtsbücher zu lesen gab. An dem Tag, da der Fried sein Gesellenstück gemacht hatte, lud er ihn zu einer Lustbarkeit ein. Gegen Abend wanderte eine fröhliche Gesellschaft in den Stadtwald, just bis zu der Stelle, wo der Pfahlgraben, die römische Grenzwehr, den Forst durchquerte. Der Altgefelle legte ein Fäßchen auf, und die Meisterin pacte Brot, Schinken und Würste aus. Als die Feststimmung ihren Höhepunkt erreicht hatte, stieg Underzagt auf den Erdwall, sprach vom Schneiderhandwerk im allgemeinen, von dem neugebackenen Gesellen im besonderen und sprang dann ganz unvermittelt auf den Pfahlgraben über, deffen Bedeutung er den Festgenossen klarzumachen suchte. Er selbst sei an der Erforschung dieser merkwürdigen Befestigungslinie auch beteiligt, sofern er bei der Bloßlegung eines Kastells hülfreiche Hand geleistet und allerlei Münzen und Gefäße gefunden habe. Man sollte sich doch einmal vorstellen, wo man hier sei. Vielleicht hätten auf diesem Fleck Erde vor zweitausend Jahren Ratten und Römer gefämpft. Er fühle mit Stolz das Blut der alten Katten in seinen Adern rollen, des einzigen deutschen Völkerstamms, der heute nod, da seßhaft sei, wo seiner in der Geschichte zuerst er wähnt werde. Die Zuhörerschaft sah mit Bewunderung zu dem gelehrten Schneider hinauf und schrie begeistert:„ Er lebe hoch!" Auf dem Heimweg gaben dem jungen Schneidergesellen die Geister der Katten und Römer das Geleit.
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über hielt seine Baghaftigkeit nicht lange stand, und mit der Sorglosigkeit der Jugend, die an den nächsten Tag nicht denkt, gab er sich den Freuden seiner reinen Liebe hin. Die aus Lehmsteinen erbaute Hütte der Horlig enthielt vier Räume: den Flur auf dem in Ermangelung einer Küche der Sparherd" Plaz gefunden hatte, die Wohnstube, in der das Bett der Insassin und neuerdings auch die Nähmaschine ihres Buben stand, daneben ein Gelaß, das dem Fried als Schlafkammer diente, endlich den Bodem", wo der Kalmud nächtigte, wenn er einmal als Gast erschien. Nach seiner Rückkehr hatte der Fried das schadhafte Strohdach ausbessern und teilweise mit Ziegeln decken lassen. Auch der Verputz des Häuschens war erneuert worden, so daß das Ganze einen freundlichen Eindruck machte. Die Horlig war von Natur schmuddelig", dem Fried aber wäre es nicht möglich gewesen, in Unordnung und Schmuß zu schaffen. Die Wohnstube wurde frisch geweißt, abgenußtes oder gar zerbrochenes Hausgerät wurde durch neues ersetzt. Das alles durfte der Fried sich leisten, denn er hatte reichlich zu tun und verdiente schönes Geld.
Die Horlig war wieder so weit hergestellt, daß sie auf Stunden das Bett verlassen konnte. Eben hatte sie das Abendessen aufgetragen. Es gab Stampes") und der Fried langte tüchtig zu, denn er war mit einem schweren Back beladen, hungrig aus der Stadt gekommen. Als er sich gütlich getan, zündete er seine Pfeife an und blieb noch eine Weile sizen. Die Horlig räumte den Tisch ab und ließ sich dann auf ihrer Bettstatt nieder. Die Aehnlichkeit zwischen Mutter und Sohn war unverkennbar. Beide hatten die gleiche Gefichtsbildung, lichtblondes Haar und graublaue Augen. Der Fried trug das Schnurrbärtchen„ neumodisch" in die Höhe gezwirbelt. Die Horlig mit ihren zahnlosen Mund sah bedeutend älter aus, als sie in Wirklichkeit war. Was spricht der Unverzagt über seine Frau?" fragte die Horlig.
er
" Sie tät's net paden," antwortete der Fried. „ Ei was!"
"
Seit gest hat sie der Dokter aufgeben."
,, Das is ein harter Schlag für den Mann."
,, Das will ich meinen. Wann ihm die Frau stirbt, gibt das Geschäft an den Homeier ab und zieht bei seine Tochter nach Niederweisel ."
" No, dann schaffst Du für den Homeier."
,, Das is noch die Frag."
"
Warum?"
,, Ei, weil's ein Querschelfopf is."
" Du mußt Dich halt mit ihm vertragen."
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Das is gewiß, aber he gibt kein Fiffelchen aus'm Haus." Dernach arbeitst Du wieder in der Stadt."
Und Du?"
" Hoffentlich sein ich bald in der Reih und kann mir
helfen."
Die Aussicht, seine Mutter völlig genesen zu sehen, schien den Fried keineswegs heiter zu stimmen, denn er blickte mit zusammengezogenen Brauen vor sich hin. ( Fortseßung folgt.),
( Nachdruck verboten.)
Orientalische Schwänke.
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I.
Die Messela.
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Aus der Enge des Dorfes war der Fried in eine Umgebung gekommen, die seine Entwickelung aufs günstigste beeinflußte. Der Meister Unverzagt hatte seinen Leuten ein für allemal verboten, ihn mit seinem Vater, dem Kalmud, aufzuziehen, so daß er dieserhalb keine Kränkung erfuhr. Tennoch ließen ihn die Gedanken an seine traurige Herkunft nicht los. Zuzeiten konnte er allerdings auch lustig sein. Zur Zeit des Kalifen Harun- el- Reschid lebte so schreiben Eines Morgens fam er lachend in die Werkstatt und er- die gelehrten Bücher zu Bagdad ein junger Mann namens zählte, er habe im Traum auf seiner eigenen Hochzeit getanzt, Mohammed ibni Joris, bin Abbas, bin Dsman, bin Schafi aus dem und die Musikanten hätten dabei auf dem Kopf gestanden. Geschlechte der Abd- el- Menaf, den man später furzweg Jmam'i Schafi Laß die Mariann die Hochzeiterin gewesen, behielt er wohl- nannte. Diefer Imam'i Schafi war ein hörer des berühmten Mufti weislich für sich. Der Altgesell bemerkte, der Traum bedeute, Muslim und hatte von seinem greisen Meister gelernt, die Wissen daß bald jemand in der Familie sterbe. In dem Augenblick schaft über alles Gut der Erde zu stellen. öffnete sich die Tür, und der Bäderphilipp trat herein. Er hatte ein Kälbchen in die Stadt getrieben und brachte die Nochricht vom Unfall der Horlig.' s is Deine Mutter," sprach der Meister zu dem erbleichenden Fried ,,, mach Dich auf und tu Deine Schuldigkeit."
"
Mit der Stadt war's nun vorbei. Daheim hatte ihm die Jugendgespielin ihre Zuneigung bewahrt. Er war flug genug, die Schranke zu sehen, die ihn von der Tochter des Dogzheimer trennte. Aber dem Liebreiz der Mariann gegen
verwehrte ihm den Eintritt in das Waffer, wenn er nicht zuvor „ Eines Tages wollte Imam'i Schaft baden, doch der Badewärter einen Larin bezahle.
Imam 'i Schafi suchte in allen Falten des Gürtels, da er aber ein sehr fleißiger Schüler war, fand er nicht einmal einen Dinarbisti, geschweige denn einen Larin vor. Allein er geriet darum nicht in Verlegenheit. Weißt Du was," sagte er dem Badetvärter, ich gebe Dir statt
*). Sauerkraut mit Kartoffeln.
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