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und über dem Kohlenstaub den Kohlenrauch gänzlich vernachlässigte. I den Eßtopf. Auf den Löffeln und Gabeln blinkt so ein Strahl, Diese Vernachlässigung muß um so bedenklicher erscheinen, als jenes auf dem Handwerkzeug des Mittags, das die braunen Hände num dunkle Kulturerzeugnis, dem die niedergeschlagenen Bedenken ge- ebenso fleißig rühren wie vorher Säge und Art. Ja, Mutter ist golten hatten, nun aller wissenschaftlichen Kontrolle überhoben, in mit dem Essen gekommen und hat den Hundewagen gleich mitgebracht, boller Gemächlichkeit seine beherrschende Ausbreitung vollenden den Vater ihr am Abend mit einigen Spänen" gefüllt wieder zus fonnte. Wie nun, wenn sich herausstellen sollte und wichtig führen soll. Vorläufig sitzen fie in bunter Reihe um das flackernde genug sind die Gründe, die dafür sprechen! daß der Kohlenrauch, Feuer: Männer, Frauen und auch die Hunde, die auf einen jener unzertrennliche Begleiter fortschreitender Industrialisierung, Bissen harren. Zuweilen verschwindet ein Geficht in dem blauen weder als Heilmittel, wie vorübergehend der Aberglauben be- Dampfe, den das Feuer allen um die Köpfe treibt. Es riecht jett hauptete, noch auch als ein harmloses Etwas, wie die Sorglosigkeit auch im Waldbrenzlich, beißend; in niedrigen Schwaden zieh meinte, sondern als ein Giftstoff betrachtet werden müsse, dessen der Qualm durch das Unterholz, die ganze Gegend mit Rauchgeruch Konzentration( prozentische Anhäufung) in unserer Atmosphäre erfüllend. noch in ständiger Zunahme begriffen ist?
Dann müßten wir bekennen, daß wir jahrzehntelang wahnbefangen eine schauderhafte himmlische Brunnenvergiftung widerstandslos über uns haben ergehen lassen, und es bliebe uns gar nichts anderes übrig, als sofort und unter Dringlichkeit eine vollständige Umgestaltung unserer gesamten Fabriks- und Wohnungsgefehgebung vorzunehmen.
Es fann hier der Ort nicht sein, zu untersuchen, ob und intvieweit die Aufstellungen Aschers Berechtigung mit fich führen. Eine wesentlich statistische Arbeit muß notwendigerweise mit einiger Vorsicht betrachtet werden. Jedenfalls aber find die gezogenen Schlüsse von zwingender Schärfe, und nur gegen ihre Borausfehungen, das zugrunde gelegte statistische Material, tönnte eine etwaige Stritit fich wenden. Aber selbst unter der Annahme, daß jede der vom Verfasser aufgestellten Thesen( Behauptungssäge) einer späteren Widerlegung anheimfallen sollte, ihr Verdienst, in durchaus sachlicher Weise ein zu Unrecht begrabenes hochwichtiges Thema der notwendigen weiteren Bearbeitung erst wieder zugänglich gemacht zu haben, muß ohne Minderung bestehen bleiben! Dr. Ernst Thesing.
Kleines feuilleton.
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tg. Holzfäller. Jm grauen Morgenlicht stellen sie sich ein, langsam, mit schweren Schritten. Die Art ist geschultert, am Arm hängt die Säge. Bald darauf schrillt es durch den Wald, und ein Hase sett mit gewaltigen Sprüngen durch das Unterholz. Auf einer Lichtung äst ein Rudel Rehe. Beim ersten Ton der Säge heben alle jäh den Kopf und stehen unbeweglich, die Augen dorthin gerichtet, wo der Lärm anhob. Ein großes Verwundern kommt in die schlanken, aufmerksamen Tiere. Wer brach in diese Stille, in diese wundersame Einsamkeit, und störte den heiligen Frieden? Wohl hallte auch hier zuweilen des Jägers Schuß, und ein Tier brach zusammen. Aber das da das sind doch keine Jäger! So viel weiß auch ein Rch. Die dort mit freischendem Werkzeug in die Rinde fahren, töten nicht has und Neh die morden die Bäume. Deren Magen und Jammern, deren Todesruf ist's, die in wüstem Konzert die Ruhe dieser stillen Waldecke vernichten. Schon wantt so ein alter Stamm; dann prasselt's auf in den Nachbarbäumen, Aleste brechen knackend herab, und mit einem gewaltigen Strach stürzt
ein Riese zur Erde,
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Schon sind die Rehe verschwunden. Aber noch einmal tauchen sie auf, dem Auge kaum sichtbar, weit, weit hinten fliehen sie über den Weg, leichte Spuren in der dünnen Schneedecke zurücklaffend.
Weiß, wie eine gehäkelte Dede, liegt's ringsum über dem dunkelgrünen Moos, dem Laub und den verwelften Kräutern. Und aus dem Weiß ragen die braunschwarzen Stämme empor. Gestern noch breitete die Decke sich unzerrissen aus. Schön war's hier und still und feierlich. Die Sonne blitzte an den befrorenen Baumstämmen, und Has und Reh und Baum hielten gute Nachbarschaft. Jetzt treten die schweren Stiefel der Holzfäller auf dem weißen Gewande der Erde herum, und mit der Harmonie ist's borbei. Ein halbes Dubend Männer müht sich um den gefallenen Stamm. Die einen zerlegen ihn in meterlange Stücke und zerschneiden ihn, als sei's ein Hering auf dem Teller. Die anderen richten so ein dides, rundes Meterstück mühsam empor, als wollten sie den Zerstüdelten wieder ins Leben bringen. Aber es ist nur Schein. Nur ein Manöver, um ihn noch fleiner zu machen. Denn nun kommen sie mit eisernen Keilen und treiben dem Stück so ein Ding in den Leib, daß es aufächst, knirscht und mit einem Schrei auseinanderfällt. Das wiederholt sich noch einige Male, bis so ein Riesenbaum endlich ganz tot ist, zerftüdelt und gevierteilt in einem schön geschichteten Haufen beieinander liegt und nichts mehr sagt. Ganz tot? Nein. Denn im Ofen nachher schlägt noch einmal das Leben empor und wehrt sich mit leisem, Inisternden Gesang gegen die völlige Vernichtung.
Allmählich ist's Mittag geworden. Aus dem grauen Winterhimmel blinzelt ein wenig die Sonne. Schon hat sie einen etwas freieren Durchblick hier unten als sonst. Breite Wipfel liegen zerbrochen am Boden und wehren den Strahlen nicht mehr, die spärlich durch die Wolken riefeln. Auf einen alten, schon gebeugten Riesenstamm treffen fie; wie füffiges Gold läuft's an der schwarzen, narbigen Rinde hinab. Dann beleuchtet's die schäbigen Hüte der Holzfäller, die am Fuße des Baumes fizen, wirft einen flüchtigen Schein in die Augen der Speisenden und versentt sich neugierig in
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Ein einsamer Wanderer geht in einiger Entfernung vorüber und sieht erstaunt und untvillig auf die Bernichtung. Da ist wieder ein schönes, idyllisches Plätzchen dahin! Der Husten kommt ihn an, Die Hunde begrüßen den Geärgerten auch schon mit einer lieblichen Tonleiter." Schöne Gegend!" Der Wanderer flieht wie Has und Reh.
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" Wenn's schon duftet" sagt Christian, der fleine Holzfäller mit der aufgestülpten Nase und den lustigen Augen, wenn's schon duftet und zündet sich eine gehörige Pfeife an. Dann läßt er den Blick betrachtend an dem alten, schiefen Baum hinaufgehen, schiebt sich den Hut ins Genick und meint:" Ja, ja, Groß bater, nu kommen wir auch dran. Bist alt genug geworden, kannst nicht mehr grad' stehen weg mit dir!" Christian wendet sich seinem Gegenüber zu, einem Graubart, der schläfrig blinzelnd ins Feuer starrt: Möcht'st so alt werden wie der da, Theodor?" Theodor hebt erschrocken die Lider:" Ha?"
" Hal" Christian springt auf: Seit ist's zum arbeiten." ' s wird falt heut, ja," erwidert Theodor. Ich spür's in allen Knochen."
Bald darauf schreit und kracht es wieder durch den Wald. Theodor und Christian haben sich den Goliath vorgenommen, der borhin noch seinen Wipfel über ihr Haupt streďte. Ein mühsames Stück Arbeit. Der Baum ist knorrig und läßt eine Säge flingend zerspringen. Aber als sie die zweite Schneide bis zur Mitte haben, gibt's plötzlich ein Krachen, und den Arbeitenden fliegt eine ganze Ladung Holzstaub ins Gesicht.
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Pfui Deibel!" Christian hat einen Sprung gemacht. ist ja hohl!"
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" Ja," echot der schwerhörige Theodor,.jekt ist ihm wohl." Die Sonne verkroch sich; die Dämmerung fommt. Theodor hatte recht: sehr talt war's geworden. Aber von den Stirnen der Holza fäller tropft der Schweiß und fällt in den zerstampften Schnee. " Feierabend!" Art und Säge schweigen.
Die Männer füllen die plumpen, vierrädrigen Karren, die Pfeife wird entzündet- Hüh!" Die Hunde legen sich in die Stricke, jeder Mann hilft seinen Karren schieben, bis sie auf ebenem Wege sind. Dann zieht die Karawane in langfamem, bedächtigem Schritt dem häuslichen Herde zu.
Hinter einem Gebüsch taucht eine alte Frau hervor. Scheue Blide um sich werfend, füllt sie die Schürze eilig mit Spänen und Reisig und ist gleich darauf wieder in der Dämmerung vers schwunden.
ist's: zerstampft das Moos, zertreten der Schnee, verwüftet alles. Einsam, grau liegt der Wald. Wie ein fleines Schlachtfeld
Aber wenn der Frühling kommt und der Sommer, wird neues Leben hervorquellen aus der Erde. Und wo die Schweißtropfen niederfielen, sprießen bunte Blüten aus grüner Decke: die kleine Waldnelfe, die blaue Glockenblume und die rote Erika.
kh. Aus dem Leben eines Luftschiffers. Der Tod des bea fannten englischen Luftschiffers Stanley Spencer wird aus Malta berichtet, wo er auf der Rückreise von Kalkutta dem Typhus erlegen ist. Ein Leben voller Abenteuer mit vielen wunderbaren Rettungen aus höchster Lebensgefahr hat damit seinen Abschluß gefunden. Spencer stammte aus einer Luftschifferfamilie; schon fein Vater und sein Großvater befaßten sich mit dem Bau von Ballons. Stanley Spencer , der nur ein Alter von noch nicht vierzig Jahren erreichte, hat in fast allen Ländern der Erde seine kühnen Auffahrten unternommen und zahlloje Male den Abstieg im Fallschirm gewagt. Immer war es ein beliebtes Schauspiel, den Verwegenen aus schwindelnder Höhe im Fallschirm niederkommen zu sehen; nur in China hat er sich einmal damit mißliebig gemacht. Auch dort produzierte er vor den erstaunten Söhnen des Himm lischen Reiches einen solchen Abstieg im Fallschirm, und er hatte den unerwarteten Erfolg, daß viele ihm nacheifern wollten, indem sie sich von ihren Dächern herabstürzten, aber ohne den Fallschirm zu Hülfe zu nehmen. So wurde Spencer die unschuldige Ursache von einer Reihe von Todesfällen, und die Regierung sah sich ber anlaßt, den gefährlichen Fremdling des Landes zu verweisen. Oft genug entging aber auch Spencer selbst nur mit Inapper Not bei feinen Fahrten einem jähen Tode, manches Mal ist er mit Bootshaten aus Flüssen und Seen und sogar aus dem Meere aufgefiſcht worden, und einmal hatte er danach auch das Vergnügen, feine eigene Todesanzeige in den Blättern zu lesen. Einen sehr gefähr lichen Sturz erlebte er in Hongkong . Ein Mann, der eines der vom Ballon herabhängenden Seile hielt, ließ im entscheidenden Augenblick nicht rechtzeitig los und zerrte dadurch an seinem Strick, so daß die Ballonhülle einen Riß bekam. Spencer wollte indessen seine Zuschauer nicht enttäuschen und beschloß, die Fahrt trok dieser