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die 7% Stunden hindurch beibehalten wird, ein anderer Flyer" mit progrejjiber Geschwindigkeit ein. Zwei Umstände sind es vor die 632 Kilometer lange Entfernung von London nach Edinburgh . allem, die den Kabinetten dem Garaus gemacht haben: das Aufs Sie alle schlägt bei weitem der Empire State Expreß", der New blühen der Cafés und die Umgestaltung des Zeitungswesens, das York in 84 Stunden mit Buffalo verbindet und diese 707 Kilo neben auch die Verbilligung der Romane auf den Normalpreis von meter mit 85% Kilometer Durchschnittsgeschwindigkeit zurüdlegt. 3,50 Fr., der fich in Wirklichkeit bei den Boulevard- Buchhandlungen Eben diefelbe Schnelligkeit bringt der geschwindeste deutsche Zug noch auf 3 Fr. reduziert. In den Cafés kann man eben beim zwischen Wittenberge und Hamburg nur ohne Anhalten und auf ein Apéritif die Zeitungen lesen, für die man sich interessiert, ohne eine tnappes Viertel diefer Entfernung zustande. Eine mindestens ebenso besondere Lesegebühr entrichten zu müssen, allerdings mehr offiziell bewunderungswürdige Leistung hat die Paris - Lyon- Mittelmeerbahn denn wenn man seine Zeitung regelmäßig eingehändigt haben in diesem Winter eingeführt, wo sie einen Zug zwischen Paris und will, ist es ratsam, ein Trinkgeld zu spenden, das ein Abonnement Nizza in 13% Stunden verkehren läßt. Die Entfernung beträgt im Lefekabinett wohl aufwiegt. Die Revolution im Zeitungswesen 1087 Kilometer, die durchschnittliche Geschwindigkeit also 80% Stilo - gipfelt aber insbesondere in der Schöpfung des Sou- Blattes, das meter pro Stunde. Eine Leistung, die die Berlin - Halleschen für jedermann erschwinglich ist. Aber auch der Inhalt der Zeitungen Schnellzüge, die unterwegs nicht anhalten, nur zwei Stunden Tang hat sich wesentlich geändert. Von einigen löblichen Ausnahmen ab aufwenden, soll dieser Zug, froß oftmaligen Anhaltens, Wasser- gesehen, bieten die Zeitungen nicht wie einst solide, auf die Sache nehmen, Maschinenivechsels, beinahe siebenmal so lange fortfehen. eingehende, belehrende Artikel, sondern fnappe, pointierte Entre Dabei sind wir denn zu den großen Entfernungen von mehr filets, Telegramme und möglichst viel Reportage im amerikanischen als 1000 Kilometer gelangt, für die es in Deutschland beinahe Stile. Darum bedarf es auch nicht mehr wie einst einer Gelassens schon an Vergleichen fehlt. Wenigstens reichen die paar inter- heit des Gemütes und der äußeren Ruhe, um sich den Inhalt eines nationalen Züge, die bei uns ähnliche Entfernungen durchmessen, Beitungsblattes anzueignen. Man kann das ebenso gut im Waggon über eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 bis 65 Kilometer in der Untergrundbahn, auf der Imperiale der Omnibusse, beim Effem der Stunde nicht hinaus. Letztere Ziffer bezeichnete die Schnelligkeit, im Restaurant und selbst durch das Gedränge des Boulevards welche die Expreßzüge der New Yorker Zentralbahn nach Chicago publikums schreitend erledigen. Auch der Journalist von heute, ein vor etwa 12 Jahren besaßen, als sie die 1550 Kilometer von New moderner Nervenmensch, besorgt drängende Schreibarbeiten beim York bis Chicago in 24 Stunden zurücklegten. Das Welt- jurrenden Geräusch des Kaffeehauses, zwischen vorüberjagenden ausstellungsjahr 1903 brachte dann einen plöglichen Fortschritt. Sellnern, vom hereindringenden Straßenlärm unt bon indiskret Sowohl die Zentralbahn als die um 90 Kilometer fürzere Benn- fchreienden Tischnachbarn umbehindert, vielleicht besser als in der sylvaniabahn ließen täglich einen Luruszug in 20 Stunden zwischen religiösen Stille der Lejefabinette. Chicago und New York laufen, der auf der Pennsylvaniaeisenbahn 73, auf der New Yorker Zentralbahn 77% Kilometer Durchschnitte geschwindigkeit entwidelte. Die absolute Fahrgeschwindigkeit dieser Züge auf den freien Streden mußte meistens 100 Kilometer, oft noch mehr betragen, um die Aufenthalte und die Durchfahrt durch einige hundert Stationen auszugleichen. Am 11. Juni 1905 ließ plöblich die Pennsylvaniaeisenbahn einen 18stündigen Zuguszug von brei prachtvoll eingerichteten Wagen zwischen New York und Chicago verkehren und fündete an, daß dieser Twentieth Century Limited Expreß" fortan täglich verkehren würde. Nur für die Stunden der Mahlzeit wurde noch ein Speisewagen angehängt, aber auch für die übrigen drei Waggons erwies sich auf den Steigungen des östlichen Mittelgebirges Lokomotivvorspann erforderlich. Die Durchschnitts, geschwindigkeit des Zuges betrug 81 Kilometer. Eine Woche später ließ die Zentralbahn über ihre längere Route einen noch fürstlicher ausgestatteten Luguszug mit derfelben verkürzten Jahrzeit lansen, seine durchschnittliche Geschwindigkeit waren 86 Stilometer stündlich, feine wirtliche Schnelligkeit an vielen Stellen der Linie 110 bis
120 Kilometer, an anderen nur 60 bis 70.
Fünf Tage lang ist dieser Expreßzug der schnellste der Erde auf größere Entfernungen gewesen. Am 22. Juni entgleifte er, als er mit einer Geschwindigkeit von 112 Kilometer in den Bahnhof Mentor( Ohio ) hineinfuhr, infolge einer falsch gestellten Weiche und bildete in der nächsten Minute einen brennenden Trümmer haufen, aus dem über 20 Tote und viel mehr Verwundete herausgezogen wurden. Seitdem ist die frühere Fahrzeit von 20 Stunden twieder hergestellt. W. Berdro wv.
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Kleines feuilleton.
Das letzte Lesekabinett. Seit dem neuen Jahre ist Paris , so wird dem Pester Lloyd" von dort geschrieben, um eine historische Institution ärmer geworden. Das letzte Lesefabinett hat seine Pforten gefchloffen. Baedeker nennt noch in seiner Auflage von 1905 drei Cabinets de Lecture", allerdings mit dem Zusate, daß diese Einrichtung ihre frühere Bedeutung berloren habe. Nun ist das flackernde Lebenslicht auch der letzten der einst so berühmten Unternehmungen still erloschen.
Viele trauernde Hinterbliebene sind diesen nicht beschieden. J den letzten Lesekabinetten fah man die Getreuen siken, alte Herren mit gelblich- weißen, großen Bärten, mit riesigen Brillen und flatternden, schneeigen Loden. Sie famen täglich zur bestimmten Stunde, bergruben ihre Köpfe in die Zeitungen, in ihre alten, feit Jahrzehnten vertrauten, ihnen sozusagen angetrauten Zeitungen und blickten nur wütend auf, wenn eine Brummfliege schamlos durch das heilige Schweigen raste. Aber ach, die schneeigen Loden wurden immer dünner, und dann blieb von den Lodenträgern einer nach dem anderen aus und kam nicht mehr wieder. Zum Schlusse schmolz die alte Garde so zusammen, daß fie die geliebten Räume nicht mehr zu verteidigen vermochte. Aber fich ergeben, in das brutal lärmende, stimmungs- und rüdsichtslose Kaffeehaus über und der letzte Leser des gehen wird sie nicht! Wie lange noch, letzten Lejefabinetts wird dorthin gegangen fein, wo feine Brumma fliege mehr die Stille stört. In das Gewölbe des allerlebten Kabinetts jedoch bricht die Neuzeit mit ihrer falten Geschäftigteit ein. Und wenn die Fliege mit frecher Familiarität fünftig durch den Raum schwirrt, wird ein junger Kommis eine Klatsche nehmen und sie gemütlos totschlagen.
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hg. Wie entsteht die Elektrizität der Luft. Die elektrische Natur des Gewitters ist seit länger denn einem Jahrhundert unwiderleglich be wiesen; aber damit ist erst die eine Hälfte der Arbeit getan, und zwar die geringere, die größere Hälfte, nämlich die Beantwortung der Frage: Woher stammt die Elektrizität, die im Bliz zum Ausgleich gelangt, hat zwar für viele Forscher einen Anreiz gegeben, fich mit ihr zu beschäftigen, aber erst jetzt hat man einen Weg be treten tönnen, der vielleicht zur ihrer Beantwortung führt. Wie die Luftelektrizität Selbst international ift haben auch Angehörige wohl aller Kulturnationen fich damit beschäftigt, au ergründen, wie die Luftelektrizität entsteht und wie sie sich verbreitet. Und merkwürdig: Gerade diejenigen hervorragenden Physiker, die die Frage der Beantwortung ein bedeutendes Stück näher geführt zu haben schienen, hatten, bon falschen Voraussetzungen ausgehend, auf Grund ihrer an fich richtigen Beobachtungen irrige Theorien auf gestellt, die, weit entfernt, die Erklärung zu fördern, fie vielmehr bemmten und verzögerten. Solche der Beachtung würdige, aber erst vom Gesichtspunkt einer richtigen Theorie aus brauchbare Arbeiten lieferten vornehmlich der Franzose Coulomb, der Italiener Matteucci, der Deutsche Nahrwold und auch der Engländer J. J. Thomson, der in der allerjüngsten Zeit viel zu der nach dem heutigen Standpunkt Dem Kenner der Literatur- und Kulturgeschichte von Paris , der Wissenschaft richtigen Erflärung beitrug, hat noch vor einem besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ist das Institut Jahrzehnt geradezu falsche Ansichten vertreten. Sie alle stellten nach der Lefekabinette wohlvertraut. In der Bibliothek der Madame einander die Lehre auf, daß die atmosphärische Luft an und für Cardinal in der Rue des Canettes zum Beispiel verkehrten Berühmt- fich nicht im stande sei, Elektrizität aufzunehmen, daß diese vielmehr heiten wie Montalembert, Dumas, Flaubert , Barbey d'Aurevilly. geknüpft sei an das in der Luft in Gestalt von Dampf oder kleinen Auch die in Paris lebenden deutschen Schriftsteller, wie Heine, Börne, Bläschen enthaltene Wasser und an den ebenfalls in ihr zerstreuten Herwegh , ließen sich in die Lesekabinette einschreiben. Gegen einen Staub, und von ihnen ging auch die Behauptung aus, daß die mäßigen Monatsbeitrag konnte man hier nach Belieben eintreten, Menge der in der Atmosphäre oder, wie man fälschlich glaubte, in die neuesten Journale des In- und Auslandes sowie die wichtigsten ihren feuchten oder festen Begleitern enthaltenen Glektrizität von der Rebuen lesen und Korrespondenz erledigen. Auch größere Literatur- Temperatur abhänge. Die beiden Wolfenbütteler Gymnasiallehrer werke, besonders die neuesten Romane, waren da zu lesen, in mög- Geitel und Elster, durch ihr erfolgreiches Zusammenarbeiten in der lichst viele Teile zerschnitten und in Mappen geheftet. In jener wissenschaftlichen Welt hochangesehene Diosturen, haben dagegen Zeiten, wo die Romanbände noch recht teuer waren und Dumas, nachgewiesen, daß die Luft um so reicher an Elektrizität ist, je ges Sue, Viktor Hugo ließen es selten bei einer geringen Zahl von ringer ihr Wassergehalt und je staubfreier fie ift. Diefelben beiden Bänden bewenden, wurde ein großer Teil der Auflagen in den Gelehrten haben auch durch jeweiligen Ausschluß oder jeweilige Lesekabinetts konsumiert. Die Dichter famen dabei natürlich weit Zulassung von Licht nachgewiesen, daß dies auf die Ent schlechter weg als heutzutage, to selbst seichte Modeschriftsteller Aufstehung der Elektrizität ohne Einfluß ift. Doch darf hier Tagen von über 100 000 erreichten, aber ohne die Kabinette hätten bei nicht unerwähnt bleiben, daß dadurch noch nicht der die Verleger in vielen Fällen nicht einmal die Herausgabe ristiert. bündige Nachweis dafür erbracht ist, daß die Strahlung Der eigentliche Aufschtung der Lejefabinette fällt in die Zeit der Sonne nun völlig ohne Einfluß auf die Bildung von Elektrizität bon 1820 bis 1860. Jm erstgenannten Jahre gab es in ganz ist, denn außer jenen Strahlen, die unser Auge als Licht wah Paris 33, im letzten mehr als 200. Tann aber trat ein Verfall nimmt, sendet unser Zentralgestirn auch Strahlen von anderer
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