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Kirchenwesen, die dann wieder gar zu oft in leichtfertige Weltlichkeit| Schweizer Botaniker Nägeli auf eine Anzahl von Pflanzen­umschlug, konnte wahrlich keine guten Früchte tragen, dazu war die gattungen aufmerksam gemacht, deren Arten da, wo sie allein vor Kirche und ihre Diener immer ungeeigneter geworden, das Schul komment, keine Bodenart verschmähen; treten aber zwei Arten zu wesen zu leiten. Die Lebensweise der Priester und Chorherren war gleicher Zeit auf, so bekämpfen sie sich gegenseitig um in der auch in Zürich immer zügellofer und wilder geworden. Ganz allgemein Sprache des Boltsglaubens zu reden bis eine unterliegt und ging die Klage, daß die Chorherren das Kirchengut mit liederlichen auswandert. Jede Art kommt dann für die Folge nur auf einer Jungfrauen berpraßten. 1485 muß der Rat ihnen verbieten, bestimmten, aber anderen Bodenart vor. Solche Fälle sind bei der den Gottesdienst nicht durch lästerliches Brett, Karten- und Würfel Schafgarbe, bei Enzianen, Alpenrosen und anderen Pflanzen be­spiel in ihren dicht neben der Kirche gelegenen Wohnungen zu obachtet worden. Eine unbedingt zutreffende Erklärung hat man stören. für das sonderbare Verhalten dieser Pflanzen noch nicht gefunden. Daher beginnt auch in der Schweiz neben den kirchlichen Latein- Bei anderen Fällen einer Sympathie oder Antipathie konnte als schulen die Aera der deutschen Schulen, und damit der Uebergang Ursache der Erscheinung die Notwendigkeit einer Fremdbestäubung zu Gemeinde- und Staatsschulen statt der Kirchenschulen. Andere durch Insekten festgestellt werden. Wenn Pflanzen mit für Insekten Gegenden und Städte Deutschlands hatten mit der Gründung von auffallenden Blüten und solche mit minder auffälligen Blüten durch­Gemeinde- und Stadtschulen weit früher den Anfang gemacht. So einander stehen und gleichzeitig blühen, so ist es erklärlich, daß die waren in Lübeck 1262 Rese-, Schreib- und Rechenschulen, in Mehrzahl der unscheinbar blühenden Pflanzen unbestäubt bleibt, Wismar 1279, in Hamburg 1281 errichtet worden, nicht ohne weil die Insekten zunächst die auffallend blühenden Pflanzen be daß die Geistlichkeit sich mit allen Mitteln derartigen Gründungen suchen und für deren Begattung in erster Linie sorgen. Nach und widersetzt hätte. 1491 wird zuerst in Zürich eine deutsche Schule nach müssen die unscheinbar blühenden aussterben, weil sie weniger und mit ihr ein Lehrer Wirz als Kinderlehrer" erwähnt, 1505 Urban, von den Insekten besucht und somit auch weniger bestäubt werden. der deutsche Schulmeister", sowie 1513 Whß, der Kinderlehrer. Andererseits ist folgender Fall scheinbarer Sympathie denkbar. Neben den deutschen Stadtschulen nimmt das Privatschulwesen einen Unter vielen Pflanzen mit unanjehnlichen Blumen blühen gleichzeitig mächtigen Aufschwung. Dieser hatte zwar schon das ganze Mittel vereinzelt andere Pflanzen mit recht auffallenden Blumen, welche alter hindurch geblüht. Pfarrer und Schreiber, die nicht selten als Infekten anlocken, die, weil ihnen die auffallenden Blumen nicht fahrende Gesellen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf zogen, genug Nahrung bieten, dann auch die unscheinbaren Blüten bes unterrichteten die weit von den Städten wohnenden Kinder im suchen. Oder aber die Pflanzen mit unscheinbaren Blumen Rechnen, Lesen und Schreiben. Unter dem Bürgermeister Waldmann entfalten ihren Flor erst dann, wenn die auffallenden wird eine solche Privatschule des Schreibers Antonius erwähnt. Blumen mit dem Blühen nachlassen. Die Insekten sind an den Befagter Schreiber flagte aber bitterlich über die üble Gewohnheit Besuch der betreffenden Stelle gewöhnt worden und besuchen dieselbe vieler seiner Schüler, indem er ausruft: Lernen will wohl jeder, auch noch, wenn nur die weniger auffälligen Blumen blühen. Jedes­bezahlen aber nicht". mal haben aber die Pflanzen legter Art einen Vorteil durch die Dadurch scheint sich das damalige Zeitalter vorteilhaft von Anwesenheit der andern Pflanzen. Die Auffälligkeit der Blumen unserem heutigen unterschieden zu haben, in welchem mancher etwas fann sowohl in der Farbe wie in dem Duft liegen. umsonst lernen könnte, aber dies nicht will. Ueber die Ein anderes Beispiel scheinbarer Sympathie. Höhe des Schulgeldes ist nichts erwähnt, es scheint aber Quedlinburger Handelsgärtnerei wurde beobachtet, daß zwei allgemein recht viel genommen worden zu sein. Von München Schlingpflanzen zur Blütezeit Wespen und Hornissen in großer wissen wir, daß Ausgang des 13. Jahrhunderts das Schulgeld Bahl herbeilodten, zivar derart, daß Weinpflanzen, 48 Pf. betrug und daß diese Summe auch bezahlt werden mußte, die 160-500 Meter von den Schlingern entfernt standen und die wenn der Schüler aus irgend welchen Ursachen die Schule nur acht sonst sehr unter Wespenfraß zu leiden hatten, jetzt verschont blieben. Tage besucht hatte. Daher die allgemein eingeriffene Drückebergerei Die Lebensgeschichte der wirtswechselnden Schmarozzerpilze ist vom Schulgeldzahlen. In Zürich hatten die Lehrer der beiden firch heute bekannt; was lag aber vor Erkenntnis derselben näher, als lichen Schulen am Groß- und Fraumünster schon im 13. Jahrhundert Antipathie anzunehmen, wenn man sah, daß das Getreide in der mit einander das Abkommen getroffen, feinen Schüler bei Ueber- Nähe der Berberigen erkrankte, daß weiter Birnbäume unter der fiedelung in einen anderen Schulsprengel aufzunehmen, der vorher Anwesenheit von Sadebäumen, Erbsen bei solcher von Wolfsmilch nicht beim alten Lehrer sein Schulgeld bezahlt habe. zu leiden hatten.

In der Schweiz wirkte besonders Zwingli , der 1525 selbst Lehrer am Großmünster geweien war, für eine bessere Ausgestaltung des Volksschulwesens. Doch waren die Fortschritte im allgemeinen spär­lich. Zwar errichtete Basel schon 1540 deutsche Gemeindeschulen, dagegen folgte Bern diesem Beispiele erst 1616. Späterhin scheint in Zürich das Schulwesen arg in Verfall geraten zu sein. Wenigstens sieht sich im Jahre 1693 der Rat der Stadt veranlaßt, folgende Er mahnung an seine Bürger zu richten: Man habe mit Mißfallen bernommen, daß einige Bäter ihre Söhne nicht mehr in die Deutsch - und Lateinschulen schicken, sondern in Nebenschulen oder Hauslehrern übergeben, wodurch sie von dem Kirchgahn und ge­meiner Ufficht abgezogen und also erfrechet werden, daß leider unter ihnen das Spielen, Fluchen und unanständiges Gewühl auf der Gaß und selbst im Hus des Herrn so zugenommen, daß remedur erforderlich."-

In einer

Wenn von zwei Pflanzen gleicher Art, die nebeneinanderstehen, die eine eingeht, so ist es feine Seltenheit, daß die Ueberlebende sich so sehr über den Tod des Genossen grämt", daß sie keine Frucht mehr anseßt. Der Volksglaube macht flugs Sympathie daraus. Die Wissenschaft erklärt das Ausbleiben der Frucht durch das Fehlen eines für die Bestäubung notwendigen anderen Individuums der­selben Art.

So sehen wir die mystischen Fälle sympathischen oder anti­pathischen Pflanzenlebens sich auf einfache Weise aufklären; und da, wo Erklärungen einstweilen noch fehlen, dürfen wir solche von der Bukunft erwarten.

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Notizen.

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Gorti soll lebensgefährlich erkrankt sein. Paul Linsemann wird wieder, wie seit mehreren h. Sympathie und Antipathie im Pflanzenreich. Maiblumen und Jahren, mit seiner Schauspielgesellschaft vom 1. Mai an im Carl Rosen soll man nicht zusammen in ein Wasserglas stellen, und Reseda Schulze- Theater in Hamburg und im Residenz- Theater in Dresden soll man auf fein Rosenbeet ausfäen, denn diese Blumen vertragen Vorstellungen geben. fich nicht miteinander", das ist weit verbreiteter Volksglauben. Das Wiener Bürger- Theater hat ein neues Filia Dieser Glaube ist alt, er stammt aus der Zeit, da man den Pflanzen Studentenstück von Ferdinand Wittenbauer : eine Seele zuschrieb. Dann fennt der Volksglaube auch hospitalis" erworben. Pflanzen, die einander auch günstig beeinflussen. So foll Dstar Strauß' neue Operette Hug Dietrichs ein welkender Rosenstrauch durch einen frischgepflanzten Lauch wieder Brautfahrt" gelangt noch in dieser Spielzeit am Carl­zu neuem Leben erweckt werden. Andere Pflanzen sollen Theater in Wien zur ersten Aufführung. einen Einfluß auf die Gestalt ausüben, so muß der Efeu unregel mäßige Blätter hervorbringen, wenn er mit einem Schiefblatt ( Begonie) in einen Topf gelegt wird.

Nicht allein der Volksglaube hat sich mit Sympathie und Anti­pathie im Pflanzenreich beschäftigt, auch der Gelehrte machte diese Erscheinung zum Gegenstand seiner Untersuchungen. Manches, was der Volksglaube predigte, fand eine gewisse Bestätigung; manche fanden die Erklärung darin, daß den Pflanzen eine Seele zu gesprochen wurde, und als eigentlicher Mittler für die Sympathie und Antipathie wurde die Duftentwidelung und die Fähigkeit, äthe rische Geruchsstoffe aufzunehmen, hingestellt. Neuerdings wird das Thema eines Seelenlebens, oder, wie es heute treffender genannt wird, eines Sinneslebens im Pflanzenreich wieder zeitgemäß, und da dürfte wohl der eine oder andere Forscher da wieder einsetzen, wo die alten stehen geblieben sind und das Kapitel der Sympathie und Antipathie wieder aufichlagen.

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Professor Koch geht anfangs April nach Britisch Uganda ( Ostafrika ). Es handelt sich um die Erforschung der Schlaf­trantheit.

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t. Ein neues Metall wird jetzt unter dem Namen Viktor­Metall von England auf den Markt gebracht; es wird für Sandgießerei benußt und soll sich namentlich für Benutzung an Schiffen außer gewöhnlich eignen, da es der Einwirkung des Seewassers trefflich widersteht. Es ist noch etwas weißer als Neusilber und besteht zu etwa der Hälfte aus Kupfer, ferner zu rund 35 Proz. aus Zint, zu 15 Prozent aus Nidel und in geringen Beimischungen aus Aluminium und Eisen. Der starke Gehalt an Zink ermöglicht die billige Herstellung des Metalls. Bei der Ausführung der Mischung kommit es namentlich darauf an, daß der Bestand an Aluminium nicht zu hoch wird, weil er sonst eine Brüchigkeit des Metalls herbei­führt. Auf 100 Pfd. des Metalls sind nur etwa 50 Gramm Alu­minium notwendig. Die Gewinnung geschieht derart, daß zunächst Daß so etwas Aehnliches in der Pflanzenwelt egiſtiert, ist uns das Kupfer und das Nickel zusammen unter Borag geschmolzen und Streitig, nur passen die Bezeichnungen Sympathie" und dann das Aluminium, später das Zink zugesetzt wird. Das Viktor Antipathie" schlecht, went wir diefe Begriffe wie in der Metall wird in Barren gegossen. Zu Blech kann es nicht gerollt Anwendung im Menschenleben So auffassen. hat der werden, weil es dazu zu hart ist. Mors in x Medakteur: Hapa Meher Berlin Drud u Berlan Barmörts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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