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In einem Nebensaal hängen neben einer ganzen Reihe Porträts| bon trüger hauptsächlich Silhouettenbilder und Emaillen. Lebhafte Farben, bewegte Auffassung in dem Mienenspiel. Hier findet man deutliche Berührungspunkte mit der Portrait unst dieser Zeit. Auch die Glätte und Schärfe des Kolorits erscheint bis zu einem gewissen Grade dadurch begründet.
Den Abschluß der Ausstellung macht ein Panorama von Berlin , das vom Dach der Werderschen Kirche aus gemalt ist( 1835). Wie die oben schon angeführten Straßenbilder des alten Berlin zeichnet sich auch dieses umfangreiche Panorama durch viele Feinheiten in der Behandlung des Lichts aus, in dem Herausholen großer, dunkler wie heller Massen aus dem Häusergewirr, so daß der Eindruck nicht verwirrend, sondern ruhig ist. Es steckt viel feine Beobachtung und sichere Technik in diesem Werk und eine köstliche Unbefangenheit in der ganzen Art der Darstellung wirkt äußerst erfrischend.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt in der reichhaltigen Sammlung von Zeichnungen. Es tut sich uns da eine ganze Welt auf. Die Zeichnungen aller dieser Maler der Generation vom Anfang des 19. Jahrhunderts zeigen auch dem, der unter der fremderen Hülle einer älteren Technik nicht das Eigene zu entdecken vermag, Der Eintrittspreis für die gesamte Ausstellung( Nationalgalerie dem also die Bilder fremd anmuten, welche Fülle persönlicher und Neues Museum ) beträgt 1 Mark. Für Dienstag ist der Preis Anschauung und reifen könnens in diesen Künstlern, die erhöht auf 5 Mart. Wenn auch die Kosten einer solchen Ausman zeitweilig über die Achseln ansehen zu können glaubte, stellung, die einen so umfangreichen Apparat, so lange Vorarbeit steckte. Daher ist die Betrachtung, die Beschäftigung mit diesen erfordern, enorm sind, so erscheint es doch nicht gerechtfertigt, Arbeiten von erheblichem Wert. Sie enthüllen die Borzüge ganz. durch einen so hohen Eintrittspreis weite Schichten des Volkes Auch hier erleben wir Ueberraschungen, an die wir nicht mehr von dem Besuch der Ausstellung einfach auszuschließen. Das Beiglaubten. spiel der Sezession, die an Arbeitervereinigungen ermäßigte Billetts
Technisches.
Chodowiedis fleine Zeichnungen, die auf kleinstem Format zu 25 Pf. für ihre Ausstellungen abgibt, dürfte hierfür ein Vorbild solchen Reichtum an Beobachtungen zeigen! Speziell die Gruppe sein. Was eine Privatvereinigung kann, dürfte einen staatlichen der Nazarener wird hier ins hellste Licht gestellt, ihre zeichnerische Institut nicht unmöglich sein.Bedeutung flar hingestellt. Wie großzügig ist die Handschrift eines Rethel( 1816-1859)! Es spricht sich eine Kraft aus, zum Beispiel in dem energischen Kopf eines Mannes, der graphische Monatsschrift, die zu Weihnachten ein Preisausschreiben t. Photographische Schattenbilder. Eine photoseitlich blickt, dessen markiger Ton so lebendig wirkt. Daß ein Sch a do tv( 1789-1862) so biel Grazie besaß, wie er in dem einem neuen von Dr. Finlay ausgedachten Verfahren zur Herfür photographische Leistungen veranstaltet hatte, hat den Preis Bildnis einer fizenden Dame, einer Tänzerin, beweist, hätte man stellung photographischer Silhouetten zuerkannt. Zu ihrer Hernicht für möglich gehalten. Die Striche sind leicht und deuten nur stellung befestigt man über der Tür irgend eines Zimmers ein an, dann wieder zeigt er in mehreren Köpfen, die resolut in Schwarz weißes Laken oder ein Stück von dünnem Kaliko, wenn dieser nicht und Weiß hingesetzt sind, zugleich eine lebhaft malerische Anschauung. sehr dicht gestreift ist, und sebe die zu photographierende Person Das Haar steht meist dunkel als etwa zwei Fuß vor den improvisierten Vorhang. Es wird damit Masse, in weicher Tönung mit schönen Lichtern, gegen die helle gerechnet, daß die Aufnahme zur Abendstunde, also bei künstlicher Partie des Gesichts. Auch hier deutet er nur an. Ein Sprühendes Temperament offenbart er in der schnellen Erfassung des gewöhnlichen Beleuchtung des Zimmers so ein, daß der Kopf in der Beleuchtung stattfinden soll. Man stelle dann die Kamera bei der Moments. Unter den Nazarenern nimmt Cornelius neben den richtigen Stellung auf der Glasplatte erscheint. Dann stelle man in weichlicheren Schnorr, Genelli die erste Stelle ein. In seinen großen Entwürfen zeigt er ein äußerst feines, stilistisches in etwa zwei Fuß Abstand von dem Tuch auf und ſeze eine angedem anderen Raum, zu dem die Tür führt, einen Tisch, gleichfalls Empfinden, das oft an die Zeichnungen moderner Primitiven zündete Kerze darauf, so daß sich das Licht der Kerze der Linse der und Symbolisten gemahnt. Aber wie einfach, natürlich er sein fann, Kamera gerade gegenüber befindet, und zwar etwa in der Höhe das zeigt überraschend die Zeichnung des Ohrs der aufzunehmenden Person. Dann wird die Kamera eines im Sessel lehnenden Kindes. Da ist alles nur angedeutet in leichter Linie, die ununterbrochen den Eindruck hin- etwa zehn Zoll Magnesiumband an der außenstehenden Sterze abbereit gemacht und das Licht in dem Zimmer selbst ausgelöscht und schreibt, so fein und leicht, volle Naturwahrheit in restlos aufgelöster gebrannt, indem man das angezündete Ende des Bandes gerade Schönheit. Linse und eine photographische Platte von durchschnittlicher Güte bor das Licht hält. Diese Menge von Magnesiumband ist für eine berechnet. Zur Entwickelung der Photographie wird das gewöhnliche Verfahren benutzt, nur daß die übliche Menge von Bromit erscheint, wird der Schleier beseitigt, indem das Negativ einige berdoppelt wird. Wenn der Kopf im Entwickler leicht verschleiert Minuten in eine starke Reduktionsflüssigkeit getaucht, dann gründ Ammonium verstärkt wird. lich gewaschen und durch Anwendung von Quecksilberchlorid und Schattenbild des betreffenden Kopfes, wie es in gleicher VollDas Ergebnis ist ein sehr reizvolles kommenheit auf anderem Wege kaum gewonnen werden kann.
Danu tun wir einen schnellen Blick in die reiche Welt Schwinds. Die sanfte Tönung seiner Farben ist so fein der Märchenwelt angepast. Er erzählt uns darin von Schneewittchen und Rosenrot. Der Linienfluß ist leicht und sicher.
Neben Overbeck und Serok fällt die kräftige Art eines Horny auf( 1797-1824), die in der Breite des Vortrages so modern an
mutet.
Unter den Hamburgern ragt wieder hervor der bisher fast unbekannte Wa& mann( 1805-86). Seine entzückend feine Art, die Leichtigkeit des Moments zu erhaschen und in allen Tönungen den Reichtum der Erscheinungen festzuhalten! Er betont deutlich das Malerische. Aus Schwarz Weiß feßt er feine Eindrücke zusammen. Den Kopf meißelt er in den Lichtpartien fest heraus, die Schultern find schon nur leicht angedeutet. Er hat so farbige und breite Töne.
Auch Blechen( 1789-1840) bewährt sich als Zeichner. Seine geniale Art läßt schon ganz an die modernen Franzosen denken. Wie er mit schnell hingesezten Strichen eine Chaussee, Wiesen, sonniges Licht, Gestalten in bunten Kleidern gibt, das ganze als momentanen Eindruck und doch als Einheit, das ist bewundernswert. Er stellt alles auf Lichtwert und seine Zeichnungen sind voll von Atmosphäre.
Als dritter ist Hausmann( 1825-1886) zu nennen. Seine Aftzeichnungen haben einen schönen, weichen Ton. Aber auch da wo er nur aus Federstrichen den Eindruck zusammensetzt, zeigt er geistreiche Technit. Wie ungezwungen weiß er drei Frauen in Unterhaltung festzuhalten. Wie gibt er das Charakteristische und doch denkt er noch daran, die in Falten liegenden Kleider so reich als Masse dem Ganzen einzugliedern.
Dann folgen eine Reihe Namen, die an sich schon eine bestimmte Art andeuten. Thoma und Steinhausen, zwei feine und dem Eindruck eindringlich nachgehende Künstler. Ein eigenartiger Künstler wie Roß, der eine Waldstimmung am See so gibt, daß man fofort an Leistikow denkt. In vieler Beziehung ähneln sich Feuerbach und Marées. Man bewundert bei Marées die Sicherheit, bei Feuerbach die Kraft, die Gewalt. In einer Gruppe beieinander stehender Frauen gibt Feuerbach so volle, dunkle Töne. Der Entwurf zur Medea ist außerordentlich frisch in breiten Tönen angelegt.
Frische zeichnet auch die Münchener und die Düsseldorfer Schule aus. Defregger , Böcklin , Paffini sind da zu nennen. Ebenso Alt, dessen prächtig lebhafte Farbigkeit auffällt.
Dann sieht man noch sonnige Studien des eigenartigen K. D. Friedrich( 1774-1840). Den obengenannten Hamburgern schließen sich Runge mit phantastischen Kompositionen, Specter mit leichten Einfällen bunter Art an.
Humoristisches.
gc. Der Stein des Anstoßes. Ein amerikanischer Geologe erlaubte seinen Studenten, ihm vor jeder Vorlesung Proben von Steinen auf das Katheder zu legen, deren Namen er im Vortrage bestimmte. Ein Student machte sich nun eines Morgens den schlechten Wit, ein Stück Ziegelstein hinzulegen. Der Geologe bemerkte den Stein und begann ruhig seine Vorlesung. Dies hier, meine Herren," erklärte er, ist Buntsandstein, das hier Glimmerschiefer, das ist Quarz und dies hier er hielt den Ziegel in die. Höhe ist ein Stück
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Frechheit!"
Notizen.
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Von Scheffels Werken wurden bis jetzt in Deutschland 870 000 Bände gekauft. Der„ Trompeter von Säffingen" brachte es auf 274 Auflagen mit 325 200 Exemplaren. Vom Ekkehard" wurden 316 200 Exemplare abgesezt, Waldeinsamkeit" wurde in 7600, das Gedenkbuch" in 1600 Exemplaren vertrieben.
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Die Zeitschrift Charon ", Monatsschrift für Dichtung, Philosophie und Darstellung, ist mit Beginn des III. Jahrganges in den Verlag von K. G. Th. Scheffer in Leipzig übergegangen. Die erste Aufführung der Sophokleischen„ Anti gone " in der Uebersetzung von Vollmöller findet im Kleinen Theater am 28. Februar statt.
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Maeterlincks Märchenspiel Der blaue Vogel" ist vom Wiener Burg Theater erworben worden.- Drei Preise( 1000 m., 750 M. und 500 M.) fezt die Leipziger Ilustrierte Beitung" für Erlangung einer doppelseitigen Illustration( Ein Großstadtbild") aus. 8ur Teilnahme am Wettbewerb berechtigt sind die Mitglieder des Verbandes Deutscher Ilustratoren. -In Deutschland gibt es 35 Blindenschulen und 26 Blindenheime.
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Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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